StatistikDie 32 beliebtesten Länder für ein Auslandsstudium
Wo soll es hingehen?
Die österreichischen Hochschulen sind und bleiben die beliebtesten Studienorte im Ausland für über 32.000 deutsche Studierende – und das seit 2008 ununterbrochen. Österreich konnte sogar seinen Vorsprung vor den Niederlanden ausbauen, wogegen die Schweiz die britischen Inseln vom 3. Platz verdrängt hat. Der 5. Platz bleibt den USA vorbehalten und auf Platz 6 befindet sich weiterhin das beliebteste ERASMUS-Ziel: Spanien. Diese sechs Staaten nahmen 2012 zusammen über 75% der Auslandsstudierenden auf.
Naheliegend ist (auch durch Förderprogramme wie ERASMUS), dass fast 86% der Auslandsstudierenden Ziele in der EU oder anderen Staaten im ERASMUS-Raum wählen. 7,5% gehen an eine Hochschule in Nordamerika und 6,5% entscheiden sich für den asiatisch-ozeanischen Raum. Bemerkenswert ist der Anstieg der deutschen Studierenden in China (Platz 8) – dort sind die Zahlen von 5.451 innerhalb eines Jahres auf 6.271 gestiegen, was ein Zuwachs von über 15% bedeutet. Wenn dieses Wachstum unverändert bleibt, könnte Frankreich von China im nächsten statistischen Bericht von Platz 7 verdrängt werden.
Auffällig ist ebenfalls die steigende Beliebtheit der Türkei: sie steigt satte drei Plätze von 18 auf 15 innerhalb eines Jahres. Und während 2003 gerade mal 125 den Weg in die Türkei gefunden haben, sind es 2012 ganze 1.730 Studierende aus der Bundesrepublik Deutschland. Es stellt sich die Frage, inwieweit die politisch instabile Lage seit den Gezi-Park-Protesten 2013 diesem Trend im Weg stehen wird. Afrika und Lateinamerika kommen in der Statistik hingegen gar nicht vor – das Statistische Bundesamt wertet nur die Länder aus, in denen mindestens 100 Studierende mit deutschem Pass eingeschrieben waren.
Zahl der deutschen Studierenden im Ausland
Rang | Land | 2012/2013 | 2011/2012 |
1. (1) | Österreich | 32.771 e | 30.795 ex |
2. (2) | Niederlande | 25.019 ? | 25.028 ? |
3. (4) | Schweiz | 14.352 | 13.916 |
4. (3) | Großbritannien | 13.720 | 15.025 |
5. (5) | USA | 9.819 | 9.347 |
6. (6) | Spanien | 7.939 se | 7.857 e |
7. (7) | Frankreich | 6.400 s | 6.147 ? |
8. (8) | China | 6271 | 5.451 s |
9. (9) | Schweden | 4.390 s | 4.387 |
10. (10) | Dänemark | 3.813 se | 3.851 e |
11. (12) | Ungarn | 3.024 e | 2.798 e |
12. (11) | Italien | 2.990 e | 2.956 e |
13. (14) | Norwegen | 1.975 ex | 1.925 ex |
14. (15) | Finnland | 1.905 e | 1.680 e |
15. (18) | Türkei | 1.730 | 1.337 ? |
16. (17) | Belgien | 1.503 se | 1.458 e |
17. (16) | Kanada | 1.500 s | 1.503 |
18. (14) | Australien | 1.480 | 1.835 |
19. (20) | Irland | 1.428 e | 1.247 e |
20. (19) | Neuseeland | 1.140 | 1.324 |
21. (21) | Portugal | 987 ex | 865 ex |
22. (22) | Tschechische Rep. | 851 e | 815 e |
23. (23) | Polen | 731 | 798 |
24. (24) | Rumänien | 616 | 595 ? |
25. (28) | Japan | 569 | 414 |
26. (25) | Lettland | 507 se | 495 e |
27. (26) | Slowakei | 470 s | 471 |
28. (27) | Griechenland | 431 se | 444 e |
29. (29) | Luxemburg | 360 s | 359 ? |
