Internationales UnirankingShanghai-Ranking 2013 fast unverändert
Welt-Unirankings sind eigentlich eher eine Spielerei, denn schon der Vergleich ganzer Unis eines Landes ist fragwürdig, weil er einer Uni mit unterschiedlichsten Fachbereichen einen Rang zuordnet und individuelle Spezialitäten wegwischt. Über Landesgrenzen hinweg gibt es weitere methodische Schwierigkeiten, z.B. bei der Berücksichtigung von Publikationen, die nicht auf Englisch verfasst sind.
Für die Studienwahl sollten derartige Rankings sowieso keine Rolle spielen, denn die Qualität der Lehre können sie nicht einmal ansatzweise abbilden. Es geht wirklich nur um eine Art "Ruf", der damit unterstrichen werden kann, aber natürlich auch unabhängig von Rankings existiert. Zu viel sollte man darauf nicht geben, auch wenn Rankings zumindest auf Dauer eine Auswirkung haben können und sie zumindest gewisse Tendenzen abbilden. Verzerrungen nicht ausgeschlossen.
Das Academic Ranking of World Universitäres (ARWU) der Shanghai University ist neben dem TIMES-World University Ranking das bekannteste Ranking, das für sich in Anspruch nimmt, die Unis der Welt mittels diverser Kriterien in eine Rangfolge stellen zu können. Dem Trend vieler Rankings folgend, gibt es auch vom Shanghai-Ranking inzwischen spezialisierte Auswertungen nach Fachbereichen (ARWU-Field) und einigen großen Studienfächern (ARWU-Subject). Denn in der Tat interessiert ja eigentlich eher die (Forschungs-)Qualität eines Fachbereiches als einer ganzen Universität. Unter dem Dach einer Uni kann es problemlos sehr forschungsstarke Fachbereiche geben und andere, die in der Forschung wenig leisten (dafür vielleicht an anderen Stellen – aber das Shanghai-Ranking beschäftigt sich einfach nur mit Kriterien, die mit Forschung zu tun haben). Weiter unten gehen wir auch auf einige Ergebnisse der spezialisierten Auswertungen ein.
Im Shanghai-Ranking haben es die deutschsprachigen Hochschulen traditionell schwer. Die beste Platzierung erreicht traditionell die ETH Zürich, die von den deutschsprachigen Unis wohl die beste finanzielle Ausstattung bezogen auf die Personenzahl (Studierende und Lehrende) hat und der es (nicht nur – aber natürlich auch – wegen des Geldes) sehr gut gelingt, ForscherInnen und Gaststudierendeaus der ganzen Welt anzuziehen.
Die weltweite Top-Ten aus Sicht des Shanghai-Rankings
(1./1./1./1.) Harvard University (USA)
(2./2./3./2.) Stanford University (USA)
(4./4./2./3.) University of California at Berkeley (USA)
(3./3./5./4.) Massachusetts Institute Technology (MIT) (USA)
(5./5./4./5.) University Cambridge (UK)
(6./6./6./6.) California Institute of Technology (USA)
(7./7./8./7.) Princeton University (USA)
(8./8./7./8.) Columbia University (USA)
(9./9./9./9.) University Chicago (USA)
(10./10./10./10.) University Oxford (UK)
Wie man sieht, bewegt sich hier wenig (in Klammern die Rangplätze 2012 bis 2009): Beim Shanghai-Ranking werden Publikationen und Nobelpreise eines längeren Zeitraums betrachtet, gerade bei den oberen Plätzen kann sich dadurch wenig tun.
Das TIMES-Ranking (demnächst wird es davon ebenfalls eine neue Auflage geben) hatte in den letzten Jahren mehr Veränderungen gezeigt – die kamen z.T. allerdings dadurch zustande, dass immer wieder an den Bewertungsmaßstäben gedreht wurde und somit die Ränge eines Jahres eigentlich nicht mit denen eines anderen verglichen werden können.
