Günstiger und oft leichter zugänglichStudieren im Osten
1. FAQ
Im Osten gibt es weniger zulassungsbeschränkte Studiengänge, die Gruppen sind klein und die Mieten günstig.
Nach dem Abschluss verlassen viele Absolvent*innen aufgrund der schlechteren Gehälter den Osten wieder – vor allem in strukturschwachen Regionen. Und wie sich ein Mensch von der Küste in Bayern manchmal fremd vorkommt (und umgekehrt), mag sich je nach Region und Dialekt auch nicht jede:r überall im Osten gleich wohl fühlen.
2. Begrüßungsgeld & leichter Zugang: Willkommen in Ostdeutschland
Während der Konkurrenzkampf um so manch Studienplatz im Westen Deutschland groß ist, müssen Hochschulen im Osten bangen, dass Studiengänge aufgrund zu weniger Einschreibungen gestrichen werden. Mittlerweile gibt es daher einige Kampagnen der neuen Bundesländer, innerhalb derer um das Studium im Osten geworben wird:
Es wird mit einzigartigen Studiengängen, guter Betreuung, Familienfreundlichkeit, niedrigen Lebenshaltungskosten und Internationalität um Studieninteressierte geworben.
Auch die Städte freuen sich über neue Einwohner*innen: in vielen Gemeinden im Osten werden Studierende mit einem Begrüßungsgeld willkommen geheißen, welches die Studis dazu motivieren soll, den Hauptwohnsitz in die Stadt zu verlegen.
Was für viele angehende Studierende allerdings relevanter als die Aussicht auf ein Begrüßungsgeld sein dürfte: Der Zugang zu ostdeutschen Hochschulen ist im Durchschnitt leichter. Der Anteil an zulassungsbeschränkten Studiengängen war in Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im Wintersemester 2023/2024 mit am geringsten.
Thüringen
(19,4 % des Studienangebotes sind NC-beschränkt) Mecklenburg-Vorpommern (21,6 % des Studienangebotes sind NC-beschränkt)
Sachsen-Anhalt (28,2 % des Studienangebotes sind NC-beschränkt)
Rheinland-Pfalz (24 % des Studienangebotes sind NC-beschränkt)
und Brandenburg (29 % des Studienangebotes sind NC-beschränkt)
3. Günstige Mieten & gute Betreuung
Mieten
Auch die günstigen Mieten machen ostdeutsche Städte äußerst attraktiv für Studierende. Viele Städte finden sich eher auf den hinteren und somit günstigeren Plätzen in dieser Mietkosten-Tabelle. Eine Ausnahme bildet das berlinnahe Potsdam, welches sich eher im Mittelfeld befindet. Ein 20-Quadrat-Meter-Zimmer für unter Euro in Greifswald oder Chemnitz? Kein Problem. In Heidelberg, Berlin oder Bonn kaum zu finden.
Zwar sind im Osten auch die Löhne niedriger, allerdings sind studentische Jobs oft Mindestlohn-Tätigkeiten und der Mindestlohn ist bundesweit gleich. Auch die Wohnpauschale vom BAföG beträgt bundesweit 360 Euro.
Setzt man ein Studium in Ostdeutschland also ins Verhältnis zu einem Studium in Westdeutschland, so ist es aus finanzieller Hinsicht auf jeden Fall attraktiv im Osten. Studieren ist hier günstig, aufgrund der schlechteren Bezahlung, die sich nach dem Abschluss bemerkbar macht, verlassen allerdings viele Absolvent*innen den Osten wieder. Mehr dazu unter Punkt 4.
Betreuung
Wer keine Lust auf überfüllte Hörsäle hat, wird wird an ostdeutschen Hochschulen oft bessere Bedingungen vorfinden. Das Land Mecklenburg-Vorpommern bewirbt das dortige Studium daher wie folgt: „In MV kommen eine Professorin oder ein Professor im Durchschnitt auf 50 Studierende – ein Spitzenwert im bundesweiten Vergleich.“ Auch Sachsen wirbt mit intensiver Betreuung.
4. Vorurteile & Vorteile
Immer noch existieren in vielen Köpfen Vorurteile gegen die ehemaligen DDR-Gebiete. Für einige ist es immer noch befremdlich, wenn man aus dem Westen zum Studieren in die „neuen“ Bundesländer zieht. Dabei steht die Mauer schon seit 30 Jahren nicht mehr, womit dieser Zeitraum länger ist als ihre Existenz von rund 28 Jahren (die DDR selbst hat es 40 Jahre gegeben). Der Bergriff „neu“ ist daher seltsam, im Sprachjargon aber geläufig. Seltsam, zumal das Gros der heutigen Erstsemester die DDR überhaupt nicht erlebt haben, sondern über zehn Jahre nach der Wiedervereinigung geboren wurden.
Oft wird dem Osten oft eine schlechtere Lebensqualität unterstellt, dabei handelt es sich gerade bei vielen Studienorte um quirlige Städte, in denen es sich günstig leben lässt und die kulturell einiges zu bieten haben. Nicht selten sind sie in wunderschöne Landschaften eingebettet.
Vielfältig: Kultur & Natur
Ob die Heimat von Goethe und Schiller in Weimar, die Frauenkirche in Dresden oder der Schlosspark Sanssouci in Potsdam – kulturell hat der Osten viel zu bieten.
Übrigens: Zwei der fünf ältesten Universitäten des Landes stehen in Ostdeutschland: Die Universität Erfurt (1379) und die Universität Leipzig (1409).
Aber auch Naturfans können sich freuen: Elbsandsteingebirge, Mecklenburgische Seenplatte, Ostsee oder Harz – alles im Osten der Republik zu finden.
Wusstest du, dass Mecklenburg-Vorpommern das Land mit den meisten Nationalparks in Deutschland ist? Gleich drei sind vorzufinden: Der Nationalpark Jasmund (Rügen), Nationalpark Müritz und der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
5. Akademiker-Abwanderung
Im Studium werden die Vorzüge des Ostens noch genossen, doch nach dem Studium ziehen die Absolvent*innen in den westlichen Teil der Republik. Dem Osten geht so der Personalnachwuchs verloren, in den er investiert hat.
Laut einer Erhebung der Studitemps GmbH laufen die Akademiker*innen vor Allem Sachsen-Anhalt (70 %) und Brandenburg (63 %) davon. Auch Thüringen kommt schlecht weg: 59 Prozent gehen woanders hin. Sachsen hat die treuesten Absolvent*innen – nur 24 % ziehen weg. Das mag daran liegen, dass hier große Städte wie Dresden, Leipzig und die Industriestadt Chemnitz angesiedelt sind.
In den anderen Bundesländern sind die Berufsaussichten schlechter und auch die Gehälter fallen im Osten allgemein geringer aus. So beträgt das Lohngefälle zwischen Ost- und West laut Statistischem Bundesamt satte 20 %.
6. Hochschulen in Ostdeutschland
Welche Hochschulen gibt es eigentlich im Osten des Landes und welche Fächer werden angeboten? Schau doch mal in unsere Datenbank:
7. Fazit
Wer im Osten studiert, kann sich vieler Vorteile erfreuen: günstige Mieten, gute Betreuung, leichter Zugang und Platz im Hörsaal. In der Freizeit gibt es viel zu entdecken: Ob Natur- oder Kulturlandschaft, die Bundesländer haben viel zu bieten.
Leider ist das Lohngefälle zwischen Ost- und West immer noch so groß, dass viele Absolvent*innen nach ihrem Abschluss in den Westen gehen.