Richtig schreiben und Zeichen setzen im Studium3.2. Klein schneiden und festkleben oder was Verbindungen zwischen Adjektiven und Verben sonst noch zusammenhält
Klein schneiden …
… und schon geht's weiter mit den Basteleien rund um die Getrennt- und Zusammenschreibung von Adjektiv-Verb-Verbindungen. Dass bei übertragener Bedeutung die Verbindung in der Regel zusammengeschrieben werden muss, wissen wir bereits aus Teil 3.1. Was aber ist in all den anderen Fällen zu tun? Einfach klein schneiden und trennen oder ist es hier und da vielleicht doch üblich, das Adjektiv am Verb festzukleben?
Na wer schon so 'ne Andeutungen macht … Aber in der Tat lautet die Grundregel erst einmal wie folgt:
Hat die Verbindung eines Adjektivs mit einem Verb keine übertragene Bedeutung, wird in der Regel getrennt geschrieben.
Beispiele:
Du musst die Kartoffeln klein schneiden und dann gar kochen. Am Ende müssen sie weich sein.
… oder lieber festkleben?
Mit dieser Regel könnt Ihr nichts falsch machen. Bei Kartoffeln nicht und bei anderem Gemüse auch nicht. Immer gilt Getrenntschreibung. Wer also für sich in Sachen Adjektiv-Verb-Verbindungen abspeichert: mit (wenn auch nur eventueller) übertragener Bedeutung zusammen- und ohne getrennt schreiben, befindet sich auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
Aber es gibt natürlich wieder ein paar Specials für Fortgeschrittene, welche die Sache verkomplizieren. Sie betreffen die Frage, in welchen Fällen neben der Getrenntschreibung auch noch die Zusammenschreibung möglich ist. Willst du das wirklich wissen? Na gut, also los: zwei Regeln noch.
Eine Verbindung aus Adjektiv und Verb in wörtlicher Bedeutung kann auch zusammengeschrieben werden, wenn es sich um ein einfaches Adjektiv und ein einfaches Verb handelt und das Adjektiv das Ergebnis der Handlung beschreibt, welche mit dem Verb beschrieben ist.
Das Beispiel von oben wäre also auch in folgender Schreibweise möglich:
Du musst die Kartoffeln kleinschneiden und dann garkochen. Am Ende müssen sie weich sein.
(Klein ist ein einfaches Adjektiv, schneiden ein einfaches Verb und dass die Kartoffeln am Ende klein sind, ist das Ergebnis des Schneidevorgangs.
Entsprechendes gilt für die Verbindung garkochen. Weich sein dagegen muss getrennt geschrieben werden, weil sein weder ein Vorgang ist, noch die Kartoffeln weich macht. Außerdem werden Verbindungen mit sein immer getrennt geschrieben, aber das nur am Rande.)
Wichtig ist, dass weder das Adjektiv noch das Verb in sich bereits zusammengesetzt ist oder in einer abgeleiteten Form auftaucht.
Das Essen sollte uns pappsatt machen.
(Sattmachen könnte auch zusammengeschrieben werden, nicht aber pappsatt machen.)
Vor dem Geschäft muss er den Hund fest anbinden.
(Hier taucht das Wort binden in der abgeleiteten Form anbinden auf, deshalb muss getrennt geschrieben werden. Festbinden dagegen könnte auch zusammengeschrieben werden.)
Auch dann, wenn das Adjektiv erweitert ist, kommt die Zusammenschreibung nicht in Betracht.
Du musst die Kartoffeln sehr klein schneiden.
(Das Wort sehr erweitert das Adjektiv klein. Es muss deshalb getrennt geschrieben werden.)
Soweit die erste Regel. Die zweite Regel ist eigentlich keine Regel sondern eher die Erkenntnis, dass sich gewachsene Schreibweisen nicht einfach weg reformieren lassen. Es geht um eine Ausnahme von der letzten Regel.
Wäre an sich die Zusammenschreibung zulässig, weil ein einfaches Adjektiv und ein einfaches Verb verbunden sind und das Adjektiv das Ergebnis der Handlung beschreibt, welche mit dem Verb beschrieben ist, ist es in bestimmten Fällen dennoch üblich, zusammenzuschreiben.
Meist handelt es sich um Verben, die mit den Adjektiven fest-, tot- oder voll- verbunden sind.
Beispiele:
festkleben, festschrauben, festdrehen, totschlagen, volltanken, vollpumpen
In diesen Fällen dürft Ihr also entweder so schreiben, wie es üblich ist, oder die Grundregel zum Getrenntschreiben anwenden. Was für eine Alternative! Aber immerhin bringt sie Irritation und damit Abwechslung in die bunte Welt der Getrennt- und Zusammenschreibung.
Ein schwieriges Kapitel ist damit geschafft.
Dieser Artikel stammt in seiner Urfassung von Nicola Pridik, er wurde aber zwischenzeitlich von der Studis Online-Redaktion überarbeitet.