Neue DatengrundlageTimes Higher Education World University Rankings
Der König ist tot, es lebe der König: Neues Ranking, neue "Gewinner" und "Verlierer"
Phil Baty, der auf Seiten der TIMES seit 2009 für das Ranking zuständig ist, hatte in einem Beitrag für die ZEIT bedauert, dass das eigene Universitätsranking schwerwiegende Mängel aufweise. Er griff dabei indirekt auch den Dienstleister an, der sich später dagegen verwehrte, zu wenig Daten zusammengetragen zu haben. Dass die TIMES und QS nach dieser Kritik nicht mehr zusammenarbeiten, ist nicht weiter überraschend.
Neuer Dienstleister für das "THEWUR" ist nun Thomson Reuters. Für das Gesamtranking werden insgesamt 13 Indikatoren verwendet, die fünf Kategorien zugeordnet sind. Im Folgenden zählen wir diese Kategorien und ihren Anteil am Ranking auf (Details siehe hier):
Lehre (u.a. wird die Reputation mittels Befragung ermittelt) - 30%
Forschung (u.a. wird die Reputation mittels Befragung ermittelt) - 30%
Zitationen - 32,5%
Drittmittel - 2,5%
Internationalisierung (Anteil internationaler Studierender und Lehrender) - 5%
Es ist nun auch möglich, die Ergebnisse der einzelnen Kategorien nach eigenem Ermessen zu gewichten und so "eigene Rankings" zu erzeugen.
Im "alten" Ranking machten die Zitationen nur 20% des Rankings aus. Andererseits wurde dem Peer-Review, also der Bewertung durch ProfessorInnen 40% eingeräumt (nun geht eine solche Bewertung zwar in die Kategorien Lehre und Forschung ein, aber nur als ein Teil mit insgesamt 34,5% Gewicht). Weggelassen wird im aktuellen Ranking eine Befragung von Personalverantwortlichen, die im letzten Ranking 2009 noch 10% ausmachte.
Ein "besseres" Ranking?
Auch wenn die Datenerhebung nun vermeintlich "besser" sein sollte und die Gewichtung überarbeitet wurde – Hochschul-Rankings bleiben fragwürdig. Sie pressen verschiedenste Dinge in ein Ranking, die nicht zwangsläufig messbar oder vergleichbar sind. Vor allem werden viele weitere Faktoren ausgeblendet.
Für die Studienwahl sollte ein internationales Ranking, dass ganze Unis im Blick hat, im Grunde gar nicht herangezogen werden. Selbst wenn - wie im vorliegenden Ranking - auch die "Lehre" eine Rolle spielt, ist diese Aussage für ein einzelnes Studienfach ziemlich wertlos. Innerhalb einer Uni können die Unterschiede ziemlich groß sein, einzelne Studiengänge von der Lehrqualität stark abfallen (oder umgekehrt auch ungewöhnlich gut sein).
Wir berichten trotzdem über Rankings, gerade weil wir auch auf die (besonders) kritischen Punkte hinweisen wollen. Die Unis berichten über Rankings übrigens auch gern – wenn sie selbst denn gut abschneiden. Da es eine ganze Reihe gibt, haben sie ja auch die Auswahl, welches sie herauspicken ...
Wie die Unis aus Deutschland abschneiden
In Deutschland kann sich vor allem die Uni Göttingen freuen. Sie darf sich beste deutsche Uni nennen - jedenfalls nach dem "THEWUR". Und liegt dort sogar auf Platz 43, so hoch wie bisher keine deutsche Uni in einem der bekannten internationalen Rankings. Übrigens schneidet auch die beste deutschsprachige Uni, die ETH Zürich besonders gut ab: Sie liegt auf Platz 15.
Insgesamt finden sich 14 deutsche Unis unter den ersten 200, deutlich mehr als in den früheren THE-Rankings. Unter den ersten 100 sind dagegen etwas weniger als sonst. Vor allem die TU München dürfte sich ärgern: Sie ist "nur" auf Platz 101, bei anderen vergleichbaren Rankings war sie dagegen oft zwischen Platz 50 und 60 zu finden und damit meist "zweitbeste" deutsche Uni.
Die FU Berlin, die im letztjährigen QS-THE-Ranking noch auf Platz 94 zu finden war, ist im neuen THEWUR unter den ersten 200 gar nicht zu finden.
43. Uni Göttingen
61. Uni München (LMU)
83. Uni Heidelberg
101. TU München
132. Uni Freiburg
168. Uni Würzburg
172. Uni Frankfurt/Main
173. Uni Bielefeld
178. HU Berlin
178. Uni Bonn
182. RWTH Aachen
186. Uni Konstanz
187. Karlsruhe Institute of Technology
189. Uni Tübingen
Quellen und weitere Artikel zum Thema
- The World University Rankings 2010 (via timeshighereducation.co.uk)
- Indikatoren und ihre Gewichtung beim diesjährigen Ranking (via timeshighereducation.co.uk)
- Noch eins mehr: Welt-Uniranking von QS (09.09.2010) - das ist das fortgeführte Ranking von QS, mit denen THE Magazine früher zusammengearbeitet hat
- THE-QS World University Rankings 2009 (08.10.2010)
- Unirankings - ein Instrument der Hochschulwahl? (allgemeiner Artikel mit Links auf die aktuellsten Artikel konkreter Rankings)