Keine Lust zum Lernen?Wie ihr durch Rituale die Motivation zum Lernen steigert
Spezielle Gewohnheiten machen in Lernphasen Mut, geben die Kraft zum Durchhalten und stärken bei Prüfungen das Selbstvertrauen. Sprachgewohnheiten können die Einstellung zum Lernen grundlegend verändern.
1. Kurz + knapp
Es kann schwierig sein zu entspannen, wenn man den ganzen Tag zu Hause ist. Gerade im Homeoffice kann es schwer werden, deinen Arbeitsplatz von deinem Raum für Freizeit zu trennen. Du kannst zum Beispiel den Ort verlassen, wie die Küche, an dem du immer lernst oder arbeitest. Wähle ein Lied aus, das du dir immer anhörst, wenn du aufhörst zu lernen.
Es ist schwer, sich jeden Tag zu konzentrieren. Corona macht es noch schwerer, sich zu konzentrieren. Überall lauern Ablenkungen. Hier kann dir ein geregelter Rhythmus helfen. Diesen musst du konsequent durchführen, damit er für dich zum Alltag wird. So machst du es dir leichter und stellst dir auch weniger die Frage, ob du nun anfangen solltest.
Solche Gedanken können sich schnell einschleichen. Es kann dir helfen, wenn du dir deinen täglichen Lernfortschritt vor Augen führst. Hake zum Beispiel eine Aufgabe auf deiner Liste mit einem grünen Haken ab. Wenn du mit Karteikarten arbeitest, lege einen Stapel für die an die du schon kannst. Dadurch visualisierst du jedes Mal deinen neuen Fortschritt.
2. Rituale, die das Anfangen erleichtern
Wer sich nicht zum Lernen motivieren kann, wird sich so lange oder häufig ablenken, bis er sein Vorhaben aufgibt oder es auf den letzten Drücker erledigt. Deshalb ist der erfolgreiche Lern-Start so wichtig. Zwei Tricks erleichtern den täglichen Einstieg:
2a. Selbstdisziplin: Ein fester Arbeitsrhythmus kann helfen
Jeder weiß, dass ein fester Arbeitsrhythmus beim Lernen ungemein hilft. Am besten arbeitest du immer zur gleichen Zeit und am gleichen Ort. Wer diese Koordinaten als feste Punkte in seinen Tagesablauf integriert hat, wird auf Ausreden wie: „Ich bin noch nicht in Stimmung zum Lernen“ gar nicht kommen, da die Arbeitszeiten zur Selbstverständlichkeit geworden sind.
Manchen kann es helfen, wenn sie ihren Lerntag an einem aufgeräumten und vorbereiteten Schreibtisch beginnen.
Beginne Deinen Lerntag zum Beispiel jeden Tag um 9.30 Uhr in der Bibliothek! Beginne Deine zweite Lerneinheit z.B. um 16 Uhr zuhause an Deinem Schreibtisch! Mach immer zur gleichen Zeit Deine Erholungspausen!
Um Dir einen festen Rhythmus anzugewöhnen, hilft es, die Lerneinheiten an bestehende Gewohnheiten anzukoppeln, die Du täglich zu einer festen Zeit pflegst.
Das morgendliche Zeitunglesen oder Radiohören bei einer Tasse Kaffee ist ein guter Vorlauf für die ersten Lerneinheit.
Und nicht wenige belohnen sich mit Pausen, wie dem Schauen ihrer Lieblings-Serie – wer sich nur mal eben schnell eine (!) Folge streamt, welche lediglich eine kurze Unterbrechung von zwei Lerneinheiten sein sollte, unterliegt schnell der Gefahr des „binge-watchings“. Hier müsst ihr selber überlegen, ob ihr genug Selbstdisziplin habt.
Ähnlich problematisch sind tägliche Verabredungen zum Telefonieren oder Facetimen, da sie nach hinten nicht zeitlich begrenzt sind, um das Gespräch zu beenden.
Eine alternative Lern-Pause kann natürlich auch der Lieblingssport sein oder ein einfacher Spaziergang.
Artikeltipp: Was tun bei Prokrastination und „Aufschieberitis“? Selbstmotivation beim Lernen erhöhen
Motivation ist Energie, die uns hilft, Ziele zu erreichen. Sie gibt Auftrieb und Kraft. Interesse, eigener Bezug sowie Begeisterung für das Studienfach unterstützen die Motivation sich hinzusetzen und zu lernen. Ihr größter Feind: Prokrastination und Aufschieberitis! Wie du dein eigener Motivationstrainer wirst, liest du hier. weiter
2b. Gepäck bereitstellen: Bereite schon für den nächsten Tag die nächste Lerneinheit vor
Das Anfangen fällt umso schwerer, je diffuser einem der Lernstoff erscheint oder je unbezwingbarer der Lernberg sich vor einem erhebt. Als Motivation für den ersten Schritt gibt es zahlreiche Sprichwörter, zum Beispiel: „Auch der Aufstieg auf den höchsten Berg beginnt mit einem ersten Schritt.“
Wem diese Vorstellung nicht hilft, der kann folgenden Trick anwenden. Der Bergsteiger macht den ersten Schritt nämlich schon am Abend vorher, indem er das fertige Wandergepäck an die Tür stellt. In der Früh muss er nur aufstehen, den Rucksack aufschnallen und los geht es.
