China legt zuDie 32 beliebtesten Länder für ein Auslandsstudium
Da soll es hingehen!
China gewinnt hinzu, Türkei und Australien verlieren – und der unangefochtene Sieger seit 2008 ist und bleibt Österreich. Zumindest, was die beliebtesten Auslandsziele von deutschen Studierenden angeht. Auch die Gesamtzahl aller, welche sich für ein ganzes oder einen Teil des Studiums im Ausland entscheiden, steigt absolut auf über 137.000 – so zumindest sagen es die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2014. Und wer die Teilnehmenden des ERASMUS-Programms hinzurechnet, kommt sogar auf über 150.000 Studierende.
Im Vergleich zum Vorjahr tut sich also auf den ersten fünf Plätzen wenig, welche Österreich, Niederlande, Großbritannien, Schweiz und USA für sich beanspruchen. Im Anschluss wurden jedoch das beliebteste ERASMUS-Land Spanien und der direkte Nachbar Frankreich von China überholt, welches fast 2.000 Studierende mehr gelockt hat. Der Großteil von über 84 % der Auslandsstudierenden entscheidet sich jedoch für ein Auslandsstudium in Europa (oder dem ERASMUS-Mitglied Türkei). Die Gründe hierfür sind sehr wahrscheinlich der bessere Zugang beim Auslands-BAföG sowie das Förderprogramm ERASMUS der EU.
Nachdem 2011 in die Türkei 1.500 deutsche Studierende gegangen sind, stieg bis 2013 diese Zahl um mehr als 50% auf 2.300. Dieser Trend hat sich 2014 nicht fortgesetzt und die Zahlen sind wieder runter gegangen. Im Bericht des Statistischen Bundesamtes wird hier angemerkt, dass der Grund in einer geänderten Zählweise liegt. Jedoch waren die Gezi-Park-Proteste im Mai 2013 vermutlich ein Grund, der viele verunsichert hat, und somit auch für den Rückgang verantwortlich ist.
Australien ist in der Beliebtheit als Studienland auf Platz 20 gefallen – ganze sechs Plätze im Vergleich zu 2011. Grund hierfür war der zwischenzeitlich hohe Wechselkurs des Australischen Dollars, worauf manche australischen Hochschulen die Studiengebühren reduziert haben. Zudem scheint China, der relative Gewinner der Statistik, eine immer größer werdende Konkurrenz um die äußerst reisefreudigen Studierenden zu werden. So stiegen 2014 die Zahlen von Studierenden mit deutschem Pass in China im Vergleich zum Vorjahr um 30% auf fast 8.200.
Wie auch in den letzten Berichten kommen Länder aus Afrika und Lateinamerika in der Statistik gar nicht vor – das Statistische Bundesamt wertet nur die Länder aus, in denen mindestens 100 Studierende mit deutschem Pass eingeschrieben waren.
Zahl der deutschen Studierenden im Ausland
Rang 14/15 | Rang 13/14 | Land | 2014/2015 | 2013/2014 |
1. | (1) | Österreich | 27514 e | 27080 e |
2. | (2) | Niederlande | 22265 ? | 23123 ? |
3. | (3) | Großbritannien | 18502 ex | 16885 ex |
4. | (4) | Schweiz | 14783 | 14851 |
5. | (5) | USA | 10193 | 10160 |
6. | (8) | China | 8193 | 6270 s |
7. | (6) | Spanien | 7773 e | 7851 |
8. | (7) | Frankreich | 6414 | 6654 |
9. | (9) | Schweden | 4550 s | 4546 |
10. | (10) | Ungarn | 3513 e | 3408 e |
11. | (11) | Dänemark | 3306 s | 3308 |
12. | (12) | Italien | 3185 e, s | 3121 e |
13. | (14) | Norwegen | 2410 ex | 2142 ex |
14. | (15) | Finnland | 2274 e | 2039 e |
15. | (13) | Türkei | 2117 ex | 2328 ex, s |
16. | (16) | Kanada | 1795 s | 1794 |
17. | (17) | Irland | 1559 e | 1537 e |
18. | (19) | Belgien* | 1388 e, s | 1306 e |
19. | (20) | Portugal | 1310 | 1146 |
20. | (18) | Australien | 1167 | 1332 |
21. | (21) | Neuseeland | 1015 | 1090 |
22. | (23) | Tschechische Rep. | 1010 e | 909 e |
23. | (22) | Lettland | 957 e, s | 925 e |
24. | (24) | Polen | 908 | 801 |
25. | (25) | Rumänien | 830 s | 769 |
26. | (26) | Japan | 642 | 584 |
