Umstellung von G8 auf G9Rückgang der Studienanfängerzahlen in den kommenden Jahren erwartet
Im Jahr 2025 und 2026 wird ein Rückgang von Abiturientinnen und Abiturienten erwartet. Grund dafür ist die Rückumstellung von der zweijährigen auf die dreijährige Oberstufe an Gymnasien in den Bundesländern Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Es gibt nur einzelne Gymnasien in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein an denen die zweijährige Oberstufe erhalten bleiben wird. Konkret fällt somit in Bayern 2025 ein Jahrgang fast komplett aus, in NRW und Schleswig-Holstein dagegen 2026. 2025 sinkt die Anzahl von Abiturientinnen und Abiturienten voraussichtlich um 26.000, 2026 werden sogar 42.000 weniger prognostiziert. Im Jahr 2027 wird dann ein Plus von 14.000 Schulabgängerinnen und Schulabgängern mit Hochschulreife im Vergleich zu 2024 vorausgesehen, welches in den darauf folgenden Jahren noch weiter ansteigen soll.1. Umstellung von G8 auf G9 in drei Bundesländern
2. Einfluss der Umstellung auf die Studienanfängerzahlen
Diese Entwicklung hat natürlich auch Einfluss auf die Anzahl von Studienanfängerinnen und Studienanfängern an Hochschulen und Universitäten in den kommenden Jahren. Gewöhnlich starten jedoch nicht alle Studieninteressierten ihr Studium direkt nach dem Abitur. Einige schreiben sich erst ein, zwei, drei oder mehr Jahre nach dem Schulabschluss an den Hochschulen ein. Oder sie entscheiden sich grundsätzlich für einen anderen Ausbildungsweg. Deshalb wird die Zahl der Erstsemester wahrscheinlich weniger sinken, als bei den Abiturientinnen und Abiturienten erwartet wird. Dafür wird die Anzahl der Studienanfängerinnen und -anfänger erst ein Jahr später als bei den Abiturientinnen und Abiturienten – 2028 – wieder den Stand von 2024 erreichen und überschreiten.
Im Jahr 2025 geht die Kultusministerkonferenz von 15.900 weniger Erstsemestern aus. 2026 sind es dann 30.300 weniger und 2027 immer noch 7.400. Erst 2028 wird wieder eine höhere Anzahl neu beginnender Studentinnen und Studenten an den Hochschulen und Universitäten in Deutschland als 2024 vermutet.
Hierbei handelt es sich aber um Erwartungen, die auf Beobachtungen der letzten Jahre beruhen. Insofern kann es natürlich zu Abweichungen kommen, wenn doch mehr Schulabsolventinnen und -absolventen direkt nach der Schule ihr Studium aufnehmen. Oder Studieninteressierte aus allen Bundesländern sich aufgrund der geringeren Konkurrenz vielleicht statt erst nach 3 Jahren, sich nun schon nach einem oder zwei Jahren entscheiden, ins Studium zu starten.
3. Was bedeutet der Rückgang für Studieninteressierte und Hochschulen?
Für Hochschulen, die weit entfernt von Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein liegen, dürften die Auswirkungen gering bleiben.
Doch gerade Hochschulen und Universitäten, deren Studierendenschaft stark lokal geprägt ist und die mitten in den genannten Bundesländern liegen, wird sich der Rückgang temporär natürlich auch auf die Studierendenzahlen auswirken. Auch Hochschulen und Universitäten in angrenzenden Bundesländern werden voraussichtlich betroffen sein.
Eine Möglichkeit wäre, dass sie verstärkt anderswo um Studierende werben – und ein gutes Argument könnte sein, dass es kleinere Gruppen geben wird und die Betreuung überdurchschnittlich gut sein könnte. Doch ist natürlich das auch eine Kostenfrage pro Studierendem. Es bleibt also die Frage, wie sich der Bedarf an Lehrpersonal und sonstigen Hochschulmitarbeitenden in den kommenden Jahren entwickeln wird.
Für Studieninteressierte bedeutet das ganze, dass sie – wenn sie die Wahl haben – durchaus gezielter Angebote an Hochschulen in Bayern (vor allem 2025), Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein (vor allem 2026) ansehen sollten. Auch auf etwaige Zulassungsbeschränkungen dürfte sich das auswirken. Wenn die Hochschulen nicht für ein Jahr extra die Studienplätze verringern, sollten die Schwellen in den Jahren geringer ausfallen.
