StudiumBachelor ist nicht gleich Bachelor ...
Wie am Montag (27.1.03) bekannt wurde, will das britische Zentrum für die Anerkennung internationaler akademischer Titel, Naric, den deutschen Bachelor nicht als vollwertig anerkennen. Demnach stuft die Naric den deutschen Bachelor lediglich als "Ordinary Bachelor" ein - und zwar sowohl den Bachelor an deutschen Fachhochschulen als auch an Universitäten. Zur Aufnahme eines Masterstudiengangs in Großbritannien ist jedoch ein sogenannter "Honours Bachelor" notwendig. Im Ergebnis bedeutet das, dass deutsche Bachelor-AbsolventInnen voraussichtlich nur mit einer zusätzlichen Prüfung - wenn überhaupt - für britische Masterstudiengänge zugelassen werden.
Damit zeigt sich, dass die Einführung neuer Abschlüsse ohne eine wirkliche Umstrukturierung des Studiums nicht unbedingt erfolgsversprechend ist. Die Kultusministerkonferenz kritisiert zwar erwartungsgemäß die britische Entscheidung, aber die Minister wollen ja nicht ihre eigene Arbeit schlecht gemacht haben. Und einige hatten wirklich nach dem Motto "Woanders gibt es das schon" auf eine sehr schnelle Einführung gedrängt - was sich jetzt rächt.
Ergänzung (2.2.03):
Ganz so schlimm (keine Anerkennung des Bachelors in Großbritannien) kommt's vielleicht zwar doch nicht, da die Naric nur Empfehlungen ausspricht und die deutschen Kultusminsiter und Profs natürlich nun alle Hebel in Bewegung setzen werden, bei den britischen Hochschulen direkt zu erreichen, dass diese Empfehlungen nicht umgesetzt werden. Was aber bleibt, ist ein ungutes Gefühl ...
Der studentische Dachverband freier zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) zeigte sich über die Diskussion wenig verwundert. In einer Presseerklärung wird erläutert:
(...) Über eine qualitative Studienreform wurde und wird nicht gesprochen. Eine Diskussion über das ´Diploma Supplement`, eine UNESCO-Initative, wird in Deutschland nicht geführt. Das ´Diploma Supplement` - ein Zusatz zum herkömmlichen Abschlusszeugnis - würde die Möglichkeit eröffnen, einen Abschluss zu erklären, anstatt durch bloße Umbenennung eine Gleichartigkeit vorzutäuschen, die nicht vorhanden ist. Der Bologna-Prozeß zur Schaffung eines Europäischen Hochschulraums wird in Deutschland nur sehr selektiv wahrgenommen: Auf europäischer Ebene vereinbarte Maßnahmen im Interesse der StudentInnen werden nicht umgesetzt. Viele weitere Änderungen finden nur auf dem Papier statt. Umgesetzt wird nur, was zu vermeintlichen Kostenersparnissen führt oder Fördermittel einbringt Außerdem weigern sich die Hochschulen in Deutschland weiterhin, sich auf gemeinsame Mindeststandards zu einigen. Solche sindnotwendig, um eine bundesweite und europäische Vergleichbarkeit zu sichern.
Hinzu kommt, dass die vermeintlich wirtschaftsnahen Kurzstudiengänge von ArbeitgeberInnen nicht akzeptiert werden. Selbst Akzeptanzbeschaffungskampagnen laufen derzeit ins Leere. "Die Dummen sind am Ende die StudentInnen, die Marketingkampagnen zum Opfer fallen und mit einem wertlosen Stück Papier die Hochschule verlassen, mit geringen Chancen auf eine Fortsetzung des Studiums im In- und Ausland," so Heiner Fechner vom fzs-Vorstand. "Internationalisierung lässt sich nicht durch rein nationale Maßnahmen erreichen. Eine bundesweit koordinierte, qualitative Hochschulreform mit starker studentischer Beteiligung ist dringend nötig. Dass dabei ´forschendes Lernen`, ein kritischer Praxisbezug und soziale Durchlässigkeit im Vordergrund stehen müssen anstatt kurzfristiger wirtschaftlicher Verwertbarkeit, muss sich endlich in den Köpfen durchsetzen."
Weitere Infos
Damit zeigt sich, dass die Einführung neuer Abschlüsse ohne eine wirkliche Umstrukturierung des Studiums nicht unbedingt erfolgsversprechend ist. Die Kultusministerkonferenz kritisiert zwar erwartungsgemäß die britische Entscheidung, aber die Minister wollen ja nicht ihre eigene Arbeit schlecht gemacht haben. Und einige hatten wirklich nach dem Motto "Woanders gibt es das schon" auf eine sehr schnelle Einführung gedrängt - was sich jetzt rächt.
Ergänzung (2.2.03):
Ganz so schlimm (keine Anerkennung des Bachelors in Großbritannien) kommt's vielleicht zwar doch nicht, da die Naric nur Empfehlungen ausspricht und die deutschen Kultusminsiter und Profs natürlich nun alle Hebel in Bewegung setzen werden, bei den britischen Hochschulen direkt zu erreichen, dass diese Empfehlungen nicht umgesetzt werden. Was aber bleibt, ist ein ungutes Gefühl ...
Der studentische Dachverband freier zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) zeigte sich über die Diskussion wenig verwundert. In einer Presseerklärung wird erläutert:
(...) Über eine qualitative Studienreform wurde und wird nicht gesprochen. Eine Diskussion über das ´Diploma Supplement`, eine UNESCO-Initative, wird in Deutschland nicht geführt. Das ´Diploma Supplement` - ein Zusatz zum herkömmlichen Abschlusszeugnis - würde die Möglichkeit eröffnen, einen Abschluss zu erklären, anstatt durch bloße Umbenennung eine Gleichartigkeit vorzutäuschen, die nicht vorhanden ist. Der Bologna-Prozeß zur Schaffung eines Europäischen Hochschulraums wird in Deutschland nur sehr selektiv wahrgenommen: Auf europäischer Ebene vereinbarte Maßnahmen im Interesse der StudentInnen werden nicht umgesetzt. Viele weitere Änderungen finden nur auf dem Papier statt. Umgesetzt wird nur, was zu vermeintlichen Kostenersparnissen führt oder Fördermittel einbringt Außerdem weigern sich die Hochschulen in Deutschland weiterhin, sich auf gemeinsame Mindeststandards zu einigen. Solche sindnotwendig, um eine bundesweite und europäische Vergleichbarkeit zu sichern.
Hinzu kommt, dass die vermeintlich wirtschaftsnahen Kurzstudiengänge von ArbeitgeberInnen nicht akzeptiert werden. Selbst Akzeptanzbeschaffungskampagnen laufen derzeit ins Leere. "Die Dummen sind am Ende die StudentInnen, die Marketingkampagnen zum Opfer fallen und mit einem wertlosen Stück Papier die Hochschule verlassen, mit geringen Chancen auf eine Fortsetzung des Studiums im In- und Ausland," so Heiner Fechner vom fzs-Vorstand. "Internationalisierung lässt sich nicht durch rein nationale Maßnahmen erreichen. Eine bundesweit koordinierte, qualitative Hochschulreform mit starker studentischer Beteiligung ist dringend nötig. Dass dabei ´forschendes Lernen`, ein kritischer Praxisbezug und soziale Durchlässigkeit im Vordergrund stehen müssen anstatt kurzfristiger wirtschaftlicher Verwertbarkeit, muss sich endlich in den Köpfen durchsetzen."
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