Studieren im SommerLernen bei Hitze – was tun?
Jeder Mensch würde unterschreiben, dass die eigene Leistungsfähigkeit je nach Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichteinstrahlung oder Windzug unterschiedlich ausfällt. Individuell fallen hier neben der Raumtemperatur viele Parameter mit hinein: die körperliche Aktivität, die Bekleidung, der Gesundheitszustand und der Körperfettanteil. Aus der Vielzahl an individuellen Gegebenheiten resultiert, dass für jeden Menschen etwas anderes als „behagliches Klima“ eingeschätzt wird. 19 bis 24 Grad Raumtemperatur würden die meisten Menschen – bei geringer körperlicher Betätigung – als behagliche und leistungsförderliche Temperatur empfinden (Quelle).
Was können wir jedoch tun, wenn das Raumklima und die Umgebungstemperatur eben nicht mehr Optimaltemperatur zeigt? Wenn das Thermometer auf über 27 Grad ansteigt? Noch schlimmer: Wenn die Raumtemperatur zu hoch und die Sonneneinstrahlung zu direkt ist?🥵
1. Randzeiten wählen 🕢
Der frühe Vogel kann mich mal? Normalerweise solltest du immer dann lernen und studieren, wenn es für deinen Biorhythmus und dein individuelles Lebensmodell gut passt. Da die Arbeitszeiten sich an den eigenen Leistungshochs und Leistungsknicks orientieren sollen, gilt im Sommer für Menschen, die stark unter der Hitze leiden, sich einen Plan zu machen. Und inzwischen dürften auch in Deutschland immer mehr Menschen unter Hitze leiden.
Vielleicht sollten wir uns langsam an Ländern mit eingebürgerter „Siesta“ ein Beispiel nehmen. Es kann durchaus sinnvoll sein, wenn ihr beispielsweise die Möglichkeit habt, euch für die Kurse früh am Morgen oder am späten Nachmittag einzutragen. So umgeht ihr die größte Sommerhitze und könnt während der Mittagszeit und am frühen Nachmittag daheim weniger anspruchsvolle Geistesarbeit angehen oder auch mal ein kurzes Schläfchen oder eine kühle Dusche einbauen. Es gibt schließlich immer etwas zu tun. Grundsätzlich gilt: Wer sich die Mittagshitze an der Universität irgendwie „freischaufeln“ kann, lebt im Sommer glücklicher und effektiver.
2. Richtig lüften bei Hitze
Der Geograph Wilhelm Kuttler wird auf dem Portal Fluter.de folgendermaßen zitiert: „In Städten wie New York oder Tokio wird der Stadtklima-Effekt noch dadurch verstärkt, dass dort fast jeder Raum klimatisiert ist. Die warme Innenraumluft wird nach außen gepumpt, die Klimaanlagen selbst verbrauchen dabei Strom, produzieren also noch Abwärme.“ Wir kennen die ungünstigen Auswirkungen von Klimaanlagen auf unseren Planeten und schöpfen selbstverständlich zunächst jede Alternative aus.
Daher ist es sinnvoll, gegenüberliegende Fenster und dazwischenliegende Zimmertüren zu öffnen. Stellen wir uns vor, in einer WG gibt es eine Küche, ein Badezimmer und ein Schlafzimmer nach Norden sowie zwei Schlafzimmer nach Süden. Die Zimmertüren zu sämtlichen Türen werden geöffnet und mit einem Zufallschutz ausgestattet, um ein Türenknallen bei Windzug zu verhindern. Dann öffnet man probeweise ein Fenster in der Küche und eines im Badezimmer sowie die zwei gegenüberliegenden Schlafzimmer. Auch die Fenster sollten am Zuschlagen gehindert werden. Entsteht zu viel oder zu wenig Zug, müssen restliche Fenster geöffnet oder bei zu starkem Windzug geschlossen werden.
3. Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden
Der nächste Tipp ist so simpel, dass man ihn schon gar nicht aufschreiben mag. Doch gerade für hochintelligente Menschen sind pragmatische Veränderungen oft so naheliegend, dass sie nicht immer darauf kommen: Die beste Prophylaxe einer überhitzen Zimmertemperatur ist das konsequente Verblenden der Sonne. Möglichst lichtundurchlässige oder sogar lichtreflektierende Vorhänge, Rollos oder Jalousien hindern die Sonne daran, die Raumtemperatur unnötig zu erhöhen. Denn zuweilen sitzen wir bratend in der Sonne, ohne rechtzeitig den Vorhang oder die Jalousie zugezogen zu haben.
Der übliche Trick gilt auch hier: Vor 7 Uhr die morgendliche, kühlere Luft in die Wohnung durch Stoßlüftung einzulassen und erst nach 23 Uhr, wenn die Luft bereits abgekühlt ist, erneut zu lüften. Direkt nach dem morgendlichen Stoßlüften vor 7 Uhr werden die Vorhänge zugezogen und somit die zusätzliche Wärme durch die Sonnenstrahlen blockiert.
4. Schlafen & Hitze
Warum kann man bei Hitze nicht schlafen?
Unser Körper kühlt kurz vor dem Einschlafen ab. Die beiden Schlafforscher:innen Patricia Murphy und Scott Campbell konnten einem Bericht im Spektrum zufolge Ende der 90er Jahre feststellen, dass bei ihren 44 Versuchsteilnehmenden kurz vor dem Einschlafen die Körpertemperatur am raschesten absank (Quelle). Genau dann, wenn sie am müdesten wurden, war ihre Temperatur schlafchronologisch am stärksten abgefallen.
Offenbar hängt die Körpertemperatur mit der neurologischen Vermittlung von Müdigkeit im Gehirn zusammen. Durch die gedrosselte Geschwindigkeit in den Ionenkanälen der Neutronen verliert unser Körper zunächst das Bewusstsein. Beim Einschlafen kühlt der Körper dann weiter ab. Wenn es aber ohne das Signal des Abkühlens nicht geht, ist auch verständlich, warum wir in tropischen Nächten so spät einschlafen oder kaum durchschlafen.
Die Zahl der tropischen Nächte sind längst auch in eher kühleren Ländern Europas gestiegen. In Tropennächte fällt die Temperatur nicht unter 20 Grad. In manchen tropischen Nächten verweilt das Thermometer in Deutschland um elf Uhr abends noch bei 26 Grad oder mehr. Wer abseits von „Betonwüsten“ wohnt oder vielleicht einen Wald in der Nähe weiß, kann sich über deutlich geringere Umgebungstemperatur als in der Innenstadt freuen.
Wie lässt es sich bei Hitze besser einschlafen?
Infos zur Autorin
Maria Köpf studierte Germanistik und Judaistik an der Freien Universität Berlin. Sie lebte je ein halbes Jahr in Israel und Spanien. Seit einigen Jahren verbindet sie mit den abgeschlossenen Studien und Ausbildungen Journalismus und Medizin und schreibt heute als freie Journalistin vor allem für medizinische Fachzeitschriften und Magazine.
mariakoepf.com
Viele Menschen haben sich das Ritual angewöhnt, in tropischen Nächten direkt vor dem Zubettgehen kühl zu duschen. Das ist, wie im vorherigen Punkt erläutert, nicht nur gut, um sich weniger verschwitzt zu fühlen, sondern auch, um schneller einschlafen zu können.
Für stark überhitzte Körper kann ein Wassereimer neben dem Bett hilfreich sein. Einige Menschen empfinden es als hilfreich, mehrmals in der Nacht ihre Beine abzukühlen um anschließend schneller wieder einzuschlafen.
Beim Bettzeug ist es gegen Überhitzung wichtig sich für Stoffe zu entscheiden, welche die Luft gut zirkulieren und Feuchtigkeit gut abtransportieren lassen. Auch die Matratzenauflage sollte entfernt werden, damit man weniger einsinkt und somit weniger Wärmestau entsteht. Dies ist so wichtig, weil uns ein Wärmestau unter der Decke schlecht durchschlafen lassen würde.
Ein einfaches Leinentuch tut es wiederum nicht, weil unser Körper durch das Herunterfahren des Stoffwechsels, nächtliches Schwitzen und die ebenfalls abkühlende Außentemperatur leicht zu frieren beginnen würde.
