Weiter viele Bewerbungen pro StudienplatzKaum Entspannung für StudienbewerberInnen
Nachdem uns für das kommende Wintersemester bereits Ergebnisse der Zulassungsverfahren von an die 20 Hochschulen vorliegen, wollen wir im Folgenden zusammenfassen, wie sich auf Grundlage dieser Daten die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Wir haben dabei nur vergleichbare Fächer zusammengestellt (die Listen sind daher u.U. kürzer als über unser NC-Tool zugänglich, wo alle grundständigen Fächer aufgelistet werden, egal ob 1-Fach-Bachelor, Hauptfach oder Nebenfach).
Kaum Entspannung bei den beliebten Studiengängen in Sicht
Es bleibt – zumindest legen das erste Zahlen nahe – eng an den Hochschulen …
Zwar sind es pro Studienfach noch relativ wenige Vergleichszahlen, deren Tendenz ist aber klar: von einer wirklichen Entspannung ist bei den beliebten Studiengängen nichts zu spüren. Die Grenznoten und Wartesemester, die schon im Hauptverfahren einen Studienplatz gebracht haben, sind fast überall praktisch identisch mit dem Vorjahr. In einigen Fällen sind in diesem Jahr in der ersten Runde sogar härtere Grenznoten zustande gekommen und mehr Wartesemester gefordert. Nur selten kamen etwas leichtere Grenznoten und eine geringere Wartezeit heraus.
BWL-Studiengänge scheinen sich nach wie vor hoher Beliebtheit zu erfreuen. Obwohl es auch eine Reihe zulassungsfreier Studienangebote gibt, gingen an der RWTH Aachen, der Uni Duisburg-Essen und der Uni Frankfurt jeweils zwischen 3500 und 5700 Bewerbungen ein – auf 555 Plätze in Frankfurt (10,3 Bewerbungen/Platz) und nur 180 in Aachen (19,9 Bewerbungen/Platz), beide Unis haben Studienplätze abgebaut.
Ungebrochen ist auch das Interesse an Sozialer Arbeit, die FH Bielefeld berichtet von über 3100 Bewerbungen, die Uni Duisburg-Essen gar von 4815. Erstere gibt auch die (unveränderte) Zahl an Studienplätzen an: Gerade mal 83 – was zu 38 Bewerbungen pro Studienplatz führt. Hoch ist das Interesse auch an Bildung und Erziehung im Kindesalter – kein Wunder, im KITA-Bereich herrscht Nachholbedarf an qualifizierten AbsolventInnen.
Wie in den Vorjahren ist das Missverhältnis zwischen Bewerbungen und angebotenen Studienplätzen bei Psychologie am größten. Im einzigen Fall mit einer relevanten Erhöhung (Psychologie an der RWTH: nun 62 statt 47 Studienplätze) haben sich gleichzeitig viel mehr BewerberInnen eingefunden, so dass statt 68,7 BewerberInnen im Vorjahr nun 67,1 auf einen Platz kommen. An der TU Darmstadt ist die Zahl der Bewerbungen praktisch konstant: 2.319 statt 2.325 im Vorjahr bei konstant 60 angebotenen Studienplätzen.
Entwicklung der NC-Daten 2015 vs. 2014 im Detail
Nicht verschwiegen werden soll jedoch, dass es dieses Jahr wahrscheinlich mehr zulassungsfreie Studiengänge als in den Vorjahren gibt – teilweise auch in sehr beliebten Studiengängen (wenn auch an den eher von der Masse nicht so bevorzugten Studienorten – was durchaus auch Chancen bietet, so man nicht der Masse folgt …). Eine – zwangsläufig unvollständige – Übersicht findet sich im Artikel Zulassungsfreie Bachelor-, Diplom- und Staatsexamen-Studiengänge im Wintersemester.
Liest bei Bedarf auch unseren Artikel Alternativen nach der Studienplatzabsage: Last-Minute zum Traumstudium.
„Überbuchungen“
Bei den Studiengängen mit hohen Grenznoten und vielen Wartesemestern ist dieses Phänomen zwar nicht offensichtlich zu erkennen, da keine Hochschule Angaben dazu macht, wie vielen BewerberInnen ein Platz angeboten wurde. Dort, wo aber doch keine Grenznote nötig wird, kann man deutlich sehen, mit welchen „Überbuchungen“ die Hochschulen arbeiten – auf Grundlage ihrer Erfahrungen aus den Vorjahren. So gibt es Studiengängen, bei denen allen BewerberInnen eine Zulassung angeboten wurde, obwohl die Zahl der Bewerbungen teilweise siebenmal höher war als die Zahl der Studienplätze. Bei einzelnen Studiengängen und (unbeliebteren?) Studienorten lehnen also nach Erfahrung der jeweiligen Hochschulen bis zu 85% der BewerberInnen angebotene Studienplätze ab. „Normal“ scheint es in vielen Fällen zu sein, von einer Absage von mehr als der Hälfte der BewerberInnen auszugehen.
