Uni & HundStudieren mit Hund
Von Ann-Cathrin Hebel
Der Hund gilt seit Jahrtausenden als bester Freund des Menschen – die Sehnsucht nach einem Vierbeiner ist verständlich. Aber kann man sich einen Hund als Student*in wirklich leisten?
Vor der Adoption eines Hundes, sollte das Unterfangen gründlich durchdacht sein. Ein Hund ist schließlich ein Begleiter fürs Leben und wird dich auch noch nach deiner Studienzeit an deiner Seite sein. Es gibt Fragen, die es im Vorhinein zu beantworten gilt.
Ein Studium mit Hund erfordert auf jeden Fall ein hohes Maß an Organisation. Wenn du alles gut überlegt und vorbereitet hast, ist es durchaus möglich, einen Hund in seiner Studienzeit zu halten. Dieser Artikel soll dich bei deiner Überlegung unterstützen.
1. In Kürze zu Studium und Hund
Nein, Haustiere sind in Studentenwohnheimen i.d.R nicht erlaubt. Du solltest eine andere Wohnung oder WG suchen und explizit nach Erlaubnis für den Hund anfragen.
Das ist sehr unterschiedlich. Mindestens aber solltest du mit 60 Euro im Monat an Kosten für den Hund rechnen.
An den meisten Hochschulen sind Haustiere (mit Ausnahme von Assistenzhunden) laut Hausordnung nicht erlaubt. Lies dir also die Hausordnung durch. Manchmal gibt es informelle Regelungen.
2. Kann ich mir einen Hund zeitlich leisten? 🕰
Der Faktor Zeit wird oft unterschätzt. Ein Hund kostet vor allem Zeit und das jeden Tag. Der Vorteil am Studieren ist, dass es viel mit Selbstlernzeit verbunden ist, die zuhause verbracht wird. Und wer lernt nicht gerne mit einem Buch auf dem Schoß, während eine Hand den Hund krault?
Es ist allerdings durchaus Studienfach-abhängig, wie viel Zeit man zuhause verbringt. Klar, durch die aktuelle Krise sitzen wir alle mehr zuhause denn je – jedoch wird das auch wieder ein Ende haben. Die Geisteswissenschaften sind wohl ein klassisches Beispiel für einen hohen Lernanteil in den eigenen vier Wänden. In naturwissenschaftlichen Fächern mindern Laborstunden und Praktika die Lernzeit von zuhause aus. Und auch in den Rechtswissenschaften lernst du i.d.R in sogenannten Präsenzbibliotheken (wichtige Bücher sind nicht ausleihbar, weshalb du in der Bibliothek lernen musst). Ins Labor oder die Bib wirst du deinen Hund wohl kaum mitnehmen können (mehr zur Hundemitnahme unter Uni.
Den Hund einfach zuhause lassen? Das geht natürlich, aber zu lange alleine bleiben sollte ein Hund nicht. Katrin Umlauf vom Deutschen Tierschutzbund empfiehlt, einen erwachsenen Hund nicht länger als vier Stunden und maximal sechs Stunden alleine zu lassen.
Die Zeit, die du bei deinem Hund bist, sollte natürlich auch mit genügend Auslauf für ihn ausgestattet sein. Dafür muss einiges an Zeit einkalkuliert werden. Falls du ein*e Mitbewohner*in hast, sind dir diese möglicherweise dabei behilflich. Vielleicht übernimmst du im Gegenzug ja die Putzdienste (immerhin bringt so ein Hund für gewöhnlich etwas mehr Dreck in die Wohnung als ein Mensch). Auch als Paar kann man sich Zeiten gut untereinander aufteilen. Generell ist Hundehaltung im Hinblick auf die Zeit immer einfacher mit mehreren Personen.
Zu guter Letzt ist auch nicht zu unterschätzen, dass verschiedene Semester durchaus einen unterschiedlichen Zeitaufwand in Anspruch nehmen. Prüfe also, ob du auch die folgenden Semester Hund & Uni vereinbart bekommst.
3. Einen Hund in der Studentenwohnung halten? 🏚
Falls du noch keine Wohnung oder ein Zimmer hast, ist es ratsam, sich ein möglichst campusnahes Quartier zu suchen, so dass du in den Pausen zwischen den Veranstaltungen schnell nach Hause zu deinem vierbeinigen Freund fahren kannst. In einigen Städten ist es mit Hund schwieriger auf dem Wohnungsmarkt. Egal wo du wohnst, ein Hund sollte immer mit dem Vermieter abgeklärt sein (siehe Genehmigungen.) In Studentenwohnheimen sind Haustiere in der Regel leider verboten.
