Richtig schreiben und Zeichen setzen im StudiumMit freundlichen Grüßen oder das Überleben des ß neben dem ss
© Verwendung unverändert und mit Kennzeichnung Studis Online erlaubt
Vor die Alternative gestellt, ob ß oder ss geschrieben wird (nicht zur Debatte steht ein einfaches s), sei an folgende Regel erinnert:
Nach langem Vokal (a, e, i, o, u, ä, ö & ü) sowie nach einem aus zwei Vokalen bestehenden Laut (ei, au, ie) steht ß. Nur nach kurzem Vokal steht ss.
Beispiele:
Beim Gruß sprichst du ein langes u, deshalb bleibt es nachfolgend beim ß. Gleiches gilt für die Straße, den Fußball oder das Maß – übrigens auch für den Spaß und das Späßchen, obwohl diese gerne auch mit kurzem a gesprochen werden („Der hat auch Spaß inne Backen!“).
Einem Laut aus zwei Vokalen folgt das ß in Worten wie heißen, Fleiß oder außer.
Für das ss bleiben kurze Vokale wie z. B. in Imbiss, Stress, bisschen, muss und vor allem auch in der Konjunktion dass.
(Achtung: Hier ist darauf zu achten, ob es sich bei dem das/dass nach einem Komma um ein Relativpronomen mit einfachem s oder um eine Konjunktion mit ss handelt!)
Richtig schwierig ist es also nicht. Gefährlich wird’s eigentlich nur dann, wenn du anfängst, im Stillen Vergleiche anzustellen, von wegen: „Wenn ich essen mit ss schreibe, und iss ebenso, dann muss es im Imperfekt doch sicher heißen „er ass“ oder nicht oder wie oder was?“ Solltest du dich bei einer solchen Überlegung erwischen, sei dringend empfohlen, besser nicht zu denken, zumindest nicht an etwas anderes als an die oben genannte Regel. Die wird nämlich ganz konsequent auch dann angewendet, wenn sich bei gleichem Wortstamm die Länge des Vokals verändert. Wegen des langen Vokals muss es also aß heißen.
Sonstige Beispiele dieser Art:
lassen – ließ
beschließen – beschloss – Beschluss
wissen – weiß – wusste
fließen – floss – Fluss – Floß
Und sollte dir nach Anwendung der ss-Regel in Worten wie Schlussstrich die drei aufeinanderfolgenden s für einen Moment zögern lassen, ob das alles richtig sein kann, so kannst du dich durchaus entspannen. Sieht zwar blöd aus, es ist aber korrekt.
Seit 2017 gibt es das scharfe s in Groß: ẞ
Das ß gab es lange offiziell nur als kleinen Buchstaben. Seit 29. Juni 2017 ist das anders. Nun hat sogar das große ß seinen Weg in das amtliche Regelwerk gefunden. In den meisten Fonts auf dem Computer ist es quasi unbemerkt sogar schon länger enthalten. (Wobei es auf dem Mac leider einige Schwierigkeiten gibt – vgl. hier – u.a. erscheint das ẞ in vielen Schrifttypen immer fett.)
Unter Windows erreichst du das Zeichen mit [Shift] + [AltGr] + [ß], auf dem Mac hilft nur Kopieren aus einem anderen Text. Wenn es keinen Weg zum ẞ gibt, so wird beim Gebrauch von GROSSBUCHSTABEN ein Doppel-S geschrieben. Gleiches gilt für den Fall, dass deine Tastatur auch kein kleines ß hergibt – dann muss es eben ein Doppel-s sein.
Als multimedialer Weltenbürger kennst du das Problem mit den Darstellungsschwierigkeiten bei speziellen Buchstaben oder Zeichen. Zu den Problem-Kandidaten gehört auch das ß/ẞ. Bevor du deinem Adressaten hier größere Rätsel aufgebt, nimm beim E-Mail-Schreiben lieber das ss, insbesondere dann, wenn du E-Mails ins Ausland verschickt.
Zu guter Letzt
Auf Eigennamen (insbesondere Personennamen) werden keine Rechtschreibregeln angewendet. Deshalb bleibt es in diesen Fällen auch dann beim ß, wenn diesem ein kurzer Vokal vorausgeht.
Beispiele:
Frau Kraßmann bleibt auch nach der Rechtschreibreform Frau Kraßmann und Herr Kuß bleibt Herr Kuß.
Und wer sagt einem, ob Bäcker Süss tatsächlich so heißt oder ob nicht auch er zu den Regel-Umsetzungs-Enthusiasten gehört? Wir wissen es nicht. Aber wir kennen immerhin Herrn Litfaß – den gab es wirklich. Und seine Säule, die kennen wir auch …
Dieser Artikel stammt in seiner Urfassung von Nicola Pridik, wurde aber von der Studis Online-Redaktion überarbeitet. Das betrifft vor allem den Teil zum großen ẞ.