27. | (27) | Luxemburg | 485 s | 486 |
28. | (29) | Griechenland | 484 e, s | 426 e, s |
29. | (28) | Slowakei | 450 s | 452 |
30. | (31) | Russische Föderation | 254 | 178 |
31. | (30) | Island | 164 | 180 |
32. | (32) | Vatikanstadt | 142 | 143 |
Hinweise zur Tabelle
Das statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die Zahlen der Auslandsstudierenden auf Grund verschiedener Erhebungen und Zeitpunkte nicht genau vergleichbar sind. Die „Rangfolge" und auch die Zahlen an sich sind also nur eine Tendenz, aber nicht zwangsläufig genau. Sofern die Zahlen der ERASMUS-Studierenden gesondert gelistet wurden, haben wir sie zur Zahl der „anderen Auslandsstudierenden" addiert. Das Bundesamt hat dagegen die Zahlen für ERASMUS bei manchen Ländern nur gesondert aufgelistet (in anderen waren die ERASMUS-Zahlen jedoch wahrscheinlich schon dabei) – je nach dem, was das befragte Land geliefert hatte. Somit sieht unsere Tabelle und Rangfolge ein wenig anders aus als die des Bundesamtes.
Quelle ist die Publikation Broschüre des Statistischen Bundesamt: Deutsche Studierende im Ausland – Statistischer Überblick 2002-2014, Ausgabe 2016" des Statistischen Bundesamtes.
+e/ex/? In den meisten europäischen Ländern waren in den Zahlen des Statistischen Bundesamtes die deutschen ERASMUS-Studierenden eingearbeitet. Bei einigen jedoch nicht, dort haben wir die extra ausgewiesenen Zahlen selbst dazugerechnet und dies mit „e" gekennzeichnet. In einigen Ländern war nur ein Teil der ERASMUS Studierenden in den Gesamtzahlen enthalten und dieser Teil auch genau bekannt, auch hier haben wir die restlichen ERASMUS Studierenden dazugezählt (Kennzeichnung ex). Daher sieht die Tabelle auch anders aus, als die des Statistischen Bundesamtes. Bei einigen Ländern ist nicht bekannt, ob die ERASMUS-Zahlen eingearbeitet sind, wir haben diese Zahlen dann so belassen und mit einem „?" gekennzeichnet.
s Für einige Länder lagen nur Schätzungen (beruhend auf den Vorjahren) vor, die Zahlen sind dann mit einem „s" gekennzeichnet.
Länder mit grünen Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr um ungefähr mehr als 10% gestiegen sind, wohingegen Länder mit roten Zahlen um mehr als ca. 10% gesunken sind.
* Die belgischen Zahlen beinhalten nur beim ERASMUS-Programm alle Studierende – beim Rest werden jedoch nur der flämische Teil berücksichtigt.
Wieviele gehen ins Ausland? Relativ gesehen
Im letzten Bericht von Studis Online aus dem Jahr 2015 wurde darauf hingewiesen, dass zwar die absolute Gesamtzahl der Studierenden, die sich ins Ausland aufmachen, steigt – dafür der relative Anteil sinkt. Während 2002 gerade mal 34 von 1.000 Studierenden aus Deutschland ins Ausland gegangen sind, hat dieser Wert sich bis 2010 kontinuierlich auf 66 gesteigert und ist seitdem wieder rückläufig. 2013 und 2014 stagniert die Zahl bei 58. Es scheint, dass durch den Anstieg der Studierendenzahlen die Konkurrenz um Plätze für ein Auslandssemester gestiegen sein könnte.
Hinweis (2. Februar 2017)
Der Grund in der nur scheinbar gesunkenen Auslandsmobilität liegt auf Nachfrage beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) jedoch in einer Umstellung der Zählweise in den wichtigsten Ländern Österreich und Niederlande.
Viele möchten ins Ausland zum studieren– aber gibt es auch genug Plätze?
Da Studis Online auf die Zahlen des letzten statistischen Berichts aus dem Jahr 2014 zurückgreift, wäre ein aktueller Blick auf dieses Feld sehr interessant. Nutze die Kommentarfunktion, um über Deine aktuellen Erfahrungen zu berichten, inwiefern Plätze für ein Auslandsstudium in Deinem Fachbereich verfügbar sind.
