Richtig schreiben und Zeichen setzen im StudiumRaus aus D’dorf und auf’n Sprung ans Meer oder Erkenntnisse zu Ehren des Apostrophs
Von Nicola Pridik
1. Kurz + knapp
Wenn das „s“ angibt, dass es sich um einen Plural handelt, nein! Willst du zum Beispiel ausdrücken, das sich mehrere Computer im Büro befinden, schreibst du PCs. Die Variante „PC´s“ ist also FALSCH!
Eigentlich sollte beim Auslassen vom Buchstaben kein Extrazeichen gesetzt werden, außer in diesen drei Ausnahmen:
Bei der Genitivbildung von Namen, die auf einen s-Laut enden.
Bei umfangreicheren Auslassungen im Innern eines Wortes.
Wenn Worte mit Auslassungen sonst schwer lesbar oder missverständlich würden.
Beides ist richtig. Du kannst es mit oder ohne Apostroph schreiben. Wichtig ist jedoch zu beachten, dass du im zweiten Fall aus einem Eigennamen eine adjektivische Ableitung mit -sche bildest. Wenn du dies tust, wird der Name großgeschrieben.
2. Allgemein zum Apostroph
Eine Blitzumfrage unter den Apostrophen hat ergeben, dass sich nahezu 90 Prozent von ihnen inflationär ge- und verbraucht und ihrer eigentlichen Bestimmung beraubt fühlen.
Dabei ist das Wühltisch-Apostroph, welches für Günther's Würstchenbude ebenso herhalten muss wie für Pluralendungen und den umgangssprachlichen Verkürzungsslang, doch in Wirklichkeit der Apostroph!
Und der ist nicht nur in der Lage, aus dem Stand einen oder mehrere Buchstaben zu vertreten, sondern versteht es außerdem, Grundformen von Namen zu verdeutlichen. Das können nicht viele von sich behaupten. Ein Grund mehr, dem kleinen Strich nicht nur mit Respekt entgegenzutreten, sondern ihm obendrein diese Rechtschreibfolge zu widmen.
Noch einmal: Die eigentliche Bestimmung des Apostrophs liegt darin, dem Leser kundzutun, dass in einem Wort ein oder mehrere Buchstaben ausgelassen wurden. Darüber hinaus wird er eingesetzt, um die Grundform von Personennamen zu verdeutlichen. Für Einsatzszenarien, die darüber hinaus gehen, steht er definitiv nicht zur Verfügung. Insbesondere hat er vor einem Plural-s nichts zu suchen!
Vor einem Plural-s steht nie ein Apostroph!
Es heißt also:
die Pkws (und nicht: die Pkw’s)
die PCs (und nicht: die PC’s)
Wer dies beherzigt, hat bereits einen wichtigen Beitrag zur Imagepflege von Apostrophen geleistet. Was natürlich nicht heißt, dass die folgenden Regeln lediglich schmückendes Beiwerk sind. (Wir schmücken grundsätzlich nichts, schon gar nicht mit Beiwerk.) Du kannst ja schließlich auch noch andere Dinge falsch machen …
3. Der Apostroph als Auslassungszeichen
Auch wenn der Apostroph im Wesentlichen dazu dient, Auslassungen in einem Wort als solche zu kennzeichnen, bedeutet dies nicht, dass bei jeder Auslassung zwingend ein Apostroph gesetzt werden muss. Das Gegenteil ist der Fall. Bei den meisten Auslassungen kann oder sollte sogar auf das Zeichen verzichtet werden.
Verpflichtend ist der Apostroph nur in den folgenden drei Fällen.
Erstens:
Bei der Genitivbildung von Namen, die auf einen s-Laut enden:
Wird von einem Namen, der auf einen s-Laut (-s, -ss, -ß, -tz, -z, -x, -ce) endet, der Genitiv gebildet, so wird – falls der Genitiv an sich mit einem Genitiv-s gebildet werden müsste – statt des -s ein Apostroph an das Wort angehängt.