Besser sind atmungsaktive, synthetische Stoffe ähnlich eines Sportshirts, dass Luft und Feuchtigkeit nicht aufsaugt, sondern durchlässt. Als Naturmaterialien eignen sich grundsätzlich Leinen und Baumwolle, die kühles, luftdurchlässiges Material sind.
Bei Sommerdecken müsste man darauf achten, dass man sie nicht mit Weichspüler wäscht, damit die Fasern nicht verkleben und dann weniger luftdurchlässig werden.
5. Frische Luft
Lüften mit dem Ventilator
Verbessert sich nicht der leiseste Hauch am Raumklima, sollte zunächst über einen Standventilator oder Ventilator mit Klemmvorrichtung für den Monitor nachgedacht werden. Wohlgemerkt: ein Ventilator kühlt nicht die Raumluft ab, sondern sorgt für bessere Lüftung, die wir auf der Haut als Verdunstungskühlung spüren. Die Luft wird durch Umwälzung als erfrischend erlebt.
Dafür sind Ventilatoren häufig um das 50-fache stromsparender als größere Klimaanlagen. Inzwischen gibt es sogar sehr schöne Ventilatoren mit einem Holzgehäuse in verschiedener Größe und Stärke.
In klimatisierten Räumen lernen
Zugegebenermaßen sind Klimaanlagen wahre Klimafresser. Doch wenn nichts mehr geht und die Konzentration nicht mitspielen möchte, darf auch zu einem solchen Gebläse gegriffen werden. Alternativ kannst du natürlich auch Orte aufsuchen, die sowieso bereits klimatisiert werden, wie vielleicht deiner Uni-Bibliothek.
Bei häufigen und intensiven Hitzewellen kann auch einen Schritt weiter gegangen werden: Etwa können Ventilatoren mit Wasserkühlung oder Ventilatoren mit Ansaugvorrichtung am Fenster Abhilfe verschaffen. Bei einem Ansaugventilator wird ein Rohr über die Fensterbrüstung ins Freie gehangen. Das erzeugt Frischluft mithilfe eines Luftgebläses.
6. Weniger Schweres essen und viiiiiel trinken
Viele von euch fragen sich auch: Was soll ich bei der Hitze denn nun essen? Als besonders wohltuend empfinden die meisten Menschen im Sommer leichte, kühle und frische Speisen. Dazu zählen:
Blattsalate mit vielen Kräutern 🌿 (besonders Minze, Thymian, Dill und Rosmarin)
jegliche Rohkost (frisches Obst wie Melone 🍉, Erdbeeren 🍓, Mango, Nektarinen)
knackiges Gemüse (Salatgurken 🥒, Tomaten 🍅, Radieschen)
gedünstetes oder gebratenes Gemüse
gut gekühlte Salate (Nudelsalat, Reissalat, Couscoussalat, Linsensalat, Bohnensalat)
kalte Suppen und lang gemschorte Gerichte (Gazpacho, geschmortes Ratatouille)
Pute oder andere „weiße Fleischsorten“
Sushi 🍱
dünngeröstete Sandwiches mit Ei, Avocado, Pilzen oder anderen eiweißreichen Zutaten
Fischgerichte (Lachs, Barsch, Hecht uvm., Schrimps und Garnelen, Heringssalat, Thunfischgerichte)
Bei den gekühlten Salaten habe es sich viele Menschen zur Routine gemacht einmal wöchentlich eine sehr große Menge vorzukochen und beispielsweise den Nudelsalat dann an mehreren Tagen in der Woche zu essen. Dann müsst ihr nur die Beilagen variieren und habt immer ein sehr angenehmes Sommergericht zur Hand. Viele kochen sogar so viel vor, dass sie einen Teil einfrieren können.
Wenn ihr euch fragt, auf welche Trinkmenge ihr im Sommer kommen solltet, lässt sich dies im Sommer umso schwerer als im Winter pauschal beantworten. Pi mal Daumen darf es ruhig ein Liter mehr als üblich sein. Die Menge an Flüssigkeit, die ihr trinkt, hängt jedoch auch stark von der Sonneneinstrahlung, dem Bewegungsgrad und der Frage ab, wie viel ihr schwitzt.
