Uniranking globalEnglischsprachige Unis dominieren
Was kann ein Uni-Ranking überhaupt messen?
Schon die deutschlandweiten Unirankings schlagen sich mit diversen Schwierigkeiten herum, wie was verglichen werden soll. Jedenfalls sollte man als (zukünftigeR) StudentIn seine Hochschulwahl nicht zu sehr von solchen Rankings abhängig machen. Um so mehr, als ganze Hochschulen bewertet werden, was per se keine Aussage zur Qualität der Lehrqualität eines einzelnen Studienfaches macht. Und die Lehre ist oft gar nicht Gegenstand von Rankings, oft werden vor allem rein quantitative Kriterien angelegt.
Bei globalen Rankings potenzieren sich die Probleme der Vergleichbarkeit noch weiter. Ein Hauptproblem ist dabei, dass englischsprachige Hochschulen per se den Vorteil haben, dass die als Grundlage verwendeten Zitationsindizes (die abbilden, wieviele Veröffentlichungen die jeweilige Hochschule machte) im wesentlichen nur englischsprachige Veröffentlichungen zählen. Auch wenn an deutschen Hochschulen wissenschaftliche Papiereoft in Englisch geschrieben werden, so wird das immer ein zumindest kleiner Nachteil bleiben, insbesondere in Fachbereichen, deren Forschungsgegenstand auch von der Muttersprache abhängt (z.B. Pädagogik).
Ein weiteres "Problem" jedes Rankings - und auch hier besonders bei Welt-Rankings - ist es, dass die Daten schon bei Veröffentlichung veraltet sind. Wenn - wie besonders beim Ranking der Jiao Tong Uni - auch noch Leistungen von Ehemaligen der Uni zählen, sagt das wenig über die aktuelle Qualität der Hochschule.
Die Spitze im Vergleich
Das Ranking der Newsweek nutzt ungefähr zur Hälfte die selben Kriterien wie das Ranking der Uni aus Shanghai, ohne allerdings die Leistungen von Ehemaligen zu berücksichtigen. Statt dessen wird auch der Anteil von internationalen Studierenden und Lehrenden und die Ausstattung (quantitativ) der Unibibliotheken gewertet. Insgesamt führt das zwar in der Spitze zu einigen kleineren Abweichungen, ohne jedoch vollkommen andere Hochschulen in die Spitze zu bringen.
Als Grundlage nehmen wir das Ranking der Jiao Tong Uni, nach dem Schrägstrich der Platz im Ranking der Newsweek. Im Vergleich zum letzten Jahr (der uns nur beim Jiao Tong-Ranking möglich ist) hat sich übrigens nichts geändert.
/ 1. Harvard University (USA)
/ 6. University Cambridge (UK)
/ 2. Stanford University (USA)
/ 5. University of California at Berkeley (USA)
/ 7. Massachusetts Institute Technology (MIT) (USA)
/ 4. California Institute of Technology (USA)
/ 10. Columbia University (USA)
/ 15. Princeton University (USA)
/ 20. University Chicago (USA)
/ 8. University Oxford (UK)
/ 3. Yale University (USA)
Welches sind die "besten" deutschsprachigen Unis?
Einigkeit bestand bei beiden Rankings darüber, dass jeweils die ETH Zürich die beste deutschsprachige Uni sei. Danach jedoch hörte die Einigkeit auf. Wir zählen hier die deutschsprachigen Hochschulen aus den Top 300 des Shanghai-Rankings auf, nach dem Schrägstricht die Platzierung bei der Newsweek, die nur eine "Top 100" veröffentlichte. Beim Shanghai-Ranking gibt es ab Platz 102 keine genaue Platzierung mehr, sondern Gruppen von 50-100 Hochschulen. Die Anordnung gleichplatzierter Uni erfolgt alphabetisch nach dem Ort.
