StudiumStudienkredite können nur Ergänzung sein - wenn überhaupt
Nachdem inzwischen immer mehr Details der einzelnen Kredit-Angebote bekannt werden, kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass die Kredite tatsächlich nur ergänzenden Charakter haben können und sie für viele grundsätzlich nicht zugänglich sein werden. Ein Ersatz für das BAföG und Unterhalt durch die Eltern können (und wollen) sie auch nach Angaben der Anbieter nicht sein.
Erst Studienerfolg, dann Kredit
Die Deutsche Bank verlangt von ihren KreditnehmerInnen die Vorlage eines Studienplans und möchte den Studienverlauf dann kontinuierlich verfolgen. Zwar wird sie dabei nicht so starr vorgehen, wie das BAföG-Amt bei der Vorlage des Leistungsnachweises nach 4 Semestern. Aber beim BAföG braucht man diesen Nachweis auch nur einmal - bei der Deutschen Bank ist davon die Rede, dass man regelmäßig (vermutlich jährlich) Leistungsnachweise vorlegen soll.
Da einE StudienanfängerIn noch keinen Erfolg vorweisen kann (und erfahrungsgemäß die meisten Studienabbrüche gleich zu Beginn des Studiums erfolgen), beschränkt die Deutsche Bank die monatliche Rate für solche Studierende auf 200 €. Erst in höheren Semestern kann man mehr bekommen.
Bei den Sparkassen sind Einschränkungen für Erstsemester bisher nicht bekannt und auch von einem Studienplan war nicht die Rede. Allerdings ist auch bei den Sparkassen - sinnvollerweise - ein Beratungsgespräch obligatorisch. Und da könnte den KreditnehmerInnen dann ebenfalls auf den Zahn gefühlt werden.
Wer dagegen schon aus dem Tritt geraten ist (Fachrichtungswechsel, langsames Studium), für den wird es wohl nur in seltensten Fällen noch ein Studienkredit geben. Im Prinzip also ähnlich rigide Regelungen wie beim BAföG.
Bestehende Schulden können Kredit unmöglich machen
Die privaten Kreditanbieter werden eine SCHUFA-Auskunft einholen und sich auch direkt vom Kreditnehmer Auskunft über seinen Schuldenstand erbeten. Die Deutsche Bank will als Gesamtlimit (Schulden durch Studienkredit und andere vorhanden Schulden) 30.000 Euro vorsehen. Wer also schon verschuldet ins Studium startet, wird ein Studienkredit gar nicht oder nur sehr beschränkt erhalten.
Vollfinanzierung des Lebensunterhalts nicht möglich
Sowohl Sparkassen wie Deutsche Bank beschränken die Gesamtsumme des Darlehens so, dass eine Vollfinanzierung des Lebensunterhalts während des Studiums nicht möglich ist. Von Studiengebühren ist dann noch gar nicht die Rede.
Bei beiden Anbietern läuft es auf unter 500 € im Monat hinaus, wenn man sich während des ganzen Studiums fördern lässt.
Man ist also so oder so auf BAföG, Unterhalt der Eltern oder jobben angewiesen. Nur ein Studienkredit reicht nicht. Wer BAföG erhalten kann, wäre ungeschickt, wenn dies nicht beantragt würde. Die Rückzahlungskonditionen sind bei weitem bessere, als bei den Krediten.
Nach dem Studium: Ein Schuldenberg
Beim BAföG (Sonderfälle ausgenommen) ist nur 50% des erhaltenen Betrags zurückzuzahlen - ohne Zinsen. Und selbst diese Summe ist auf 10.000 € beschränkt (sofern das Studium im April 2001 oder später begonnen wurde). Selbst wenn man den Höchstsatz von 585 € im Monat bekommt. Rückzahlungsbeginn ist erst 5 Jahre nach Ende Regelstudienzeit, Ratenhöhe 105 € im Monat. Hat man sehr wenig Einkommen, kann man sich zeitweise von der Rückzahlung zurückstellen lassen. Rabatte kann es bei guten Leistungen auch noch geben (siehe insgesamt: BAföG-Rückzahlungsrechner).
Kein Vergleich zu den Studienkrediten: Dort kann man - wenn man das ganze Studium so weit wie möglich damit finanzieren will - nicht mal 500 € im Monat bekommen und hat dann einen Schuldenberg von weit über 30.000 €. Da die Schulden in 10-12 Jahren zurückgezahlt werden sollen, können die Rückzahlungsraten dann mehrere Hundert Euro im Monat ausmachen.
"Bessere" Alternativen nur für wenige - oder später
Neben Sparkassen und Deutscher Bank gibt es nur noch regionale Anbieter (z.B. Genossenschaftsbanken in Bayern) bzw. mit den Bildungsfonds von CareerConcept ein Angebot, das eher mit einem Stipendium vergleichbar ist (also nur nach einem Auswahlverfahren zugänglich ist).
Der Bildungsfonds bietet vergleichsweise gute Konditionen - wird aber prinzipbedingt immer nur für wenige zugänglich sein können (nichts desto trotz lohnt sich der Versuch einer Bewerbung!). Die anderen Anbieter haben wie Sparkassen und Deutscher Bank ähnliche Einschränkungen.