Rangplätze der deutschsprachigen Universitäten
20. (23./23./23./23.) ETH Zürich [CH]
50. (53./47./56./56.) TU München
54. (62./62./63./63.) Uni Heidelberg
60. (59./56./51./54) Uni Zürich [CH]
61. (60./54./52./55) LMU München
83. (85./89./86./85.) Uni Basel [CH]
100. (99./102ff./101ff./?) Uni Freiburg
101ff. (101ff./94./93./98.) Uni Bonn
101ff. (101ff./86./93./90.) Uni Göttingen
101ff. (101ff./99./100./101ff.) Uni Frankfurt
101ff. (101ff./102ff./101ff.) Uni Münster
151ff. (151ff./151ff./151ff.) Uni Bern [CH]
151ff. (151ff./151ff./151ff.) Uni Hamburg
151ff. (151ff./151ff./151ff.) Uni Kiel
151ff. (151ff./151ff./151ff.) Uni Köln
151ff. (151ff./151ff./151ff.) Uni Mainz
151ff. (151ff./102ff./101ff.) Uni Tübingen
151ff. (151ff./151ff./151ff.) Uni Wien [A]
151ff. (151ff./102ff./101ff.) Uni Würzburg
201ff. (201ff./201ff./201ff.) RWTH Aachen
201ff. (201ff./201ff./201ff.) TU Berlin
201ff. (201ff./201ff./301ff.) TU Dresden
201ff. (201ff./201ff./201ff.) Uni Düsseldorf
201ff. (201ff./201ff./201ff.) Uni Erlangen-Nürnberg
201ff. (201ff./201ff./201ff.) Uni Innsbruck [A]
201ff. (201ff./301ff./301ff.) KIT/Uni Karlsruhe
201ff. (201ff./201ff./201ff.) Uni Leipzig
201ff. (201ff./201ff./201ff.) Uni Marburg
201ff. (201ff./201ff./201ff.) Uni Stuttgart
201ff. (201ff./201ff./201ff.) Med. Uni Wien [A]
301ff. (201ff./201ff./201ff.) Uni Bochum
301ff. (301ff./301ff./301ff.) TU Darmstadt
301ff. (301ff./401ff./401ff.) Uni Giessen
301ff. (301ff./301ff./201ff.) Uni Halle
301ff. (301ff./301ff./301ff.) Uni Konstanz
301ff. (301ff./301ff./301ff.) Uni Regensburg
301ff. (301ff./301ff./301ff.) Uni Ulm
401ff. (401ff./401ff./401ff.) Uni Bayreuth
401ff. (401ff./301ff./301ff.) Uni Bielefeld
401ff. (401ff./401ff./401ff.) TU Braunschweig
401ff. (401ff./401ff./301ff.) Uni Bremen
401ff. (401ff./301ff./301ff.) Uni Duisburg-Essen
401ff. (401ff./301ff./301ff.) Uni Graz [A]
401ff. (401ff./401ff./301ff.) Med. Uni Graz [A]
401ff. (401ff./401ff./401ff.) Uni Hannover
401ff. (401ff./301ff./301ff.) Med. Uni Innsbruck [A]
401ff. (401ff./301ff./301ff.) Uni Jena
401ff. (401ff./401ff./401ff.) TU Wien [A]
Auch hier: vergleichsweise wenig Bewegung, die Verbesserung der Uni Heidelberg um acht Plätze ragt da schon richtig heraus. Aber natürlich kann auch die ETH Zürich mit ihrem Ergebnis hausieren gehen, immerhin ist sie nun erstmals (knapp) in der TOP 20 und nicht "nur" auf Platz 23. Insgesamt schlägt sich die Schweiz für die Größe ihres Landes sowieso sehr gut (und wir zeigen nur die deutschsprachigen Unis, es sind aber noch weitere hoch im Ranking vertreten!).
Übrigens: Dass das Ranking ab Platz 101 jeweils 50 und ab Platz 201 jeweils 100 Unis gruppiert, kann durchaus stutzig machen: Offenbar wird einfach irgendwo hart eine Grenze gelegt, egal ob Platz 199 und 200 weit auseinanderliegen und 200 und 201 nah beieinander. Sinnvoller wäre wohl eine Art "Clustering", aber das spart sich das Shanghai-Ranking. Letztlich bleibt – wie ja schon zu Beginn ausgeführt – das ganze Ranking so oder so eher eine Spielerei, die höchstens ganz grobe Tendenzen erkennen lässt, wenn man Bewegungen aller vertretenen Unis eines Landes betrachtet.
Wenn man die Tendenzen für die deutschen Unis betrachtet, tat sich diesmal relativ wenig. Letztes Jahr hatte sich die Zahl der vertretenen Hochschulen aus Deutschland insgesamt verringert (und auch die vertretenen konnten hatten eher Plätze verloren, nur wenige gewonnen). Dieses Jahr sind es in der TOP 100 unverändert vier Unis vertreten (in den Jahren davor bis zu sechs), davon konnten sich die Uni Heidelberg und die TU München signifikant verbessern, die anderen gaben lediglich je einen Platz ab. Da bei den Platzierungen 101ff. alles unverändert ist (bis auf die Uni Bochum, für die es eine Ranggruppe nach unten ging von 201.ff. zu 301ff.), scheint die "Exzellenzinitiative" bisher kaum Auswirkungen zu haben und wenn, dann nicht nur positive. Denn vor zwei Jahren waren noch mehr deutsche Unis insgesamt im Ranking vertreten und im Schnitt auch mit eher besseren Platzierungen. Vielleicht haben also die diversen KritikerInnen recht, die durch die Exzellenzinitiative eher eine Verschlechterung in der Breite befürchten, als dass es überhaupt zu großartigen Verbesserungen in der Spitze kommen würde.
