Auffällige Veränderungen bei deutschen UnisTIMES World University Rankings 2014-15
Der Herausgeber des TIMES Rankings, Phil Baty, hat in den letzten Jahren bei der Veröffentlichung des TIMES-Rankings immer die Exzellenzinitiative gelobt. Auch dieses Jahr – bei tatsächlich höheren Platzierungen – fehlen diese warmen Worte nicht: „This is an excellent performance for Germany – it now has a university in the top 30 of the world rankings for the first time and it has overtaken the Netherlands as the strongest nation outside of the US and UK. The rankings provide evidence that the concerted policy initiative to strengthen Germany’s top universities through the excellence initiative is working […]“.
Rankings fokussieren auf die „Gewinner“ – dabei sind „die anderen“ oft auch nicht schlecht und sei es nur in bestimmten Nischen oder wenn man anders gewichtet als das jeweilige Ranking
Allerdings sollte man sich auch die folgenden Worte zur Kenntnis nehmen: „[I]t is also clear that a growing recognition in Germany of the importance of the THE global rankings has also helped – a much clearer effort to gather and report institutional data against the global data definitions has helped us get a better understanding of Germany’s performance.“ Anders gesagt: Die Ergebnisse zeigen eigentlich gar nicht, dass die deutschen Unis besser geworden wären, sie haben sich nur stärker auf das TIMES-Ranking eingestellt. Insofern sollte man alle Jubelmeldungen, die von den „erfolgreichen“ Unis aktuell und in den nächsten Tagen publiziert werden, relativieren.
Ranking ablehnen – oder Platzierung optimieren?
Durch die Debatte insbesondere um das CHE-Hochschulranking (aber eben auch um Rankings allgemein, viele Hintergründe sind im Artikel Hochschulrankings – Rolle, Bedeutung und Alternativen zusammengefasst) beteiligen sich eine Reihe von Universitäten gar nicht mehr an Rankings. Umgekehrt gibt es von anderen ein zunehmendes Bemühen, in internationalen Rankings gut wegzukommen.
Was auch der Beitrag von Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden, im Rahmen der TIMES-Ranking-Veröffentlichung zeigt. Dort schreibt er: „[…] the German Foreign Ministry is funding a project we proposed: together with Eberhard Karls Universität Tübingen, we are analysing the specifics of international rankings as well as their challenges for German universities to help our institutions punch their genuine weight in the tables.“ Und das hat offenbar Erfolg: „Clarifying the proper definitions in cooperation with the relevant organisations and paying attention to detail can make a big difference: consider TU Dresden’s performance in the THE rankings this year.“ In der Tat: im aktuellen TIMES-Uniranking steht die TU Dresden auf Platz 135, in den Vorjahren lag sie im Bereich 251-275 oder sogar noch leicht schlechter. Auch die Uni Tübingen hat sich deutlich verbessert und steht nun auf Platz 113 (in den Vorjahren immer um die 200).
Daten aus dem Ranking – mit Vergleich der Ergebnisse seit 2009
Laut TIMES ist die Methode seit Jahren unverändert. Die Veränderungen im Ranking kommen also nicht durch andere (neue) Kriterien oder veränderte Gewichtung zustande, sondern durch Veränderungen der gemessenen (oder eigentlich meist von den Hochschulen gelieferte) Werte bzw. der Ergebnisse der Befragungen von „Experten“. Wie schon weiter oben angedeutet, gibt es da von Seiten der Hochschulen offenbar durchaus Optimierungsmöglichkeiten. Wobei die bestplatzierten diese wohl größtenteils ausgereizt haben dürften.
Bei den Ergebnissen stellen wir auch die Werte der Jahre seit 2009 dar. Die starken Veränderungen zwischen den Platzierungen des TIMES-Rankings 2009 und 2010 ergeben sich aus der starken Änderung der Kriterien und erhöhten Zahl von Befragten (gleichzeitig wurde von der TIMES auch eine andere Firma mit der Datenerhebung betraut, seit 2010 ist es Thomson Reuters). Auch hieran sieht man, dass es nicht DIE gute Uni geben kann, sondern es – unter anderem – auf die herangezogenen Daten und ihre Gewichtung ankommt.