Lars’ Geburtstag ist übermorgen.
Hans’ Motorrad ist gestohlen worden.
Grass’ Blechtrommel wird häufig in der Schule gelesen.
Ringelnatz’ Gedichte sind erst neulich neu aufgelegt worden.
Der Apostroph bietet in diesen Fällen die Möglichkeit, einen doppelten s-Laut am Wortende zu vermeiden und dennoch die Genitivform anzuzeigen, indem kenntlich gemacht wird, dass ein Genitiv-s ausgelassen wurde.
Zweitens:
Bei umfangreicheren Auslassungen im Innern eines Wortes:
Ein Apostroph wird auch gesetzt, um umfangreichere Auslassungen im Wortinnern zu kennzeichnen.
Derartige Verkürzungsformen findest du häufig bei Ortsbezeichnungen:
D’dorf (für: Düsseldorf)
W’tal (für: Wuppertal)
Ku’damm (für: Kurfürstendamm)
M’gladbach (für: Mönchengladbach)
Drittens:
Wenn Worte mit Auslassungen sonst schwer lesbar oder missverständlich würden:
Ein Apostroph muss zur Kennzeichnung von Auslassungen gesetzt werden, wenn das betreffende Wort sonst schwer lesbar oder missverständlich wäre. Handelt es sich um die schriftliche Wiedergabe von Wörtern der gesprochenen Sprache, ist der Apostroph dagegen freigestellt.
Bei den schwer lesbaren Wörtern außerhalb der Wiedergabe von gesprochener Sprache hast du vor allem an Verkürzungen gedacht, die Dichter in ihren Gedichten verwenden. Aber die Übergänge zu umgangssprachlichen Verkürzungen sind hier durchaus fließend. Auf der sicheren Seite bewegst du dich dann, wenn du bei schwer lesbaren oder missverständlichen Verkürzungen immer einen Apostroph setzt.
Bleibt die Frage, wann denn die Lesbarkeit erschwert ist oder Missverständnisse auftreten können. Positiv weiß das keiner so genau. Vielleicht will es uns auch keiner sagen. Jedenfalls haben wir keine Hinweise gefunden, aus denen wir Regeln ableiten könnten. Viel beliebter ist es, die Fälle zu benennen, in denen der Apostroph unproblematisch weggelassen werden kann, weil die Lesbarkeit nicht beeinträchtigt ist. Wir wissen es leider nicht besser als die Sprachprofis und schließen uns deshalb wohl oder übel der Ausschlusstaktik an.
Kein Apostroph steht regelmäßig in folgenden Fällen.
Bei vielen Verschmelzungen von Präpositionen und Artikeln. Dabei ist nicht wirklich nachvollziehbar, was die Apostrophen-Fälle von den apostrophenfreien Fällen unterscheidet – aber seht selbst:
Ohne Apostroph:
am, beim, im, vom, zum, hinterm, überm, unterm, vorm, hintern, übern, untern, vorn, zur, ans, ins, aufs, durchs, fürs, hinters, übers, unters, vors, umsMit Apostroph dagegen:
auf’m, aus’m, für’n, in’n, nach’m, durch’n, auf’n, für’n, gegen’s, mit’m, nach’mBei Wegfall eines Schluss-e bei bestimmten Verbformen:
Ich hör ihm zu.
Ich schreib einen Brief.
Bleib stehen!Bei Wegfall eines stummen e im Wortinnern:
Ich wechs(e)le das Geld.
Sie geh(e)n in die Vorstellung.
Ich seg(e)le um die Welt.Bei mit r- beginnenden Verkürzungen von Wörtern wie herauf, heran, herein, heraus:
Er ging rauf.
Er fuhr nah ran.
Sie kam rein.
Sie hat rausbekommen, dass …Bei der Verkürzung des Wortes etwas zu was:
Ich muss dir was erzählen.
