Personalchefs entscheidenUni-Ranking 2012 der WirtschaftsWoche
Direkt zu ausgewählten Ergebnissen des WiWo-Uni-Rankings 2012
Selbst für den Fall, dass man genau ein solches Fach studieren und später in einer großen Firma (>1000 MitarbeiterInnen; 75% der antwortenden PersonalerInnen kamen aus Firmen solcher Größe) tätig sein will und daher glaubt, die Meinung der Personalchefs sei genau das richtige für die eigene Entscheidung, sollte das Ranking nur ein Anhaltspunkt sein. Schließlich weiss man ja nicht, ob die Personaler der Firmen, bei denen man sich schließlich tatsächlich um einen Job bewerben wird, genau dem Durchschnitt des Rankings folgen. Davon abgesehen sollte die Hochschule und die Stadt der Wahl allgemein und ganz persönlich überzeugen, denn schließlich wird man dort einige Jahre verbringen. Und dann nutzt es wenig, wenn zwar irgendwelche Personaler eine Hochschule für ganz hervorragend halten, man selbst sich dort aber nicht wohlfühlt.
Wer hat, dem wird gegeben. Auch bei Rankings.
Ansonsten merkt auch die WirtschaftsWoche selbst, dass Rankings eine Art selbsterfüllende Prophezeiung darstellen – sie schreibt diesmal selbst vom "Matthäus-Effekt" ("Wer hat, dem wird gegeben"). Die gut gerankten Hochschulen haben es leicht(er), weiter Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zwar bedeutet mehr Aufmerksamkeit meist auch mehr Geld und somit tatsächlich mehr Möglichkeiten. Aber echte Innovation ist nicht allein von Geld abhängig. Im Gegenteil: Wie auch bei Unternehmen bedeutet "Größe" auch für Hochschulen manchmal eher Schwerfälligkeit und das Setzen auf Standards.
Die Teilnahme an der WiWo-Befragung scheint übrigens zunehmend Desinteresse bei den PersonalerInnen auszulösen. Zwar beruht die Auswertung wie in den Vorjahren auf etwas über 500 TeilnehmerInnen an der Befragung. Eingeladen wurden diesmal aber annähernd 7.000, vor einigen Jahren reichte noch die Ansprache von etwas über 5.000 PersonalerInnen, um auf ca. 500 TeilnehmerInnen zu kommen.
Worauf Personalchefs bei Bewerbern achten – oder auch nicht
Neben der Angabe der bevorzugten Hochschulen wurden die Personaler auch danach gefragt, was Ihnen bei BewerberInnen besonders wichtig ist. Hier haben sich im Vergleich zur vergleichbaren Befragung 2009 einige deutliche Veränderungen ergeben.
Wir haben bei Universum Communications, die an der Durchführung der Befragung beteiligt waren, nachgefragt, ob sie eine Erklärung für diese aus unser Sicht nicht unbedingt erklärbaren Veränderungen haben. Leider wurde uns darauf bisher nicht geantwortet. So können wir also nur feststellen, dass die zuletzt befragten PersonalerInnen offenbar wieder größeren Wert auf die Examensnote legen und auch die Studiendauer wichtiger wird. Letzteres ist besonders erstaunlich, denn die Bachelor-/Master-Studiengänge haben allgemein dazu geführt, dass schneller studiert wird, die Studiendauer also eigentlich eher unwichtiger (weil allgemein kürzer) werden sollte.
Auch das starke Ansteigen der Wichtigkeit von Auslandserfahrungen innerhalb von drei Jahren ist ein wenig verwunderlich. Oder schrauben die PersonalerInnen nach außen hin mal wieder die Anforderungsschraube an, um die Politik bzw. die Hochschulen unter Druck zu setzen? Denn im Grunde steigen ja alle Anforderungen mehr oder weniger deutlich.
Manch andere Veränderung erscheint dagegen weniger erstaunlich: Dass Englischkenntnisse immer wichtiger werden, ist bei weiter zunehmenden internationalen Geschäften kein Wunder. Dass dagegen EDV-Kenntnisse nicht mehr so stark als wichtig genannt werden, scheint erklärbar: Sie werden wohl zunehmend als selbstverständlich erachtet und nicht mehr als gesonderter Punkt besonders betont.
Schließlich scheint den Personalern selbst die Hochschule gar nicht so wichtig zu sein: Nur 26% nennen den Punkt "Hochschule" als etwas, worauf sie bei Bewerbern achten. Ein Grund mehr, warum man das Ranking nicht zu ernst nehmen sollte.
2012 | 2009 | +/- | |
Persönlichkeit | 91 | 87 | +4 |
---|---|---|---|
Praxiserfahrung | 87 | 71 | +16 |
Sehr gute Englischkenntnisse | 65 | 57 | +8 |
Examensnote | 61 | 29 | +32?! |
Auslandserfahrungen | 56 | 27 | +29?! |
Studiendauer | 50 | 24 | +26?! |
Soziales Engagement | 31 | 32 | -1 |
Hochschule | 26 | - | |
EDV-Kenntnisse | 25 | 36 | -11 |
Privatunis vs. staatliche Unis
Interessant ist, wie Personaler AbsolventInnen private Hochschule im Vergleich zu staatlichen sehen. Dass das Auftreten, die Auslanderfahrung und die Studiendauer der privaten AbsolventInnen besser ist, ist fast zu erwarten: Schließlich dürfte die Mehrzahl der Studierenden aus eher wohlhabenden Elternhäusern kommen, so dass der Habitus (und damit das Auftreten) entsprechend ist, Auslandserfahrungen eher (finanziell) möglich sind und die Studiendauer sich durch die in der Regel stärkere Betreuung (aber eben auch die oft starreren Vorgaben des Studienplans), aber auch durch den (schließlich doch vorhandenen) Kostendruck bei Verlängerung weniger ausdehnt.
