Gesundes StudierenTipps, um dein Studium gesund zu meistern
Übersicht
Von Maria Köpf
1. Wie gesund sind Deutschlands Student:innen wirklich?
Wissenschaftler der Freien Universität Berlin untersuchten im Jahr 2019 die Frage, wie gesund Studierende an ihrer Universität leben. Dabei kam überraschenderweise heraus, dass Studierende zwar meist aus sozial bessergestellten Familien stammen, jedoch empirisch betrachtet nicht gesünder als gleichaltrige Nicht-Student:innen leben. In der Onlinebefragung der FU unter 3.420 Studierenden im Januar und Februar 2019 berichteten nur zwei Drittel über eine „gute“ bis „sehr gute Gesundheit“.
Über körperliche Beschwerden mindestens einmal wöchentlich klagten sogar 71 Prozent der befragten Student:innen und Studenten. Das Auffällige: 39,7 % litten an starker Erschöpfung, 29,8 % an generalisierten Angstsymptomen und 25,2 % an depressiven Symptomen. Diese Daten liegen nur leicht unter den Referenzwerten einer bundesweiten Befragung Studierender in Deutschland 2017 (Grützmacher et al., 2018).
Artikeltipp: Krisen im Studium vermeiden und bewältigen
Wenn schon das Aufstehen schwerfällt 🥱. Wenn der erste Satz im Lehrbuch auch nach fünf Mal Lesen nicht verständlicher wird. Wenn der Sinn abhanden gekommen ist. Wenn sich die Gedanken im Kreis drehen 🥴. Wenn man nicht weiter weiß 😓. – Dann hat man es möglicherweise mit einer ausgewachsenen Krise zu tun. weiter
Wenn dem nun so ist, dass die Gesundheit von Studierenden nicht allein aufgrund des jungen Alters automatisch „top“ ist – was können Hochschüler dann tun, um ihre Gesundheit allgemein gut aufzustellen? Die folgenden Abschnitte geben euch hierüber wertvolle Hinweise und Tipps.
2. Positive Bindungen: Die wichtigste Säule deiner Gesundheit
Eine sehr bedeutende, wenn nicht die bedeutendste Säule der Gesundheit, bilden für Studis offenbar positive Bindungen. Gerade ein positives familiäres Umfeld, eine feste Partnerschaft oder gute Freundschaften bestärken in Hochschülern das Gefühl, unterstützt zu werden und wirken sich gesundheitsförderlich aus. Fehlen gute Bindungen, fällt es laut dem genannten Gesundheitsbericht aus dem Jahr 2019 Studierende offenbar schwerer, sich gut zu ernähren, gesund zu bewegen und positiv zu denken. Ebenfalls bedeutend erwies sich in dem Bericht die Wohnform.
3. Wohnsituation und Finanzen
Der Tenor des angesprochenen Gesundheitsberichts: Die Studierenden, die das alte soziale Netz gut pflegen und sich zugleich am neuen Ort neue Freundschaften aufbauen, leben gesünder und vermeiden Gesundheitsrisiken bewusster. Außerdem wird den Finanzen und der Wohnsituation eine bedeutende Rolle bei der Gesundheitsprävention zugeschrieben. Überlegt euch deswegen einmal ganz bewusst, wie und mit wem ihr leben möchtet. Welche Menschen wirken sich positiv auf euch aus, mit welchen könnt ihr vieles teilen und wann fühlt ihr euch gesehen und geschätzt?
Habt ihr bereits ein gutes Netz aus positiven, inspirierenden und euch zum inneren Wachstum anspornenden Bindungen, könnt ihr euch einmal fragen, ob ein Ortswechsel überhaupt Sinn ergibt. Denn: Ein Ortswechsel gefährde zunächst einmal euer gewohntes soziales Netz und bedeutet erhebliche Mietkosten. Wer es sich leisten kann, lebt offenbar dennoch lieber in einer Wohngemeinschaft – zumindest in einer Großstadt. In der Befragung der FU-Studierenden im Jahr 2019 lebten 35,9% der Hochschüler:innen in einer WG, während 23,9% bei ihren Eltern oder Verwandten wohnten. Weibliche Studentinnen in einer Beziehung bevorzugen offenbar eher ihre eigenen vier Wände mit dem Partner.
4. Achte auf deine seelische Balance!
Gerade der Punkt der seelischen Gesundheit kann dich einen nachhaltigen Schritt voran bringen. So plädiert auch Ronald Hoffmann, approbierter Psychotherapeut und Leiter der Studienberatung der Universität Hamburg, dafür, dass Hochschüler:innen grundsätzlich zunächst eine Psychotherapie beginnen sollten, wenn sie sich häufig überfordert und ängstlich fühlen und sich über ihre eigene Leistungsfähigkeit grundsätzlich im Unklaren sind. Besonders meint er solche, die in einer belastenden Familienatmosphäre aufgewachsen sind und die trotz eines abgeschlossenen Abiturs immer noch von der Angst getrieben werden, stets zu versagen.