Heute ist was Schönes passiert.Nicht erforderlich ist der Apostroph außerdem dann, wenn das Wort es mit dem vorangegangenen Wort zu einem Wort zusammengezogen wird. Allerdings wird er dennoch häufig gesetzt und gilt ebenso als richtig. Schreibst du mit Apostroph, steht vor dem Apostroph kein Leerzeichen.
Ausgeschriebene Form Zulässige Verkürzungsformen Wie geht es? Wie gehts? Wie geht’s? Nimm es nicht so schwer. Nimms nicht so schwer. Nimm’s nicht so schwer.
Von dem Ob des Apostrophs zu der genauen Schreibweise in den Fällen, in denen einer gesetzt wird.
Steht der Apostroph am Anfang eines Wortes, geht ihm in der Regel ein Leerzeichen voraus.
Dies gilt nicht, wenn das Wort mit dem vorangegangenen Wort umgangssprachlich zu einer Einheit verschmilzt.
Musst du also nur noch wissen, wann so eine Verschmelzung vorliegt. Einigkeit besteht – wie bereits erwähnt – bei Verbindungen eines Wortes mit dem Wort es:
Wie geht’s?
Ich find’s klasse.
Ich mag’s.
Unklarer wird es bei folgenden Beispielen, bei denen wir in der einschlägigen Rechtschreibliteratur beiden Schreibweisen begegnet sind. Wir nehmen deshalb an, dass hier beide Varianten erlaubt sind oder zumindest keine von ihnen wirklich falsch ist:
Mit Leerzeichen | Ohne Leerzeichen |
So ’n Zufall! | So’n Zufall! |
Wir treffen uns nach ’m Kaffee. | Wir treffen uns nach’m Kaffee. |
Bei Auslassungen am Beginn eines Satzes ersetzt der Apostroph den ersten großen Buchstaben. Danach wird klein weitergeschrieben.
’s darf doch nicht wahr sein! (= Es darf …)
’ne Weile wird’s dauern. (= Eine Weile …)
Soweit zum Apostroph bei Auslassungen.
4. Der Einsatz des Apostrophs zur Kenntlichmachung der Grundform von Namen
Der Einsatz eines Apostrophs zur Kenntlichmachung der Grundform eines Namens ist niemals zwingend, sondern ermöglicht nur eine weitere Schreibvariante. Von daher handelt es sich streng genommen um einen Abschnitt, der nur die Fortgeschrittenen interessieren müsste. Empfehlenswert ist er aber durchaus auch für Anfänger - sicher ist sicher.
Wichtig vorab: Wird der Apostroph eingesetzt, um die Grundform eines Namens zu verdeutlichen, dient er ausschließlich diesem Zweck. Er kennzeichnet also weder zusätzlich eine Auslassung noch eine Genitivform.
Der Wunsch, die Grundform eines Namens besonders hervorzuheben, tritt regelmäßig in zwei Fällen auf.
Erstens:
Andreas Kneipe und Carlos Imbiss
Bei Gastronomiebetrieben, insbesondere Imbissen oder Kneipen, ist der Name des Inhabers häufig Bestandteil des Betriebsnamens. Gleiches gilt bei kleineren Läden. Der Personenname steht hier regelmäßig im Genitiv. Ihm wird also ein -s angehängt. Gibt es den Namen in seiner Grundform sowohl mit als auch ohne -s am Ende, so besteht die Gefahr, dass der flüchtige Betrachter der Geschäftsbezeichnung hinsichtlich des Personennamens einem Irrtum unterliegt. Zur Verdeutlichung wird deshalb gerne ein Apostroph zwischen den Namen und das Genitiv-s gesetzt.
Andreas Kneipe
Hier kann der Eindruck entstehen, ein Mann namens Andreas sei der Inhaber (auch wenn es in diesem Fall korrekterweise Andreas’ Kneipe heißen müsste). Von daher wird zur Verdeutlichung der Grundform des Namens gerne der Apostroph gesetzt: Andrea’s Kneipe).
