Wissenschaftliche Karriere machenSoll es eine Doktorarbeit sein?
1. Häufig gestellte Fragen
Persönliche Voraussetzungen sind Organisationstalent, Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen und Idealismus. Zudem sollte je nach Fachbereich die Abschlussnote im vorhergehenden Studium (ob Master, Diplom oder Staatsexamen) nicht schlechter als 2,5 sein, um überhaupt für eine Promotion in Frage zu kommen.
Eine Promotionsfinanzierung kann über eine Hochschulstelle, eine Anstellung in einem Unternehmen oder auch durch ein Stipendium bewerkstelligt werden. An Hochschulen kriegst du jedoch meist nur halbe Stellen angeboten, musst Lehrveranstaltungen übernehmen und wirst für die Promotion an sich nicht bezahlt.
Wie der Arbeitsmarkt nach einer Promotion aussieht, kannst du vor der Promotion kaum wissen. Eine Uni-Karriere zu gehen, ist nicht einfach, Professuren sind rar. In der freien Wirtschaft könnten Personalchefs Schwierigkeiten bei der Integration in ein Team oder vermeintliche Überqualifizierung für bestimmte Positionen befürchten. Deswegen können Promovierte insbesondere Stellen mit Leitungsfunktionen als nächsten Schritt anvisieren.
2. Voraussetzungen für das Promovieren
Was schon beim Studium – mehr oder weniger – gefordert war – Organisationstalent, Selbstdisziplin, (Selbst-)Motivation, eigenständiges Arbeiten – gilt beim Promovieren in besonderem Maße. Da sich eine Promotion über mehrere Jahre erstreckt, während derer es nicht wie im Studium deutliche Zwischenschritte gibt, sind Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Idealismus gefragt.
Eine Promotion sollte nie als „Notlösung“ begonnen werden, weil andere Pläne gerade nicht verwirklicht werden können. Zwar wirst du so oder so die eine oder andere Krise durchmachen – weil es fast unvermeidlich ist, dass du eine Zeit lang nicht so recht vorankommst –, aber je weniger du von Anfang an von der Doktorarbeit überzeugt warst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine solche Krise zu einer großen Sinneskrise auswächst. Den psychischen Druck durch eine Promotion solltest du nicht unterschätzen.
Schließlich solltest du dir schon vor der Promotion Gedanken machen, was danach kommen kann. In manchen Fachbereichen gibt es zwar einige Promotionsstellen, aber der Bedarf für Promovierte ist im Verhältnis deutlich geringer – sowohl „in der Wirtschaft“ (oder Industrie), als auch an den Hochschulen oder hochschul-nahen Forschungsinstitutionen. Einen „Plan B“ zu haben, der greifen kann, falls du mit der Promotion selbst danach nichts mehr anfangen kannst, ist durchaus sinnvoll.
Je nach Fachbereich sollte die Abschlussnote im vorhergehenden Studium (ob Master, Diplom oder Staatsexamen) gut genug sein, um überhaupt für eine Promotion in Frage zu kommen. Mit einem Abschluss schlechter als 2,5 dürfte es sehr schwierig sein, oft dürfte die reale Schwelle noch höher sein.
Direkt nach dem Bachelor promovieren?
Es gibt einige wenige „beschleunigte“ Angebote, um schon nach dem Bachelor eine Promotion anzusteuern. Allerdings gilt für so gut wie alle, dass ein Masterabschluss ein integrierter Zwischenschritt ist. Zugänglich sind solche „Fast-track“-Varianten nur für herausragende Studierende.
Promotion im Aulsland?
Selbstverständlich hast du die Möglichkeit, eine Promotion im Ausland zu machen. Meistens machst du dann ein PhD-Studium und am Ende bist du dann ein Doctor of Philosophy.
Wer überlegt, im Ausland den Doktor zu machen, informiert sich am besten in seiner Wissenschafts-Community oder den Betreuer:innen der Abschlussarbeit nach Tipps und Kontakten. Erste Infos zu den Vor- und Nachteilen findest du hier bei academics.de – und Infos zu Ländern bei uns unter Auslandsstudium.
3. Promovieren mit HAW / FH-Abschluss?
Früher galt: Wer einen Fachhochschul-Abschluss besaß, hatte so gut wie keine Chancen einen Doktor zu machen. Das Promotionsrecht galt exklusiv nur für Universitäten und war somit deren Alleinstellungsmerkmal. Dies ändert sich jedoch allmählich mit den Jahren. Wir zeigen euch die vier Möglichkeiten.