Offen ist lediglich noch, was die KfW Förderbank schließlich wirklich anbieten wird. Sie hatte als erste Bank ein Konzept vorgelegt und wollte ebenfalls im Wintersemester starten. Wegen der Bundestagswahlen wurde der Start verschoben. Die bisher bekannt gewordnene Konditionen klangen interessant: 650 € monatlich, Zinsen zur Zeit knapp über 5%, Rückzahlung kann bei Arbeitslosigkeit ausgesetzt werden und auf bis zu 25 Jahre gestreckt werden.
Wer kann, sollte also abwarten. Zu viel Hoffnung sollte man sich aber nicht machen: Auch die KfW Förderbank wird ihren Kredit nicht jedem geben können. Ob die Konditionen tatsächlich so gut sein werden, wie bisher bekannt, kann man ebenfalls nicht garantieren.
» Übersicht Studienkredit-Angebote
Kommentar: Warum überhaupt Studienkredite?
Manch einer mag nach der Lektüre dieses Artikels fragen, warum überhaupt Studienkredite eingeführt werden. Denn so groß dürfte der Bedarf - unter den genannten Bedingungen - gar nicht sei, die (potentiellen) Studierenden lieber bei den anderen Finanzierung-Quellen bleiben, jobben - oder gar nicht studieren.
Nun, es wird trotzdem einige InteressentInnen geben. Gerade zum Ende des Studiums (wenn andere Geldquellen wie BAföG vielleicht versiegen) mag ein Studienkredit eine Hilfe sein. Man kann während der Abschlussarbeit das parallele Jobben (was ja 2/3 der Studierenden praktizieren) einschränken oder ganz sein lassen und vom Studienkredit leben.
Denn das BAföG hat seine Grenzen und auch wenn die Anbieter der Studienkredite ebenfalls Grenzen der Kreditvergabe setzen, sind diese doch etwas weiter gefasst als beim BAföG und vor allem flexibler. Ein (wahrscheinlich kleiner) Bedarf an Studienkredite besteht also.
Wahrscheinlich spekulieren die Anbieter aber vor allem darauf, dass es in Zukunft allgemeine Studiengebühren überall geben wird und diese vor allem auch noch steigen werden. Verknüpft mit einem Rückzug des Staates aus dem BAföG würde sich die Sache mehr und mehr lohnen. Um also gerüstet zu sein, zeigt man jetzt schon Präsenz.
Noch ist aber offen, ob es so kommen wird. Allgemeine Studiengebühren sind bisher in keinem Bundesland beschlossen, das BAföG dürfte noch viele Jahre bestehen bleiben. Vielleicht wird die Sache mit den Studienkrediten auch nur eine Episode bleiben.
Erst Studienerfolg, dann Kredit
Die Deutsche Bank verlangt von ihren KreditnehmerInnen die Vorlage eines Studienplans und möchte den Studienverlauf dann kontinuierlich verfolgen. Zwar wird sie dabei nicht so starr vorgehen, wie das BAföG-Amt bei der Vorlage des Leistungsnachweises nach 4 Semestern. Aber beim BAföG braucht man diesen Nachweis auch nur einmal - bei der Deutschen Bank ist davon die Rede, dass man regelmäßig (vermutlich jährlich) Leistungsnachweise vorlegen soll.
Da einE StudienanfängerIn noch keinen Erfolg vorweisen kann (und erfahrungsgemäß die meisten Studienabbrüche gleich zu Beginn des Studiums erfolgen), beschränkt die Deutsche Bank die monatliche Rate für solche Studierende auf 200 €. Erst in höheren Semestern kann man mehr bekommen.
Bei den Sparkassen sind Einschränkungen für Erstsemester bisher nicht bekannt und auch von einem Studienplan war nicht die Rede. Allerdings ist auch bei den Sparkassen - sinnvollerweise - ein Beratungsgespräch obligatorisch. Und da könnte den KreditnehmerInnen dann ebenfalls auf den Zahn gefühlt werden.
Wer dagegen schon aus dem Tritt geraten ist (Fachrichtungswechsel, langsames Studium), für den wird es wohl nur in seltensten Fällen noch ein Studienkredit geben. Im Prinzip also ähnlich rigide Regelungen wie beim BAföG.
Bestehende Schulden können Kredit unmöglich machen
Die privaten Kreditanbieter werden eine SCHUFA-Auskunft einholen und sich auch direkt vom Kreditnehmer Auskunft über seinen Schuldenstand erbeten. Die Deutsche Bank will als Gesamtlimit (Schulden durch Studienkredit und andere vorhanden Schulden) 30.000 Euro vorsehen. Wer also schon verschuldet ins Studium startet, wird ein Studienkredit gar nicht oder nur sehr beschränkt erhalten.
Vollfinanzierung des Lebensunterhalts nicht möglich
Sowohl Sparkassen wie Deutsche Bank beschränken die Gesamtsumme des Darlehens so, dass eine Vollfinanzierung des Lebensunterhalts während des Studiums nicht möglich ist. Von Studiengebühren ist dann noch gar nicht die Rede.