Studi-Wohnungen oder Zimmer sind oftmals klein – das ist aber kein Ausschlussgrund für das Halten von Hunden. So lange die Bedürfnisse des Hundes befriedigt werden und es mehrere Stellen gibt, an denen er sich hinlegen kann, sollte das kein Problem darstellen.
4. Genehmigungen und Einverständnis für einen Hund ✅
Bevor ein Hund bei dir einzieht, sind verschiedene Genehmigungen einzuholen. Da wäre zum ersten selbstverständlich dein Vermieter zu fragen. Ein generelles Verbot der Haustierhaltung in Wohnungen wurde im Jahr 2013 vom BGH aufgehoben. Jedoch kann ein Haustier in individuellen Fällen immer noch untersagt werden, beispielsweise wenn der Vermieter besorgt um den häuslichen Frieden ist. Listenhunde können generell verboten werden. Welche Rassen als Listenhund gezählt werden, ist allerdings von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.
Falls du in einer WG wohnst, ist natürlich auch das Einverständnis deiner Mitbewohner*innen einzuholen. Für den WG-Hund können im Vorhinein Absprachen getroffen werden, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden.
Abzuklärende Fragen wären zum Beispiel:
In welche Räume darf der Hund?
Wo schläft der Hund?
Was darf der Hund (nicht)?
Wie geht man mit Besuch um (der vielleicht Angst vor Hunden hat)
...
5. Darf ich einen Hund mit in die Uni bringen? 🐕🏫
Du überlegst, ob du deinen Hund mit in die Uni nehmen darfst – schließlich kann er so bei dir sein und du ersparst ihm längeres Alleinsein? In vielen Universitäten und Fachhochschulen sind Hunde grundsätzlich verboten (ausgenommen sind i.d.R Begleittiere wie Blindenhunde). Lies dir also die Hausordnung deiner Hochschule durch.
Manchmal können auch individuelle Absprachen mit den Dozierenden getroffen werden, die es dir ermöglichen, den Hund mit zu bestimmten Veranstaltungen zu bringen. Das geht jedoch nur, wenn der Hund gut erzogen ist und deine Kommiliton*innen nicht vom Lernen abhält. Bedenke, dass solche Ausnahmen meistens trotzdem gegen die Hausordnung verstoßen.
6. Wie viel Geld kostet ein Hund? 🐶💰
Dass man als Studi meistens nicht reich ist, ist kein Geheimnis. Daher ist es wichtig, vorher einmal zu checken, ob der Geldbeutel die Hundehaltung zulässt. Denn zu unterschätzen ist dieser Faktor nicht. Tierarztbesuche – das kennt sicherlich jedes Frauchen und Herrchen – können schnell mal unerwartet kommen und einiges an Geld verschlingen. Ein finanzielles Polster vorab ist daher unbedingt empfehlenswert. Auch falls mal Zubehör kaputt geht – sich Dinge wie ein neues Körbchen vom Munde abzusparen, ist eher suboptimal.
Im Folgenden gibt es einen kleinen Überblick über die einmaligen und laufenden Kosten. Das sind nur Richtwerte und es ist sehr individuell, was ein Hund tatsächlich kostet. Legst du wert auf hochwertige Ausrüstung oder tut es auch eine gebrauchte Leine? Kaufst du das Futter im Discounter (nicht zu empfehlen) oder hochwertiges Hundefutter im Fachhandel? Eine Gruppenstunde in der Hundeschule ist günstiger als das Einzeltraining und so fort…Wie du siehst: Die Kostenspanne ist sehr groß.
Einmalige Ausgaben | € |
---|---|
Anschaffung des Zubehörs (kann sehr stark variieren) | 100-500 € |
Anschaffungskosten bzw. Schutzgebühr | 200-2.500 € |
Monatliche Ausgaben | € |
---|---|
Hundefutter, Leckerlies etc. (je qualitativer das Futter, desto teurer) | 30-150 € |
Haftpflichtversicherung | 3-5 € |
Tierarztkosten* | 13 € - X € |
Hundesteuer** | 7,50 - 15,50 € |
Zubehör | 7-30 € |
Kosten insgesamt | mind. 60 € - 200+ € |
Optional: Hundeschule (1x die Woche, Gruppentraining) | 80 - 150 € |
*ausgehend von 150 Euro im Jahr für Routine-Untersuchungen, auf den Monat runter gerechnet. Die Kosten können natürlich sehr viel höher liegen, wenn der Hund krank ist o.Ä.
**wird pro Jahr bezahlt und wurde hier auf den Monat runter gerechnet. Jahresbetrag: Variiert von Bundesland zu Bundesland. Am günstigsten ist Hamburg mit 90 Euro, am teuersten ist es in RLP mit 186 Euro.
