Richtig schreiben und Zeichen setzen im StudiumMontagmorgen, nur nicht heute ... oder die Schreibung von Wochentagen, Tageszeiten und Zeitadverben
Von Nicola Pridik
Groß oder klein? Da kann man schonmal durcheinander kommen...
Wochentage
Lassen wir die unbekannte Spezies der Zeitadverben vorerst links oder rechts liegen und beginnen wir zur Einstimmung mit einer nicht wirklich überraschenden Regel bezüglich der Wochentage und Tageszeiten.
Die Wochentage und die Tageszeiten werden jeweils großgeschrieben.
Der Montag ist ein schöner Tag.
Der Vormittag ist bereits ausgebucht.
Dunkel ist die Nacht.
Wir haben uns in der Früh getroffen.
Am Dienstag habe ich einen Termin.
Unsere Verwunderung über diese Regel hält sich in Grenzen, weil es sich um Substantive handelt (man beachte in den Beispielen die Artikel der, der, die, der sowie das im Wörtchen am zusammengezogene an dem) und die werden natürlich großgeschrieben.
Etwas verspannter wird man, wenn es gilt, die Substantive miteinander zu kombinieren, also einen Wochentag mit Tageszeitangabe zu versehen. Hier lautet die Regel: Aus zwei mach eins, und zwar ein zusammengesetztes Substantiv.
Montag + Vormittag = Montagvormittag
Sonntag + Abend = Sonntagabend
Damit es nicht zu leicht wird, gibt es natürlich einen Fall, in dem diese Regel nicht gilt. Er betrifft das Wort früh/Früh:
Wird ein Wochentag mit der Tageszeitangabe früh/Früh kombiniert, wird getrennt und das Wort früh kleingeschrieben: Dienstag früh muss das Frühstück leider ausfallen. (Frühstücksregel I)
Die Frühstücksregel I gibt es an dieser Stelle ohne Kasten, weil wir sie später locker mit Frühstücksregel II zusammenfassen können.
Zeitadverbien
So sieht das aus, wenn die Substantive unter sich bleiben. Sammeln wir nun die rechts und links liegen gelassenen Zeitadverben auf. Für alle, die sich gerade nicht erinnern können, was es mit ihnen auf sich hat:
Es handelt sich um Wörter, die außerhalb substantivischer Zeitangaben eine Antwort auf die Frage geben, WANN etwas geschehen oder nicht geschehen ist.
Da sie die Umstände des Geschehens näher beschreiben, ist statt des Begriffs Adverb auch der des Umstandswortes geläufig. Konkret handelt es sich um Wörter wie gestern, heute oder morgen. Für sie gilt folgende Regel.
Zeitadverben wie z. B. vorgestern, gestern, heute, morgen, übermorgen, früh und spät werden kleingeschrieben.
Einige Zeitadverben treiben ihr Unwesen gerne in unmittelbarer Nähe der Tageszeiten-Substantive (z. B. gestern Vormittag, morgen Abend) und machen uns damit nicht nur das Leben, sondern vor allem die Hand beim Schreiben schwer.
Trotzdem kommen wir in diesem Fall ohne eine besondere Schreibregel aus. Es genügt, sich der Existenz von Zeitadverben bewusst zu sein und sie als solche identifizieren zu können. Das klingt einfacher als es ist, weil manche der Beispielswörter gerne auch als Substantive verwendet werden. Besonders beliebt für Verwechslungen ist das Wort morgen/Morgen:
Ich komme morgen.
Ich komme am Morgen.
Im obigen Beispiel wird morgen kleingeschrieben, weil es ein Adverb ist, im unteren groß, weil der Morgen gemeint ist, also ein Substantiv.
Tageszeit mit Zeitadverbien
Hat man den kleinen aber feinen Unterschied allerdings erkannt, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen, wenn Zeitadverben im Doppelpack mit Tageszeiten auftreten. Denn beides bleibt schlicht und einfach das, was es ist: Das Adverb bleibt ein Adverb und das Substantiv bleibt ein Substantiv. Die Getrenntschreibung ergibt sich damit von selbst.
gestern Nachmittag
heute Mittag
übermorgen Abend
Vorsicht allerdings: Auch hier nimmt das Wort früh/Früh eine Sonderregel für sich in Anspruch:
Bei der Kombination eines Zeitadverbs mit dem Wort Früh kann dieses nicht nur als Substantiv, sondern auch als Zeitadverb aufgefasst werden. Es ist deshalb auch Kleinschreibung möglich: Morgen früh gibt's Frühstück. / Morgen Früh gibt's Frühstück. (Frühstücksregel II)
Nachdem wir nun angesichts der Sonderwünsche eines speziellen kleinen Wörtchens etwas verwirrt sind, ist es an der Zeit für eine Zusammenfassung der Frühstücksregeln zu einem Merksatz für Anfänger, mit dem wir uns auf jeden Fall auf der sicheren Rechtschreibseite befinden.
Wird ein Wochentag oder ein Zeitadverb mit dem Wort früh/Früh kombiniert, wird getrennt und das Wort früh kleingeschrieben.
Dienstag früh muss das Frühstück leider ausfallen. (Wochentag + früh)
Morgen früh gibt's Frühstück. (Zeitadverb + früh)
So weit, so gut. Kleine Zwischenbilanz: Wochentag und Tageszeit ergeben kombiniert ein einziges Substantiv, Zeitadverb und Tageszeit bleiben getrennt. Fehlt noch die Variante, dass zwei Zeitadverben zusammentreffen. Akut wird dies, wenn man generelle Aussagen über wiederkehrende Wochentage und Tageszeiten treffen möchte.
Ich gehe (immer/generell) dienstags zum Sport.
Abends bin ich meist recht müde.
Lass uns (immer/generell) samstags treffen.
In diesen Fällen werden die Wochentage und Tageszeiten ebenfalls zu Zeitadverben, was man in der Regel am angefügten -s erkennen kann. (Aber Vorsicht, im Genitiv bekommen auch die Substantive ein -s: eines schönen Dienstags. Also immer noch überprüfen, ob ein bestimmter einmaliger Wochentag bzw. die Tageszeit eines bestimmten Tages gemeint ist oder ob eine generelle Aussage getroffen werden soll.)
In den Beispielen lassen sich nun weitere Zeitadverben ergänzen:
Ich gehe dienstags früh zum Sport.
Montags abends bin ich meist recht müde.
Lass uns samstags nachmittags treffen.
Und schon kommt die unschwer zu erkennende Regel:
Die Kombination aus zwei Zeitadverben wird getrennt geschrieben.
Geschafft! Wen jetzt noch interessiert, ob man auch montagmittags schreiben darf oder ob es das Wort heutigentags wirklich gibt, den verweisen wir höflichst an Herrn Duden oder sonst wen, der sich mit so was auskennt. Wir stehlen uns hier jedenfalls davon und wünschen viel Spaß beim Füllen der freien Zeit mit Terminen.
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