Wechsel
Du wechselst nach deinem FH-Masterabschluss an eine Universität und promovierst dort.kooperativ
Manche Hochschulen haben enge Kontakte mit Universitäten und bieten mit ihnen kooperative Promotionen an. Die Doktorarbeit wird somit von Professor:innen aus beiden Einrichtungen betreut und geprüft.Promotionskolleg
In den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein gibt es Promotionskollegs für HAW-Absolvent:innen.Promotionszentrum
Hessen hatte 2016 das Konzept von Promotionszentren für forschungsstarke Fachbereiche an HAWs gestartet – Sachsen-Anhalt ist 2021 gefolgt und in anderen Bundesländern steht dieser Weg bereits in den Startlöchern, wie z.B. in Bayern, Berlin und Bremen.
Beim Thema ist viel Bewegung im Spiel. Informiere dich deswegen am besten individuell für die aktuellen Möglichkeiten in deinem Bundesland sowie natürlich an deiner Hochschule.
Weitere ausführliche Informationen zu den Modellen – sowie deren Vor- und Nachteilen – findest du in der Zusammenstellung Promotionsrecht für Fachhochschulen und HAW in Deutschland vom CHE sowie in der kurzen Meldung.
4. Thema der Promotion und Betreuung
Die Wahl des Themas
Da sich die Promotion über Jahre erstreckt, ist die Wahl des „richtigen“ Themas entscheidend. Optimal ist es natürlich, wenn ein Gegenstand, der schon in der Masterarbeit oder an anderer Stelle im Studium bearbeitet wurde, vertieft werden kann. Dann sollte es einigermaßen absehbar sein, ob das Thema ausreichend fesselnd ist, dass du Jahre lang „dran bleiben“ kannst.
Neben der Sichtung bekannter und unbekannter Literatur sind, sofern möglich, eigene praktische Untersuchungen empfehlenswert. Alle Gedanken sollten frühzeitig notiert und in eine grundsätzliche Ordnung bzw. Gliederung gebracht werden.
Die Betreuung der Promotion
Zunächst ist ein:e Betreuer:in („Doktormutter“ bzw. „Doktorvater“) für das gewählte Thema zu finden. Neben der individuellen Betreuung durch die / den Hochschullehrer:in ermöglichen viele Hochschulen den ständigen Austausch der Promovierenden untereinander. So soll der Schreibprozess inhaltlich wie formal gefördert werden. Institutionalisiert ist ein solcher Austausch meist in Form von Graduiertenkollegs.
Graduiertenkollegs …
… sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines thematisch fokussierten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskonzepts.
Durch den thematischen Fokus sind die Promovierenden nicht komplett frei in ihrer Themenwahl – haben jedoch den Vorteil, dass sich alle Beteiligten gut und breit austauschen können.
Eine interdisziplinäre Ausrichtung des Graduiertenkollegs ist erwünscht. Ziel ist es, die Promovierenden auf den komplexen Arbeitsmarkt Wissenschaft intensiv vorzubereiten und gleichzeitig ihre frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu unterstützen.
Graduiertenkollegs vergeben an die Promovierenden – zeitlich befristete – Stipendien.
Viele der Kollegs werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert aber auch von Stiftungen, Landesministerien oder gar der EU. In der Regel sind diese Förderungen befristet, wie z.B. bei der DFG auf neun Jahre – mit eventueller Verlängerung.
Neben den Graduiertenkollegien gibt es als Einrichtungen der strukturierten Promotionsförderung auch die im Rahmen der Exzellenzinitiative eingerichteten Graduiertenschulen.
Doch wie erfährst du von den Kollegs? Freie Stipendien werden öffentlich ausgeschrieben. Um von denen zu erfahren, lohnt es sich sich in seinem Fach zu vernetzen, Newsletter zu abonnieren oder Mitglied von Organisationen zu werden. Auch durch ein Gespräch mit deinen Dozent:innen erfährst du womöglich durch ein neu entstehendes Kolleg.
5. Finanzierung der Doktorarbeit
Die Finanzierung kann über eine Hochschulstelle möglich sein. Neben der Beteiligung an Forschungsvorhaben steht dabei meist auch die Übernahme von Lehrveranstaltungen an. Oft werden nur halbe Stellen ausgeschrieben, also nur die Lehrtätigkeit bezahlt, die Promotion machst du dann sozusagen umsonst – nur für dich. An manchen Fakultäten werden jedoch auch ganze Stellen angeboten – insbesondere, wenn ein Mangel an Promovierenden entstanden war bzw. nicht genug Lehrpersonal zur Verfügung steht. Beispielsweise war das um 2000 bei der Informatik der Fall, weil kaum jemand an der Uni bleiben wollte, weil der Glaube herrschte, in der New Economy würden alle stinkreich.