7. Versicherungen🚨☝️
Haftpflichtversicherung
Da du für jegliche Schäden, die dein Hund verursacht, haftbar bist, sollte unbedingt eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abgeschlossen werden. Für Hundebesitzer*innen in den Bundesländern Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist das sogar Pflicht. In NRW besteht die Pflicht zum einen für alle großen Hunde (mindestens 40 cm groß und mehr als 20 Kg schwer) sowie für Hunde bestimmter Rassen oder als gefährlich eingestufter Hunde.
In den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen, Bremen und Saarland gilt eine Verpflichtung für Listenhunde oder als gefährlich eingestufte Hunde. Welche Hunde als Listenhunde/gefährliche Hunde gelten, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.
Einzig in Mecklenburg-Vorpommern besteht keinerlei Verpflichtung für eine derartige Versicherung.
Auch wenn die Hundehalter-Haftpflichtversicherung nicht überall obligatorisch ist, ist es auf jeden Fall ratsam, eine solche Police abzuschließen. Denn auch kleine Hunde können ggf. große Schäden verursachen. Und schließlich kostet die Tierhalter-Haftpflicht nur wenige Euro im Monat.
Listenhunde werden nicht von allen Anbietern versichert. Außerdem musst du meistens mit etwas höheren Beträgen für Listenhunde rechnen.
Krankenversicherung
Eine Krankenversicherung wiederum, wird von der Verbraucherzentrale als überflüssig angesehen – denn niedrige Tarife erhalten nur junge und gesunde Tiere. Außerdem werden Standardleistungen wie Impfungen oft nicht von der Versicherung abgedeckt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, eine OP-Versicherung abzuschließen, die schon eher sinnvoll sein kann, da OP-Kosten auch mal vierstellig werden können.
8. Was für einen Hund und woher? 🐩
Die Sehnsucht nach einem Hund ist groß, aber du weißt nicht, wo du dich umschauen sollst? Wie wäre es zuallererst mit einem Besuch des örtlichen Tierheims? Dort kannst du dich beraten lassen – dass nur „schwierige“ Hunde im Tierheim abgegeben werden ist übrigens ein Trugschluss. Schon viele Hunde“anfänger“ haben ihren Hund aus dem Tierheim geholt. Mit kompetenter Beratung und dem Willen, eine gute Hundeschule zu besuchen, kannst du im Tierheim einen treuen Begleiter fürs Leben finden.
Neben Tierheimen gibt es natürlich diverse Tierschutzvereine, die Tiere vermitteln. Oftmals handelt es sich um gerettete Hunde aus dem Ausland. Hunde aus dem Tierschutz werden meistens gegen eine Schutzgebühr abgegeben. Tierschutzvereine freuen sich, wenn sie einen ihrer Schützlinge in guten Händen wissen.
Falls es ein Zuchthund sein soll, heißt es: Augen auf! Denn leider treiben sich viele schwarze Schafe herum, die keine seriösen Züchter sind, sondern Vermehrer bzw. Händler. Wie du einen seriösen Züchter erkennst, kannst du beim VDH nachlesen.
Die Hundesehnsucht hat leider auch dem illegalen Welpenhandel einen Boom verschafft. Die Welpen stammen meistens aus Vermehrerstationen in Osteuropa, wo die Hunde unter katastrophalen Bedingungen leben. Mutter-Hündinnen fungieren dort als Gebärmaschinen, die die Welpen-Nachfrage aus Westeuropa abdecken sollen. In einem Polit-Talk betonten Tierschützer*innen, dass es nicht mehr so einfach sei, festzustellen, ob Welpen dem illegallen Handel entstammten oder nicht. Denn die Strategien würden immer perfider: In Berlin mieteten kriminelle Banden mittlerweile sogar Wohnungen an und würden „Vorzeige-Familien“ zwecks Vermittlung der Welpen engagieren, um den Anschein von Seriosität zu wecken.
Auch der Preis sei längst kein Kriterium mehr, an dem sich festmachen ließe, woher die Welpen stammten, so der Tenor.
Apropos Welpen. Junge – und auch alte Hunde – erfordern besonders viel Zeit und Kraft. Ähnlich wie beim Menschen. Als Studi einen Welpen adoptieren? Das kann klappen, muss es aber nicht. Welpen sollten in den ersten 4 Monaten gar nicht oder wenig (nicht länger als 2h) allein gelassen werden. Alleine ist das schwierig zu managen. Der Vorteil an Junghunden ist, dass du Erziehungsfehler vermeiden kannst – oder aber auch gerade erst welche erschaffen – vor allem wenn die Zeit knapp ist.
