StudiumNeues zu Bachelor + Master
Demnach sind inzwischen 36% der angebotenen Studiengänge Bachelor bzw. Master-Studiengänge. Die Zahl der neuen bzw. umgestellten Studiengänge ist vergleichsweise moderat um 8 % gegenüber dem vorhergehenden Semester gestiegen, nachdem im Wintersemester 2005/06 ein Plus von 29 % zu verzeichnen war. Das ist allerdings kein Wunder, da neue oder umgestellte Studiengänge meist zum Wintersemester starten.
Erstaunlich und - auch aus Sicht der HRK - bedenklich ist die Tatsache, dass die Zahl der Studiengänge in einigen Bundesländern sinkende Tendenz aufweist. Das liegt vor allem an Sparzwängen in den Ländern und der (teilweise auch aus Sparzwängen) "Profilbildung" der Hochschulen (es werden also je Hochschule weniger Gebiete abgedeckt und die Anstrengungen auf bestimmte Bereiche konzentriert).
Als mehr oder weniger vollwertigen Ersatz für einen Diplom bzw. Magister-Studiengang müssten sogar zwei Studiengänge geschaffen werden: Ein Bachelor und ein Master. Wobei teilweise für mehrere "alte" Studiengänge nur noch ein gemeinsamer Bachelor angeboten wird und die Spezialisierung im Master stattfindet (aber auch dann müsste es zumindest einen Studiengang mehr geben). Insgesamt ist die sinkende Zahl von Studiengängen daher ein deutliches Anzeichen dafür, dass Studiengänge (und damit i.a. auch Studienplätze) abgebaut werden.
Kein gutes Zeichen - gerade im Hinblick darauf, dass in den nächsten Jahren mit mehr AbiturientInnen gerechnet werden muss (vgl. Studierendenzahl soll bis 2014 um bis zu 35% steigen). Oder will die Politik entgegen ihren Sonntagsreden gar nicht mehr Studierende?
Bundesweite Zahlen
Insgesamt
Semester | Insgesamt | davon Bachelor | Master | zus. | % von Insg. |
SoSe 2004 | 11.183 | 951 | 1.173 | 2.124 | 19,0 |
SoSe 2005 | 11.286 | 1.453 | 1.481 | 2.934 | 26,0 |
SoSe 2006 | 11.284 | 2.317 | 1.777 | 4.094 | 36,3 |
Hochschularten
Die unterschiedlichen Hochschularten sind verschieden weit mit der Umstellung: An Universitäten sind bisher 31,2% der Studienangebote Bachelor+Master-Studiengänge, an Fachhochschulen dagegen schon 56,6%. Kunst- und Musikhochschulen dagegen haben bisher kaum umgestellt: erst 7,4% der Studiengänge an diesen Hochschulen führen zu einem Bachelor oder Master-Abschluss.
Fächergruppen
Auch bei den einzelnen Fächergruppen sind signifikante Unterschiede auszumachen. Musik und Kunst sind am wenigsten weit mit der Umstellung (was nach den Zahlen für die Hochschularten nicht wundert), 13,6% der insgesamt angebotenen Studiengänge führen zu einem Bachelor- oder Masterabschluss. Bei den Sprach- und Kulturwissenschaften sind es auch nur 21,6%. Dass "Gesundheitswissenschaften, Medizin" noch nicht so weit sind (35,1%) ist ebenfalls wenig überraschend: Das Staatsexamen bei Medizin ist nach wie vor Standard, ein Umbau in Richtung Bachelor/Master hier noch nicht abzusehen.
Die weiteren Zahlen (immer Anteil von Studiengängen mit Bachelor- oder Master-Abschluss im Verhältnis zu allen angebotenen Studiengängen in diesem Bereich): Mathematik, Naturwissenschaften 37,9%, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 50,6%, Ingenieurwissenschaften 51,1%, Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 58,6%.
Nicht weiter überraschen dürfte, dass bei den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sogar mehr Master- als Bachelor-Studiengänge angeboten werden. Zum einen sind hier oft weiterbildende MBAs dabei und bei Rechtswissenschaften gibt es an Unis weiterhin das Staatsexamen (also kein Bachelor - den gibt es hier nur an Fachhochschulen), aber eben auch ein paar Master-Spezialisierungen, vor allem für europäisches oder internationales Recht.
Bundesland-spezifische Daten
Bundesland | Insgesamt | davon Bachelor | Master | zus. | % von Insg. |
Baden- | 1.631 | 342 | 260 | 602 | 36,9 |
Bayern | 1.859 | 192 | 205 | 397 | 21,4 |
Berlin | 508 | 201 | 150 | 351 | 69,1 |
Brandenburg | 263 | 82 | 55 | 137 | 52,1 |
Bremen | 255 | 88 | 61 | 149 | 58,4 |
Hamburg | 314 | 49 | 68 | 117 | 37,3 |
Hessen | 809 | 117 | 109 | 226 | 27,9 |
Mecklenburg- | 316 | 73 | 67 | 140 | 44,3 |
Niedersachsen | 915 | 307 | 137 | 444 | 48,5 |
Nordrhein- | 1.988 | 506 | 371 | 877 | 44,1 |
Rheinland- | 595 | 67 | 76 | 143 | 24,0 |
Saarland | 155 | 16 | 13 | 29 | 18,7 |
Sachsen | 705 | 71 | 74 | 145 | 20,6 |
Sachsen- | 391 | 95 | 58 | 153 | 39,1 |
Schleswig- | 253 | 59 | 34 | 93 | 36,8 |
Thüringen | 326 | 52 | 39 | 91 | 27,9 |
Die HRK erwähnt in ihrer Dokumentation noch, dass seit Wintersemester 2004/2005 "insbesondere Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein eine Verminderung der angebotenen Studiengänge (aufweisen). Im Sommersemester 2006 zählen jedoch auch Bayern, Brandenburg, Bremen, Hamburg und Hessen weniger Studiengänge; Berlin hingegen erstmals wieder einen Anstieg. Diese Entwicklung kann nur zum Teil auf die Umstellung auf die gestufte Studienstruktur zurückgeführt werden, in der etwa in den Sprach- und Kulturwissenschaften separate Magisterstudiengänge zumindest im Bachelor zu übergreifenden Studiengängen zusammengeführt werden. Vielmehr lassen sich die Rückgänge wesentlich mit Maßnahmen der Profilbildung in Verbindung bringen, die von haushaltspolitisch motivierten Streichungen begleitet werden."
Auffallend ist auch, wie unterschiedlich weit die einzelnen Bundesländer mir der Umstellung sind. Im Saarland sind noch nicht einmal ein fünftel der Studiengänge "neue", und auch in Sachsen und Bayern sind es nur knapp mehr als 20%. Berlin (69,1%) und Bremen (58,4%) dagegen haben schon mehr als die Hälfte der Studienangebote im neuen System.
Quelle: Statistische Daten zur Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen, Sommersemester 2006, Statistiken zur Hochschulpolitik 1/2006 - Download möglich bei der HRK: www.hrk.de/de/download/dateien/HRK_Doku1_2006_SoSe2006.pdf
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