Fachbereichs-spezifische Shanghai-Rankings
Auch bei den spezifischeren Rankings macht das Shanghai-Ranking nichts anderes, als Nobelpreise bzw. vergleichbar angesehene Preise der (ehemaligen) Lehrenden und Zitationen in der Fachliteratur zu zählen und zu gewichten. Beim Ranking für Medizin/Pharmazie werden dabei dieselben Nobelpreise gezählt wie beim Ranking für Life and Agriculture Sciences ("Nobel Prizes in Physiology or Medicine since 1961" (Alumni der Uni) bzw. "... since 1971" (aktuelle Forscher an der Uni)). Diese Wertung macht bereits 25% der insgesamt zu erreichenden Punktzahl aus. Die anderen 75% sind im wesentlichen auf Veröffentlichungen beruhend. Einerseits die pure Masse – was dazu verführt, Ergebnisse nicht in einem Artikel umfassend zu veröffentlichen, sondern zu splitten. Noch stärker spielen Zitationen ein Rolle, was auch wiederum zu gewissen Manipulationen einlädt ("Zitationskartelle").
Also auch hier: Die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen. Dennoch sind sie durchaus interessant und zeigen, in welchen Fachbereichen deutsche Unis international stärker wahrgenommen werden und in welchen nicht. Und international zeigen sie, in welchen Fachbereichen andere Unis ihre besonderen Stärken (und evt. auch relativen Schwächen) haben. Interessant ist jedenfalls, dass bei "Social Science" (wobei hierunter vor allem auch Economics fällt) deutsche Unis kaum vertreten sind. Vor allem auch die geringe Zahl der deutschen Unis bei Ingenieurwissenschaften und Informatik scheint überraschend. Ebenso, dass im Bereich Medizin / Pharmazie erstaunlich viele deutschsprachige Unis unter den ersten 200 der Welt vertreten sein sollen. Dass bei Naturwissenschaften und Mathematik viele vertreten sind, war dagegen eher zu erwarten.
Wir führen immer die ersten fünf Unis an und dann noch die deutschsprachigen (Deutschland ohne Klammer mit dem Land, Österreich (A) und Schweiz (CH), wobei aus der Schweiz wirklich nur die Unis aus dem deutschsprachigen Teil von uns aufgelistet wurden). Bei den fachbereichs-spezifischen Rankings weist das Shanghai-Ranking nur 200 Plätze öffentlich aus.
Agrar / Life Sciences
1. Harvard University (USA)
2. University of Cambridge (UK)
3. Massachusetts Institute of Technology (MIT) (USA)
4. University of California, San Francisco (USA)
5. Stanford University (USA)
...
27. Uni Zürich (CH)
38. Uni Basel (CH)
51ff. ETH Zürich (CH), TU München, Uni Freiburg, LMU München, Uni Tübingen
76ff. Uni Göttingen, Uni Heidelberg, Uni Würzburg
101ff. Uni Frankfurt
151ff. Uni Düsseldorf, Uni Erlangen-Nürnberg, Uni Hamburg, Uni Köln, Uni Marburg, Uni Münster
Naturwissenschaften und Mathematik
1. Harvard University (USA)
2. University of California, Berkeley (USA)
3. California Institute of Technology (USA)
4. Princeton University (USA)
5. University of Cambridge (UK)
...
8. ETH Zürich (CH)
...
45. TU München
51ff. Uni Bonn, Uni Heidelberg, LMU München
76ff. Uni Mainz, Uni Würzburg
101ff. RWTH Aachen, TU Berlin, Uni Basel (CH), Uni Bern (CH), Uni Frankfurt, Uni Freiburg, Uni Göttingen, Uni Hamburg, Uni Karlsruhe, Uni Münster, Uni Tübingen, Uni Wien (A), Uni Zürich (CH)
151ff. HU Berlin, Uni Bochum, Uni Stuttgart, Uni Wuppertal
Ingenieurwissenschaften und Informatik
1. Massachusetts Institute of Technology (MIT) (USA)
2. Stanford University (USA)
3. University of California, Berkeley (USA)
4. The University of Texas at Austin (USA)
5. University of Illinois at Urbana-Champaign (USA)
...
39. ETH Zürich (CH)
51ff. TU München
76ff. Uni Karlsruhe
101ff. Uni Erlangen-Nürnberg
151ff. RWTH Aachen, TU Berlin, Uni Bochum, TU Dresden
Klinische Medizin / Pharmazie
1. Harvard University (USA)
2. University of California, San Francisco (USA)
3. University of Washington (USA)
4. The Johns Hopkins University (USA)
5. Columbia University (USA)
...
39. Uni Zürich (CH)
43. LMU München
45. Uni Basel (CH)
51ff. Uni Frankfurt
76ff. Uni Bern (CH), Uni Bonn, Uni Freiburg, Uni Göttingen, Uni Heidelberg
101ff. Med.Uni Graz (A), Med.Uni Innsbruck (A), Med.Uni Wien (A), TU München, Uni Tübingen, Uni Würzburg
151ff. Med.Hochschule Hannover, Uni Düsseldorf, Uni Erlangen-Nürnberg, Uni Köln, Uni Mainz, Uni Münster
Social Science (insbesondere auch Economics/Business)
1. Harvard University (USA)
2. University of Chicago (USA)
3. Stanford University (USA)
4. Columbia University (USA)
5. University of California, Berkeley (USA)
...
51ff. Uni Zürich (CH)
101ff. Uni Frankfurt
151ff. ETH Zürich, Uni Mannheim, LMU München
Quellen und weitere Artikel zum Thema