Ist der Name des Inhabers Bestandteil einer Geschäftsbezeichnung, so darf zur Verdeutlichung der Grundform des Namens vor das Genitiv-s ein Apostroph gesetzt werden.
Wenn eine Verwechslungsgefahr hinsichtlich des Namens nicht besteht, ist der Apostroph zur Verdeutlichung der Grundform des Namens bei Hinweisschildern zwar nicht falsch, sollte aber vermieden werden.
Silke’s Schmucklädchen
Normalerweise sollte hier der Apostroph nicht gesetzt werden. Bringt Silke an Ihrem Laden allerdings ein Schild mit dem Text Silke’s Schmucklädchen an, wäre das nicht falsch.
Oben hatten wir im Gegensatz dazu den Fall, dass der Apostroph nicht vor einem Genitiv-s steht, sondern dieses ersetzt. Beide Fälle sind sorgfältig auseinanderzuhalten.
Im Überblick:
Genitiv mit Pflicht-Apostroph | Genitiv mit Apostroph-Verbot |
Hans’ Kneipe | Wir treffen uns in Werners Kneipe |
Das Genitiv-s wird nicht geschrieben, sondern durch den Apostroph ersetzt. | Das Genitiv-s wird geschrieben und darf deshalb nicht durch einen Apostroph vom Namen abgehoben werden. |
Einziger Ausnahmefall: Die Grundform des Namens soll kenntlich gemacht werden. | |
Andrea’s Kneipe | |
Zwischen Name und Genitiv-s darf ausnahmsweise der Apostroph stehen, um zu betonen, dass die Kneipe Andrea und nicht Andreas gehört. Der Apostroph dient also nicht dazu, das Genitiv-s abzugrenzen, sondern soll ausschließlich die Grundform des Namens hervorheben. Bei Hinweisschildern ist es nicht falsch, die Grundform des Namens auch dann durch Apostroph kenntlich zu machen, wenn keine Verwechslungsgefahr hinsichtlich des Namens besteht. |
Zweitens:
Wird aus einem Eigennamen eine adjektivische Ableitung mit -sche gebildet, so kann hinter den Namen ein Apostroph gesetzt werden. In diesem Fall wird der Name großgeschrieben.
Zulässig sind folgende Schreibweisen:
Ohne Apostroph | Mit Apostroph |
die grimmschen Märchen | die Grimm’schen Märchen |
das ohmsche Gesetz | das Ohm’sche Gesetz |
die freudsche Fehlleistung | die Freud’sche Fehlleistung |
Übrigens findest du im Internet zahlreiche Zusammenstellungen falsch gebrauchter Apostrophe und Menschen, die sich die Image-Rettung des Apostrophs zur Lebensaufgabe gemacht haben. Sicher kannst du auch irgendwo mitmachen, Unterschriften sammeln o. ä. Hauptsache, der kleine Strich kommt weg vom Wühltisch …
Wir beschränken uns hier auf folgenden Link, der dir verrät, wie das wundersame Zeichen eigentlich genau aussieht und wie nicht. Is’ ja nich’ so, dass einfach jeder kleine Strich eben mal einen auf Apostroph machen kann …
www.typografie.info/3/page/wiki.html/_/fachbegriffe/apostroph-r6
Nur, damit wir nicht noch mal da hin kommen, wo wir schon sind oder da bleiben am Ende, was die Sache nicht besser macht. Schlimm genug, dass es so weit gekommen ist …
Es ist schön, mal nichts zu tun, um dann vom Nichtstun auszuruhen oder:
Die Kommasetzung bei Infinitivgruppen
Artikel lesen
„Gänsefüßchen“ ums Zitat
Leichter gesagt als getan, denn es gibt einiges zu beachten!
Artikel lesen