Eine Lösung, die fast keine istDurchbruch bei Zulassungsverfahren?
Von Oliver Iost
Die "Übergangslösung" besteht u.a. darin, dass möglichst alle Hochschulen einen einheitlichen Bewerbungsschluss, nämlich den 15. Juli einführen. Die Zulassungsbescheide sollen dann grundsätzlich Mitte August versandt werden. Der 15. Juli war schon bisher größtenteils verbreitet, nicht ganz so einheitlich war jedoch der Versand der Zulassungsbescheide.
Wirklich weit bringt das aber gar nicht: Für alle, die in der ersten Runde keinen Platz bekommen (oder nicht den nach ihren Wünschen besten) – und das sind ja sicher nicht wenige – bleibt alles wie bisher. Sie müssen weiter warten bzw. überlegen, ob sie (erstmal) einen Platz annehmen, der ihnen nicht so liegt.
Studienplatz-Schnäppchen im Internet?
Die übrig gebliebenden Studienplätze (nämlich die, die doch nicht angenommen wurden – z.B. weil auch ein aus Sicht des Bewerbers besserer Platz anderswo angeboten wurde) sollen in einer Internet-Börse bekannt gegeben werden - voraussichtlich Anfang September. Die Bewerbung soll aber auch in diesem Schritt direkt an die Hochschule der Wahl gehen.
Ohne einen Abgleich jedoch, welche BewerberInnen sich wo beworben haben (und am besten noch der Angabe, welches ihre Präferenzen sind), bleibt Chaos aber weiter vorprogrammiert. Denn auch in diesem zweiten Schritt werden sich viele an mehreren Hochschulen bewerben. Erneut geht das Spiel los, dass die Hochschulen raten müssen, wie vielen sie einen Studienplatz anbieten müssen, damit am Ende wirklich alle Studienplätze belegt werden. Denn alle Angebote werden garantiert nicht angenommen werden. Es drohen also wie bisher dritte oder gar vierte Runden im Bewerbungsreigen.
Für die BewerberInnen wird es durch diese Lösung auch nicht besser: Sie müssen sich sogar noch öfter als früher bewerben: Neben der Bewerbung zum eigentlichen Bewerbungsschluss u.U. nochmals, sobald die "Restplätze" feststehen.
Es bleibt somit ein Rätsel, wie Prof. Dr. Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), behaupten kann: "Es wird keine frei bleibenden Studienplätze mehr geben."
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben?
Eigentlich sollte ursprünglich zu diesem Wintersemester eine neue Lösung für das Bewerbungsverfahren kommen. Im Februar diesen Jahres verschob sich dies schon auf nächstes Jahr, nun heißt es, das neue, "endgültige" Verfahren solle zum Wintersemester 2011/2012 kommen. Dabei sollen die Hochschulen nicht gezwungen werden, sich daran zu beteiligen. Eine geringe Beteiligung würde das Verfahren allerdings ad absurdum führen. Völlig auszuschließen ist aber selbst das nicht.
Die Bewerbung soll dann online direkt bei den Hochschulen erfolgen, bei denen man sich für Studienfächer interessiert. Bewerbungsunterlagen wären je nach Ansprüchen der jeweiligen Hochschule jeweils individuell an die Hochschule zu schicken. Die Hochschulen melden die BewerberInnen an eine zentrale Stelle. Nimmt ein Bewerber innerhalb des Hauptverfahren einen angebotenen Studienplatz an, werden seine Bewerbungen auf andere Studiengänge/Hochschulen automatisch entfernt, dadurch bekommen evt. andere Bewerber Zugriff auf angebotene Studienplätze. Damit würden innerhalb des Hauptverfahren wohl tatsächlich mehr Plätze wirklich vergeben.
Das weitere Verfahren sieht aber weiter schwierig aus. Offenbar soll für die Restplätze wie auch in der "Übergangsphase" erneut eine Bewerbung nötig sein – teilnehmen kann jedeR (auch alle, die sich im Hauptverfahren noch gar nicht beteiligt haben). Erneut geht das Gezerre los. Durch den (möglichen) Datenabgleich werden zwar wahrscheinlich mehr Plätze erfolgreich vergeben. Möglicherweise auch schneller als bisher. Aber einfach wird das ganze nicht. Gerade im ersten Jahr könnten auch technische Probleme noch so manchen Strich durch die Rechnung machen.
Kommentar: Lieber Zwangsverschickung!
Die ZVS wurde (und wird) gern geschmäht, weil sie zwangsläufig nicht jeden Wunsch erfüllen konnte. Im Vergleich zum dezentralen Chaos der letzten Jahre war die Vergabe über die ZVS aber zuverlässig. Solange also Studienwünsche und -angebot stärker auseinandergehen, wäre eine zentrale Vergabe wahrscheinlich das beste Mittel. Denn so können am schnellsten und effektivsten die Plätze vergeben werden. Auch die BewerberInnen könnten sich so Zeit und Nerven sparen.
Der Glaube, die Hochschulen würden durch eigene Bewerbungsverfahren "geeignetere" BewerberInnen finden, ist allerdings ungebrochen. Die Belege dafür sind allerdings bisher eher rar und wenn, dann eher bei recht aufwändigen Verfahren erzielt worden.
Sinnvoller erscheint es da doch, die Beratung in Sachen Studienwahl zu verbessern. Denn wirklich gut und richtig informierte Bewerber sollten ja das wählen, was sie auch wirklich am besten können und mögen.
Quellen und mehr zum Thema
- Verfahren zur Hochschulzulassung wird entscheidend verbessert (Pressemitteilung des Bundesbildungsministeriums, 03.03.2009)
- Durchbruch bei der Zulassung - Vorschlag der HRK wird umgesetzt (Pressemitteilung der HRK, 03.03.2009)
- Bewerbungschaos wird kaum eingedämmt (Artikel bei Studis Online zum Zwischenstand der Verhandlungen, 14.02.2009)
- Zum Wintersemester droht erneut Bewerbungschaos (Artikel bei Studis Online, 28.01.2009)