Zwischen Abitur und StudiumMein langer Weg zur Einschreibung
Am 04.07.2013 war es soweit: nach langen 13 Jahren hielt ich als eine von Tausenden im Doppelabiturjahrgang 2013 endlich meine Hochschulzugangsberechtigung in den Händen.
Auf dem Weg zum Studienplatz muss man manchem Hindernis ausweichen.
Wie es nach meinem Abitur weitergehen sollte, stand fest: Bis zum 15.07. würde ich mich für mein Wunschstudienfach Psychologie an den Universitäten in Wuppertal, Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen bewerben und verzweifelt auf eine Zulassung hoffen – ja, selbst mit einem Schnitt von 1,3 ist eine Zusage in dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr, zumal das Fach und die Hochschulstandorte in NRW prinzipiell beliebt sind.
Erstmal nur eine einzige Zusage
Anfang August trudelten dann schließlich die ersten Benachrichtigungen über die Ergebnisse des Hauptverfahrens ein. Absagen, Vertröstungen aufs Nachrückverfahren. Glücklicherweise bekam ich doch noch eine Zusage aus Wuppertal und verschickte meine Einschreibeunterlagen.
Ende gut, alles gut? Nein, das war noch lange nicht das Ende.
Zwar bekam ich Anfang September im Nachrückverfahren eine Zulassung aus Aachen, aber die ignorierte ich geflissentlich, da ich mir sagte, ob Wuppertal oder Aachen, das mache von der Entfernung keinen Unterschied für mich. Außerdem konnte ich die Ergebnisse aus dem Hauptverfahren der Universität Köln einsehen, die besagten, dass ein Schnitt von 1,3 mit zusätzlichen 2 Wartesemestern nötig gewesen wären, um einen Studienplatz zu ergattern. Daher rechnete ich mir exzellente Chancen aus, von meinem Favoriten Köln am 06.09. im Nachrückverfahren zugelassen zu werden.
So einfach sollte es jedoch nicht gehen, denn jeden Tag wurde die Bekanntgabe der Ergebnisse auf den nächsten verschoben, bis ich am 10.09. persönlich bei der Zentralen Studienberatung (ZSB) vorbeischaute und solange nachhakte, bis ich erfuhr, dass es gar kein Nachrückverfahren für Psychologie gebe, obwohl es angekündigt war.
Nachrückverfahren gibt es nicht immer ... und die Zeit für eine Entscheidung kann knapp werden
Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass es pro Semester 100 Studienplätze für dieses Fach gebe. Im Hauptverfahren wurden aber 120 Zulassungen verschickt, sodass, selbst wenn einige den Platz nicht annähmen, schließlich eine Menge Arbeit gespart wird und alle Studienplätze vergeben sind. Blöd nur für diejenigen, die sich darauf verlassen haben, dass ein Nachrückverfahren stattfinden würde. Meine Frist für die Immatrikulation in Aachen lief am folgenden Tag ab, und über die Uni hatte ich mich bis dato kaum informiert. Mittlerweile hatte ich auch eine Zulassung aus Düsseldorf erhalten mit einer in zwei Tagen auslaufenden Einschreibefrist, sodass ich mich unter Zeitdruck entscheiden musste.
Am späten Abend machte ich die Einschreibungsunterlagen für beide Standorte fertig, damit ich am nächsten Tag nach Aachen fahren konnte und mich gegebenenfalls auch immatrikulieren konnte. Nachdem ich dort vom Informationspunkt über die (geschlossene) ZSB zum Institut geschickt wurde und mir keiner meine Fragen beantworten konnte, sprach ich mit ein paar DoktorandInnen, die mir erklärten, dass der Studiengang an der RWTH auf die Industrie- und Arbeitswelt ausgerichtet sei und eine spätere Ausbildung in die klinische Richtung (zum Beispiel zur psychologischen Psychotherapeutin) ausgeschlossen sei. Da ein "Ersti" selten seinen beruflichen Werdegang so festlegen möchte, bedeutete dies das Aus für Aachen.
Tipp: Auf jeden Fall die (Wunsch-)Uni anschauen und mit Studierenden sprechen. Das ist nicht nur eine Entscheidungshilfe, sondern so können auch erste Kontakte und Erfahrungen gesammelt werden.
Wie ich später erfuhr, hätte ich mich auch gar nicht einschreiben können, solange ich das noch in Wuppertal war. Die Immatrikulationsbestätigung kam allerdings erst am Tag zuvor, sodass ich vorher auch keine Rücknahme hätte erreichen konnte (Hinweis der Redaktion: solange das Semester, für das man sich immatrikuliert hat, noch gar nicht angefangen hat, spricht man nicht von einer Exmatrikulation, sondern von der Rücknahme der Immatrikulation). Es ist hinzuzufügen, dass ich auch nicht gewollt hätte, an zwei Universitäten gleichzeitig eingeschrieben zu sein, da das nicht fair und außerdem auch nicht erwünscht ist, durch die zeitliche Überlappung verschiedener Fristen rutscht man jedoch leicht in dieses Dilemma. Schließlich beantragte ich die Rücknahme der Immatrikulation in Wuppertal und fuhr nach Düsseldorf um mich dort einzuschreiben.