Dazu sagt der Leitende Studienberater und Psychologische Berater: „Es kann sein, dass jemand zu Hause vermittelt bekommen hat, dass seine Leistungen immer zu wenig seien und nicht ausreichen würden – oder dass jemand im Laufe der Schulzeit sehr massiver und ungerechtfertigter oder prinzipieller Leistungskritik ausgesetzt war.“ Das könne später im Studium dazu führen, dass starke Ängste und Blockaden auftreten. Und gehöre bei erlebter negativer Atmosphäre im Elternhaus oder einer als prinzipiell erlebten Kritik aus dem (schulischen) Umfeld einfach in die Hände eines guten Therapeuten. Nur dann, so der approbierte Psychologe und Studienberatungsleiter, könnt ihr euer Studium gesund und erfolgreich abschließen.
5. Prävention und Sportprogramme nutzen
Es gibt jedoch viele Faktoren, die du unabhängig von äußeren Umständen beeinflussen kannst. Zunächst zu den Präventionsangeboten: Sowohl deine Hochschule als auch deine Krankenkasse bieten häufig kostenlose Sport-, Mindset- und Ernährungskurse an. Etwa deine Krankenkasse gewährt in der Regel eine teilweise Kostenübernahme von Sportangeboten. So bezuschusst die TK zweimal jährlich einen Sportkurs mit je 75 Euro, wenn 80 Prozent der Kurseinheiten wahrgenommen wurden (Stand: 2022).
Auch bei der Hochschulwahl selbst kannst du bewusst deine Gesundheitsprävention in den Blick nehmen. Es gibt Universitäten in Deutschland, die als „Best practice“-Beispiele für Gesundheitsförderung angeführt werden. Zum Beispiel die Universität Paderborn: Dort wurden bereits zwei großangelegte Gesundheitsprogramme durchgeführt und ausgewertet, etwa mit Erstsemestler-Hochschulsport, einem Gesundheitstag für Studierende oder Gesundheitskursen, die ins Studium Generale integriert wurden. Auch wurde ein Gesundheitspass eingeführt.
Oder die TU Kaiserslautern: Sie startete bereits 2014 ein dreijähriges Gesundheitsprogramm. Mit Unterstützung einer Krankenkasse wurden dort vielfältige Angebote ermöglicht, die den Studierenden ihre Gesundheit stärker in den Fokus rückten. Es gibt inzwischen zahlreiche ähnlich gesundheitsorientierte Hochschulen.
Eine andere Möglichkeit ist es, nicht nur nebenbei das Thema Gesundheitsprävention in den Blick zu nehmen, sondern Fächer wie „Gesundheitsförderung“, „Prävention und Gesundheitsmanagement“ oder „Gesundheitsmanagement und Ernährungsberatung“ zu studieren. Fächer, die in den letzten Jahren zugenommen haben, weil Gesundheit ein tragender Pfeiler unserer Gesellschaft ist und wohl auch bleibt.
6. Gesunde Gewohnheiten trainieren: 13 konkrete Tipps!
Wir möchten dir nicht nur gesunde Angebote und Lebenssituationen näher bringen, sondern auch ans Herz legen, dass du selbst unabhängig von deiner äußeren Situation viel für Körper und Seele tun kannst. Folgende „gesunde Gewohnheiten“ möchten wir dir ans Herz legen:
Mach es dir zur Gewohnheit einmal täglich für mindestens 30 Minuten an frischer Luft 🌬️🍂 unterwegs zu sein.
Idealerweise nutzt dabei die nachweislich beruhigende Wirkung einer Grünanlage und spazierst durch „Wald und Flur“. Ausnahme: An besonders nassen und bitterkalten Tagen darfst du zur Gesundheitsprävention auf den Spaziergang verzichten.Versetze dich täglich in einen guten Zustand 🤩💪, wenn es deine Psyche zulässt.
Sei hierbei kreativ und achte auf dich und das, was dir gut tut. Folgende Tipps können dir dabei helfen.Reduziere gegebenenfalls deine 📱 Online-Zeit
Real-Life-Kontakte sind immer schöner als digitale Kontakte. Du kannst dir auch eine Digital-Detox-Challenge zum Ziel setzen. Gebe in deinen Gerätenutzungsdaten ein, dass dein Smartphone sich automatisch nach ein paar Minuten der App-Nutzung abschaltet – oder lade dir eine Digital-Detox-App herunter.Bist du Musikliebhaber 🎸🎶? Höre Musik, wann immer möglich.
