Länder-Ranking fürs AuslandsstudiumAnd the winner is ...
von Michael Wudi
Auch das aktuelle Ranking von 2018 hat Deutschland als Sieger bestätigt. weiter
Ob nun mehr Leute aus aller Welt zum Studium nach Deutschland kommen, dem Gewinnerland des Euro-Ranking? Dann werden viele wohl feststellen, dass die wenigsten Studis in Deutschland mit Lederhose im Hörsaal sitzen – und sich vom Klischee verabschieden müssen.
Deutschland ist Europameister: in Sachen Bierbrauen, Autos exportieren und Frauenfußball. Und seit letztem Monat wissen wir, dass Deutschland das „beste Land für ausländische Studenten“ ist. Dies behauptet das neue Study.EU Länder-Ranking 2017, welches 30 europäische Länder in den drei Bereichen Bildung, Kosten sowie Leben & Karriere bewertet hat.
Und Deutschland erreicht in allen Kategorien hohe Werte. Während das noch EU-Land Großbritannien in Sachen akademische Reputation punktete, war es das teuerste Land in der Auswahl. Niederlande, Frankreich und Schweden folgen in den Top 5 – aber seht selbst:
Das Ranking hat weltweit ein unterschiedliches Presse-Echo hervorgerufen. In UK fragt loyal-royalistisch eine Seite: „Can You Guess Which Country Just Beat the UK?“. In Norwegen wird klargestellt, dass aufgrund der hohen Anzahl englischsprachiger Studienprogramme und als Land des Glücks die Zukunft für ihre Hochschulen rosig aussehen wird. Und das von der russischen Regierung finanzierte Online-Portal Russia Behind the Headlines betont in ihrer indonesischen Ausgabe, dass Russland zur Top 10 gehört.
Infos über das Studium in Europa auf Studis Online
Auch wissen nun Leser*innen in den USA, in den Nachbarländern Dänemark, Österreich und Frankreich sowie in der Türkei, in Vietnam und der Region Kashmir, dass Deutschland super in Sachen Hochschulbildung ist.
Aber sollten nun alle Studis mit Fernweh auf ihr geplantes Auslandsstudium verzichten, da es nirgends besser sein kann? Wer verlässt schon freiwillig das Paradies? Das ist natürlich Humbug, da es beim Auslandsstudium ja auch darum geht, neue Erfahrungen zu machen und sich in ungewohnter Umgebung neu auszuprobieren.
Zudem kann keine Tabelle einem sagen, was richtig für einen selbst ist und welches das beste Land Europas ist. Nicht ohne Grund ist Studis Online schon seit vielen Jahren ein beharrlicher Kritiker vom schier endlosen Wettlauf um den ersten Platz. Und Rankings werden immer mehr.
Das nun vorliegende Study.EU-Ranking hat einen Meta-Charakter, indem es für den Bereich Bildung unterschiedliche Quellen berücksichtigt, wie das von Times Higher Education oder dem Shanghai-Ranking. Der Bereich Kosten kann in einem Länder-Ranking logischerweise nur einen Durchschnitt zeigen – und bei den Studiengebühren wurde zudem ein zusammengefasster Wert für Unions-Bürger*innen und sogenannte Drittstaatsangehörige angegeben1. Im letzten Bereich Leben & Karriere wird das Abschneiden der Länder im World Happiness Report der Vereinten Nationen, die Arbeitslosigkeit unter Akademikern sowie die Englischkenntnisse der Bevölkerung berücksichtigt.
Wer sich für alle verwendeten Werte interessiert, sollte sich das vollständige Ranking auf Study.EU anschauen. Hier wird zudem auch etwas näher aufgeschlüsselt, welche Länder wo welche Stärken und Schwächen haben. Study.EU ist eine Online-Plattform fürs Auslandsstudium in Europa – und hat ihren Sitz in Hamburg.
