Vorläufige Studierendenzahlen WiSe 2005/2006Studienanfängerquote sinkt weiter
Nach ersten vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes sind im laufenden Wintersemester 2005/2006 1,982 Mill. Studierende eingeschrieben, was einer leichten Steigerung um 1% zum Vorjahr bedeutet. Der Frauenanteil erreicht den neuen Höchstwert 47,9% (nebenbei bemerkt: letzteres wurde letztes Jahr auch schon gemeldet, die endgültigen Zahlen wiesen dann jedoch eine Frauenquote von 47,7% auf).
Gesunken ist jedoch die sogenannte Studienanfängerquote (der Anteil der StudienanfängerInnen an der gleichaltrigen Bevölkerung). Sie liegt nun bei 36,7% - der zweite Rückgang in Folge und eine schlechtere Quote, als sie schon 2002 mit 37,1% erreicht wurde.
2002 war erstmals - und auch das einzige Mal - der Frauenanteil unter den StudienanfängerInnen über 50%. Was eigentlich nach der Zahl der Abiturientinnen auch zu erwarten wäre. Stattdessen scheinen aber besonders Frauen aktuell eine geringere Studierneigung zu haben - möglicherweise auch wegen der Studiengebührenpläne diverser Bundesländer.
Regionale Besonderheiten
Allerdings muss man auch weitere regionale Besonderheiten betrachten, um Erklärungen für die doch sehr stark variierenden Werte zu finden.
In Mecklenburg-Vorpommern bspw. wurden lautstark radikale Kürzungspläne im Hochschulbereich diskutiert und teilweise schon umgesetzt. Kein Wunder also, dass die Zahl der StudienanfängerInnen der Universitäten absolut um 20,5% sinkt. Auch wenn alle Hochschularten betrachtet werden, ist der Rückgang mit 16% enorm und wird nur von Sachsen-Anhalt mit 17,4% übertroffen.
Hamburg hat dagegen bei Studiengebühren in vorderster Front mitgemischt - und gleichzeitig bei den Studierenden an den Universitäten lautstarke Proteste hervorgerufen. Insgesamt sicher keine gute Werbung für die Hochschulen, die auch in Rankings (egal was man nun von ihnen hält) kaum herausragende Bewertungen erhielten und auch so diese Negativ-Publicity nicht wettmachen können. Somit ist Hamburg Schlusslicht: 22,3% weniger StudienanfängerInnen an den beiden Universitäten.
In Bayern haben an allen Hochschulen 2,2% weniger Frauen ein Studium begonnen - bei den Männern gab es dagegen eine Steigerung um 6,8%. Offenbar scheint die bayerische Hochschulpolitik vor allem die technisch-naturwissenschaftlichen Studiengänge und Hochschulen (und daher klassisch Männer-dominiert) zu fördern.
Auch in Baden-Württemberg mit seinem Ruf als Bundesland der Tüftler geht an den Universitäten vor allem bei Frauen die Studierneigung zurück. Und zwar in absoluten Zahlen um 7,1%, bei den Männern dagegen nur um 2,5%. Dafür steigt die Zahl der Frauen an Fachhochschulen ganz leicht an - offenbar in der Hoffnung auf ein schneller abzuschließendes Studium.
Entwicklung bei einzelnen Fachbereichen
Leider enthält die Vorab-Auswertung des Statistischen Bundesamtes nur Angaben zu ingenieurwissenschaftlichen Studienbereichen. Und bei denen ist die Tendenz allgemein rückläufig. Verglichen wird das Studienjahr 2004 (endgültige Zahlen) mit dem noch laufenden Studienjahr 2005 (vorläufige Zahlen).
Informatik: -4,3% (Männer -3,9% / Frauen -6,0%)
Maschinenbau/Verfahrenstechnik: -6,6% (-5,6 / -11,6%)
Elektrotechnik: -10,9% (-10,5% / -14,6%)
Bauingenieurwesen: -10,0% (-8,4% / -14,4%)
Zeitraum | Studierende | AnfängerInnen | Quote1 |
1995 | 1.857.906 | 262.407 | 26,8% |
1996 | 1.838.099 | 267.469 | 28,1% |
1997 | 1.824.107 | 267.445 | 28,5% |
1998 | 1.801.233 | 272.473 | 29,2% |
1999 | 1.773.956 | 291.447 | 31,3% |
2000 | 1.799.338 | 314.956 | 33,5% |
2001 | 1.868.666 | 344.830 | 36,1% |
2002 | 1.939.233 | 358.946 | 37,1% |
2003 | 2.019.831 | 377.504 | 38,9% |
2004 | 1.963.598 | 358.870 | 37,1% |
20052 | 1.982.598 | 351.859 | 36,7% |
Hinweis/Fußnote
1 StudienanfängerInnequote - gemeint ist also der Anteil der StudienanfängerInnen an der gleichaltrigen Bevölkerung
2 Vorläufige Ergebnisse
- Quelle und weitere Artikel zum Thema
- Aktuelle Ergebnisse aus der Studentenstatistik für das Wintersemester 2005/2006 (Statistisches Bundesamt, PDF-Dokument, 252 KB)
- Studienanfängerzahlen 2005 erneut leicht rückläufig (Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes, 06.12.2005)
- Studiengebühren schrecken ab (Pressemitteilung des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren, 06.12.2005)
- Studierendenzahlen gehen deutlich zurück - auch wegen Studiengebühren (Artikel zu Studierendenstatistik 2004, 29.11.2004)
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