Bei beiden Anbietern läuft es auf unter 500 € im Monat hinaus, wenn man sich während des ganzen Studiums fördern lässt.
Man ist also so oder so auf BAföG, Unterhalt der Eltern oder jobben angewiesen. Nur ein Studienkredit reicht nicht. Wer BAföG erhalten kann, wäre ungeschickt, wenn dies nicht beantragt würde. Die Rückzahlungskonditionen sind bei weitem bessere, als bei den Krediten.
Nach dem Studium: Ein Schuldenberg
Beim BAföG (Sonderfälle ausgenommen) ist nur 50% des erhaltenen Betrags zurückzuzahlen - ohne Zinsen. Und selbst diese Summe ist auf 10.000 € beschränkt (sofern das Studium im April 2001 oder später begonnen wurde). Selbst wenn man den Höchstsatz von 585 € im Monat bekommt. Rückzahlungsbeginn ist erst 5 Jahre nach Ende Regelstudienzeit, Ratenhöhe 105 € im Monat. Hat man sehr wenig Einkommen, kann man sich zeitweise von der Rückzahlung zurückstellen lassen. Rabatte kann es bei guten Leistungen auch noch geben (siehe insgesamt: BAföG-Rückzahlungsrechner).
Kein Vergleich zu den Studienkrediten: Dort kann man - wenn man das ganze Studium so weit wie möglich damit finanzieren will - nicht mal 500 € im Monat bekommen und hat dann einen Schuldenberg von weit über 30.000 €. Da die Schulden in 10-12 Jahren zurückgezahlt werden sollen, können die Rückzahlungsraten dann mehrere Hundert Euro im Monat ausmachen.
"Bessere" Alternativen nur für wenige - oder später
Neben Sparkassen und Deutscher Bank gibt es nur noch regionale Anbieter (z.B. Genossenschaftsbanken in Bayern) bzw. mit den Bildungsfonds von CareerConcept ein Angebot, das eher mit einem Stipendium vergleichbar ist (also nur nach einem Auswahlverfahren zugänglich ist).
Der Bildungsfonds bietet vergleichsweise gute Konditionen - wird aber prinzipbedingt immer nur für wenige zugänglich sein können (nichts desto trotz lohnt sich der Versuch einer Bewerbung!). Die anderen Anbieter haben wie Sparkassen und Deutscher Bank ähnliche Einschränkungen.
Offen ist lediglich noch, was die KfW Förderbank schließlich wirklich anbieten wird. Sie hatte als erste Bank ein Konzept vorgelegt und wollte ebenfalls im Wintersemester starten. Wegen der Bundestagswahlen wurde der Start verschoben. Die bisher bekannt gewordnene Konditionen klangen interessant: 650 € monatlich, Zinsen zur Zeit knapp über 5%, Rückzahlung kann bei Arbeitslosigkeit ausgesetzt werden und auf bis zu 25 Jahre gestreckt werden.
Wer kann, sollte also abwarten. Zu viel Hoffnung sollte man sich aber nicht machen: Auch die KfW Förderbank wird ihren Kredit nicht jedem geben können. Ob die Konditionen tatsächlich so gut sein werden, wie bisher bekannt, kann man ebenfalls nicht garantieren.
» Übersicht Studienkredit-Angebote
Kommentar: Warum überhaupt Studienkredite?
Manch einer mag nach der Lektüre dieses Artikels fragen, warum überhaupt Studienkredite eingeführt werden. Denn so groß dürfte der Bedarf - unter den genannten Bedingungen - gar nicht sei, die (potentiellen) Studierenden lieber bei den anderen Finanzierung-Quellen bleiben, jobben - oder gar nicht studieren.
Nun, es wird trotzdem einige InteressentInnen geben. Gerade zum Ende des Studiums (wenn andere Geldquellen wie BAföG vielleicht versiegen) mag ein Studienkredit eine Hilfe sein. Man kann während der Abschlussarbeit das parallele Jobben (was ja 2/3 der Studierenden praktizieren) einschränken oder ganz sein lassen und vom Studienkredit leben.
Denn das BAföG hat seine Grenzen und auch wenn die Anbieter der Studienkredite ebenfalls Grenzen der Kreditvergabe setzen, sind diese doch etwas weiter gefasst als beim BAföG und vor allem flexibler. Ein (wahrscheinlich kleiner) Bedarf an Studienkredite besteht also.
Wahrscheinlich spekulieren die Anbieter aber vor allem darauf, dass es in Zukunft allgemeine Studiengebühren überall geben wird und diese vor allem auch noch steigen werden. Verknüpft mit einem Rückzug des Staates aus dem BAföG würde sich die Sache mehr und mehr lohnen. Um also gerüstet zu sein, zeigt man jetzt schon Präsenz.
Noch ist aber offen, ob es so kommen wird. Allgemeine Studiengebühren sind bisher in keinem Bundesland beschlossen, das BAföG dürfte noch viele Jahre bestehen bleiben. Vielleicht wird die Sache mit den Studienkrediten auch nur eine Episode bleiben.