karriere Uniranking 2006Personaler vs. Studierende
In den letzten Jahren haben einige Zeitschriften es zu ihrer Aufgabe gemacht, Hochschul-Rankings auch in Deutschland zu etablieren. Studis Online berichtet regelmäßig über Ergebnisse - aber vor allem darüber, was an den einzelnen Rankings möglicherweise nicht so gut ist. Denn an einer fundierten Kritik der einzelnen Rankings fehlt es weitgehend - und wer auf Rankings schaut, sollte wenigstens wissen, worauf er/sie sich einlässt.
Hier geht es um das Hochschul-Ranking von "karriere - Das junge Job- und Wirtschaftsmagazin".
Im Heft 05/2006 (Erscheinungsdatum 28.04.2006) gab es die Einführung zum Ranking und die Ergebnisse
Top-30-Universitäten Wirtschaft
Top-25-Fachhochschulen Wirtschaft
Top-10-Hochschulen Wirtschaft dual/berufsbegleitend
Top-10-Unis Jura
Top-10-Hochschulen Medien
In Heft 06/2006 (Erscheinungsdatum 26.05.2006) gab es die Ergebnisse
Top-10-Universitäten Maschinenbau
Top-10-Universitäten Wirtschaftsingenierwesen
Top-10-Universitäten Elektrotechnik
Top-10-Fachhochschulen Igenieurwesen
Top-10-Universitäten und Top-10-Fachhochschulen Informatik
Zu diesen Ergebnissen geben wir eine kurze Zusammenfassung am
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Achten Personaler wirklich so sehr auf die Hochschule?
Einerseits behauptet karriere, dass die Firmen immer mehr darauf achten würden, von welchen Hochschulen die AbsolventInnen kommen - und will damit unterstreichen, wie wichtig ihr Ranking sei. Andererseits heißt es dann aber, dass die Unternehmen zunehmend über mangelnden Nachschub an Fach- und Führungskräften klagen - z.B. wegen des "demografischen Faktors" (weniger junge Menschen ...).
So gesehen können sich die ArbeitgeberInnen in Zukunft gerade weniger leisten, schon auf Grund der Hochschule zu sieben - und damit wäre es egal, wo man studiert, wenn man nur gute Leistungen erreicht.
Wahr ist daher wohl eher, dass es sicher einige Firmen - gerade die sehr großen - gibt, die meinen, schon mittels der Hochschule, an der BewerberInnen studiert haben, sieben zu können. Aber die große Masse tut das nicht und wer die Nische sucht (und findet), bei dem spielt die Hochschule, an der man war, sowieso kaum keine Rolle.
Eher peinlich ist übrigens die Behauptung von karriere, dass gerade die 30 Unis und 25 Fachhochschulen, die in der Print-Ausgabe (erster Teil) abgedruckt wurden, sich "deutlich" vom Rest der Hochschullandschaft abheben würden. Aus den abgedruckten Daten kann man das jedenfalls nicht erkennen (die 30. Uni ist z.B. bei den Studierenden nur auf Rang 37, die 28. Uni bei den Absolventen auf Rang 45). Es wäre auch sehr erstaunlich, dass gerade nach der 30. (eine schöne runde Zahl ...) Uni bzw. 25. (ein viertel von Hundert ...) Fachhochschule der Einbruch folgt.
Mehr Ranking, mehr Verwirrung
Zwar will man die Ergebnisse der einzelnen Fächer nicht miteinander vergleichen, es ist trotzdem fragwürdig, dass nicht bei jedem Fach die gleichen Daten als Grundlage genommen werden. Bei den "Top-Universitäten bzw. Fachhochschulen Wirtschaft" wurden Studierende, Absolventen, Personaler und "objektive" Kriterien verrechnet, bei den "Top-Hochschulen Medien" (was nebenbei bemerkt höchst unterschiedliche Studiengänge umfasst, man sich also fragen kann, ob hier nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden - auch bei "Wirtschaft" kann man fragen) dagegen geht es nur um das Urteil der Studierenden und die "objektiven" Kriterien.