Dasselbe gilt fürs Lernen. Mach es Dir zur Gewohnheit, die nächste Lerneinheit schon am Vortag vorzubereiten! Dadurch, dass Du genau weißt, was zu tun ist und das Arbeitsmaterial schon auf Deinem Tisch liegt, musst Du nur noch die Energie aufwenden, um Dich hinzusetzen und anzufangen!
Am Ende Deines Lerntages bzw. einer Lerneinheit:
Notiere entstandene und offen gebliebene Fragen!
Überlege, was als nächstes zu tun ist – d.h., welcher Text zu lesen, welche Aufgabe zu bearbeiten ist etc.!
Lege die dafür benötigten Materialien bereit. (Ja, damit ist gemeint, dass Du das Buch an der richtigen Stelle aufklappst, die Kopien und Textmarker auf Deinen Tisch legst oder unbeschriebene Karteikarten heraussuchst!)
3. Rituale, die Mut machen und Kraft zum Durchhalten geben
Erfolg ist die beste Motivation. Deshalb geben Zwischenerfolge bei größeren Vorhaben die nötige Kraft zum Durchhalten. Beim häuslichen Lernen sind die Lernerfolge nicht sofort sichtbar. Diese Ungewissheit kann an schlechten Tagen zu Gedankenketten der folgenden Art führen: „Weiß ich genug? Weiß ich überhaupt etwas? Die anderen wissen vielmehr! Bei mir geht alles im Kopf durcheinander. Ich weiß gar nichts. Ich werde durchfallen.“ Um diese Gedanken zu vermeiden, hilft es, sich den eigenen Lernfortschritt täglich anzusehen.
Sabine Grotehusmann (Köln) arbeitet als Autorin, Studienrätin und Trainerin mit den Schwerpunkten: Lernen und Kreativität.
www.derpruefungserfolg.de
Den täglichen Lernfortschritt wahrnehmen
Mache Dir eine der folgenden Aktivitäten zur Gewohnheit:
Hake ab oder streiche auf Deinem Lernplan durch, was Du heute schon erreicht hast!
Überfliege noch einmal den Stoff, den Du Dir heute erarbeitet hast. (Du wirst erstaunt sein, wie schnell es geht im Vergleich zum Beginn der Lerneinheit. Die Inhalte sind Dir nun vertrauter und klarer!)
Lege Deine heutigen Arbeitsergebnisse (z.B. gelernte Karteikarten, gelesene Texte, erstellte Zusammenfassungen und Schaubilder) zu dem Stapel mit dem bisher Erarbeiteten. So siehst Du, wie Dein Wissensberg stetig anwächst. Du kannst auch Deine Wohnung mit den Schaubildern plakatieren!
Sieh im Geiste, wie Du Dich z.B. beim Aufstieg auf den Eiffelturm (je nach Vorliebe geht auch der Kölner Dom oder die Siegessäule) der Spitze näherst. Heute hast Du wieder einige Stufen erklommen!
4. Rituale, die die Erholung vertiefen
Es ist nicht immer leicht, nach dem Lernen abzuschalten und sich mit gutem Gewissen zu erholen. Vor allem nicht, wenn sich der Arbeitsplatz im eigenen Wohn- und Schlafraum befindet und es keine äußeren Zeichen gibt, die das Ende des Arbeitstages anzeigen.
Wer mit dem Abschalten Schwierigkeiten hat oder in seinen Erholungsphasen von einem schlechten Gewissen geplagt wird, der sollte sich ein Ritual angewöhnen, das das Ende des Lerntages einläutet.
Den Lerntag mit einem klaren Zeichen abschließen
Klangliche, materielle und körperliche Rituale haben sich besonders bewährt. Hier einige Anregungen:
Klangliche Rituale:
Höre Dir immer das gleiche Lied zum Abschluss eines Lerntages an.
Leite Deine Freizeit mit einem Glockenklingeln, Hupen oder Gongschlag ein.
Materielle Rituale:
Wechsle die Kleidung.
Verlasse den Lernort.
Zaubere Deinen Schreibtisch mit einem Tuch weg.