3x Top 10: Ein Blick in die Zahlen
Bildung
Kosten
Leben & Karriere
Warum das Ranking zur persönlichen Studienwahl nicht so ganz geeignet ist...
Wie immer ist ein Ranking eine starke Vereinfachung der Realität – insbesondere, wenn es sich um ein Länder-Ranking handelt. Wie passen zum Beispiel die renommierten aber zugleich elitären Grandes Écoles in Frankreich mit den vielen üblichen Hochschulen in einen Topf? Und welche Aussagekraft steckt hinter einem Länder-Wert für die Qualität der Lehre eines Studiengangs an einer konkreten Hochschule?
Wer weiß, wie krass die Mieten in den meisten europäischen Metropolen sich vom Rest des Landes unterscheiden, kann sich folgendes selbst denken: Die Kosten variieren stark von der Wahl der jeweiligen Stadt und auch Hochschule.
Wer nach dem Auslandsstudium wieder zurückkehren möchten, ist auch nicht so stark darauf angewiesen, wie hoch die Arbeitslosenquote ist oder wieviele „locals“ englisch sprechen. Aus deutscher Perspektive ist man verwundert, dass das beliebteste Ziel für ein Auslandsstudium nicht in der Top 10 vertreten ist: der direkte Nachbar Österreich. Anscheinend streben gar nicht so viele ein Studium in englischer Sprache an.
Daneben zeigt sich im Ranking ein weiterer Anglozentrismus, wenn das Vorhandensein englischsprachiger Studiengänge Pluspunkte gibt. Es kann auch eine Strategie sein, sprachlich gesehen in die Nische zu preschen: Nicht wenige haben Französisch, Spanisch, Türkisch oder gar Russisch-Kenntnisse, die in einem Auslandsstudium aufgefrischt und ausgebaut werden können. Wer übernimmt in Zukunft spannende Aufgaben, wo kein Englisch sondern andere Sprachkenntnisse gefordert werden?
3 Punkte, wo das Ranking doch helfen kann
Interessierte kommen auf neue Ideen und Anregungen, da die globale Bildungslandschaft – wer hätte es geahnt – nicht nur aus Großbritannien, den USA und Australien besteht. Es gibt spannende Länder in der Nähe, die es sich lohnt zu erkunden, und ebenso gute Hochschulen haben sowie preislich leichter finanzierbar sind.
Wer das Ranking genau liest, wird auf manche Bedingungen aufmerksam gemacht, welche die Entscheidung für ein Auslandsstudium beeinflussen können: So berücksichtigen die übrigen internationalen Rankings viele Aspekte nicht, wie Studiengebühren und Lebenshaltungskosten – geschweige denn der Happiness ;-)
Wer generell von Entscheidungen in Stress und Panik versetzt wird – woran man übrigens arbeiten sollte – bekommt mit einem Ranking immerhin einen kleine Hilfe, sich auf ein Ziel festzulegen. Auch wenn eigene Kriterien und Geschmäcker natürlich vorzuziehen sind.
Weiteres zum Thema auf Studis Online
- Die 32 beliebtesten Länder für ein Auslandsstudium
- Mit Erasmus im europäischen Ausland studieren
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1 Study.EU hat auf unsere Nachfrage hin bestätigt, dass sich die Platzierung des Rankings ein wenig ändert, wenn nur die Studiengebühren für Unions-Bürger*innen herangezogen werden. Angehörige von Drittstaaten müssen in vielen europäischen Ländern höhere Gebühren aufbringen. In Deutschland werden höhere Beträge teilweise in Sachsen und auch bald in Baden-Württemberg erhoben.
Das Ranking für Auslandsstudis mit EU-Pass würde wiefolgt aussehen:
Deutschland
Großbritannien
Niederlande
Schweden + 1
Frankreich - 1
Russland
Schweiz
Irland + 3
Italien - 1
Belgien - 1
D.h. Irland stößt neu in die Top 10, dafür verabschiedet sich Norwegen.