Wusstet ihr eigentlich, dass die Farbe des Harns uns Aufschluss darüber geben kann, ob wir genügend trinken? Je heller, umso besser ist die Wasserbalance in unserem Körper.
Solltet ihr zu den Menschen zählen, die sich schwer regelmäßig zum Trinken überwinden können, könnt ihr euch eine Wasserkaraffe mit Erdbeerstückchen und Minze oder mit Zitronen in Sichtweite stellen. Oder einen leckeren Tee abgekühlt genießen.
7. Das Schwitzen im Sommer
Blutdruck und übermäßiges Schwitzen bei Hitze
Der Blutdruck und unsere Schweißabsonderung hängen eng zusammen. Zu unterscheiden ist leicht erhöhter Blutdruck aufgrund stressiger Situationen von dauerhaft erhöhtem Blutdruck. Kommt es euch vor, als würde euer Herz rasen, ihr innerlich wie getrieben reagieren und als würdet ihr nie zur Ruhe kommen können? Kommt es euch vor, als würdet ihr innerlich brodeln? Dies könnten auch Anzeichen eines medizinisch erhöhten Blutdrucks mit Werten ab 160/90 sein.
Im Sommer haben besonders Menschen mit Übergewicht durch die stärkere Wärmeisolation ihres Körpers mit der Hitze zu kämpfen. Auf der anderen Seite sinkt der Blutdruck im Sommer grundsätzlich eher, da sich die Blutgefäße bei Wärme weiten und weniger rasch zirkulieren.
Anders verhält es sich bei starken Temperaturschwankungen von mehr als 6 Grad binnen weniger Tage, dies belastet die normale Herzfunktion und kann zu Herzrhythmusstörungen führen.
Achtet ruhig einmal länger darauf und reagiert dann mit einer Blutdruckmessung in einer Apotheke. Blutdruck wird von Medizinern als sogenannter „stiller Killer“ bezeichnet, da er das gesamte Körpersystem samt Herz und Nieren in Mitleidenschaft zieht.
Da durch übermäßiges Schwitzen vermehrt Salz ausgeschwitzt wird, in dem essentielle Mineralstoffe wie Natrium und Kalium enthalten sind, kann unser Flüssigkeitshaushalt durcheinander geraten. Wer genügend dünne Saftschorlen oder Mineralwasser kauft, hilft, seinen Mineralstoffhaushalt in Balance zu halten. Dann dürften hitzebedingte Kopfschmerzen, Schwindel und Kreislaufprobleme seltener vorkommen.
Was tun gegen übermäßiges Schwitzen im Sommer?
Es ist grundsätzlich wichtig, gerade im Sommer gut auf den eigenen Körper zu achten. Ausreichend Wasser und Mineralstoffzufuhr und moderat kalte Getränke und Duschen können hierbei gut helfen. Wer eiskalt trink oder duscht, muss mit einer aufheizenden Reaktion seines Körpers rechnen.
Besser sind lauwarme Duschen und Getränke. Oft schwitzen wir nach dem stark gekühlten Getränk oder einer sehr kalten Dusche, weil unser Körper denkt, die Außentemperatur sei zu kalt und er müsse uns wärmen. Tragt lieber luftdurchlässige Kleidung im Sommer, besonders Sportbekleidung kann wahre Wunder gegen Schwitzen bewirken. Synthetische Stoffe wirken kühlend und gute Fabrikate saugen den Schweiß nicht auf, sondern geben ihn an die Luft ab.
Und: Der Schock von stark klimatisierten Räumen zur Hitzewolke draußen kann dich vermehr schwitzen lassen. Gegen den Geruch könnt ihr Deodorants auftragen. Idealerweise solche ohne Aluminium, denn Aluminiumsalze werden über unsere Achseln gut aufgenommen und sind schädlich. In immer mehr überhitzten Städten gibt es inzwischen wohltuende Sprühnebel aus Wasserfontänen, die man im Vorbeigehen auf die Haut gesprüht bekommt. Wart ihr schon einmal in Wien? Dort ist diese willkommene Abkühlung inzwischen an vielen Plätzen installiert worden!