Natürlich hängt die Frage, ob halbe oder ganze Stelle auch von der finanziellen Lage der Fakultät ab. „Hippe“ Fächer stehen da besser, haben andererseits aber evtl. auch so viele Bewerber:innen, dass sie gar nicht gut bezahlen müssen. Und schließlich kann es auch davon abhängen, ob die Betreuenden die / den Promovierende:n unbedingt haben wollen.
Es lohnt sich also, dich vorher umzuhören, was an der jeweiligen Fakultät üblich ist und evtl. auch, was an anderen Hochschulen geboten wird. Dabei solltest du allerdings nicht aus dem Auge verlieren, welches Thema du bearbeiten möchtest – die Bezahlung sollte nur ein weiteres Kriterium sein, entscheidend bleiben Thema und Umfeld.
Eine Anstellung in einem Unternehmen erleichtert dagegen den späteren beruflichen Einstieg, bietet interessante Untersuchungsthemen für die Doktorarbeit und die Bezahlung ist meist nicht schlecht.
Ein dritter Weg ist die Finanzierung über Stipendien und / oder die Familie. Dann heißt es meist, den Lebensstandard auf dem Niveau der Studierendenzeit zu belassen – was nicht wirklich schlimm sein muss. Umso mehr sollte es aber eine Perspektive für danach geben. Eine Promotion an sich führt nicht zwangsläufig zu besseren Jobchancen.
Wer für seine Forschung einen Aufenthalt im Ausland einplanen möchte, findet auf den Seiten des DAAD Infos zu Forschungsstipendien für Doktorand:innen.
5. Der krönende Abschluss: Die Veröffentlichung der Doktorarbeit
Nach jahrelanger Forschung, Schreibwut und -frust stehen schließlich die Disputation (Verteidigung) der Arbeit und die Publikation an. Erst wenn die Doktorarbeit der Öffentlichkeit in „angemessener Weise“ zugänglich gemacht wurde, wird die Dissertationsurkunde ausgehändigt.
Je nach Promotionsordnung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Arbeit zu veröffentlichen bzw. was als offiziell veröffentlicht gilt. Während es manchmal reicht, die Arbeit Online auf dem Server der Uni-Bib zu veröffentlichen, kann es sein, dass die Promotion noch klassisch gedruckt werden muss und eine geforderte Anzahl an Pflichtexemplaren besteht.
Druck im Copy-Shop oder Online
Vergleichsweise preisgünstig – und wahrscheinlich schon von der Bachelor- oder Masterarbeit bekannt – ist der Gang zum Copy-Shop. Dort stehen Kopieren oder Drucken zur Auswahl. Dabei lohnt es sich, Rabatt für eine feste Blattzahl oder eine bestimmte Stückzahl der gebundenen Kopien zu vereinbaren.
Alternativ gibt es auch eine Menge Online-Anbieter, über die du deine Arbeit drucken kannst. PDF hochladen, Details zur Art des Drucks und des Einbands eingeben und abschicken. Innerhalb weniger Tage erhältst du die gedruckte Arbeit per Post.
Aus unserer Sicht die beste Kombination: Ein Copy-Shop vor Ort, dem du online die Daten übergeben kannst und nur zum Abholen hin musst. Das spart Porto – und du kannst gleich prüfen, ob das Ergebnis in Ordnung ist. Solche Anbieter gibt es inzwischen in den meisten Unistädten.
Verlag
Fach- und Disserationsverlage drucken Broschüren oder gar Bücher i.d.R. nur gegen einen Druckkostenzuschuß des / der Autors / Autorin. Die Verlage übernehmen teilweise die Vermarktung (ISBN-Nr., Rezensionsversand, Katalogeintragungen, ...). Autor:innen sollten auf ihre Beteiligungen achten: Verkaufshonorare sollten nicht vorab mit dem Druckkostenzuschuss verrechnet werden.
Falls du ein Stipendium hast, kann es sein, dass dieses einen Teil des Druckkostenzuschusses abdeckt. Oder du hörst dich in deiner Community und deiner Uni um, ob es andere Fördermöglichkeiten hierfür gibt.