Die Ansprüche von Hunden unterscheiden sich nicht zuletzt auch rassespezifisch. So braucht ein Border Collie sehr viel Beschäftigung für Körper & Geist, der Dalmatiner wurde als Laufhund gezüchtet und benötigt viel Bewegung, der Cocker Spaniel ist ein Vorstehhund (Jagdhund) und benötigt eine Aufgabe, die seine Nase anspricht. Auch das sollte vorab bedacht werden. In der vergangenen Zeit landeten viele Haustiere, die sich Menschen während der Corona-Zeit angeschafft hatten, aufgrund von Überforderung im Tierheim. Das führt bereits zu überfüllten Einrichtungen.
Was die Größe eines Hunde anbelangt, ist ein kleiner Hund vermutlich praktischer für die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Freunden und auch bei der Wohnungssuche haben es Menschen mit kleinen Hunden oft leichter.
9. An die Zukunft denken 👁 📆
Ein Hund muss auf lange Sicht geplant sein. Schließlich möchtest du ja, dass er dich auch über die Studienzeit hinaus begleiten. Daher ist es von Vorteil, sich frühzeitig die Frage zu stellen, ob dein Hund mit deinem voraussichtlichen Beruf vereinbar ist. Für einen Vertriebler, der durch das gesamte Land reisen muss, wird es sicherlich schwieriger, als für eine Person mit Bürojob. Hunde im Büro werden immer öfter geduldet, dennoch ist das auch ein bisschen Glückssache. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, den Hund in eine Hundetagesstätte zu geben oder einen (privaten) Hundesitter zu finden. Ob es so viel Sinn macht, sich einen Hund anzuschaffen, für den man tagsüber gar keine Zeit hat, ist eine andere Frage.
Einschränkungen 🚫
Ein Hund wird dein Leben auf jeden Fall grundlegend verändern. Du bist jeden Tag für das Tier verantwortlich und wirst dich dementsprechend anpassen müssen. Du kannst vielleicht nicht mehr so ausgiebig feiern wie zuvor oder große Reisen unternehmen – auch ein Auslandssemester gestaltet sich mit Hund aufwendiger.
Dafür wirst du mit einer innigen Freundschaft zu deinem Tier belohnt, kommst mehr an die frische Luft und kannst Lernpausen nutzen, um mit deinem Hund zu kuscheln. Studien haben ergeben, dass Menschen mit Haustieren glücklicher und gesünder sind.
10. Tipp: Pflegestelle machen / Hundesitting 🐶
Pflegestelle
Du bist unschlüssig, ob du ein Hund mit deinem Leben vereinbaren kannst? Dann gibt es die Möglichkeit, eine Pflegestelle für einen Tierschutzverein anzubieten. Tierschutzvereine kooperieren oft mit Pflegestellen – das sind Zwischenstationen, in denen (meist gerettete) Hunde aus dem Ausland so lange untergebracht werden, bis sie erfolgreich vermittelt sind.
Pflegestellen sind auf jeden Fall eine Win-Win-Situation: Du kannst in der Zeit schauen, ob ein Hund in dein Leben passt und der Tierschutzverein freut sich, dass der Hund nicht in ein Tierheim oder eine Pension muss.
P.S Es soll oft vorkommen, dass die Pflegestellen den Hund dann doch komplett übernehmen 😉.
Hundesitting
Auch Hundesitting ist eine tolle Möglichkeit, um zu schauen, ob ein Hund in dein Leben passt. Freunde oder Verwandte freuen sich bestimmt, wenn du ihren Hund bereust, während sie im Urlaub sind. Daneben gibt es natürlich die Möglichkeit, das Ganze als Nebenjob auszuüben. Sobald du dafür bezahlt wirst, handelt es sich allerdings nicht mehr um eine Gefälligkeit, sondern um einen Vertrag. Dann gibt es zwei Optionen:
a) du lässt dich vom Besitzer/der Besitzerin als Minijobber einstellen
b) du meldest ein Gewerbe an
Sobald du Hundesitting professionell ausübst (also mit Vertrag, der auch mündlich geschlossen werden kann), bist du für Schäden verantwortlich, die das Tier ggf. einem Dritten zufügt (§ 834 BGB, Haftung des Tieraufsehers). Daher solltest du dich vorab um eine entsprechende Haftpflichtversicherung kümmern, die auch Schäden an Dritten deckt.
Pflegestelle als auch Hundesitting sind optimal, wenn man nur phasenweise Zeit hat (z.B Semesterferien, die ja im Sommer auch Urlaubszeit sind) und Lust hat, diese mit Hunden zu verbringen.