Deutsche Unis immer besser?TIMES World University Rankings 2015-2016
Urkunden gibt's bei Unirankings zwar nicht, aber die Pressestellen der Unis vermelden gute Plätze natürlich gerne.
2010 waren gerade drei deutsche Unis in der TOP 100 des TIMES Unirankings, in diesem Jahr sind es neun. In der TOP 200 sind nun 20 vertreten, 2013 dagegen nur 10. Die deutschen Unis müssen also einiges getan haben, könnte man glauben. (Nebenbei ist erstmalig eine deutschsprachige Uni – die ETH Zürich – sogar in der Top 10!)
Und sicherlich haben die Unis vieles getan. Allerdings nicht unbedingt Dinge, die wirklich bessere Forschung oder Lehre bedeuten. Schon im letzten Jahr hatte es einige geradezu erstaunliche Rankingverbesserungen gegeben. Die Uni Tübingen verbesserte sich von um über 80 Plätze (von 201ff. auf 113), die TU Dresden sogar um über 115 (von 251ff. auf 135). Ursache dafür war aber vor allem ein durch das deutsche Außenministerium geförderte Projekt, bei dem diese beiden Universitäten genauer analysierten, welche Daten genau den Rankings geliefert werden sollten und wo es da Optimierungsmöglichkeiten gibt. Mehr dazu kann in unserem letztjährigen Artikel zum TIMES-Ranking nachgelesen werden – und im SPIEGEL ONLINE-Artikel zum diesjährigen TIMES-Ranking.
Deutsche Unis haben sich deutlich verbessert – oder nur besser „optimiert“?
In diesem Jahr dürften weitere deutsche Unis ihre Datenlieferung an das TIMES-Ranking entsprechend optimiert zu haben. Teilweise mag auch die veränderte Datenbasis geholfen haben (siehe folgender Abschnitt) – und natürlich mag es auch „echte“ Verbesserungen gegeben haben … Die Uni Tübingen jedenfalls hat es dieses Jahr sogar auf Platz 78 geschafft (+35, im Vergleich zu 2013 sogar +123). Die Uni Heidelberg konnte sich auf Platz 37 verbessern (+33), die HU Berlin auf 49 (+31), die TU München auf 53 (+45). Besonders krasse Verbesserungen konnten die Uni Köln (Platz 156, +145), die Uni Erlangen-Nürnberg (Platz 123, +153!), die Uni Bonn (Platz 94, +101!), aber auch die Uni Freiburg (Platz 84, +79) erzielen. Erstmalig dabei sind die Uni Mannheim, die gleich auf Platz 106 einsteigt und die Charité – Universitätsmedizin Berlin auf Platz 195 (warum diese beiden Hochschulen in den Vorjahren nicht vertreten war, ist uns nicht bekannt).
Die TU Dresden dagegen musste 23 Plätze abgeben, ist mit Rang 158 aber immer noch um die 100 Plätze besser als 2013 oder davor. Die Uni Göttingen ist nun nur noch knapp in der TOP 100 (Platz 99, - 32).
Mal wieder: Neue Datenbasis für das Ranking
Dass einiges im Ranking „durcheinander geraten“ ist, hat aber noch eine andere Ursache. Zwischen 2010 und 2014 arbeitete die TIMES mit Thomson Reuters zusammen und wertete deren „Web of Science"-Datenbank für die Bewertung in Bezug auf Zitationen etc. aus. Seit diesem Jahr wird stattdessen Elsevier’s Scopus-Datenbank verwendet, die größer sein soll. Zusätzlich wurden erstmals 800 Universitäten im Ranking ausgewiesen und dazu insgesamt deutlich mehr Daten ausgewertet und WissenschaftlerInnen befragt. Dass sich so Änderungen ergeben, liegt nahe.
Die Änderungen sind diesmal zwar nicht so drastisch, wie beim letzten Wechsel des Datenlieferanten 2010 (davor arbeitete die TIMES mit QS zusammen, die seither ein eigenes Uniranking veröffentlichen). Aber sie sind vorhanden – was man auch in der Top Ten sehen kann.
Insgesamt kann man die Ergebnisse immer weniger Ernst nehmen. Was die TIMES als Verbesserung darstellt (noch mehr Zitations-Daten, noch mehr befragte Expertinnen) macht jede Vergleichbarkeit mit der Vergangenheit zunichte. Dazu kommt, dass natürlich nicht nur die Unis aus Deutschland zunehmend versuchen, so gut wie möglich in den Rankings (nicht nur der TIMES) da zu stehen und alle Register ziehen, um das zu erreichen. Im besten Fall werden nur die gelieferten Daten etwas optimiert (im Rahmen der Unschärfe der vorgegebenen Definitionen) oder darauf geachtet, dass bei Publikationen die veröffentlichende Universität immer unter gleichem Namen auftritt (damit nicht versehentlich einzelne seltenere Schreibweisen nicht mitgezählt werden). Im schlimmsten Fall wird manches tatsächlich nach den Rankings ausgerichtet.
