Personalchefs entscheidenUni-Ranking 2013 der WirtschaftsWoche
Direkt zu ausgewählten Ergebnissen des WiWo-Unirankings 2013
Selbst für den Fall, dass man genau ein solches Fach studieren und später in einer großen Firma (>1000 MitarbeiterInnen; 75% der antwortenden PersonalerInnen kamen zumindest 2012 aus Firmen solcher Größe, auch 2013 dürfte sich daran nichts wesentlich geändert haben, auch wenn wir diesmal nicht explizit nachfragten) tätig sein will und daher glaubt, die Meinung der Personalchefs sei genau das richtige für die eigene Entscheidung, sollte das Ranking nur ein Anhaltspunkt sein. Schließlich weiss man ja nicht, ob die Personaler der Firmen, bei denen man sich schließlich tatsächlich um einen Job bewerben wird, genau dem Durchschnitt des Rankings folgen. Davon abgesehen sollte die Hochschule und die Stadt der Wahl allgemein und ganz persönlich überzeugen, denn schließlich wird man dort einige Jahre verbringen. Da nutzt es wenig, wenn zwar irgendwelche Personaler eine Hochschule für ganz hervorragend halten, man selbst sich dort aber nicht wohlfühlt.
Wer hat, dem wird gegeben. Auch bei Rankings.
In der 2012er-Ausgabe Ihres Rankings hatte die WirtschaftsWoche 2012 noch selbst ein wenig selbstkritisch zugegeben, dass Rankings eine Art selbsterfüllende Prophezeiung darstellen (sie erwähnte den "Matthäus-Effekt" – "Wer hat, dem wird gegeben"). Die gut gerankten Hochschulen haben es leicht(er), weiter Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mehr Aufmerksamkeit bedeutet oft auch mehr Geld und somit tatsächlich mehr Möglichkeiten – und wenn diese "nur" für auffälligeres Marketing genutzt werden. Diesen im Grunde negativen Effekt von Rankings erwähnt die WiWo diesmal nicht, stattdessen versucht sie, die "unbekannten Aufsteiger" hervorzuheben. Das soll wohl den Wettbewerb anheizen. Ob das Rankings besser macht?
Worauf Personalchefs bei Bewerbern achten – oder auch nicht
Neben der Angabe der bevorzugten Hochschulen wurden die Personaler auch danach gefragt, was Ihnen bei BewerberInnen besonders wichtig ist. Zum Vergleich zeigen wir die Werte des Vorjahres und von 2009. Gerade im Vergleich mit 2009 zeigt sich, dass einige Punkte erstaunlich stark gestiegen sind. Man wird den Eindruck nicht los, als ob die PersonalerInnen nach außen hin die Anforderungsschraube anziehen, um Politik bzw. Hochschulen unter Druck zu setzen. Denn im Grunde steigen ja alle Anforderungen mehr oder weniger deutlich. Auffällig ist insbesondere der (Wieder-)Aufstieg des Kriteriums Examensnote. War sie 2009 erst der am sechsthäufigsten genannte Punkt (mit gerade 29%), steht sie nun schon wieder auf Platz 3 und wird von 68,4% der Personal genannt.
Manch andere Veränderung erscheint dagegen weniger erstaunlich: Dass Englischkenntnisse immer wichtiger werden, ist bei weiter zunehmenden internationalen Geschäften kein Wunder. EDV-Kenntnisse dagegen werden von der WiWo gar nicht mehr ausgewiesen: Sie werden wohl zunehmend als selbstverständlich erachtet und nicht mehr als gesonderter Punkt besonders betont (2012, als sie letztmalig genannt wurden, fanden sie nur noch 25% relevant – nach 36% noch 2009).
Ein wenig führt sich das Ranking übrigens selbst ad absurdum: Nur 31,6% nennen den Punkt "Hochschule" als etwas, worauf sie bei Bewerbern achten.
2013 | 2012 | 2009 | 13 vs. 09 | |
Persönlichkeit | 91,5 | 91 | 87 | +4,5 |
---|---|---|---|---|
Praxiserfahrung | 88,7 | 87 | 71 | +17,7 |
Examensnote | 68,4 | 61 | 29 | +39,4?! |
Sehr gute Englischkenntnisse | 65,5 | 65 | 57 | +8,5 |
Auslandserfahrungen | 56,5 | 56 | 27 | +29,5?! |
Studiendauer | 52,5 | 50 | 24 | +28,5?! |
Soziales Engagement | 44,6 | 31 | 32 | +12,6 |
Hochschule | 31,6 | 26 | - |
Privatunis vs. staatliche Unis
Interessant ist, wie Personaler AbsolventInnen private Hochschule im Vergleich zu staatlichen sehen. Dass das Auftreten, die Auslanderfahrung und die Studiendauer der privaten AbsolventInnen besser ist, ist fast zu erwarten: Schließlich dürfte die Mehrzahl der Studierenden aus eher wohlhabenden Elternhäusern kommen, so dass der Habitus (und damit das Auftreten) entsprechend ist, Auslandserfahrungen eher (finanziell) möglich sind und die Studiendauer sich durch die in der Regel stärkere Betreuung (aber eben auch die oft starreren Vorgaben des Studienplans), aber auch durch den (schließlich doch vorhandenen) Kostendruck bei Verlängerung weniger ausdehnt.
