Studium wechseln nach BachelorAnderes Fach im Master studieren
Von Ann-Cathrin Hebel
1. Kurz & Knapp
Grundsätzlich ist das vor allem dann möglich, wenn du in ein weitestgehend ähnliches Fach wechseln möchtest. Wenn du also im Bachelor Module absolviert hast, die für den Master erforderlich sind, kann das durchaus klappen.
Daneben gibt es auch einige (leider aber eher wenige) Master, die explizit für Absolvent:innen anderer Fächer gedacht sind und direkt im Anschluss an einen Bachelor studiert werden können. Ein Beispiel wäre „Informatik für Geistes- und Sozialwissenschaftler“.
Ja, eine Förderung durch BAföG ist möglich, sofern du ihn aufbauend auf den Bachelor studierst. Das kann auch der Fall sein, wenn das Master-Fach ein anderes ist als der Bachelor und auch, wenn du den Master nicht direkt an den Bachelor anschließt. Ausgenommen von der BAföG-Förderung sind allerdings weiterbildende Master, die Berufserfahrung voraussetzen.
Es ist gut möglich, dass du während deines Masters ein paar ECTS nachholen musst , wenn du im Bachelor ein anderes Fach studiert hast. Konkret kommt es auf die im Bachelor absolvierten bzw. die im Master erforderlichen Module an.
2. Ist ein Fachwechsel nach dem Bachelor überhaupt möglich?
Den Bachelor in der Tasche, die letzten Semester überstanden. Doch wie soll es weitergehen? Eines weißt du: Du möchtest keinen Master im selben Fach machen. Aber ist es überhaupt möglich, das Fach zwischen Bachelor und Master zu wechseln?
Grundsätzlich ist dies vor allem dann möglich, wenn die Fächer sich ähneln und einige Schnittmengen haben. Von einem Chemie-Studium in ein Medienwissenschaften-Studium zu wechseln wird vermutlich nicht klappen. Für jedes Master-Studium musst du gewisse Kriterien erfüllen. Dazu gehört es oft, eine Mindestanzahl an ECTS-Punkten in gewissen Fachgebieten im Bachelor abgedeckt zu haben. Dann kann es sogar regelrecht easy sein, ein ähnliches Fach weiter zu studieren, wie du im Erfahrungsbericht von Eva nachlesen kannst. Woher die notwendigen ECTS kommen (Haupt-, Nebenfach oder Wahlbereich) ist letztlich egal, solange die Mindestanzahl erfüllt wird.
Falls du aber nicht genügend ECTS-Punkte im Bachelor-Studium erreicht haben solltest, bieten dir die Hochschulen oft die Möglichkeiten, diese Leistungspunkte während des Masterstudiums nachzuholen. Du wirst dann beispielsweise mit Auflagen immatrikuliert und musst bis zum Ende eines bestimmten Semesters oder bis zur Anmeldung der Masterarbeit die Punkte nachgeholt haben. Nachgeholt werden können diese Bereiche z.B in Modulen aus dem zum Master gehörigen Bachelor-Studium.
Es gibt auch Master-Studiengänge, die keine Schnittmengen mit dem Bachelor haben und sich an Bachelor-Absolvent*innen bestimmter Fächer richten, wie z.B „Informatik für Geisteswissenschaftler“.
Darüber hinaus gibt es aber auch komplett eigenständiger Master-Studiengänge, dessen Zugangsvoraussetzungen mit fachlich unterschiedlichen Bachelor-Abschlüssen erfüllt werden können. Das sind die sogenannten weiterbildenden Master, für welche Berufserfahrung erforderlich sind. Sie sind mit Studiengebühren verbunden. Der geläufigste weiterbildende Master ist der Master of Business Administration. Hier geht es darum, sich als Fachfremder (z.B studierter Biologie) wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse anzueignen und Management-Kompetenzen zu erwerben.
Oft ist mit einem Fachrichtungswechsel zwischen Bachelor und Master auch ein Hochschulwechsel verbunden, z.B weil es den gewünschten Studiengang nur an einer Hochschule gibt.
3. Ist der Fachwechsel im Master schwieriger, wenn man zuvor einen 2-Fach-Bachelor bzw. Mehrfach-Bachelor studiert hat?
Ob ein Fachwechsel mit einem Mehrfach-Bachelor schwieriger ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Eventuell sind die ECTS-Punkte aus einem oder beiden Fächern ausreichend, um im Master zugelassen zu werden. Wenn man sich von einem 2-Fach-Bachelor auf einen 2-Fach-Master bewirbt, es sich aber um vier unterschiedliche Fächer handelt, liegt die Vermutung nahe, dass es schwieriger ist oder zumindest deutlich mehr ECTS-Punkte nachgeholt werden müssten. Aber auch hier kommt es auf die konkret absolvierten bzw. erforderlichen Module an.
