Aufgepasst!Konzentration und Grundlagen des Lernens
Inhalt
1. Kurz + knapp
Viel vom Druck der Überforderung kann von dir selbst kommen. Kommilitonen:innen, die viel mehr lernen als du, oder Ansprüche von außen können dir viel Gewicht auf deine Schultern laden. Denke daran, dass jede:r sein/ihr eigenes Tempo hat. Nimm dir genügend Zeit für Dinge die dir schwer fallen, Manche können besser auswendig lernen, anderen liegt zum Beispiel das freie Schreiben.
Alles, was dich vom Lernen ablenkt, ist ein Energiedieb. Das können die Klamotten auf dem Boden sein, die noch nicht weggeräumt wurden, der tropfende Wasserhahn oder das nicht gespülte Geschirr sein. Gehe diese Probleme an und sorge für eine gute Arbeitsatmosphäre, so stauen sich auch weniger Probleme auf.
Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen. Die Methode des eigenverantwortlichen Lernens scheint jedoch die vielversprechendste zu sein. Neben der Lernmethode gibt es aber noch andere Dinge, auf die du achten solltest. Eine gute Ernährung und ausreichend Bewegung und Schlaf sind ebenso wichtig.
2. Überforderung verhindern!
Insbesondere Studierende geraten leicht in die Falle der Überforderung. Da ist der Kommilitone, der vermeintlich viel mehr lernt und erreicht als man selbst, da sind Eltern und Freunde die bestimmte Ansprüche und Maßstäbe haben, da ist möglicherweise Zeitdruck durch BAföG, Studiengebühren oder Prüfungsordnungen – und nicht zuletzt der eigene Ehrgeiz.
Hier muss man sich vor Augen führen: Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo und seine eigene Kapazität. Und diese ist bei jedem Menschen beschränkt. So kann man nur eine bestimmte Anzahl von Fakten gleichzeitig wahrnehmen und verarbeiten, vieles muss wiederholt werden und in das vorhandene Netzwerk eingefasst werden, damit es im Gehirn verbleibt. Hinzu kommen individuelle Eigenheiten. So fällt es der einen leicht, auswendig zu lernen, der andere muss sich jeden Satz mehrfach vorsagen, ist dafür aber in einem anderen Gebiet wieder schneller.
Auch kommt es auf die Art an, mit der man lernt. Nicht wenige fangen knapp vor der Klausur an, sich intensiv mit einem Fachgebiet zu beschäftigen und somit ähnliche Informationen aufzunehmen – zum Beispiel Vokabeln lernen. Dies ist das sogenannte „massierte Lernen“, welches in Studi-Kreisen oft als „Bulimie-Lernen“ bezeichnet wird. Je länger man sich ausschließlich mit einem Stoff beschäftigt, desto weniger kann neu aufgenommen werden. Das heißt, dass der Lernzuwachs geringer wird.
Diesen Effekt fängt das „verteilte Lernen“ auf. Hier wird eine Pause eingelegt und dann mit einem anderen Sachgebiet weitergemacht. Zwar wird das zuvor Gelernte nun unweigerlich vergessen, kann jedoch durch wiederholen leicht reaktiviert werden. Im Endeffekt erreicht man mittels des verteilten Lernens mehr, als durch stures Pauken. Nicht ohne Grund hat die „Bulimie-Lern“-Methode genau deswegen ihren Namen verdient: Alles Wissen schnell rein und alles komplett raus am Tag der Klausur – und das nur im besten Fall!
3. Was hindert am Lernen?
Hinderlich am konzentrierten Lernen sind Dinge, Umstände und Verhaltensweisen, die Energie abziehen, da sie nerven. Alles was einen nervt, kann eine Lern-Dämmschicht um die Wissbegier und die Motivation aufbauen. Zumeist werden sie aber toleriert oder ignoriert. Dies können zum Beispiel die immer herumliegenden Klamotten der Partnerin, das ungespülte Geschirr des WG-Genossen ebenso sein, wie der tropfende Wasserhahn im Badezimmer oder das Hemd, welches schon seit Wochen gebügelt werden müsste. Es handelt sich somit um Kleinigkeiten, die durch ihre Fülle und Regelmäßigkeit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Energie fressen.
Wer immer zu viele Bücher ausleiht, sie aber aufgrund der Menge gar nicht verarbeiten kann, setzt sich selbst unter Stress.
Ob ein Energiedieb vorliegt, lässt sich mit folgender Überlegung herausfinden: Was für ein Gefühl stellt sich bei der Vorstellung ein, der Umstand sei beseitigt? Ist es Erleichterung, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Energiedieb.
Wichtig ist, sich diese Umstände bewusst zu machen. Hier hilft es, eine Liste anzulegen und diese über mehrere Wochen zu ergänzen. So wird ein Gespür für die unmerklichen Energiefresser entwickelt. Auch unlösbare Dinge fallen hierunter.