Erstaunlicherweise werden trotzdem den AbsolventInnen staatlicher Hochschulen etwas bessere Fremdsprachkenntnisse attestiert. Bei der Motivation liegen die "staatlichen AbsolventInnen" schon deutlicher in Front, bei Durchsetzungsvermögen und Eigenständigkeit noch mehr. In Sachen Theorie ist die Diskrepanz besonders groß: Zwar sagen 30% der Personaler, dass die AbsolventInnen von privaten und staatlichen Hochschulen gleich abschneiden. Aber 65% geben hier den staatlichen Hochschulen den Vorzug.
Die "besten" Hochschulen 2013
Die befragten Personaler sollten die Hochschulen nennen, die ihre Erwartungen am besten erfüllen, wobei eine beliebige Anzahl von Hochschulen genannt werden durfte. In der WiWo selbst werden immer die ersten 10 Hochschulen aufgeführt (bei BWL an Unis sogar 15). Wir listen nur die ersten drei (bei BWL/Uni die ersten fünf) Hochschulen, nennen aber im Gegensatz zur WiWo auch die Werte des Vorjahrs und 2009.
In allen Fächern war mind. eine Hochschule der aktuellen TOP 3 auch schon 2009 unter den ersten drei, in vielen Fächern zwei oder sogar alle drei. Bei vereinzelten Hochschulen gibt es erstaunliche Schwankungen (oder die Zahl der Nennungen ist für mehrere Hochschulen auffällig gestiegen/gefallen) – möglicherweise bedingt durch verstärkte Berichterstattung über dieses Fach oder diese Hochschule. JedeR mag selbst beurteilen, wie sehr ein Ranking somit überhaupt eine vernünftige Aussage über die zukünftige "Leistung" einer Hochschule in einem bestimmten Fach machen kann.
BWL
FH | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Reutlingen (ESB) | 24,3 | 26,6 | 27,0 |
Pforzheim | 12,2 | 13,3 | 10,4 |
Köln | 8,8 | 11,8 | 10,7 |
Uni | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Mannheim | 45,5 | 52,3 | 47,1 |
Köln | 34,0 | 38,3 | 29,7 |
LMU München | 34,0 | 36,9 | 30,1 |
Münster | 27,6 | 29,9 | 30,1 |
WHU Vallendar | 21,8 | 26,2 | 21,2 |
VWL
Uni | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Mannheim | 29,7 | 30,8 | 22,6 |
Frankfurt/Main | 25,3 | 21,2 | 10,4 |
Bonn | 23,4 | 14,4 | 17,4 |
Jura
Uni | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
LMU München | 23,1 | 23,7 | 14,6 |
Münster | 21,2 | 23,7 | 11,7 |
Uni Heidelberg | 21,2 | 22,6 | 8,8 |
Wirtschaftsingenieurwesen
FH | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Karlsruhe | 13,9 | 14,1 | 11,8 |
Esslingen | 10,2 | 6,8 | 10,5 |
Reutlingen (ESB) | 9,8 | 11,7 | ? |
Uni | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Aachen | 54,8 | 55,1 | 49,4 |
KIT | 43,5 | 44,4 | 46,5 |
Darmstadt | 37,4 | 38,2 | 41,1 |
Maschinenbau
FH | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Aachen | 13,8 | 16,8 | 22,5 |
HS Esslingen | 12,6 | 10,0 | 16,7 |
Darmstadt | 12,6 | 8,1 | 11,6 |
Uni | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Aachen | 73,7 | 68,9 | 74,3 |
München (TU) | 45,3 | 43,1 | 41,2 |
KIT | 44,2 | 45,5 | 39,9 |
Elektrotechnik
FH | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
HS Karlsruhe | 15,1 | 14,7 | 15,8 |
Aachen | 14,1 | 14,7 | 18,0 |
München | 12,8 | 8,1 | 14,4 |
Uni | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Aachen | 56,4 | 52,3 | 65,1 |
KIT | 41,5 | 39,4 | 38,3 |
München (TU) | 35,1 | 34,8 | 46,3 |
Informatik
FH | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Karlsruhe | 11,7 | 12,5 | 10,2 |
Darmstadt | 10,8 | 11,9 | 10,2 |
München | 9,9 | 8,5 | 9,1 |
Uni | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
KIT | 31,6 | 27,8 | 26,9 |
RWTH Aachen | 31,6 | 26,3 | 33,3 |
TU München | 25,6 | 23,7 | 31,7 |
Wirtschaftsinformatik
FH | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Karlsruhe | 9,3 | 10,9 | 10,3 |
München | 7,6 | 7,1 | 9,3 |
Reutlingen | 6,5 | 9,2 | 10,8 |
Uni | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
TU Darmstadt | 24,8 | 24,2 | 26,3 |
TU München | 23,2 | 27,5 | 23,4 |
Uni Mannheim | 22,4 | 16,9 | 18,0 |
Naturwissenschaften
Uni | 2013 | 2012 | 2009 |
---|---|---|---|
Aachen | 25,4 | 26,3 | 39,3 |
TU München | 22,4 | 25,4 | 29,5 |
LMU München | 20,9 | 19,3 | 13,9 |
Quellen und weitere Artikel zu Rankings
- Das sind Deutschlands Spitzen-Universitäten 2013 (wiwo.de, 11.04.2013)
WirtschaftsWoche 15/2013 (ET 08.04.2013); die Befragung wurde durchgeführt von Universum Communications
WirtschaftsWoche 15/2012 (ET 07.04.2012); die Befragung wurde durchgeführt von Access KellyOCG/Universum Communications
WirtschaftsWoche 18/2009 (ET 27.04.2009); die Befragung wurde durchgeführt von Universum Communications
- Hochschulranking - ein Instrument der Hochschulwahl? (Hintergrund, Links zu vielen weiteren Artikeln und Rankings)