4. Pro und Contra für einen Wechsel zwischen Bachelor und Master
Vorteile 🙂 | Nachteile 🙁 |
---|---|
Du eignest dir breiteres Wissen an | Ggf. längere Studiendauer oder mehr Aufwand, wenn ECTS nachgeholt werden müssen |
Ideal bei unerwarteter Interessenverlagerung oder wenn die Erwartungen an das Bachelorstudium nicht erfüllt werden | Eventuell fehlen doch mehr Grundlagen, was den Studienerfolg gefährdet |
Job-Möglichkeiten können sich erhöhen | Kann auf Arbeitgeber undurchsichtig und unentschlossen wirken |
5. Kann ich BAföG bekommen, wenn ich zum Master das Fach wechsle?
Grundsätzlich kannst du auch bei einem Fachrichtungswechsel zwischen Bachelor und Master BAföG für den Master erhalten, solange du nach deinem Bachelor einen konsekutiven Master anschließt.
Beachte lediglich, dass ein Fachwechsel später im Master in der Regel zum Verlust des weiteren BAföG-Anspruchs führt (zu Ausnahmen hier). D.h. wenn einen Master A beginnst und dann nach einem Semester in den Master B wechselst (und wieder im ersten Semester beginnen musst), ist es vorbei mit BAföG.
Was ist ein konsekutiver Master?
Heute fallen alle Master, die keine weiterbildenden Master sind und die man direkt auf einen Bachelor folgend studiert, unter die Kategorie „konsekutiv“. Es sind also auch fachfremde Master konsekutiv. Die Unterscheidung konsekutiv vs. nicht-konsekutiv gibt es nicht mehr.
Es spielt für das BAföG-Amt keine Rolle, ob du den Master direkt im Anschluss an den Bachelor studierst oder erst später. Da die Altersgrenze beim BAföG inzwischen bei 45 Jahren (bezogen auf den Studienbeginn) liegt, sollte auch das Alter für das BAföG nicht die entscheidende Hürde sein.
Wenn Du allerdings als Auflage für den Master hast, noch einige ECTS nachzuholen, kann das das BAföG-Amt leider nicht berücksichtigen. Dagegen ist es kein Problem, wenn du nach einem 7-semestrigen (oder auch 8-semestrigen) Bachelor einen 4-semestrigen Master anschließt.
Übrigens: Falls du deine Auflagen nicht rechtzeitig erfüllen kannst und exmatrikuliert werden solltest, kannst du beruhigt sein: BAföG berechtigt warst du für die studierten Semester trotzdem. Jedenfalls, sofern du regulär (und nicht vorläufig) immatrikuliert* gewesen bist. Eine rückwirkende Exmatrikulation ist dann nämlich nicht möglich.
In einigen Hochschulgesetzen gibt es mittlerweile aber auch die „vorläufige Immatrikulation“ (ja, der genaue Wortlaut ist relevant 😉⚖️). Bei einer vorläufigen Immatrikulation ist die Sache BAföG-rechtlich noch unklar.
Bevor es aber soweit kommt: Wenn du schon erahnen kannst, dass du die Auflagen nicht in der vorgesehenen Zeit erfüllen kannst, wende dich rechtzeitig an dein Institut und frage, ob eine Fristverlängerung möglich ist.
Für MBAs gibt es grundsätzlich kein BAföG, da für diese Berufserfahrung notwendig ist und solche weiterbildenden Master grundsätzlich nicht BAföG-förderungsfähig sind.
*Die vorläufige Zulassung ist nicht zu verwechseln mit der vorläufigen Immatrikulation. Es ist möglich vorläufig zugelassen und regulär immatrikuliert zu sein.
6. „Es war die richtige Entscheidung“ – Erfahrungsbericht von Eva
Eva hat sich nach ihrem sportwissenschaftlichen Bachelor für einen Master in Kindheitspädagogik eingeschrieben – heute leitet sie eine Kita.
Studis Online: Erzähl mal etwas über dich.
Eva: Ich habe 2013 mein Abitur in NRW gemacht und bin anschließend für fünf Jahre zum Bachelor-Studium an die deutsche Sporthochschule in Köln gegangen. Dort habe ich Sport, Erlebnis und Bewegung studiert. Danach habe ich mich dazu entschieden, Kindheitspädagogik (Master of Arts) in Konstanz zu studieren und habe dann hier in der Stadt meinen Job angefangen.
Warum hast du dich nach dem Bachelor für ein anderes Fach im Master-Studium entschieden?
