StudiumReicht Frauen der Bachelor-Abschluss?
Frauen an Hochschulen - in Deutschland erst im 20. Jahrhundert!
Deutschlands Hochschulen haben in Sachen Geschlechterverteilung traditionell ein Problem. In Deutschland wurden - bis auf einzelne Sonderfälle - erst sehr spät Frauen überhaupt an Hochschulen zugelassen, je nach Land zwischen 1900 und 1909. Das Habilitationsrecht wurde sogar erst 1920 gewährt, bis 1929 gab es erst 5 Frauen, die habilitiert hatten. Professorinnen gabe es bis dahin erst 2.
Noch 1960 waren die Professoren laut einer Studie von Anger zu 79% grundsätzlich gegen eine Dozententätigkeit von Frauen. 54% waren doch tatsächlich der Ansicht, dass Frauen einen "Mangel an intellektuellen oder produktiv-schöpferischen Fähigkeiten" aufweisen.
Heute: Studentinnen über 50% - C4-Professorinnen unter 10%
Inzwischen haben die Frauen bei Erstimmatrikulationen sogar die Mehrheit (wie auch schon beim Abitur). Typisch deutsch ist aber, dass die Verteilung auf die einzelnen Fachbereiche sehr ungleich ist. Die "technischen" Disziplinen sind immer noch eine Männerdomäne, wohingegen bei "sozialen" Fächern die Frauen stark in der Mehrheit sind. In den meisten europäischen Ländern ist zwar eine solche Tendenz vorhanden, Deutschland fällt aber besonders auf.
Sind auch die AbsolventInnen-Zahlen (über alle Studienfächer) noch relativ ausgeglichen (2002: 46,9% Frauen), so fällt der Anteil von Frauen bei Promotionen schon ab (36,4%). Bei der nächste Hürde auf dem Weg zur/zum ProfessorIn, der Habilitation, sinkt der Frauenanteil auf 21,6%. Auch beim hauptberuflichen wissenschaftlich- und künstlerischem Personal liegt die Quote nur noch bei 27,7%.
Im Jahr 2000 überschritt die Quote der Professorinnen erstmals die 10%-Marke und liegt 2002 laut Statistischem Bundesamt bei 11,9%. C4-Professorinnen (also die "oberste Rangstufe") gibt es 2002 natürlich weniger: 8,0%. Die Verteilung zwischen den Fakultäten ist - wie schon bei den Studierenden, allerdings auf anderem Niveau - sehr unterschiedlich. Die schlechteste Quote (Zahlen von 2000) wiesen die Ingenierwissenschaften (ohne Architektur) auf: 3,0%. Am meisten Prüfessorinnen gab es bei Germanistik: 22,7%. Übrigens war (und ist) die Quote von Professorinnen an ostdeutschen Hochschulen etwas höher als "im Westen".
Viele Studentinnen glauben heute fälschlicherweise, dass die Gleichberechtigung schon weitestgehend erreicht sei. Das muss man aber als Trugschluss bezeichnen, denn solange es derart starke Ungleichgewichte zwischen den einzelnen Studienfächern gibt und die Zahl der Professorinnen so gering bleibt, stimmt etwas nicht.
Bachelor/Master: Neue Hürde für Frauen?
AbsolventInnen von vollständigen Bachelor/Master-Studiengängen gibt es noch nicht so viele. Viele der schon angebotenen Master sind Aufbaustudiengänge und insofern noch nicht damit vergleichbar, was nach einer vollständigen Umstellung aller bisherigen Diplom- und Magister-Studiengänge zu beobachten sein wird. Trotzdem ist es bedenklich, dass unter den Master-AbsolventInnen nur 33% Frauen sind.
Die Umstellung auf Bachelor/Master-Studiengänge ist die augenfälligste Auswirkung des europaweiten Bologna-Prozesses. Daneben gibt es allerdings viele weitere Ziele betreffend den europäischen Hochschulraum. Ein Ziel ist auch "Geschlechtergerechtigkeit". Da hat Deutschland möglicherweise ein Problem.
Die Kultusministerkonferenz hatte 1998 den Akkreditierungsrat gegründet, der die Qualität in Studium und Lehre sicher soll. Er überwacht die Agenturen, die wiederum die neu eingerichteten Studiengänge akkreditieren, also auf deren Qualität prüfen soll. Der Akkreditierungsrat hat 17 Mitglieder, die einzige Frau wurde von den Studierenden (die insgesamt nur 2 Mitglieder stellen) entsandt.
Sonja Staack, studentisches Mitglied im Akkreditierungsrat, erklärte denn auch auf der ersten Sitzung des neu konstituierten Akkreditierungsrates: "[es] ist erschütternd, dass sich die verantwortlichen Organisationen nicht aufgerufen fühlten, Frauen in den Akkreditierungsrat zu entsenden und so für eine gleichberechtigte Beteiligung beider Geschlechter an der Debatte zu sorgen."
Nicht abschrecken lassen!
Konsequenz aus alldem sollte es keinesfalls sein, dass sich Schülerinnen oder Studentinnen von vornherein von einer akademischen Karriere abschrecken lassen. Aber sie und ebenso "die Männer" sollten sich nicht dem Glauben hingeben, dass Gleichberechtigung schon vollendet wäre. Es gibt immer noch viel zu tun.
Deutschlands Hochschulen haben in Sachen Geschlechterverteilung traditionell ein Problem. In Deutschland wurden - bis auf einzelne Sonderfälle - erst sehr spät Frauen überhaupt an Hochschulen zugelassen, je nach Land zwischen 1900 und 1909. Das Habilitationsrecht wurde sogar erst 1920 gewährt, bis 1929 gab es erst 5 Frauen, die habilitiert hatten. Professorinnen gabe es bis dahin erst 2.