Am besten entspannende oder fröhliche Musik. Einige Menschen können bessere Texte schreiben, wenn sie stets leise Musik im Hintergrund laufen lassen!Bist du Tierliebhaber 😻🐶: Streichle dein Haustier.
Es gibt nichts wohltuenderes, als einem anderen Wesen Aufmerksamkeit zu schenken und über ein weiches Fell zu streichen. Unterschätze nicht die Wirkung eines weichen Fells und lache über lustige „Einfälle“ deines Vierbeiners.Bist du jemand, der sich durch grüne Natur 🪴 schneller entspannt?
Überlege einmal, ob dir ein dschungelartiges Wohnzimmer mit vielen Pflanzen ein bisschen mehr „runterkommen“ lässt.Bist du ein Kommunikationsass 🗣️: Rufe regelmäßig bei deinen Liebsten durch.
Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freud' ist doppelte Freud'. Gewöhne dir nicht nur an, deine Lieblingsmenschen zu fragen, wie es ihnen geht und ihnen zuzuhören, sondern auch, dich ihnen mitzuteilen.Bist du ein Spieleabend-Junkie 🎲: Initiiere einen regelmäßigen Freundeabend
Mit dabei sollten eure liebsten Gesellschaftsspiele sein. Besonders Teamspiele wie Skat, die den Kopf anregen, sich aber auch prima mit Unterhaltung zwischendurch verbinden lassen, können euch angeregte Stunden schenken.Dasselbe gilt für: Museumsliebhaber 🖼️, Tanzbegeisterte/r 💃🏻, Gourmetköche 🧑🍳, Kurztripfanatiker 🗺️ und viele andere Hobbies.
Initiiere regelmäßige Cliquen-Events mit Freund:innen und Kommiliton:innen.Mach mal eine ☕ Pause!
Gönne dir eine regelmäßige Pause während einer längeren Schreibarbeit oder Lerntätigkeit. Wer sagt, dass du wirklich schneller ans Ziel kommst, wenn du immer non-stop durcharbeitest – vorausgesetzt die Abgabe deiner Hausarbeit oder die Prüfung steht nicht kurzfristig ins Haus.Koch dir einen Tee 🫖 oder genieße einen gesunden Snack 🍎 zwischendurch.
Achte auf regelmäßige Regeneration zwischendurch.Setz dich immer sofort, wenn die Sonne 🌞 herauskommt, mindestens 5 Minuten mit dem Gesicht zur Sonne.
Das Sonnenbaden gelingt auch im Winter auf deiner Couch oder deinem Lieblingsstuhl.Beende keine längere Schreibtischarbeit ohne ein fünfminütiges Dehnen und Trainieren 🧘.
Idealerweise trainierst du vorher oder anschließend den Psoas und den Iliacus (Hüftbeuger-Muskelgruppe oder „Iliopsoas“), wie in diesem Video:
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https://youtu.be/QAgNSNdwTiY
Oder orientiere dich an folgenden Übungen, um fit für die Schreibtisch-Arbeit zu bleiben:
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https://youtu.be/Gbhrga6q9co
Infos zur Autorin
Maria Köpf studierte Germanistik und Judaistik an der Freien Universität Berlin. Sie lebte je ein halbes Jahr in Israel und Spanien. Seit einigen Jahren verbindet sie mit den abgeschlossenen Studien und Ausbildungen Journalismus und Medizin und schreibt heute als freie Journalistin vor allem für medizinische Fachzeitschriften und Magazine.
mariakoepf.com
7. Was tun die Universitäten eigentlich noch für eure Gesundheit?
Es hat sich vieles getan: Von optimierten Bewegungsprogramme über Räume der Begegnung und wohltuende Orte der Erholung bis zu geführten Meditationen in der Pause...
Einige Universitäten wie die Europa-Universität Viadrina gehen noch einen Schritt weiter. Dort werden neben einem Mindful-Monday-Blog auch Achtsamkeitsworkshops angeboten – neben psychologischen Workshops zu Themen wie Glück, Prüfungsangst, Prokrastination, innerer Kritik oder Resilienz. Besonders die Pausengestaltung wird zunehmend interaktiv gestaltet. Etwa um mit dem Akademikernachwuchs über gesunde Ernährung und Substanzmissbrauch zu sprechen.
Darüber hinaus verpflichtet das Hochschulrahmengesetz die Universitäten zur sozialen Hilfe. Etwa indem sie bei der Unterbringung, in psychischen Krisen oder bei der Jobvermittlung beraten. Nicht nur das: Hochschulen sind aufgerufen, ihre Leistungsanforderungen zu hinterfragen, um die Gesundheit der Student:innen nicht zu gefährden.
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