Richtig schreiben und Zeichen setzen im StudiumSehr geehrter Herr Professor oder Anrede und Gruß in Briefen und E-Mails richtig schreiben
1. Anrede
Wie also redet man im Brief einen Menschen an, der sich nicht damit begnügt, einfach Herr Rede zu heißen, sondern zudem ein Prof. Dr. Dr. vor sich her trägt? Unabhängig davon, ob er darauf Wert legt, dass man seine wissenschaftliche Karriere zur Kenntnis nimmt, muss es doch irgendwelche Regeln geben, an denen du dich in derartigen Fällen orientieren kannst und die dich vor größeren und kleineren Fettnäpfchen bewahren?!
Bei unseren Nachforschungen haben wir tatsächlich Regeln gefunden. Drei sind's für Herrn Rede, vier falls Prof. Dr. Dr. Rede eine Frau ist. Darüber hinaus konnten wir Dr. Meyer als Beispielskandidaten für einen reinen Doktortitel-Träger gewinnen. Auch diese Menschen müssen schließlich irgendwie angesprochen werden.
Der erste Merksatz erleichtert uns die Sache bei Multi-Titelträger*innen wie Prof. Dr. Dr. Rede bereits erheblich:
Hat eine Person mehrere Titel, wird nur der höchste in der Anrede genannt.
Die Doktortitel (sog. akademische Titel) von Prof. Rede entfallen also in der Anrede (nicht dagegen in der Anschrift!).
Der (verbleibende) Titel wird in der Anrede ausgeschrieben, sofern es sich nicht um den Doktortitel handelt. Dieser wird abgekürzt.
Also:
Sehr geehrter Herr Professor Rede
Aber:
Sehr geehrter Herr Dr. Meyer
In unseren Beispielen folgen beiden Titeln die Namen der Herren. Bei Dr. Meyer hängt dies mit dem abgekürzten Doktortitel zusammen. Hinzu kommt der Umstand, dass es allenfalls unserer Oma erlaubt ist, Dr. Meyer mit Herr Doktor anzusprechen und das auch nur, wenn es sich um ihren Hausarzt handelt.
Bei Prof. Rede ist es dagegen keinesfalls selbstverständlich, dass er in der Anrede auch mit Namen angesprochen wird. Es ergibt sich vielmehr aus folgender Regel:
Anders als bei anderen Amts- und Berufsbezeichnungen kann hinter der Bezeichnung Professor noch der Name folgen.
Da der Name folgen kann, aber nicht muss, kannst du unsere*n Beispielskandidat*in auch mit
Sehr geehrter Herr Professor
anreden. Allerdings würden wir dir dies nicht unbedingt empfehlen.
Schreibst du dagegen dem / der Dekan*in der Fakultät (und wolltest ihn / sie auch als solche*n anreden), bleibt nur die Variante ohne Namen, also:
Sehr geehrter Herr Dekan
Sehr geehrte Frau Dekanin
Ist Prof. Rede eine Frau, kommt Regel vier zur Anwendung:
Führt eine Frau den Titel oder hat eine Frau das Amt inne, so wird in der Regel die weibliche Form des Titels oder der Amtsbezeichnung gewählt. Eine Ausnahme bildet der Doktortitel, bei dem lediglich die männliche Variante üblich ist.
Frau Prof. Dr. Dr. Rede solltest du also so anreden:
Sehr geehrte Frau Professorin Rede
Die männliche Form des Titels, also:
Sehr geehrte Frau Professor Rede
ist zwar nicht falsch, kommt aber zunehmend aus der Mode.
Ist Dr. Meyer eine Frau, ändert sich am (abgekürzten) Titel nichts. Man schreibt also:
Sehr geehrte Frau Dr. Meyer
und bleibt bei der männlichen Form Doktor.
Satzzeichen nach der Anrede
Wär das mit den Titeln also schon mal geschafft. Jetzt nur noch die richtigen Zeichen setzen nach der Anrede. Hier gilt:
Nach der Anrede steht ein Komma. Dann wird – nach einer Leerzeile – klein weitergeschrieben, sofern das erste Wort in der neuen Zeile kein groß zu schreibendes Pronomen oder ein Substantiv ist.
Sehr geehrter Herr Professor Rede,
haben Sie vielen Dank …
aber:
Sehr geehrter Herr Professor Rede,
Ihre Nachricht vom … habe ich erhalten.
Es ist nicht falsch, ein Ausrufezeichen nach der Anrede zu setzen und nach einer Leerzeile groß anzufangen. Diese Schreibweise gilt jedoch als veraltet und sollte deshalb besser nicht mehr verwendet werden.