Die Zahl der "objektiven" Kriterien ist je nach Fach unterschiedlich. Betreung und Studiendauer sind es immer, bei den Top-Unis Wirtschaft geht noch ein "Internationalitätsfaktor" ein. Letzterer ergibt sich aus dem "Anteil der Studierenden, die ein Auslandssemester absolviert haben oder dies planen". Die ist natürlich an privaten Hochschulen höher - wer Studiengebühren bezahlen kann, wird sich auch ein Auslandsstudium eher leisten.
Quantität = Qualität?
Insgesamt sind alle "objektiven" Kriterien rein quantitative Kriterien. Über die Qualität - um die es ja eigentlich gehen soll - sagen sie nur wenig aus. So ist eine lange Studiendauer zwar Anzeichen für schlechte Studienbedingungen und - organisation. Aber eine kurze Studiendauer bedeutet meist auch: Kein frei gewählter Blick über den Tellerrand, nur das studieren, was sich direkt in Studienleistungen auszahlt. Tunnelblick.
Selbst die Betreuungsrelation ist nur ein indirektes Anzeichen von Qualität. Offen bleibt dabei, wie sehr ansprechbar die BetreuerInnen tatsächlich für Studierende sind und über die didaktischen Qualitäten ist sowieso nichts ausgesagt.
Bei der Quantität der Befragten dagegen kann man trotz der Zahl von 51.416 Studierenden und AbsolventInnen davon ausgehen, dass gerade bei kleineren Hochschulen die Zahl der Befragten eher gering war. Verzerrungen sind daher leicht möglich (egal, ob nach oben oder unten).
Was noch zu hinterfragen wäre ...
Bei einigen Hochschulen fehlen Teile der sonst erhobenen Daten (vermutlich wegen zu geringen TeilnehmerInnen an der Online-Umfrage bei Studierenden und AbsolventInnen). Hier kann man kritisch einwerfen, dass diese Hochschulen eigentlich nicht in das Ranking aufgenommen werden dürften, weil eine Platzierung nur mit allen Werten Sinn macht.
Durch die aktuelle Umstellung von Studiengängen von Diplom auf Bachelor / Master ist es fraglich, ob die Beurteilung der AbsolventInnen überhaupt eine große Aussage machen. Zwar sollte man hoffen, dass eine "gute" (wie auch immer definiert) Fakultät es auch schafft, ihren früheren Diplomstudiengang in "gute" Bachelor/Master-Studiengänge zu transformieren. Aber wirklich sicher ist das nicht.
Bei den Ergebnissen zu Jura deuten die Ergebnisse bei den Personalern darauf hin, dass nur wenige Personaler sich äußerten. Wie sonst kommt bei allen 10 genannten Hochschulen nur 20, 30, 40 oder 50% (Nennungen von allen Personalern) vor? Können so wenige Personaler aber wirklich ein brauchbares Urteil abgeben?
Ein weiterer möglicher "Verzerrungsfaktor" bei Befragungen von Studierenden und AbsolventInnen haben wir schon im Artikel zum karriere-Ranking im letzten Jahr angesprochen: Die Bewertung von privaten Hochschulen wird allein deswegen besser sein, weil die jeweiligen Studierenden sich selbst bestätigen wollen, eine richtige Entscheidung (die ja auch kostspielig ist) getroffen zu haben.
Worauf also achten?
Wie schon anfangs anklang: Ein Ranking sollte nur als ein Anhaltspunkt dienen. Es empfielt sich, seinen Blick keinesfalls nur auf die laut Ranking führenden Hochschulen zu fokussieren. Und auf jeden Fall alle Ergebnisse im Detail anzuschauen - nicht nur das Gesamtergebnis.