Noch 1960 waren die Professoren laut einer Studie von Anger zu 79% grundsätzlich gegen eine Dozententätigkeit von Frauen. 54% waren doch tatsächlich der Ansicht, dass Frauen einen "Mangel an intellektuellen oder produktiv-schöpferischen Fähigkeiten" aufweisen.
Heute: Studentinnen über 50% - C4-Professorinnen unter 10%
Inzwischen haben die Frauen bei Erstimmatrikulationen sogar die Mehrheit (wie auch schon beim Abitur). Typisch deutsch ist aber, dass die Verteilung auf die einzelnen Fachbereiche sehr ungleich ist. Die "technischen" Disziplinen sind immer noch eine Männerdomäne, wohingegen bei "sozialen" Fächern die Frauen stark in der Mehrheit sind. In den meisten europäischen Ländern ist zwar eine solche Tendenz vorhanden, Deutschland fällt aber besonders auf.
Sind auch die AbsolventInnen-Zahlen (über alle Studienfächer) noch relativ ausgeglichen (2002: 46,9% Frauen), so fällt der Anteil von Frauen bei Promotionen schon ab (36,4%). Bei der nächste Hürde auf dem Weg zur/zum ProfessorIn, der Habilitation, sinkt der Frauenanteil auf 21,6%. Auch beim hauptberuflichen wissenschaftlich- und künstlerischem Personal liegt die Quote nur noch bei 27,7%.
Im Jahr 2000 überschritt die Quote der Professorinnen erstmals die 10%-Marke und liegt 2002 laut Statistischem Bundesamt bei 11,9%. C4-Professorinnen (also die "oberste Rangstufe") gibt es 2002 natürlich weniger: 8,0%. Die Verteilung zwischen den Fakultäten ist - wie schon bei den Studierenden, allerdings auf anderem Niveau - sehr unterschiedlich. Die schlechteste Quote (Zahlen von 2000) wiesen die Ingenierwissenschaften (ohne Architektur) auf: 3,0%. Am meisten Prüfessorinnen gab es bei Germanistik: 22,7%. Übrigens war (und ist) die Quote von Professorinnen an ostdeutschen Hochschulen etwas höher als "im Westen".
Viele Studentinnen glauben heute fälschlicherweise, dass die Gleichberechtigung schon weitestgehend erreicht sei. Das muss man aber als Trugschluss bezeichnen, denn solange es derart starke Ungleichgewichte zwischen den einzelnen Studienfächern gibt und die Zahl der Professorinnen so gering bleibt, stimmt etwas nicht.
Bachelor/Master: Neue Hürde für Frauen?
AbsolventInnen von vollständigen Bachelor/Master-Studiengängen gibt es noch nicht so viele. Viele der schon angebotenen Master sind Aufbaustudiengänge und insofern noch nicht damit vergleichbar, was nach einer vollständigen Umstellung aller bisherigen Diplom- und Magister-Studiengänge zu beobachten sein wird. Trotzdem ist es bedenklich, dass unter den Master-AbsolventInnen nur 33% Frauen sind.
Die Umstellung auf Bachelor/Master-Studiengänge ist die augenfälligste Auswirkung des europaweiten Bologna-Prozesses. Daneben gibt es allerdings viele weitere Ziele betreffend den europäischen Hochschulraum. Ein Ziel ist auch "Geschlechtergerechtigkeit". Da hat Deutschland möglicherweise ein Problem.
Die Kultusministerkonferenz hatte 1998 den Akkreditierungsrat gegründet, der die Qualität in Studium und Lehre sicher soll. Er überwacht die Agenturen, die wiederum die neu eingerichteten Studiengänge akkreditieren, also auf deren Qualität prüfen soll. Der Akkreditierungsrat hat 17 Mitglieder, die einzige Frau wurde von den Studierenden (die insgesamt nur 2 Mitglieder stellen) entsandt.
Sonja Staack, studentisches Mitglied im Akkreditierungsrat, erklärte denn auch auf der ersten Sitzung des neu konstituierten Akkreditierungsrates: "[es] ist erschütternd, dass sich die verantwortlichen Organisationen nicht aufgerufen fühlten, Frauen in den Akkreditierungsrat zu entsenden und so für eine gleichberechtigte Beteiligung beider Geschlechter an der Debatte zu sorgen."
Nicht abschrecken lassen!
Konsequenz aus alldem sollte es keinesfalls sein, dass sich Schülerinnen oder Studentinnen von vornherein von einer akademischen Karriere abschrecken lassen. Aber sie und ebenso "die Männer" sollten sich nicht dem Glauben hingeben, dass Gleichberechtigung schon vollendet wäre. Es gibt immer noch viel zu tun.
Eure Meinung? Was sagt Ihr zum Thema Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit an Hochschulen? Was fehlt, was müsste getan werden, was sind gute Beispiele? » Zum Forum Studium (allgemein) |
- Hintergründe und Quellen
- Karrierewege von ProfessorInnen an Hochschulen in Deutschland (PDF-Datei, Broschüre einer Studie bei wissenschaftskarriere.de)
- fzs: "Konzepte für eine geschlechtergerechte Hochschule dringend notwendig" (Pressemitteilung des fzs, 25.04.2005)
- Akkreditierungsrat (offizielle Seite)
- Studentischer Akkreditierungspool (Vertretung der StudentInnen in den Akkreditierungsverfahren)
- Hochschulstandort 2003 (PDF-Dokument: Ausführliche Hochschul-Statistiken, zusammengestellt vom Statistischen Bundesamt)