Nach meinem Bachelor-Abschluss hatte ich erstmal keine Ahnung, was ich machen möchte. Durch die breit gefächerten Inhalte im Studium, stand mir alles mögliche offen: Ich hätte mich zum Beispiel als Trainerin bei Olympiastützpunkten bewerben, in die Gesundheitsprävention gehen können oder auch in Sportvereinen oder im Sporttourismus aktiv werden – die Auswahl war für mich zu groß und ich habe den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen.
Da dachte ich „Als Notlösung studier' ich halt nochmal einen Master!“ und hab mich dann eigentlich just for fun beworben. Im Fokus stand eigentlich die Stadt. Ich wollte gern in die Bodenseee-Region. Mir ist der Master Kindheitspädagogik in Konstanz ins Auge gestochen. Alles anderes war viel zu technisch und wirtschaftlich orientiert, was überhaupt nicht mein Fokus war.
In meinem Sportwissenschafts-Studium hatte ich schon viele pädagogische Inhalte und Schwerpunkte und praktische Erfahrung in der Leitung vom Kinderanfängerschwimmen oder Kinderturnen gewonnen. Es hat mir immer Spaß gemacht mit Kindern zu arbeiten. Beim Abschicken der Bewerbung dachte ich mir aber, dass das bestimmt eh nichts wird.
Was war für dich das schwierigste am Fachrichtungswechsel?
Es klingt natürlich erstmal total gegensätzlich als Sportwissenschaftlerin eine Erziehungswissenschaftlerin werden zu wollen. Aber ich habe nachweisen können, dass ich schon viele pädagogische Inhalte in meinem Bachelorstudium hatte. Glücklicherweise musste ich keine ECTS-Punkte nachholen oder irgendwelche Leistungen vorab absolvieren. Dementsprechend gab es eigentlich keinen Mehraufwand und keinen Aufwands-Unterschied zu einem Masterstudium in Sportwissenschaften.
In welchem Bereich arbeitest du heute?
Nachdem ich nun mit zwei Abschlüssen in der Tasche da saß, stellte sich natürlich die Frage, ob ich nun als Erziehungswissenschaftlerin oder Sportwissenschafterin arbeite – hier hat mir der Zufall und das Glück in die Karten gespielt. Bereits während des Masters war ich als Erzieherin in einer Kita tätig und als ich den Master-Abschluss hatte, kam die Frage auf, ob ich die Leitung der Kita übernehmen möchte. Nach etwas Bedenkzeit habe ich zugestimmt. Den Sport sehe ich mittlerweile eher als Hobby und genieße es, die Qualifikationen aus dem Bachelor mit in die Freizeit zu nehmen.
Hattest du Angst, dass der Fachwechsel beim Bewerbungsgespräch negativ ausgelegt werden könnte?
Während des Bewerbungsgesprächs mit meinem Arbeitgeber hatte ich natürlich etwas Angst, dass sie bemängeln, dass ich halt nur ein „sportwissenschaftliches Bachelor -Studium“ vorweisen kann und dann erst als Quereinsteigerin rüber bin für den Master in den Bereich Kindheitspädagogik. Aber während des Gesprächs wurde ich sofort vom Gegenteil überzeugt ich wurde ermutigt und bekräftigt. Sie haben es eher positiv angesehen, dass ich sehr viele andere Erfahrung habe und doch sehr breit aufgestellt bin in meiner Qualifikation.
War der Wechsel nach dem Bachelor rückblickend die richtige Entscheidung?
Rückblickend kann ich sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war, nach dem Bachelor-Studium noch ein Master dran zu hängen. Ich denke schon, dass ich bereits nach dem Bachelor-Studium einen Job gefunden hätte, der mir auch einigermaßen Freude bereitet hätte. Aber mit dem Abschluss eines Masters bin für viel mehr Bereiche qualifiziert und vor allem hat mich der Master doch persönlich weitergebracht.
Die Zeit hat viel in mir noch mal verändert und vor allem verfeinert – also ich weiß was meine was meine Stärken sind was mir Freude macht im Job – und somit bin ich jetzt einfach sehr glücklich darüber, dass ich doch mich für ein Master-Studium entschieden habe. Ich habe letztendlich einen Job gefunden, der mir richtig viel Spaß macht.
7. Die Alternative: Das Zweitstudium
Falls es dir nicht möglich ist, einen passenden Master zu finden – weil du z.B nun eine völlig andere Richtung einschlagen möchtest, gibt es natürlich auch noch die Option eines Zweitstudiums für einen weiteren Bachelor. Allerdings gibt es auch hier Hürden bei der Bewerbung: Bei zulassungsbeschränkten Fächern sind nur einige Plätze für Zweitstudienbewerber*innen vorgesehen. Und auch die Finanzierung gestaltet sich schwieriger: Zumindest BAföG bekommst du für ein Zweitstudium nur in Ausnahmefällen.
8. Weiterführende Links
Anmerkung der Redaktion:
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