Einige aktuelle Beispiele von Studiengängen, bei denen allen BewerberInnen eine Zusage erteilt wurde:
FH Bielefeld, Berufliche Bildung Pflege (BA): 110 Bewerbungen auf 39 Studienplätze (=2,8 Bewerbungen/Studienplatz)
TU Darmstadt, Soziologie (2-Fach-Bachelor): 620 Bewerbungen auf 83 Studienplätze (=7,5)
Hinweis: Zwar findet sich der Hinweis „Alle Bewerber/-innen zugelassen, die den Grenzwert des anderen Faches erfüllt haben oder deren weiteres Fach keine Aufnahmebeschränkung hat“, allerdings sind praktisch alle anderen möglichen Fächer entweder sowieso frei zugänglich oder mit dem selben Ergebnis ausgewiesenUni Paderborn, Englischsprachige Literatur und Kultur (2-Fach-Bachelor): 265 Bewerbungen auf 38 Studienplätze (=7,0)
Hier gibt es einige 2-Fach-Bachelor, die wirklich beschränkt sind; wer ausschließlich diese zusammen mit Englischsprachige Literatur und Kultur gewählt hat, hat keine Zusage erhalten, es sind also wohl weniger als 265 BewerberInnen, denen eine Zusage wirklich erteilt wurde – aber sicher noch weit über 100, die [auch] eine Kombi als Wunsch angegeben haben, die mit ihren Noten möglich wäre.
Bevor der Eindruck entsteht, dieses „Überbuchungsphänomen“ bestünde nur an bestimmten Hochschulen oder Studienfächern: Aus den Ergebnissen des Vorjahres (für die noch keine aktuellen Werte vorliegen) kann man ablesen, das dem nicht so ist. Zwei Beispiele aus dem Wintersemester 2014/2015:
FU Berlin, Geographische Wissenschaften (1-Fach-Bachelor); 451 Bewerbungen auf 113 Studienplätze (=4,0)
HU Berlin, VWL (1-Fach-Bachelor): 781 Bewerbungen auf 110 Studienplätze (=7,1); nach 1. Nachrückverfahren erhielten alle verbliebenen ein Platz.
Entwicklung der Grenznoten und Wartesemester
Erläuterungen
Obere Zeile: Wintersemester 2015/2016; untere Zeile: Wintersemester 2014/2015.
Note=Grenznote; WZ=Wartezeit (in Semestern); B/P=Bewerbungen pro Studienplatz; AdH=Spezielles Auswahlverfahren der Hochschule; daher kann keine Grenznote angegeben werden
* Werte aus Nachrückverfahren/Endergebnis des Vorjahres (wenn die Hochschule die Zwischenschritte nicht [mehr] veröffentlicht)
BWL / Business Administration (Uni/1-Fach-Bachelor)
Hochschule | Note | WZ | Bewerb. | Plätze | B/P |
---|---|---|---|---|---|
RWTH Aachen | 1,8 2,2 | 6 4 | 3579 3295 | 180 196 | 19,9 16,8 |
Uni DuE / Essen | 2,2 2,5 | 6 6 | 4799 ? | ||
Uni Düsseldorf | 1,9 1,8 | 7 8 | |||
Uni Frankfurt | AdH | 8 6 | 5725 6553 | 555 670 | 10,3 9,8 |
Uni Oldenburg | 2,3 2,3 | 6 6 | |||
Uni Passau | 2,5 2,8 | ||||
Uni Regensburg | 2,7 2,6 | 6 6 | 358 361 |
Psychologie (1-Fach-Bachelor)
Hochschule | Note | WZ | Bewerb. | Plätze | B/P |
---|---|---|---|---|---|
RWTH Aachen | 1,2 1,2 | 11 12 | 4162 3228 | 62 47 | 67,1 68,7 |
TU Darmstadt | 1,4 1,4 | 10 10 | 2319 2325 | 60 60 | 38,7 38,8 |
Uni Düsseldorf | 1,2 1,3 | 18 12 | |||
Uni Gießen | 1,5 1,5 | 8 8 | 150 150 | ||
Uni Jena | 1,3 1,3 | 14 12 |
Bildung und Erziehung im Kindesalter (1-Fach-Bachelor)
Hochschule | Note | WZ | Bewerb. | Plätze | B/P |
---|---|---|---|---|---|
FH Bielefeld | 2,2 2,5* | 12 8* | 852 937 | 27 26 | 31,6 36,0 |
HS Düsseldorf | 2,3 2,3 | 10 10 | |||
Uni Gießen | 2,6 2,6 | 5 6 | 120 120 | ||
FH Kiel | 2,5 2,7 | 8 7 | |||
HS Rhein-Main | 2,6 2,4 | 14 14 |
Rechtswissenschaften (Staatsexamen)
Hochschule | Note | WZ | Bewerb. | Plätze | B/P |
---|---|---|---|---|---|
Uni Düsseldorf | 1,7 1,7 | 4 5 | |||
Uni Frankfurt | 2,2 2,3* | 5 4* | 3666 4359 | 463 463 | 7,9 9,4 |
Uni Gießen | AdH alle! | 2 WS alle! | 320 350 | ||
Uni Marburg | 3,2 3,0 | 2 2 | 290 300 |
Soziale Arbeit (1-Fach-Bachelor)
Hochschule | Note | WZ | Bewerb. | Plätze | B/P |
---|---|---|---|---|---|
FH Bielefeld | 2,2 2,2* | 12 12* | 3151 3106 | 83 83 | 38,0 37,4 |
Uni DuE | 2,1 2,1 | 11 12 | 4815 ? | ||
HS Düsseldorf | 2,2 2,2 | 12 14 | |||
FH Kiel | 2,1 2,1 | 14 14 | |||
HS Rhein-Main | 2,2 2,2 | 10 10 |
Hinweis: Dieser Artikel wurde ursprünglich am 7. August veröffentlicht. Das oben angegebene Datum gibt an, wann zuletzt Daten ergänzt wurden.