Selbst bei den bundesweit vergebenen Studiengängen in Medizin könnte es – wenn die Hochschulen ihre Studienplätze halten – leicht geringere Schwellen geben. Wer sich in 2025 mit Abitur aus Bayern bewirbt bzw. 2026 mit Abitur aus NRW oder Schleswig-Holstein könnte aufgrund der wahrscheinlich geringeren Zahl Sondereffekte bemerken. Wobei es hier natürlich schwer voraussehbar ist, ob diese am Ende positiv oder negativ sein werden.
Doch auch in den Jahren nach der Rückumstellung von G8 auf G9 wird für die Jahre bis 2030 eine niedrigere Anzahl von Studentinnen und Studenten erwartet, als noch für 2023. Für bisher eher zögerliche Studieninteressierte ist das vielleicht eine gute Chance in den nächsten Jahren nun doch noch in ein Studium einzusteigen oder sich für den gewünschten Master zu bewerben. Das setzt natürlich voraus, dass die Hochschulen und Universitäten sich nicht schon vorab dazu entschließen, die Anzahl ihrer angebotenen Plätze zu reduzieren.
4. Einfluss auf die Anzahl aller Studentinnen und Studenten
Mit dem Sinken der Anzahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger geht die Kultusministerkonferenz auch davon aus, dass die Gesamtzahl aller Studentinnen und Studenten in den nächsten Jahren zurückgeht mit ihrem Tiefpunkt im Jahr 2027 auf 2.781.100. Danach wird zwar eine Steigerung vermutet, aber bis 2030 der Wert von 2024 nicht wieder erreicht. 2030 erwartet die Kultusministerkonferenz, dass 2.795.800 Personen studieren werden, für 2024 sind es 2.860.700.
Allerdings geht die KMK von diesem Rückgang hauptsächlich in den westdeutschen Bundesländern aus. In Ostdeutschland wird im gleichen Zeitraum eher eine kontinuierliche Steigerung von 287.400 Studentinnen und Studentinnen an Hochschulen und Universitäten in 2024 auf 298.100 in 2030 vorausgesehen.
Die Prognose der KMK zu den Studierendenzahlen ist älter als die Vorausberechnung der Schulabsolventinnen und -absolventen mit Fachhochschul- und Hochschulzugangsberechtigung. Während in der Prognose zu den Studierendenzahlen noch ein Rückgang der Studienberechtigten aufgrund der demographischen Situation in Deutschland vermutet wurde, so geht die KMK in der jüngeren Studie von einer stetig wachsenden Zahl von Schulabsolventinnen und -absolventen mit Fachhochschul- und Hochschulzugangsberechtigung aus. Ausgenommen von diesem Wachstum sind die Jahre der Rückumstellung von G9 auf G8. Insofern mag es vielleicht doch bis 2030 zu einem stärkeren Anstieg der Studierendenzahlen kommen, als es von der KMK 2021 noch angenommen wurde. Die Vorausberechnung zu den Schulabsolventinnen und Schulabsolventen stammt von Ende 2023.
5. Wie viele Absolventen haben eigentlich eine Studienberechtigung?
Mit den absoluten Zahlen der studienberechtigten Schulabsolventinnen und -absolventen steigt auch deren Anteil an der gleichaltrigen Bevölkerung voraussichtlich bis 2030 stetig weiter an. Während er 2024 voraussichtlich bei 49,2 in ganz Deutschland liegt, sinkt er zwar 2025 und 2026 auf 45,8 % und 43,6 %, steigt dann aber 2027 kurz auf 50,2 % und bis 2030 sogar auf 50,6 %.
Am höchsten ist der Anteil in den Stadtstaaten, in den westdeutschen Flächenländern liegt er häufig auch noch über dem bundesweiten Durchschnitt. In den ostdeutschen Flächenländern ist er meist über 5 % geringer als der Durchschnitt für gesamt Deutschland.
Anteile studienberechtigter Schulabsolventinnen und -absolventen mit Fachhochschul- und allgemeiner Hochschulreife an der gleichaltrigen Bevölkerung | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Deutschland | Westd. | Ostd. | Stadtstaaten |
2022 | 49,2 | 49,6 | 43,8 | 54,6 |
2023 | 49,3 | 49,7 | 43,2 | 55,3 |
2024 | 49,5 | 50,1 | 42,6 | 55,2 |
2025 | 45,8 | 45,4 | 43,1 | 55,3 |
2026 | 43,6 | 42,5 | 43,6 | 55,4 |
2027 | 50,2 | 50,9 | 43,4 | 55,9 |
2028 | 49,7 | 50,3 | 43,2 | 55,7 |
2029 | 50,2 | 50,8 | 44,4 | 55,6 |
2030 | 50,6 | 51,3 | 44,2 | 56,3 |