30. (32) | Island | 186 | 164 ? |
31. (31) | Russische Föderation | 175 s | 173 |
32. (30) | Vatikanstadt | 160 s | 180 |
Hinweise zur Tabelle
Das statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die Zahlen der Auslandsstudierenden auf Grund verschiedener Erhebungen und Zeitpunkte nicht genau vergleichbar sind. Die „Rangfolge" und auch die Zahlen an sich sind also nur eine Tendenz, aber nicht zwangsläufig genau. Sofern die Zahlen der ERASMUS-Studierenden gesondert gelistet wurden, haben wir sie zur Zahl der „anderen Auslandsstudierenden" addiert. Das Bundesamt hat dagegen die Zahlen für ERASMUS bei manchen Ländern nur gesondert aufgelistet (in anderen waren die ERASMUS-Zahlen jedoch wahrscheinlich schon dabei) – je nach dem, was das befragte Land geliefert hatte. Somit sieht unsere Tabelle und Rangfolge ein wenig anders aus als die des Bundesamtes.
Quelle ist die Publikation Broschüre des Statistischen Bundesamt: Deutsche Studierende im Ausland - Statistischer Überblick 2002-2012, Ausgabe 2014" des Statistischen Bundesamtes.
e/ex/? In den meisten europäischen Ländern waren in den Zahlen des Statistischen Bundesamtes die deutschen ERASMUS-Studierenden eingearbeitet. Bei einigen jedoch nicht, dort haben wir die extra ausgewiesenen Zahlen selbst dazugerechnet und dies mit „e" gekennzeichnet. In einigen Ländern war nur ein Teil der ERASMUS Studierenden in den Gesamtzahlen enthalten und dieser Teil auch genau bekannt, auch hier haben wir die restlichen ERASMUS Studierenden dazugezählt (Kennzeichnung ex). Daher sieht die Tabelle auch anders aus, als die des Statistischen Bundesamtes. Bei einigen Ländern ist nicht bekannt, ob die ERASMUS-Zahlen eingearbeitet sind, wir haben diese Zahlen dann so belassen und mit einem „?" gekennzeichnet.
s Für einige Länder lagen nur Schätzungen (beruhend auf den Vorjahren) vor, die Zahlen sind dann mit einem „s" gekennzeichnet.
Steigende Konkurrenz um begehrte Plätze?
Die Gesamtzahlen der Studierenden, die sich ins Ausland aufmachen, steigt mit den Jahren immer weiter an. Im Jahr 2011 waren es 145.667 und 2012 schon 149.212 – also eine Steigerung um fast 2,5%. 2002 gingen gerade mal 34 von 1000 Studierenden aus Deutschland ins Ausland, was sich bis 2010 kontinuierlich auf 66 steigerte. Dieser Trend der vergangenen Jahre ist jedoch rückläufig. 2011 sind es nur noch 64 und 2012 sinkt die Zahl auf 62. Zudem bleibt die Frage offen, wie sich diese Zahlen angesichts der hohen doppelten Abiturjahrgänge entwickeln werden. Wird es zu einer erhöhten Konkurrenz um Studienplätze im Ausland schon bald kommen, wenn die starken Jahrgänge in den kommenden Jahren ein Erasmus-Semester einlegen möchten?
Da Studis Online auf die Zahlen des letzten statistischen Berichts aus dem Jahr 2012 zurückgreift, wäre ein aktueller Blick auf dieses Feld sehr interessant. Nutze die Kommentarfunktion, um über Deine aktuellen Erfahrungen zu berichten, inwiefern Plätze für ein Auslandsstudium in Deinem Fachbereich verfügbar sind.