Als nächstes ist zu überlegen, welche dieser Probleme Schlüsselfunktionen haben: Wenn bei ihrem Wegfall automatisch auch andere Blockaden entfallen, so haben sie eine Schlüsselfunktion. Die Energiediebe sollten nun – beginnend bei den umfassenden – aufgelöst werden. Hier hilft oft auch das Gespräch mit Freunden, wenn einem selbst die Ideen fehlen.
Der positive Effekt wird sich bald bemerkbar machen: Probleme im Alltag werden nicht mehr umschifft, sondern gelöst. Energie für die wichtigen Dinge des Lebens wird frei und durch sofortiges Bewältigen von Problemen staut sich weniger auf, mentale Bremsklötze haben so keine Chance zu entstehen. Eigene Ziele, Bedürfnisse und Wünsche werden klar formuliert, können vom Umfeld umgesetzt werden und harmonisieren somit auch zwischenmenschliche Beziehungen.
4. Who is the boss: Wer entscheidet über das Lernen?
Es gibt unterschiedliche Einstellungen zum Lernen. Sie lassen sich auf drei Kategorien herunter brechen.
Nicht wenige Studierende lernen nur die Inhalte, auf die sie Lust haben und dann, wann sie Lust haben. Der Lern-Stoff wird nicht strukturiert – und unbeliebte Inhalte werden oftmals in letzter Sekunde reingepaukt. (Auf die Nachteile vom Bulimie-Lernen sind wir oben bereits eingegangen.)
Andere orientieren sich an äußeren Normen, wie den Eltern, ProfessorInnen oder KommilitonInnen. Hier ist das Herangehen ähnlich dem in der Schule.
Die effektivste Variante ist jedoch
die des eigenverantwortlichen Lernens. Der zu lernende Stoff wird ausgewählt. Persönliche Lernerfahrung, der Alltag, das bereits vorhandene Wissen werden berücksichtigt, die Bedürfnisse nicht missachtet. Der Lernstoff wird nach Wichtigkeit eingeteilt und es wird ein realistisches Ergebnis angestrebt. Du selbst solltest am besten wissen, wo deine Stärken liegen – und wo Fallstricke sein könnten.
5. Auch wichtig: Genug Schlaf und Entspannung, gesunde Ernährung und körperliche Fitness
Eine vernünftige Ernährung hilft mit, wenn es darum geht, konzentriert zu bleiben.
Für ein effektives Lernen ist es auch wichtig dass dem Körper ein Rhythmus zugestanden, d.h. regelmäßig und ausreichend geschlafen und gegessen wird. Insbesondere ist auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Wenig Zucker (d. h. wenig Süßes!), dafür Kohlenhydrate die langfristig Energie geben (Brot, Nudeln, Kartoffeln) und viel Obst und Gemüse. Aufputschende Mittel (Kaffee, Energydrinks) führen nicht zu erhöhter Aufnahmebereitschaft des Gehirns. Sie können im Gegenteil sogar Unruhe, Angst und Panik vor einer Prüfung erhöhen.
Auch ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, am besten in Form von Wasser, ungesüßten Kräuter- und Früchtetees oder Fruchtsaft mit Wasser, zu achten.
In der Lernzeit ist es ebenfalls wichtig, ausreichend Bewegung zu haben: Dies fördert die Durchblutung und Sauerstoffzufuhr für den Körper (...und somit auch für das Hirn!). Viel Sitzen macht auf Dauer müde. Deswegen ist zum Ausgleich Bewegung wichtig: Mit deinem Lieblingssport oder zumindest der täglichen Fahrradfahrt zum Campus. Und es passt doch wunderbar in eine neue Zeitplanung, sich eine schöne Sportart auszuwählen. Die meisten Hochschulen haben ein hervorragendes Hochschulsportprogramm.
Wer frustriert oder wütend ist, zu viel Stress hat und sich einmal austoben muss, für den bieten sich Ausdauersportarten, Squash oder Kampfsport an.
Zudem sollte man darauf achten, nicht mit leerem Magen zu lernen. Hunger stört die Konzentration. Dies ist jedoch auch für einen vollen Bauch der Fall. Optimal ist daher, entweder eine Pause nach dem Essen zu machen oder nur einen kleinen Snack zu sich zu nehmen.
Als Entspannung bieten sich Verfahren wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung an. Viele Hochschulen bieten sogar speziell für Studierende Entspannungskurse an. Auch die Krankenkassen haben hierzu Materialien und übernehmen bei Kursen bis zu 80 % der Kosten (bitte individuell nachfragen!).
Studis Online wünscht viel Erfolg für die nächste Klausur-Phase!
6. Weitere Lerntipps aus unserer Reihe
- Lerntypen
- Lernplatz
- Zeitmanagement
- Selbstmotivation
- Motivation durch Rituale
Hier bist du jetzt: Konzentration
- Aufmerksamkeit + Tunnelblick
- Lerntechniken
- Prüfungen meistern
Anmerkung der Redaktion:
Das oben genannte Datum zeigt lediglich das Datum der letzten Bearbeitung und Aktualisierung an – die Erst-Veröffentlichung des Artikels liegt schon länger zurück.