Viele ÄnderungenUniranking 2009 von junger karriere, WiWo und Handelsblatt
Worauf von Personalern noch geachtet wird
Die Personalchefs wurden neben ihren favorisierten Hochschulen auch noch nach einigen anderen Dingen gefragt. So wurden den Personalchefs einige Punkte genannt, bei denen sie angeben sollten, was ihnen bei Jobbewerbern davon wichtig wäre (es durften auch mehrere gewählt werden). Persönlichkeit (87,4%), Praxiserfahrung (70,5%) und Englischkenntnisse (57%) wurden von mehr als der Hälfte der Befragten gennant. Dagegen ist die Studiendauer nur 23,8% wichtig, auch Auslandserfahrungen kommen mit 26,7% erstaunlich schlecht weg. Selbst die Examensnote ist nur 29,4% der Personalchefs wichtig und wird noch von EDV-Kenntnissen (35,6%) und Engagement neben dem Studium (32,4%) geschlagen.
Bei den Studienabschlüssen zeigt sich auch 2009, dass das "alte" Diplom nach wie vor einen guten Ruf hat und Bachelor-AbsolventInnen nicht speziell gesucht werden. Zwar haben je nach Fachbereich 30 bis 50 Prozent der Personalchefs keine Präferenz. Gerade bei den Naturwissenschaften, Maschinenbau und Elektrotechnik wollen 45 bis fast 51 Prozent der Befragten am liebsten AbsolventInnen mit Diplom. Der Bachelor wird nur von 0,9% (bei Naturwissenschaften) bis 7,7% (bei BWL) genannt, der Master immerhin von 13,3% (Jura) bis 29,8% (VWL).
508 Personaler stimmen ab – fast 4500 beteiligen sich nicht, obwohl sie gefragt wurden
508 Personaler haben diesmal über das Ranking-Schicksal der Hochschulen entschieden. Hat man auch das letztjährige Ranking verfolgt, wundert man sich möglicherweise: Damals hieß es, 5000 Personalverantwortliche seien befragt worden. Wurde dieses Mal gespart? Eine Nachfrage bei junger karriere erbrachte, dass auch dieses Jahr 5000 Personaler einen Fragebogen erhielten, diesmal aber erstmalig die Zahl der tatsächlich Antwortenden genannt wird.
Studis Online wollte es genauer wissen und nahm Kontakt mit dem Meinungsforschungsinstitut Universum Communications auf, die zusammen mit Access die Befragung durchgeführt hatten. Demnach waren tatsächlich sowohl in diesem als auch im vergangenen Jahr 5000 Personaler angeschrieben wurden, Antworten gab es wie erwähnt von 508 in 2009, im letzten Jahr waren es knapp unter 500. Eine Rücklaufquote von jeweils um die 10% – nicht gerade viel.
Die Zusammensetzung der Befragten oder speziell derer, die Antworteten, sei aber ziemlich ähnlich gewesen. Dass es diesmal doch deutlichere Änderungen bei den Platzierungen gab, sei möglicherweise der geänderten Fragebogenstruktur geschuldet. Erstmals wurden die Personaler auch nach einer Begründung für die von ihnen gewählten Hochschulen gefragt.
Grundsätzlich sind "Verbesserungen" eines Rankings ("genauere Fragen" etc.) mit dem Nachteil verbunden, dass die Ergebnisse eigentlich nicht mit den Vorjahresergebnissen vergleichbar sind. Darüber wird in der Regel (auch beim vorliegenden Ranking) einfach hinweggegangen. Vielleicht soll durch die dauernden Änderung auch einfach mehr "Bewegung" im Ranking erreicht werden ... (gleichzeitig zeigt das aber auch, dass Rankings eben immer nur einen Teil abbilden – werden die Kriterien geändert, ändern sich sofort die Platzierungen, ohne dass die Hochschulen wirklich etwas geändert hätten).
Verzerrungen durch vorgegebenen Listen und allgemeine "Beliebtheit"
Auf dem Fragebogen – das war auch letztes Jahr so – werden den Personalern bei jedem Fach eine Liste von Hochschulen vorgegeben, d.h. es werden von vornherein vor allem kleinere Hochschulen ausgeblendet. Es besteht zwar die Möglichkeit, dass eigene Hochschulen ergänzt werden – aber dass das ein schwerwiegender Nachteil für die nicht-gelisteten Hochschulen ist, dürfte jedem einleuchten. Wird eine Hochschule im Freitext öfter genannt, wird sie bei der nächsten Befragung wahrscheinlich in der Liste aufgenommen. Möglicherweise ist das ein Grund für einige "aus dem Nichts" kommende Hochschulen in den Rankings. Bei Wirtschaftsingenieurwesen ist dieses Jahr die RWTH Aachen von - (nicht in den Top Ten) direkt auf Platz 1 gekommen.
Offenbar gibt es auch den Effekt, dass dem Personaler bekannte und als gut erachtete Hochschulen einfach bei allen in Frage kommenden Fächeren genannt werden, auch wenn nicht wirklich für jedes Studienfach tatsächlich Erfahrungen vorliegen. Es kommt sogar dazu, erzählte der Mitarbeiter von Universum, dass eine Uni wie die TU München immer wieder bei Wirtschaftsingenieurwesen genannt wird (als Freitext – in der Liste ist die TU mit Recht nicht), obwohl sie dieses Fach gar nicht anbietet.