Die weltweite Top-Ten aus Sicht des Times Rankings
(1./1./1./1./2./10.) California Institute of Technology (USA)
(3./2./2./4./6./5.) Oxford (UK)
(4./4./2./2./4./?) Stanford
(5./7./7./6./6./2.) Cambridge (UK)
(6./5./5./7./3./9.) MIT (USA)
(2./2./4./2./1./1.) Harvard University (USA)
(7./6./6./5./5./8.) Princton University (USA)
(9./8./8./9./5.) Imperial College London (UK)
(13./14./12./15./15.) ETH Zürich (CH)
(11./9./10./9./12.) University of Chicago (USA)
Quelle: Times Higher Education World University Rankings 2015-16 – http://www.timeshighereducation.co.uk/world-university-rankings/
Ergebnisse der deutschsprachigen Universitäten
Der Vollständigkeit halber hier alle gerankten deutschsprachigen Universitäten. 2010 wurden nur die 200 bestplatzierten Universitäten veröffentlicht, 2011 bis 2014 dann 400, seit diesem Jahr sogar 800. Ein --- bedeutet, dass die Hochschule im jeweiligen Jahr nicht platziert war. Entweder war sie (im Sinne des Rankings) zu schlecht – oder sie hat sich geweigert (oder es einfach versäumt), Daten zu liefern, so dass sie deswegen nicht berücksichtigt werden konnte. Ein ??? deutet an, dass wir damals nicht alle ausgewiesenen Platzierungen notiert hatten – und diese nun leider nicht mehr leicht zugänglich sind, so dass wir keine Angabe machen können.
2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | 2009 | Name der Hochschule |
---|---|---|---|---|---|---|---|
9. | 13. | 14. | 12. | 15. | 15. | 20. | ETH Zürich [CH] |
29. | 29. | 55. | 48. | 45. | 61. | 55. | Uni München (LMU |
37. | 70. | 68. | 78. | 73. | 83. | 57. | Uni Heidelberg |
49. | 80. | 94. | 99. | 109. | 178. | 146. | HU Berlin |
53. | 98. | 87. | 105. | 88. | 101. | 55. | TU München |
72. | 81. | 86. | 128. | 151. | --- | 94. | FU Berlin |
78. | 113. | 201ff. | 201ff. | 187. | 189. | 149. | Uni Tübingen |
84. | 163. | 152. | 144. | 189. | 132. | 122. | Uni Freiburg |
94. | 195. | 181. | 171. | --- | 178. | 237. | Uni Bonn |
99. | 67. | 63. | 70. | 69. | 43. | 186. | Uni Göttingen |
101. | 75. | 74. | 142. | 111. | 95. | ??? | Uni Basel [CH] |
104. | 103. | 121. | 89. | 61. | 90. | ??? | Uni Zürich [CH] |
106. | --- | --- | --- | --- | --- | --- | Uni Mannheim |
110. | 156. | 129. | 154. | 168. | 182. | 182. | RWTH Aachen |
120. | 132. | 157. | 151. | 112. | --- | ??? | Uni Bern [CH] |
123. | 276ff. | 226ff. | 201ff. | --- | --- | --- | Uni Erlangen-Nürnberg |
125. | 251ff. | 226ff. | 251ff. | 276ff. | --- | --- | Uni Münster |
138. | 165. | 154. | 151. | 196. | 187. | 184. | KIT (Uni Karlsruhe |
142. | 182. | 170. | 162. | 139. | 195. | ??? | Uni Wien [A] |
156. | 301ff. | 251ff. | --- | --- | --- | --- | Uni Köln |
158. | 135. | 251ff. | 276ff. | 251ff. | ??? | 281. | TU Dresden |
175. | 226ff. | 226ff. | 201ff. | 194. | 186. | ??? | Uni Konstanz |
185. | 226ff. | 226ff. | 226ff. | 201ff. | 168. | ??? | Uni Würzburg |
192. | 201ff. | 201ff. | --- | 201ff. | --- | ??? | Uni Ulm |
195. | --- | --- | --- | --- | --- | --- | Charité - Universitätsmedizin Berlin |
In der Ranggruppe 201-250 sind: TU Darmstadt, Uni Duisburg-Essen, Uni Frankfurt, Uni Kiel, Uni Mainz, Uni Stuttgart, Med. Uni Wien [A].
251-300: Uni Bayreuth, Uni Bielefeld, Uni Bochum, Uni Giessen, TU Wien [A].
301-350: Uni Bremen, TU Dortmund, Uni Greifswald, Uni Hannover, Uni Hohenheim, Uni Innsbruck [A].
351-400: Uni St. Gallen [CH], TU Graz [A].
401-500: Uni Graz [A], TU Kaiserslautern, Uni Linz [A].
501-600: Uni Magdeburg.
Die kursiv angegebenen Unis waren 2014 noch nicht unter den TOP 400 vertreten.
Zahl der Unis aus Deutschland in TOP 100/200/400
Interessant ist auch der Vergleich, wie viele Unis aus Deutschland unter den ersten 100, 200 oder 400 gerankten Hochschulen lagen. 2010 wurden nur die 200 bestplatzierten Unis veröffentlicht. Der starke Anstieg 2015 deutet auch darauf hin, dass die „Verbesserung“ wahrscheinlich durch „optimierte“ Datenlieferungen forciert wurde.
2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | |
---|---|---|---|---|---|---|
TOP 100 | 9 | 6 | 6 | 4 | 4 | 3 |
TOP 200 | 20 | 12 | 10 | 11 | 12 | 14 |
TOP 400 | 35 | 28 | 26 | 25 | 22 | n.v. |
Quellen und weitere Artikel zum Thema
- Webseite zum TIMES Higher Education World University Rankings (dort auch Ergebnisse seit 2010 abrufbar und Details zur Methode)
- Auffällige Veränderungen bei deutschen Unis: TIMES World University Rankings 2014-15 (02.10.2014)
- Hochschulranking – ein Instrument der Hochschulwahl? (Hintergrund-Artikel bei Studis Online)