27. / 21. ETH Zürich (CH)
51. / 63. Uni (LMU) München (D)
54. / 81. TU München (D)
58. / 46. Uni Zürich (CH)
66. / 90. Uni Heidelberg (D)
81. / 44. Uni Basel (CH)
85. / - Uni Göttingen (D)
93. / - Uni Freiburg (D)
102ff. / - Uni Bonn (D)
102ff. / - Uni Frankfurt (D)
102ff. / - Uni Hamburg (D)
102ff. / - Uni Münster (D)
102ff. / - Uni Tübingen (D)
102ff. / - Uni Würzburg (D)
151ff. / 72. Uni Wien (A)
151ff. / - Uni Bern (CH)
151ff. / - Uni Kiel (D)
151ff. / - Uni Köln (D)
151ff. / - Uni Leipzig (D)
151ff. / - Uni Mainz (D)
201ff. / - TU Aachen (D)
201ff. / - TU Berlin (D)
201ff. / - Uni Bochum (D)
201ff. / - Uni Erlangen-Nürnberg (D)
201ff. / - Uni Halle-Wittenberg (D)
201ff. / - Uni Karlsruhe (TU) (D)
201ff. / - Uni Marburg (D)
201ff. / 98. Uni Innsbruck (A)
201ff. / - Med. Uni Wien (A)
Vergleich zu den Vorjahren
Von Rankings geht in gewisser Weise auch die Tendenz aus, dass sie sich selbst festigen ("selbsterfüllende Prophezeiung"). Beim Ranking der Uni Shanghai (und nur dieses können wir mit den Vorjahren vergleichen) hat sich tatsächlich unter den ersten 10 keine Veränderung zum Vorjahr gegeben.
Bei den deutschsprachigen Hochschulen gab es ebenfalls nur geringe Veränderungen. Da die niedrigeren Platzierungen nur noch als grobe Gruppen anzusehen ist, mag auch der Fall von 301ff. zu 401ff. gar nicht so tief sein - es kann ja sein, dass die Uni im Vorjahr nur knapp in die bessere Gruppe gerutscht und nun gerade herausgerutscht ist.
Auch die Zuordnung von Nobelpreisen macht übrigens einiges aus. Die chinesischen Macher waren sich lange bei der Zuordnung "alter" Nobelpreis-Träger zur richtigen Hochschule uneinig. 2003 war die HU Berlin zwischen Rang 150 und 200 (das wird nicht genauer ausgewiesen), die FU Berlin auf 95. Seit 2005 sind beide Hochschulen nicht mehr unter den ersten 500 - dafür aber die TU Berlin.
Insofern sollte man die Veränderungen nicht überbewerten, von denen es eigentlich nur eine gab, die wirklich erwähnenswert ist und die Uni Wien betrifft. Sie war 2005 noch auf Platz 85, jetzt ist sie nur noch 151.ff. Aber auch dafür gibt es eine einfache Erklärung: Grund für den Absturz dürfte die Ausgliederung der Medizin sein, die dann auch prompt selbst im Ranking auftaucht. Auf Platz 201ff. Ein weiterer Beleg, dass man solche Rankings mit Vorsicht genießen muss.
Weltranking vs. "deutsche" Rankings
Wenn man deutschland-spezifische Rankings betrachtet (siehe für eine Liste hier) und daraus auf den Ruf der Unis schließt, fällt auf, dass einige durchaus renommierte Hochschulen im Welt-Ranking nicht auftauchen. So hat z.B. die Uni Mannheim im Bereich Wirtschaftswissenschaften in allen deutschen Rankings sehr gut abgeschlossen - im Weltranking kommt sie aber nicht mal unter den ersten 500 vor.
Umgekehrt wird die Uni Hamburg in den deutschen Rankings meist nicht unter den Spitzenreitern genannt - im Weltranking der Shanghai Jiao Tong Uni kommt sie am 6. Platz unter den deutschen Unis.
- Quellen und weitere Artikel zum Thema
- Academic Ranking of World Universities - 2006 (Shanghai Jiao Tong University)
- The Top 100 Global Universities (Newsweek)
- Welt-Universitäts-Ranking 2005 (zum Ranking 2005 der Shanghai Jiao Tong Uni)
- Unirankings - ein Instrument der Hochschulwahl? (Eine kritische Betrachtung - mit Links zu weiteren Ranking-Artikeln)