Einen Verlag einzuschalten lohnt sich nur, wenn die Ergebnisse der eigenen Arbeit herausragend oder besonders sind. Das solltest du nach jahrelanger Arbeit in einem Fachgebiet rechtzeitig beurteilen können, dich aber am besten auch bei Kollegen:innen und der / dem Betreuer:in versichern.
Hast du im Verlaufe der Promotion schon verschiedene erfolgreiche Vorträge gehalten oder Papers für Fachmagazine einreichen können, spricht auch mehr für eine solch „große“ Veröffentlichung.
Es gibt auch Verlage, die ein print on demand-Verfahren nutzen und kostenlos für den / die Autor:in sind. Bei größerem Erfolg gibt es ein Honorar. Natürlich nehmen solche Verlage ebenfalls nur ausgewählte Arbeiten, da sie ja eine gewisse Sicherheit haben wollen, dass eine für ihre Kosten ausreichende Auflage zustande kommt.
print on demand
Als digitale Druckvorlage werden die Bücher auf Bestellung gedruckt. Autor:innen können vergünstigte Selbstkostenexemplare ordern, am Gewinn sind sie i.d.R. beteiligt. Allerdings ist oft eine hohe Grundgebühr zu zahlen – dies lohnt sich also nur, wenn ein gewisser Verkaufserfolg abzusehen ist .
6. Ein paar Überlegungen für die Zeit nach dem Promovieren
Erneut stellt sich dann die Frage: An der Uni bzw. ihrem Umfeld bleiben oder in die private Wirtschaft?
Bestimmte Branchen und Berufsbilder kommen kaum ohne Doktorand:innen aus. Neben der Wissenschaft, also Forschung und Lehre, zählen dazu zum Einen die Chemie- und Pharma-Industrie, zum Anderen die Rechtswissenschaft oder Consulting-Firmen. Viele geisteswissenschaftliche Karrieren in Museen, freien Instituten und Hochschulen sind nur mit Titel möglich. Die Zahl der Stellen ist aber fast überall begrenzt.
Gerade bei einer „Uni-Karriere“ musst du dir bewusst sein, dass diese mühsam ist und noch so gute Leistungen keinen Job (vor allem keinen festen) garantieren, denn bis zur regulären Professur ist der Weg weit und viele Hindernisse zu überwinden. Und kann Zeiten ohne Einkommen bedeuten – siehe bspw. unser Interview: Wie der Staat angehende Professoren ausbeutet.
Willst du dagegen nach der Promotion in die „freie Wirtschaft“, kann es andere Probleme geben. Manche Personalchef:innen befürchten Schwierigkeiten bei der Integration in ein Team: das Promovierten zugesprochene große Selbstvertrauen könnte Mitarbeiter:innen abschrecken.
Je nach Branche besteht die Gefahr, als Promovierte:r als „überqualifiziert“ zu gelten. Deswegen sollten Promovierte insbesondere Stellen mit Leitungsfunktionen als nächsten Schritt anvisieren.
Wie so vieles auf dem Arbeitsmarkt hängt auch das von Angebot und Nachfrage ab – stehen viele Jobs offen, ist alles unproblematischer.
Und wie der Arbeitsmarkt nach einer Promotion aussieht, kannst du vor der Promotion, also Jahre vorher, kaum absehen. Von der (aktuellen) Arbeitsmarktlage solltest du eine Promotion zwar nicht abhängig machen.
Allerdings ist es ebenso wenig ratsam, alles auf eine Karte zu setzen. Daher empfiehlt es sich, frühzeitig Kontakte knüpfen – am besten sowohl im universitären Bereich als auch zu Firmen etc.
Weitere Informationen
Artikel, Infos und Foren im Netz
- THESIS – Interdisziplinäres Netzwerk für Pomovierende und Promovierte e.V.
- Ausführliche Tipps rund um die Promotion von academics.de
- Doktoranden-Forum
- Deutsche Forschungsgesellschaft: Graduiertenkollegs
- DAAD: Promotionsmöglichkeiten finden
- The European Council of Doctoral Candidates and Junior Researchers (Europäischer Verband für Doktoratsstudierende)
- Volker Ladenthin: Wer promovieren sollte und wer nicht (Forschung & Lehre)
Literaturtipps
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Hinweis: Dieser Artikel wurde durch die Studis Online-Redaktion aktualisiert – zuletzt am oben angegebenem Datum.