Fächergruppen im Auslandsstudium
Das berüchtigte Bild einer großen Masse deutscher Medizinstudierender im Ausland bestätigen die Zahlen nur bedingt. In bestimmten Ländern sind die Zahlen auffällig hoch: So ist der Anteil der Studierenden, die in Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften eingeschrieben sind, in Ungarn (66%) und der Tschechischen Republik (40,8%) weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt, wo 2012 nur 5,7% in diesen Fächern immatrikuliert waren. Bei den absoluten Zahlen sticht Österreich mit 3.658 und die Niederlande mit 2.292 Studierenden heraus. Grund für diese Auffälligkeiten wird wohl der hohe NC in Deutschland sein – vgl. auch unseren Artikel Medizinstudium ohne NC.
Frankreich bleibt wie die Jahre zuvor auch das Hauptziel für deutsche Studierende aus den Bereichen Sprach- und Kulturwissenschaften (inkl. Sport). Fast jeder zweite wählt eines dieser Fächer in Frankreich. Die Wirtschaftswissenschaften sind dagegen Schwerpunkt in Australien (40,5%), in Deutschland sind lediglich 15,5% der deutschen Studierenden in diesem Fachbereich eingeschrieben.
Auslandsstudium – aber nicht, weil es "in" ist!
Ein Auslandssemester kann eine interessante und wichtige Erfahrung sein. Man sollte sich dennoch nicht nur wegen des (vermeintlichen) Drucks von außen dazu entschließen, sondern vor allem, wenn man selbst Interesse daran hat. Ziele zur Auswahl gibt es mehr als genug, es muss nicht eines der „Standard-Länder“ sein. So taucht in der letzten Statistik nur China vom asiatischen Kontinent auf - obwohl dies sicher eine für die Zukunft interessante Region ist. Länder aus Afrika sind in der Statistik gar nicht vertreten, was nicht heißt, dass es nicht auch dort attraktive Ziele gäbe. Sicherlich ist die Organisation eines Auslandsaufenthalts in einem bisher aus Deutschland wenig angesteuerten Land schwieriger, aber mit guter Vorbereitung trotzdem möglich – und evt. ein „Alleinstellungsmerkmal“ bei späteren Job-Bewerbungen.
An der Finanzierung muss ein Auslandsstudium nicht scheitern – rechtzeitige Planung und ausführliches informieren ist jedoch unbedingt empfehlenswert. So gibt es für BAföG-EmpfängerInnen je nach Land Aufschläge, die Reisekosten und u.U. die Studiengebühren. Selbst wer im Inland kein BAföG bekommt, kann – wenn die Eltern nicht sehr viel verdienen – zumindest einen Teilzuschuss über das BAföG erhalten (siehe für Details den Artikel zum Auslands-BAföG).
Darüberhinaus gibt es andere spezielle Förderprogramme, das bekannteste – auf Europa beschränkte – dürfte das 1987 gegründete ERASMUS-Programm sein. Mit dem Programm soll der Studierendenaustausch im Rahmen von Abkommen der teilnehmenden Hochschulen gefördert werden. 2012/2013 wurde ein neuer Rekord erreicht: 28.887 deutsche Studierende nutzen dieses Programm – über 1.000 mehr als im Vorjahr. Ab 2014 wird ERASMUS mit einigen anderen Programmen im Rahmen von ERASMUS+ weitergeführt.
Eine weitere Fördermöglichkeit ist das Programm zur Steigerung der Mobilität von deutschen Studierenden (PROMOS) des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD). Es ersetzt das frühere Free Mover-Programm, soll aber ebenso Studierende fördern, die ihr Auslandsstudium umabhängig von Kooperationsverträgen der eigenen Hochschule organisieren. Es lohnt sich in jedem Fall, beim Akademischen Auslandsamt der eigenen Hochschule nachzufragen und natürlich bei StudienkollegInnen oder der Fachschaft.
Quellen und weiteres Material