Einige ausgewählte Ergebnisse
Wir betrachten nur staatliche Hochschulen (da sie auch in Zukunft für die große Mehrheit der Studierenden der Studienort sein werden), ordnen sie nach dem Urteil der Studierenden und greifen neben den "guten" auch einige auffällige Ergebnisse heraus Nochmals sei betont: Es sollte nicht Ziel sein, zwangsläufig an den genannten (nach dem Ranking guten) Hochschulen unterzukommen. Wer aber sowieso schon diese Hochschulen in Erwägung gezogen hat, mag sich bestätigt fühlen, dass sie zumindest nicht ganz schlecht sein sollten ;-)
0 steht in der Spalte "Personaler" übrigens für "keine Nennung".
Unis Wirtschaft
Die Zahlen in Klammer bezeichnen nacheinander den Rang bei Studierenden, AbsolventInnen, Personalern und bei den "objektiven" Kriterien.
TU München (8 / - / 39 / -)
Uni Frankfurt / Main (10 / 17 / 12 / 47)
TU Freiberg (11 / 8 / 50 / 11)
Uni Würzburg (12 / 30 / 39 / 37)
LMU München (13 / 18 / 4 / 27)
Uni Münster (16 / 21 / 3 / 22)
Uni Mannheim (22 / 9 / 1 / 28)
FHs Wirtschaft
Klammern: s.o.
FH Deggendorf (1 / 1 / 32 / 10)
FHT Esslingen (2 / - / 15 / 8)
FH Reutlingen (4 / 2 / 1 / 5)
FH Münster (21 / 12 / 3 / 19)
FH Pforzheim (12 / 13 / 2 / 49)
Unis Jura
Klammern: wie oben, aber ohne AbsolventInnen.
Uni Passau (2 / 6 / 3)
Uni Göttingen (3 / 14 / 9)
Uni Freiburg (7 / 2 / 4)
LMU München (8 / 2 / 10)
Uni Heidelberg (18 / 1 / 8)
Hochschulen Medien
Klammern: Studierende / "objektive" Kriterien
Uni Leipzig (1 / 5)
HMT Hannover (2 / 3)
Uni Mainz (4 / 7)
Uni Augsburg (5 / -)
FH Bonn-Rhein-Sieg (6 / 2)
Unis Maschinenbau
Klammern: Studierende / AbsolventInnen / Personaler / "objektive" Kriterien
Uni Karlsruhe (1/ 9 / 2 / 10)
TU Darmstadt (2 / 6 / 1 / 19)
TU Braunschweig (3 / 2 / 8 / 9)
TU München (4 / 10 / 4 / 7)
Unis Wirtschaftsingenieurwesen
Klammern: Studierende / AbsolventInnen / Personaler
Uni Karlsruhe (1 / 1 / 1)
TU Braunschweig (2 / 7 / 8)
TU Darmstadt (3 / 4 / 2)
Uni Erlangen-Nürnberg (4 / - / 10)
Unis Elektrotechnik
Klammern: Studierende / AbsolventInnen / Personaler
TU Braunschweig (1 / - / 7)
RWTH Aachen (2 / 4 / 1)
Uni Stuttgart (3 / - / 6)
Uni Karlsruhe (5 / 7 / 2)
FHs Ingenieurwesen (Elektrotechnik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen)
Klammern: Studierende / AbsolventInnen / Personaler
FH Deggendorf (1 / 1 / 21)
FHT Esslingen (2 / 5 / 3)
FH Aschaffenburg (3 / 2 / 0)
FH Pforzheim (4 / 4 / 0)
FH Osnabrück (5 / - / 7)
Unis Informatik
Klammern: Studierende / AbsolventInnen / Personaler / "objektive" Kriterien
Uni Münster (3 / 1 / 8 / 30)
Uni Karlsruhe (4 / 7 / 2 / 14)
TU Darmstadt (6 / 9 / 3 / 18)
Uni Mannheim (8 / 10 / 8 / 7)
FHs Informatik
Klammern: Studierende / AbsolventInnen / Personaler
FH Deggendorf (2 / 1 / 0)
FHT Esslingen (3 / - / 2)
FH Karlsruhe (5 / 3 / 2)
FH Pforzheim (6 / - / 0)