Friede, Freude und günstige EierkuchenDeutschland bleibt attraktivstes Studienland Europas
Von Michael Wudi
Erst kommt der Eierkuchen – dann wird gelernt! Diese brecht'sche Verballhornung gilt auch im Auslandsstudium, das mitunter sehr teuer sein kann.
Im letzten Jahr hat die Webseite Study.EU zum ersten Mal in einem Meta-Ranking die Attraktivität der Studienländer in Europa verglichen: Laut den Machern der Studie kann der letztjährige Gesamtsieger Deutschland auch 2018 seinen Platz souverän verteidigen. Sie vermuten einen einfach Grund: „Deutschlands Angebot von weitgehend gebührenfreien Weltklasse-Universitäten ist weiterhin schwer zu übertreffen.“
Wie auch im letzten Jahr wurden im Ranking 30 europäische Länder in den Bereichen Bildung, Kosten und Leben & Karriere anhand unterschiedlicher Indizes mehrerer Quellen in den Blick genommen. Neu berücksichtigt wurde der Aspekt der Sicherheit – dieser ist womöglich für ein Abrutschen der Türkei auf einen hinteren Platz verantwortlich.
Großbritannien hat in diesem Jahr ein paar Punkte aufgeholt, ist jedoch auf Platz 2 geblieben. Inwieweit der Brexit die Studiensituation für EU-Ausländer verschlechtern wird, ist noch nicht vollends abzusehen. So könnten sich für Studierende mit deutschem Pass die Bedingungen fürs Auslands-BAföG möglicherweise verschlechtern und die Unterstützung nur noch für ein Jahr möglich sein.
Neben einem kleinen „Gerangel“ innerhalb der Gesamt-Top 10, betritt der östliche Nachbar Polen nun die Top 10 und verweist den nördlichen Ölstaat Norwegen auf Platz 14. Aber seht selbst:
Im Bereich Bildung werden die deutschen Hochschulen laut Study.EU von den britischen Inseln überholt. Als Grundlage dienen die internationalen Rankings von QS, dem ARWU der Shanghai University, und dem Times-Ranking.
An solchen Rankings gibt es – neben vielen – zwei zentrale Kritikpunkte: Erstens muss aus ihrer methodischen Natur heraus die „Realität“ für ein Ranking so stark vereinfacht und zahlengerecht gestutzt werden, dass sie zweitens zur persönlichen Studienwahl aufgrund der allgemeinen Aussagen wenig taugen. Zudem stehen in den Rankings selten studienrelevante Faktoren im Fokus.
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Im gesondertem Bildungs-Ranking wird auch die Anzahl der komplett englisch-sprachigen Studiengänge herangezogen. Dabei ist zum einen klar, dass hier Großbritannien quasi unschlagbar ist. Andererseits versteckt sich hier ein Anglozentrismus, der von uns auch letztes Jahr moniert wurde.
Zugleich ist es wahrscheinlich wegen der schlechten Datenlage für die Studienmacher schwer möglich, den relativen Anteil an englisch-sprachiger Lehre zu messen. Es gibt ja viele Studiengänge, in denen nur ein Teil in Englisch angeboten wird und dennoch interessant für deutsche Studis sind, die einen Blick auf eine internationale Karriere haben.
Auch zu bedenken: Studierende, deren Studienwahl nicht das oberste Ziel die Steigerung ihres (internationalen) Humankapitals ist, werden mit dieser Methodik nicht unbedingt angesprochen.
Warum der Begriff Humankapital problematisch ist und Individuen auf auf seinen ökonomischen Output reduziert und herabstuft, lest ihr hier:
Nicht für jeden geisteswissenschaftlichen Bachelorstudiengang ist eine Umstellung auf Englisch sinnvoll. 😉
Wegen der in Zukunft womöglich sinkenden Zahlen von absoluten Beginnern in Sachen Studium, prognostiziert Gerrit Bruno Blöss, Geschäftsführer von Study.EU, ein Umdenken: „Auf diese Lücke werden deutsche Hochschulen mit noch mehr englischsprachigen Studiengängen begegnen. Bei ausländischen Studierenden ist die Nachfrage nach Studienplätzen in Deutschland ungebrochen“.
Inwieweit die chronisch unterfinanzierten Hochschulen in Deutschland dies bewerkstelligen können, steht auf einem anderen Blatt. Mehr Studienplätze wurden mit unter durch eine verschlechterte Betreuungsrelation oder allenfalls durch die befristete Einstellung von Lehrkräften für kurze Zeit erreicht. (vgl. Voller geht immer – 2,85 Millionen Studierende im Wintersemester 2017/18)
Im Bereich der Kosten bleibt Deutschland als einziges mitteleuropäisches Land in der Top 10 vertreten. Grund Nummer 1 ist die größtenteils geltende Gebührenfreiheit des Studiums. Anscheinend hat die von grün-schwarz eingeführte Gebührenpflicht für Nicht-EU-Angehörige in Baden-Württemberg dort noch keinen Rückgang eingeläutet. Ob sich dies bei einer Einführung der Gebühren in Nordrhein-Westfalen ändern wird?
Ein weiterer Grund, dass Deutschland kostenmäßig oben mitspielen kann, findet sich in den relativ moderaten Lebenshaltungskosten im europäischen Vergleich. Wenngleich klar ist, dass diese Werte in allen Ländern eine krasse Spanne haben – insbesondere wenn man die Lebenshaltungskosten für Studierende in London, Paris oder Stockholm mit denen in Halle oder Hildesheim vergleicht (vgl. Mietspiegel für WG-Zimmer).
Wer sehr aufs Geld fürs Studium achten muss, bekommt mit dieser Liste ungewohnte Inspirationen...
Was kann man nach dem Lesen des Rankings deutschen Studieninteressierten empfehlen? Unsere 3 Tipps
Was möchtet ihr machen? Womit möchtet ihr euch intensiv beschäftigen – im Studium. Und auch später in einer Lohnarbeit? Euer Interesse sollte bei der Studienwahl ganz oben stehen!
Wenn ihr im Ausland studieren möchtet, kann euch der Blick in die Studie auf neue Ideen bringen und euch vielleicht sogar weg von alten Pfaden führen. Zudem lenkt die Studie den Blick auch auf relevante Themen, wie die Kostensituation.
Wer nicht weg und in Deutschland studieren möchte, kann sich mit der Studie bestätigt fühlen: Hier scheint noch ein gutes „Preis-Leistung-Verhältnis“ zu bestehen. Dies gilt zumindest für diejenigen, die einen zweckmäßigen, wirtschaftlichen Blick auf Hochschulbildung haben.
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- Bericht über das Study.EU-Auslandsranking 2017
Link zur Studie: The Study.EU Country Ranking 2018 for International Students
Länder-Infos über das Studium in Europa auf Studis Online