Wenn es sein muss: Mehrfaches Ein- und Ausschreiben
Erleichtert, dass das Ein- und Ausschreiben endlich vorbei war, wollte ich mich am 13.09. meinem Abiturientenleben widmen und faulenzen, da flatterte die Zulassung aus Bonn in mein Postfach. Sollte ich mich nun freuen oder ärgern, dass ich jetzt wieder eine Rückname der Immatrikulation bei der einen und eine Immatrikulation bei der anderen Uni beantragen durfte? Ich beschloss, mich zu freuen und telefonierte mit dem SSC (Studierenden Service Sekretariat) der Düsseldorfer Universität, um Bescheid zu geben, dass meine Unterlagen aus dem Bearbeitungsprozess gezogen werden konnten. Wie das Schicksal so spielt, war meine Einschreibung natürlich schon durch und auch das Geld schon überwiesen, sodass ich, etwas aufwändiger, einen Antrag stellen musste.
Am Mittwoch, 18.09. um 10h schrieb ich mich dann an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ein, gerade rechtzeitig, denn um 15h ging mein Flieger in den Urlaub mit der Destination: Vom Einschreibestress erholen!
Fazit
Die Zeit zwischen Bewerbungsverfahren und Einschreibung kann durchaus stressig sein, und einige Male wird so manch/e ein/e Studieninteressierte/r dieses System verfluchen. Obwohl es für mich gut ausgegangen ist, denke ich, dass dieses Auswahlverfahren nicht fair oder gut durchdacht ist. Nach Meinung von Kritikern verstößt es sowohl gegen die Verfassung, nach der alle Bürger gleichbehandelt werden sollen, als auch gegen das Grundrecht auf freie Ausbildungs- und Berufswahl (vgl. auch 40 Jahre NC-Urteil: 40 Jahre Verfassungsbruch vom 17.07.2012). Die Auswahl über den Numerus Clausus wurde 1972 vom Bundesverfassungsgericht eigentlich als vorübergehende Notlösung beschlossen. Das ist inzwischen 41 Jahre her – und wird wohl die nächsten Jahre noch so bleiben.
Zumindest was die im Artikel beschriebene Problematik des Ein- und Ausschreibens betrifft, könnte es in den nächsten Jahren zunehmend Abhilfe geben: Das "Dialogorientierte Serviceverfahren" (DoSV) verbindet einen bundesweiten Abgleich mit der Möglichkeit, dass jeder Studiengang seine eigenen Auswahlkriterien anwendet. Wegen diverser Schwierigkeiten wird das System bisher aber nur von einer kleinen Minderheit an Studiengängen und Hochschulen genutzt, selbst der Geschäftsführer der Stiftung für Hochschulzulassung (besser bekannt unter hochschulstart.de), bei der das DoSV angesiedelt ist, geht erst zum Wintersemester 2017/2018 damit, "dass ein namhafter Teil der Hochschulen angebunden sein wird" (vgl. Interview zum DoSV vom 30.05.2013).
Die wichtigsten Tipps und Erfahrungen im Überblick
Es ist durchaus legitim, sich an mehreren Unis zu bewerben und sich dann an einer(!) einzuschreiben, auch wenn diese nicht Dein Favorit ist. Besser, als hinterher ohne Studienplatz dazustehen, weil man sich auf die Zusage einer bestimmten Hochschule verlässt. (Ist schon vorgekommen...) Wofür gibt es schließlich Nachrück- und Losverfahren?
Denke jedoch daran, Deine Einschreibung rechtzeitig wieder zurückzuziehen, zum einen, weil es nur fair ist, zum anderen, damit Du Dir selber Stress und negative Konsequenzen ersparst.
Weniger beliebte oder kleinere Unis haben durchaus ihre Vorteile: Häufig bemühen sie sich, alles möglichst einfach und unkompliziert für die Studierenden zu gestalten. Das fängt an beim Bewerbungsverfahren und geht über die Beratung bis zur Exmatrikulation. Große Universitäten wie die in Köln haben es nicht nötig, um Studenten zu werben, im Gegenteil, sie vermitteln einem eher das Gefühl, einen ab-/verschrecken zu wollen.
Es ist sehr sinnvoll, sich von der Hochschule ein Bild zu machen, dass heißt: Hinfahren, anschauen, Informationen und Erfahrungsberichte einholen, in die Uni-Atmosphäre reinschnuppern. Die Wahl für den Studienort und eventuell auch für das Studienfach fällt dadurch erheblich leichter.
Es können bis zu sechs Wochen vergehen, bis Deine eingesandte Einschreibung bearbeitet wird, mal dauert es jedoch nur ein paar Tage.
Service-Artikel rund um die Einschreibung und Hintergrundinfos bei Studis Online
- Allgemein zur Bewerbung auf Studienplätze (nötiger Schulabschluss, Erklärung zulassungsbeschränkt vs. zulassungsfrei)
- Fristen und Zuständigkeiten bei zulassungsbeschränkten Studiengänge
- ... warten auf die Zulassung für einen Studienplatz (Tipps, Termine, Alternativen etc.)
- Verzeichnis der Notengrenzwerte ("NCs") und Wartezeiten (Wartesemester) der vergangen Semester für viele Studiengänge