Die weltweite Top-Ten aus Sicht des Times Rankings
(1./1./1./2./10.) California Institute of Technology (USA)
(2./4./2./1./1.) Harvard University (USA)
(2./2./4./6./5.) Oxford (UK)
(4./2./2./4./?) Stanford
(7./7./6./6./2.) Cambridge (UK)
(5./5./7./3./9.) MIT (USA)
(6./6./5./5./8.) Princton University (USA)
(8./9./10./8./?) University of California at Berkeley
(8./8./9./5.) Imperial College London (UK)
- (11./11./11./10./3.) Yale University (USA)
Quelle: Times Higher Education World University Rankings 2014-15 – http://www.timeshighereducation.co.uk/world-university-rankings/
Die deutschsprachige Universitäten und ihr Abschneiden im TIMES World Universitiy Rankings
Interessant ist hier u.a. die deutliche Steigerung einiger Unis, z.B. der LMU München, der TU Dresden und der Uni Tübingen. Schaut man sich deren Ergebnisse genauer an, so fällt auf, dass einige Parameter (die jeweils zwischen 0 und 100 liegen können) extreme Steigerungen aufweisen. „Industry Income" liegt bei der LMU nun bei 100 (Höchstwert) und auch die TU Dresden ist mit 99,5 nur knapp davor. Im Vorjahr lagen die Werte bei 41,1 bzw. 38,4. Ist das das weiter oben angedeutete „better understanding of Germany’s performance“? Wir haben sowohl bei den Unis als direkt bei der TIMES angefragt, wie diese – innerhalb eines Jahres normalerweise eigentlich nicht erklärbaren – Veränderungen zustande kommen.
Von Seiten der Rankingmacher erreichte uns inzwischen folgendes Statement:
German universities have recognised the huge significance of rankings around the world and have become much more engaged with them and their data requirements.
A result of this is that they have better aligned themselves with the global data definitions clearly set out by Thomson Reuters and have more accurately reported their institutional data this year. Indeed, there was a government backed drive to improve data collection this year, as they funded TU Dresden and Tubingen’s data refinement project. This has had a positive effect and the improved engagement is very welcome and very helpful in allowing us to get a clearer picture of world scholarship.
But this is only part of the story. There are clearly some real benefits emerging from the Excellence Initiative, in terms of reputational improvement, international recognition etc.
Indeed, LMU Munchen has received extremely good results in our reputation survey this year, which is the world’s largest independent invitation only survey of academics.
More on both of these changes is explained here by the president of TU Dresden: http://www.timeshighereducation.co.uk/world-university-rankings/2014-15/world-ranking/analysis/were-taking-a-long-hard-look-at-ourselves
SPIEGEL ONLINE schreibt im Artikel Das Wunder von Tübingen, die Uni Tübingen habe auf Nachfrage erklärt, dass diesmal befristet Beschäftigte nicht mitgezählt und nur unbefristete Forscherstellen nach London gemeldet geworden wären. Zur TU Dresden hätte "THE"-Verantwortlicher Phil Baty bemerkt, die TU habe „einen großen Batzen der Daten zu wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten weggelassen“.
Der Vollständigkeit halber hier die gerankten deutschsprachigen Universitäten bis Platz 200.
Platzierung aktuell (2013/2012/2011/2010/2009) | Name der Hochschule |
13. (14./12./15./15./20) | ETH Zürich [CH] |
29. (55./48../45./61./55.) | Uni München (LMU) |
67. (63./70./69./43./186) | Uni Göttingen |
70. (68./78./73./83./57.) | Uni Heidelberg |
75 (74./142./111./95./?) | Uni Basel [CH] |
80. (94./99./109./178./146.) | HU Berlin |
81. (86./128./151./???/94.) | FU Berlin |
98. (87./105./88./101./55.) | TU München |
103. (121./89./61./90./???) | Uni Zürich [CH] |
113. (201ff./201ff./187./189./149.) | Uni Tübingen |
132. (157./151./112./???/???) | Uni Bern [CH] |
135. (251ff./276ff./251ff./???/281.) | TU Dresden |
156. (129./154./168./182./182.) | RWTH Aachen |
163. (152./144./189./132./122.) | Uni Freiburg |
165. (154./151./196./187./184.) | KIT (Uni Karlsruhe) |
182. (170./162./139./195./???) | Uni Wien [A] |
195. (181./171./---/---/237.) | Uni Bonn |
Quellen und weitere Artikel zum Thema
- Webseite zum TIMES Higher Education World University Rankings (dort auch Ergebnisse der Vorjahre abrufbar und Details zur Methode)
- Bericht aus dem Vorjahr: TIMES World University Rankings 2013-14 (09.10.2013)
- Hochschulranking – ein Instrument der Hochschulwahl? (Hintergrund-Artikel bei Studis Online)