Körperliche Rituale:
Mach eine Augenentspannungsübung, Yoga Liegestütze, Überkreuzübungen, Übungen gegen Rückenschmerzen oder ein Nickerchen.
5. Rituale am Prüfungstag
Alles, was Dir an diesem Tag Sicherheit und Zuversicht gibt, solltest Du tun! Es ist auch keine Schande, etwas abergläubig zu sein. Finde die für Dich passenden Rituale. Oft stellen diese sich übrigens automatisch ein, ohne Dein bewusstes Zutun. Warst Du bei einer Prüfung erfolgreich, ziehst Du vielleicht intuitiv beim nächsten Mal wieder die gleiche Hose an wie in der ersten Prüfung.
Beispiel-Rituale vor und in der Prüfung:
Vorher:
Du blätterst im Bett – noch vor dem Aufstehen – Deine Zusammenfassungen durch.
Du nimmst immer dasselbe „Prüfungsfrühstück“ zu Dir (eventuell nur Kekse und ein Heißgetränk, falls Dir Prüfungen auf den Magen schlagen).
Du ziehst Deine Lieblings- bzw. Erfolgskleidung an.
Du klopfst dreimal auf Holz oder gibst anderen Tics nach.
Du verrichtest alle Tätigkeiten in der gleichen Reihenfolge wie an jedem Prüfungsmorgen.
In der Prüfung:
Du schreibst mit Deinem Lieblingsstift.
Du trägst einen Glücksbringer oder Talisman bei Dir oder stellst ihn vor Dir auf den Tisch.
Deine Prüfungsverpflegung (z.B. Wasser, Schokolade, Nüsse) steht griffbereit.
Du trägst Deine Lieblingsuhr oder Dein Prüfungswecker steht vor Dir.
Du knabberst beim Lesen der Aufgaben an Deiner Kette oder einem Bleistift.
6. Rituale, die dich die Lernphase mit Humor ertragen lassen
Es ist allgemein bekannt, dass Sprache ein mächtiges Werkzeug ist. Menschen werden in ihrem Denken und Handeln von Wörtern beeinflusst. Dieses Phänomen kannst du auch nutzen, um dich zum Lernen zu motivieren.
Sprachgewohnheiten durchbrechen
Wenn Du bei den Wörtern „Bibliothek“, „Schreibtisch“, „lernen“, „Lernplan“ und „Universität“ Unbehagen oder Unlust verspürt, dann ersetze diese Wörter einfach durch angenehmere! Auf diese Weise förderst Du eine positive Einstellung gegenüber dem Lernen. Eigene Wörter stärken außerdem das Gemeinschaftsgefühl einer Lerngruppe. Mit Humor ist alles leichter und auch die Lernphase wird leichter erträglich.
Am besten funktioniert es mit selbst gefundenen oder selbst gebildeten Wörtern. Zur Anregung hier einige Vorschläge, wenn Dich Freunde und Kommilitoninnen folgendes fragen:
Kommst du mit ins Kino? | |
---|---|
Standard-Antwort | Alternative |
Nein. Ich muss lernen. | Nein, ich gehe noch ins Labor. |
. . . zum Training. | |
. . . in meinen Turm. | |
. . . auf die Insel. |
Was machst Du heute? | |
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Standard-Antwort | Alternative |
Ich muss in die Bibliothek. | Ich gehe ins Büro. |
Ich besuche den Tempel. | |
Ich gehe in den Palast. | |
Ich gehe auf meine Jacht. |
Kommst Du mit zum Sport? | |
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Standard-Antwort | Alternative |
Nein, ich muss in die Uni. | Nein, ich gehe ins Büro. |
Nein, ich will noch in den Zirkus. | |
Nein, ich gehe in den Zoo. | |
Nein, ich gehe ins Theater. |
Und hier noch mögliche „Synonyme“ zum Wort „lernen“: Bleistift knabbern, Pferdchen malen, schmökern, Kaffee trinken, dösen, meditieren, in der Nase bohren, chatten (mit mir selbst), Film drehen (im Kopf), studiare, etüdieren, meine Festplatte frisieren.
Weitere Lerntipps aus unserer Reihe:
- Einführung
- Lerntypen
- Lernplatz
- Zeitmanagement
- Selbstmotivation
Hier bist Du jetzt: Motivation durch Rituale
- Konzentration
- Aufmerksamkeit + Tunnelblick
- Lerntechniken
- Prüfung
- schriftliche Klausur
- mündliche Prüfung
- Blackouts überwinden
- Was ist Prüfungsangst?
- Lernmethoden für Vielbeschäftigte
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Das oben genannte Datum zeigt das Datum der letzten Bearbeitung und Aktualisierung an – der Artikel wurde am 17. April 2013 erstmalig auf Studis Online veröffentlicht.