Erstaunlicherweise werden trotzdem den AbsolventInnen staatlicher Hochschulen (leicht) bessere Fremdsprachkenntnisse attestiert. Bei der Motivation liegen die "staatlichen AbsolventInnen" schon deutlicher in Front, bei Durchsetzungsvermögen und Eigenständigkeit noch mehr. In Sachen Theorie ist die Diskrepanz besonders groß: Zwar sagen 27% der Personaler, dass die AbsolventInnen von privaten und staatlichen Hochschulen gleich abschneiden. Aber 63% geben hier den staatlichen Hochschulen den Vorzug.
Bachelor-Abschluss wird weiterhin kritisch gesehen
62% der Personaler kritisierten offenbar mangelnde praktische Erfahrung, 49% fehlende "Reife". Allerdings muss man hier anmerken, dass es wohl kaum verwunderlich ist, dass Bachelor-AbsolventInnen (die auch häufiger als früher Diplom-AbsolventInnen die Regelstudienzeit einhalten) in gerade einmal drei Jahren weniger praktische Erfahrungen sammeln können und auch die "Reife" oft geringer ist, als von zwangsläufig älteren Diplom- bzw. Master-AbsolventInnen. Überhaupt ist die Idee des Bachelor-Master-Systems doch gerade, dass nach einem eher kurzem Studium gleich "richtige" Praxiserfahrungen gemacht werden können, um dann bei Bedarf später nochmals einen Master anzuschließen. Offenbar haben die Firmen sich aber nach wie vor nicht richtig darauf eingestellt bzw. hätten wie so oft gern die eierlegende Wollmilchsau.
Die "besten" Hochschulen 2012
BWL
FH | 2012 | 2009 |
---|---|---|
HS Reutlingen (EBS) | 26,6 | 27,0 |
HS Pforzheim | 13,3 | 10,4 |
FH Köln | 11,8 | 10,7 |
Uni | 2012 | 2009 |
---|---|---|
Uni Mannheim | 52,3 | 47,1 |
Uni Köln | 38,3 | 29,7 |
LMU München | 36,9 | 30,1 |
Uni Münster | 29,9 | 30,1 |
WHU Vallendar | 26,2 | 21,2 |
VWL
Uni | 2012 | 2009 |
---|---|---|
Uni Mannheim | 30,8 | 22,6 |
Uni Köln | 28,8 | 19,1 |
LMU München | 26,0 | 20,9 |
Jura
Uni | 2012 | 2009 |
---|---|---|
LMU München | 23,7 | 14,6 |
Uni Münster | 23,7 | 11,7 |
Uni Köln | 22,6 | 9,5 |
Uni Heidelberg | 22,6 | 8,8 |
Wirtschaftsingenieurwesen
FH | 2012 | 2009 |
---|---|---|
HS Karlsruhe | 14,1 | 11,8 |
HTW Berlin | 11,7 | 10,5 |
HS Reutlingen (ESB) | 11,7 | ? |
Uni | 2012 | 2009 |
---|---|---|
RWTH Aachen | 55,1 | 49,4 |
KIT | 44,4 | 46,5 |
TU Darmstadt | 38,2 | 41,1 |
Maschinenbau
FH | 2012 | 2009 |
---|---|---|
FH Aachen | 16,8 | 22,5 |
HS Karlsruhe | 10,1 | 13,8 |
HS Esslingen | 10,0 | 16,7 |
Uni | 2012 | 2009 |
---|---|---|
RWTH Aachen | 68,9 | 74,3 |
KIT | 45,5 | 39,9 |
TU München | 43,1 | 41,2 |
Elektrotechnik
FH | 2012 | 2009 |
---|---|---|
FH Aachen | 14,7 | 18,0 |
HS Karlsruhe | 14,7 | 15,8 |
HS Darmstadt | 11,8 | 13,7 |
Uni | 2012 | 2009 |
---|---|---|
RWTH Aachen | 52,3 | 65,1 |
KIT | 39,4 | 38,3 |
TU München | 34,8 | 46,3 |
Informatik
FH | 2012 | 2009 |
---|---|---|
HS Karlsruhe | 12,5 | 10,2 |
HS Darmstadt | 11,9 | 10,2 |
HS München | 8,5 | 9,1 |
Uni | 2012 | 2009 |
---|---|---|
KIT | 27,8 | 26,9 |
RWTH Aachen | 26,3 | 33,3 |
TU München | 23,7 | 31,7 |
Wirtschaftsinformatik
FH | 2012 | 2009 |
---|---|---|
HS Karlsruhe | 10,9 | 10,3 |
HS Reutlingen | 9,2 | 10,8 |
HS München | 7,1 | 9,3 |
Uni | 2012 | 2009 |
---|---|---|
TU München | 27,5 | 23,4 |
TU Darmstadt | 24,2 | 26,3 |
Uni Mannheim | 16,9 | 18,0 |
Naturwissenschaften
Uni | 2012 | 2009 |
---|---|---|
RWTH Aachen | 26,3 | 39,3 |
TU München | 25,4 | 29,5 |
KIT | 20,2 | ? |
Quellen und weitere Artikel zu Rankings
WirtschaftsWoche 15/2012 (ET 07.04.2012); die Befragung wurde durchgeführt von Access KellyOCG/Universum Communications
WirtschaftsWoche 18/2009 (ET 27.04.2009); wie oben
- Deutschlands beste Universitäten (wiwo.de, 11.04.2012)
- Hochschulranking - ein Instrument der Hochschulwahl? (Hintergrund, Links zu vielen weiteren Artikeln und Rankings)