Fächergruppen im Auslandsstudium
Das berüchtigte Bild einer großen Masse deutscher Medizinstudierender im Ausland bestätigen die Zahlen nur bedingt. Wie auch in den letzten Jahren kann man an den Zahlen ablesen, dass manche Länder Hotspots für alternative Medizinstudienplätze ohne Numerus Clausus sind: 55 % aller deutschen Studierenden in Tschechien waren 2014 in „Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften“ eingeschrieben während es in Ungarn sogar 66 % waren. Absolut gesehen sind auch die Länder Österreich (2.600), Niederlande (1.622), Großbritannien (1.385) und die Schweiz (1.068) von größerer Bedeutung in der medizinischen Ausbildung. Auffällig ist jedoch, dass die Zahlen in Österreich im Vergleich zu 2012 um über 1.000 Medizin-Studierende zurück gegangen ist und in den Niederlanden um fast 700.
Frankreich bleibt wie die Jahre zuvor auch das Hauptziel für deutsche Studierende aus den Bereichen Sprach- und Kulturwissenschaften – hier wählten 47% der Studierende ein Fach, um möglicherweise der französischen Sprache und Kultur näher zu kommen. Die Wirtschaftswissenschaften sind dagegen Schwerpunkt in Australien (38%), in Deutschland sind lediglich 16% der deutschen Studierenden in diesem Fachbereich eingeschrieben.
Welche Fächer die Studierenden in China belegt haben, weiß man leider nicht, da hierzu leider keine Daten geliefert wurden.
Auslandsstudium – aber nicht, weil es „in“ ist!
Ein Auslandssemester kann eine interessante und wichtige Erfahrung sein. Man sollte sich dennoch nicht nur wegen des (vermeintlichen) Drucks von außen dazu entschließen, sondern vor allem, wenn man selbst Interesse daran hat. Ziele zur Auswahl gibt es mehr als genug, es muss nicht eines der „Standard-Länder“ sein. So taucht in der letzten Statistik nur China vom asiatischen Kontinent auf – obwohl dies sicher eine für die Zukunft interessante Region ist. Länder aus Afrika sind in der Statistik gar nicht vertreten, was nicht heißt, dass es nicht auch dort attraktive Ziele gäbe. Sicherlich ist die Organisation eines Auslandsaufenthalts in einem bisher aus Deutschland wenig angesteuerten Land schwieriger, aber mit guter Vorbereitung trotzdem möglich – und evt. ein „Alleinstellungsmerkmal“ bei späteren Job-Bewerbungen.
An der Finanzierung muss ein Auslandsstudium nicht scheitern – rechtzeitige Planung und ausführliches informieren ist jedoch unbedingt empfehlenswert. So gibt es für BAföG-EmpfängerInnen je nach Land Aufschläge, die Reisekosten und u.U. die Studiengebühren. Selbst wer im Inland kein BAföG bekommt, kann – wenn die Eltern nicht sehr viel verdienen – zumindest einen Teilzuschuss über das BAföG erhalten (siehe für Details den Artikel zum Auslands-BAföG).
Darüber hinaus gibt es andere spezielle Förderprogramme, das bekannteste – auf Europa beschränkte – dürfte das 1987 gegründete ERASMUS-Programm sein, welches dieses Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. Mit dem Programm soll der Studierendenaustausch im Rahmen von Abkommen der teilnehmenden Hochschulen gefördert werden.
Eine weitere Fördermöglichkeit ist das Programm zur Steigerung der Mobilität von deutschen Studierenden (PROMOS) des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD). Es ersetzt das frühere Free Mover-Programm, soll aber ebenso Studierende fördern, die ihr Auslandsstudium unabhängig von Kooperationsverträgen der eigenen Hochschule organisieren.
Es lohnt sich in jedem Fall, beim International Office (manchmal auch Akademisches Auslandsamt) der eigenen Hochschule nachzufragen und natürlich bei StudienkollegInnen oder der Fachschaft.
mic
Quellen und weitere Artikel auf Studis Online
- Broschüre des Statistischen Bundesamt: Deutsche Studierende im Ausland – Statistischer Überblick 2002-2014, Ausgabe 2016
- Checkliste Auslandsstudium
- Bereich Auslandsstudium bei Studis Online (mit ausführlichen Länderinfos zu über zwanzig Ländern)
- Mit Erasmus im Ausland studieren (mit Hinweisen zum Programm und zur Bewerbung)
- Auslands-BAföG für Studierende