Spicken erlaubt?Tipps für deine Open-Book Klausur
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Von Michael Wudi*
Bei Open Book Klausuren darfst du spicken – zumindest in allen Büchern, Skripten und Notizen, welche vorab von den Dozent*innen explizit freigegeben wurden. Es kann sogar sein, dass technische Hilfsmittel wie ein Laptop oder Tablet erlaubt sind. Diese Form der Klausur ist insbesondere seit der Corona-Pandemie verbreiteter geworden: Da damals plötzlich die meisten Klausuren online am heimischen Schreibtisch stattfanden, war das Prinzip Open Book eine einfache Möglichkeit, Prüfungen durchzuführen. Aber wer denkt, dass dies was ganz Neues ist, irrt. Der deutsche Begriff heißt etwas altertümlich „Kofferklausur“ ... heutzutage würde man wohl eher eine Fahrradtasche oder einen E-Book-Reader voll Bücher mitbringen als einen Koffer. 😅Was ist eine Open Book Klausur?
Warum gibt es Open Book Klausuren?
Während eine „normale“ Klausur – also closed book – zumindest teilweise auf Auswendiglernen ausgelegt ist, ist dies beim Open-Book-Exam natürlich anders: Hier liegt der Schwerpunkt auf Synthese & Transfer – also dem Übertragen von erlerntem Wissen auf ein Beispiel mit veränderter Aufgabenstellung.
Die Anforderung ist somit deutlich komplexer als die Reproduktion von Karteikärtchen und dem Skript. Zumindest in der Theorie, bei „guter“ also anspruchsvoller Aufgabenstellung. Der Hintergedanke ist es, die sogenannten „problemlösungsorientierten Kompetenzen“ zu fördern – was Sinn macht in einer Welt, wo evidenzbasiertes Wissen schnell verfügbar ist.
Sind Open Book Klausuren leichter?
Wie gesagt: In der Theorie zielt diese Prüfungsform auf auf den Transfer von Wissen ab. Somit ist die Komplexität der Aufgabenstellung in der Regel höher, wenn die Klausur „gut“ konzipiert ist.
Unserer studentischen Mitarbeiterin Faroza Adam fällt bei Open Book spontan folgendes ein:
„Die sind echt anders als normale Prüfungen, weil man zwar alles dabei haben darf, aber du total unter Zeitdruck stehst und schnell die richtigen Sachen finden musst.“
Wahrscheinlich ist es eine Typ-Sache: Wer auswendig Lernen öde findet und beim Wort Speed Reading die Krise bekommt, wird sich vielleicht eher mit dieser Art von Prüfung anfreunden. Wer dagegen ein Ass im Wissenspeichern ist jedoch für einen Transfer mehr Zeit und Ruhe benötigt, wird bei Open Book stärker herausgefordert.
Da einige Dozent*innen dazu tendieren, die Aufgaben bei Open Book sehr schwierig zu gestalten, solltest du Lösungswege verinnerlichen.
Welche Hilfsmittel sind bei einer Open-Book-Klausur erlaubt?
Alles, was die:der Prüfer:in vorab erlaubt hat! Das Spektrum kann klein bis ganz groß sein:
eigene Zusammenfassungen
(bestimmte) Bücher
Formelsammlung
Skript der Vorlesung
Laptop / Tablet mit Internetzugang
...
Besonders ein Computer öffnet natürlich potentiell Tür und Tor zu vielen Dingen, da nicht nur E-Books und die Skripte verfügbar sind – theoretisch sind das ganze Internet aber auch KI-Anwendungen wie ChatGPT zugänglich. Es kann sein, dass ihr explizit spezielle Programme anwenden müsst, wie z.B. für Statistik oder Coding. Welche Anwendungen für die Klausur freigegeben sind, unterliegt jedoch wie gesagt den Prüfer:innen.
Und auch wenn manche Kommiliton:innen wie ein „offenes Buch“ sind – Reden während der Klausur ist nicht gestattet. Oder gar die Kontaktaufnahme mit anderen Menschen via Messenger & Co.
10 Tipps für die Open-Book-Klausur
Je nachdem, was erlaubt ist!
Packe das gesamte Skript in eine PDF. Und Strg+f ist dein Freund.
Im (analogen) Skript sind redundante Folien? Wer diese entfernt, spart etwas Zeit beim Durchforsten.
Mache Markierungen in deinen Unterlagen – egal ob digital oder oldschool auf Papier.
Ein Inhaltsverzeichnis kann dir auch beim Finden helfen.
Erstelle dir individuelle Zusammenfassungen oder Formelsammlungen, welche für dich wichtig sind.
Wer E-Books statt Hard-Books mitnimmt, muss nicht nur weniger schleppen. Mit der Suchfunktion lassen sich Infos schneller finden!
Fallbeispiele! Um dein Wissen zu vertiefen, versuche dieses auf andere Fälle zu übertragen, Rechnungen zu üben etc. Vielleicht findest du welche im Netz oder in Alt-Klausuren?
Apropos Alt-Klausuren: Wenn solche vorhanden sind, kannst du mit ihr auch eine Trockenübung zuhause machen.
Lösungswege verinnerlichen – das ist wohl das wichtigste, worauf du deine Vorbereitung setzen solltest.
Alles am Start? Packe am besten am Tag vor der Klausur alle Utensilien bereit, was du brauchst. Checke eventuell deinen Laptop ob alles funktioniert. Auch an das Ladekabel gedacht? Du darfst nur Papier mitnehmen? Dann drucke alles rechtzeitig aus, damit du keine bösen Überraschungen erlebst.
Zum Schluss wünschen wir noch viel Erfolg – und vergesst eins nicht: Mathe wurde in der Schule damals auch nicht einfacher, als man plötzlich eine Formelsammlung mitnehmen konnte. 🫣
Kurz + knapp
Du darfst in die Klausur alles mitbringen und benutzen, was die Dozent*innen freigegeben haben.
Alles, was die Dozent*innen freigegeben haben, wie bspw. Bücher, Skripte, Notizen, Formelsammlungen oder sogar Laptops / Tablets.
Wahrscheinlich eher nein, weil du dein Wissen auf andere Fälle übertragen und neue Lösungen finden musst.
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* An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Faroza Adam für die Mithilfe an diesem Artikel!