Mehrere Adressaten
Schreibst du mehreren Personen, solltest du jede Person einzeln ansprechen. Geht es – wie bei deinem Schriftwechsel mit Hochschulangehörigen – um offizielle Post, so steht der / die ranghöhere an erster Stelle. Haben beide den gleichen Rang, wird bei unterschiedlichem Geschlecht zuerst die Frau angesprochen.
Beispiele:
Sehr geehrter Herr Professor Rede, sehr geehrte Frau Dr. Meyer,
in der Anlage finden Sie …
Sehr geehrte Frau Professorin Rede, sehr geehrter Herr Professor Stelle,
in der Anlage finden Sie …
2. Tipps zur passenden Anrede aus der Redaktion
Neben der korrekten Anrede sollte natürlich der Name korrekt geschrieben werden. Dies erfordert erstens, dass du bei der Schreibweise sorgfältig vorgehst. Zweitens ist es wichtig, dass dich der Computer nicht sabotiert und in die Quere kommt – mit einer automatischen „Rechtschreibkorrektur“. Nicht selten werden ungewöhnliche Namen verschlimmbessert – was durch den Automatismus gar nicht auffällt. Also entweder nochmal am Schluss überprüfen oder den Autopiloten ausschalten.
Als Student*in bist du dir immer noch unsicher, ob die Anrede korrekt / passend / höflich genug ist? Frage bei deinen Kommiliton*innen nach, wie sie es machen – oder zur Not persönlich die angeschriebene Person, je nach persönlicher Vertrautheit und Möglichkeit.
3. Grußformel
Bist du am Ende deiner Zeilen angelangt, so heißt es, souverän und fehlerfrei das Feld zu räumen, und zwar mit einer Grußformel. Welche du auswählst, ist eine Frage des Stils. Meist liegst du bei offizieller Post mit den freundlichen Grüßen ganz richtig. Wichtig für uns aber an dieser Stelle: Welche formellen Fehler solltest du vermeiden? Einen vor allen Dingen: das Komma hinter der Grußformel. Denn:
Nach der Grußformel steht kein Satzzeichen!
Beispiel:
Mit freundlichen Grüßen
Günther Formel
Und beginnen sollte man die Grußformel auch richtig:
Die Grußformel beginnt groß, es sei denn, sie ist Bestandteil des letzten Satzes.
Eine großgeschriebene Grußformel hatten wir eben schon, deshalb hier nur ein Beispiel für eine integrierte Grußformel:
… Ich bedanke mich schon jetzt und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Günther Formel
Mit den genannten Grundregeln kommst du auch bei Briefen und E-Mails an sonstige Personen sehr weit. Schwierig wird's eigentlich nur dann, wenn dein*e Adressat*in irgendwelche wichtigen Ämter bekleidet oder der Dienstgrad eine Rolle spielt. Dann macht regelmäßig die korrekte Anrede Probleme.
Schlaue Bücher zum richtigen Briefeschreiben bieten aber auch hierfür eine Lösung. Übrigens findest du in manchen dieser Bücher auch einen gesonderten Abschnitt für englischsprachige Briefe.
Dieser Artikel stammt in seiner Urfassung von Nicola Pridik, er wurde aber zwischenzeitlich von der Studis Online-Redaktion überarbeitet. Bei Fehlern, Anmerkungen oder Fragen, richte dich gerne an unsere Redaktion
4. Kurz + knapp: Anrede und Grußformeln
Nach der Anrede in E-Mail oder Brief setzt du üblicherweise ein Komma, fügst eine Leerzeile ein und setzt den Satz, sofern kein Pronomen oder Substantiv folgt, mit kleinem Buchstaben fort.
Das kommt auf die Art des Anschreibens an. Musst du eine Adresszeile für einen Brief ansetzen, schreibst du alle Titel. Beginnst du eine E-Mail oder einen Brief, so nennst du (egal welches Geschlecht) ausschließlich den höchsten Titel, den die Person besitzt, Sehr geehrte*r Prof. Name, reicht dabei also vollkommen aus.
Wenn du eine weiblich gelesene Person adressieren und ihre akademischen Titel benennen möchtest, so schreibst du nach aktuellem Standard zwar Professorin, nicht aber Doktorin, so wäre es bspw. Professorin Musterfrau, jedoch trotzdem Doktor Musterfrau.
5. Zum Weiterlesen:
Bei Studis Online:
Es ist schön, mal nichts zu tun, um dann vom Nichtstun auszuruhen oder:
Die Kommasetzung bei Infinitivgruppen
Artikel lesen
Raus aus D’dorf und auf’n Sprung ans Meer oder Erkenntnisse zu Ehren des Apostrophs oder:
Die richtige Verwendung des Apostrophs
Artikel lesen
Buchtipp
Buchtipps sind redaktionell ausgewählt. Wir erhalten eine kleine Provision, wenn über den Link auf Amazon eingekauft wird.