Personaler wissen nicht alles
Ein Ranking, dass nur Personaler ein paar Hochschulen auflisten lässt und dann zählt, wie häufig die Hochschulen genannt sind, ist per se nur ein sehr grober Anhaltspunkt bezüglich der Qualität der Hochschulen. So ist das Ranking stark geprägt von großen Arbeitgebern, die Meinung des Mittelstandes und kleiner Betriebe fällt kaum ins Gewicht. Die Ergebnisse der Bemühungen der Hochschulen sehen die Personaler erst Jahre später – wer jetzt anfängt zu studieren, bekommt vielleicht ganz anderes geboten, als was Personaler an den aktuellen AbsolventInnen schätzen.
Wer sowieso nicht anstrebt, zu einem großen Arbeitgeber zu gehen, für den ist das Ranking ziemlich egal. Und natürlich hat man auch von nach diesem Ranking "schlechten" Hochschulen eine Chance, wenn man ansonsten überzeugen kann. Sei es durch sehr gute Noten, besondere Schwerpunkte, "Soft Skills", Auslands- und Praktikums-Erfahrungen. Und es muss auch nicht alles gleichzeitig sein ...
Alle schauen auf die Ersten – dabei wird viel übersehen
Da die Personaler mehrere Hochschulen aufführen können, ohne diese selbst in eine Reihenfolge zu bringen, zählt am Ende nur, von wie vielen eine Hochschule überhaupt genannt wird. Theoretisch könnte es aber auch Hochschulen geben, die von wenigen als Herausragend genannt werden, aber von sehr vielen sozusagen als "Zweite Kategorie". Da aber die zweite Kategorie gar nicht abgefragt wird, kommt eine solche Hochschule eher schlecht weg; schlechter jedenfalls als eine, die es bei einigen Personalern geschafft hat, sich einen Namen zu machen, für den Rest aber vollkommen belanglos ist.
Leider schauen alle nur auf die Ersten. Das ganze wird noch verstärkt, wenn bei einem solchen Ranking dann auch noch die "beste Uni" gekürt wird, wie es explizit in der WirtschaftsWoche getan wird. Dabei wird für die erhobenen Fächer einer Hochschule 10 Punkt für einen ersten Platz im Fach-Ranking gegeben, 9 Punkte für einen zweiten etc. Dabei liegen manchmal zwischen zwei Plätzen Welten – nimmt man einmal die Personalernennungen so hin. Bei Wirtschaftsingenieurwesen wurden die RWTH Aachen bspw. von 49,4% der Personaler genannt (Platz 1), die Uni Karlsruhe bekam noch 46,5% (Platz 2), auch die TU Darmstadt immerhin 41,1%. Platz 4 und 5 (TU Dresden bzw. Berlin) dagegen nur noch 22,4 bzw. 22,0%.
Ein paar Ergebnisse
Auch wenn wir dringend davon abraten, Rankings zur Richtschnur zu machen, hier zur Information die nach diesem Ranking "besten" Hochschulen. Auch diejenigen, die voll auf "Karriere in einem Großkonzern" setzen, sollten bedenken, dass es immer auch auf die eigenen, individuellen Wünsche ankommt, welche Uni wirklich die richtige ist. Vielleicht will man Schwerpunkte setzen, die es so an "der besten" Hochschule nicht gibt. Auch die Stadt, in der man studiert, sollte durchaus zusagen. Immerhin muss man dort einige Jahre verbringen. Schließlich mag gerade der Personaler, auf den es am Ende ankommt, doch eine andere Hochschule, als gerade die aktuell ganz oben stehende bevorzugen. Kurz: Selbst ein Bild von den Hochschulen machen und nicht Rankings die ganze Entscheidung überlassen!
Wir beschränken uns diesmal auf weniger Fächer als in junger karriere aufgelistet werden, bieten dafür auch die Prozentzahlen vom Vorjahr, da sich damit die "Ränge" manchmal etwas relativieren.
Nur der Erste zählt? Hoffentlich nicht!
Betriebswirtschaft
Uni Mannheim 47,1% (57,8%)
LMU München 30,1% (26,0%)
Uni Münster 30,1% (32,7%)
Uni Köln 29,7% (33,0%)
EBS Oestrich-Winkel 21,2% (17,6%)
WHU Vallendar 21,2% (28,5%)
Reutlingen, ESB 27,0% (46,8%)
FH Münster 11,8% (16,5%)
FH Köln 10,7% (13,8%)
HS Pforzheim 10,4% (7,3%)
ISM Dortmund 10,0% (12,4%)
HS München 10,0% (8,7%)
Volkswirtschaftslehre
Uni Mannheim 22,6% (33,4%)
LMU München 20,9% (20,9%)
Uni Köln 19,1% (37,6%)
Uni Bonn 17,4% (66,8%)
Wirtschaftsingenieurwesen
RWTH Aachen 49,4% (?)
Uni Karlsruhe 46,5% (53,1%)
TU Darmstadt 41,1% (35,9%)
Wirtschaftsinformatik
TU Darmstadt 26,3% (41,7%)
TU München 23,4% (25,0%)
Uni Mannheim 18,0% (22,2%)
Informatik
RWTH Aachen 33,3% (29,7%)
TU München 31,7% (36,5%)
Uni Karlsruhe 26,9% (54,8%)
Maschinenbau
RWTH Aachen 74,3% (60,0%)
TU Darmstadt 45,3% (36,0%)
TU München 41,2% (41,3%)
Uni Karlsruhe 39,9% (44,0%)
Quellen und weitere Artikel zu Rankings
Wirtschaftswoche (ET 27.04.2009) und junge karriere Mai 2009
- Uni-Ranking 2009: Karriere cum laude (wiwo.de, 27.04.2009)
- Unirankings - ein Instrument der Hochschulwahl? (Kommentierender Artikel zu Rankings mit Links zu den Berichten über die letzten Rankings von CHE bis THES)
- Uniranking 2008 von junger karriere und Wirtschaftswoche (02.06.2008)