AuslandsstudiumStudieren in Dänemark
Von Angela Strauß, aktualisiert durch die Studis Online-Redaktion
1. Häufige Fragen
Studiengebühren muss man in Dänemark keine zahlen. Die Lebenshaltungskosten sollten mit monatlich 5960,- bis 8950,- DKK (Dänischen Kronen) (entsprechend 800,- bis 1.200,- €; Stand 2024) eingeplant werden. Lebensmittel kosten ca. ein Viertel mehr als in Deutschland. Alkohol, Kosmetikartikel, Kinoeintritt und ähnliches sind durch die höheren Steuern (moms) noch deutlich teurer, teilweise bis zu 65 Prozent.
EU-BürgerInnen dürfen ohne Visum nach Dänemark. Bei einem Aufenthalt von mehr als drei Monaten ist jedoch eine „Registrierung“ notwendig. Dazu beantragt man seine „Aufenthaltsgenehmigung“ bei der lokalen Ausländerbehörde (folkeregisteret) und meldet sich damit dann in der eigenen Kommune (kommune) an.
Am günstigsten lässt es sich in staatlichen Wohnheimen (ungdomsboliger) leben. In einigen Universitätsstädten helfen Wohnungsvermittlungen (bolig-formidling) – oder man sucht im Internet. Wohngemeinschaften (faellesskab) von Studierenden sind üblich und lassen sich ebenfalls über das Internet oder durch Aushänge vor Ort finden.
2. Warum Dänemark?
Dänemark (Danmark) – das ist nicht nur die Dannebrog (die rot-weiße Fahne), Legoland und Lakritze, Carlsberg- und Tuborgbier, das dänische Gemütlichkeitskonzept „Hygge“ sowie Design nach Arne Jacobsen und Dogma-Filme nach Lars van Trier, die Märchen nach Hans Christian Andersen und Physiktheorie nach Niels Bohrs. Dänemark, das ist viel mehr!
Zu Dänemark gehören Dinge, die nicht im Reiseführer stehen und sich auch nicht bei einem Urlaub im Ferienhaus erleben lassen. „Kleinigkeiten“, die mensch selbst entdecken muss. Das kleine Land im Norden beeinflusste und beeinflusst noch immer andere Länder. Dänemark und Deutschland verbinden Kultur, Sprache, Wirtschaft und Vergangenheit miteinander.
3. Das dänische Bildungssystem
Wie andere skandinavische Länder erfährt Dänemark für sein ganzheitliches und erfolgreiches Bildungssystem international Anerkennung. Die Hochschulen bauen auf dem Besuch des Kindergartens (børnehave), der zehnstufigen einheitlichen Grundschule (folkenskolen) und des Gymnasiums auf.
Die weiterführende Ausbildung (videregående uddannelser) in Dänemark findet an Universitäten (universiteter) und projektorientierten Universitätszentren (universitetscenter) sowie im Rahmen von Studienprogrammen mit starkem Praxisbezug an außeruniversitären Einrichtungen statt. An allen Hochschulen fallen in der Regel keine Studiengebühren an.
An allen drei Einrichtungen kann der Bachelorgrad erworben werden. An den Universitäten führt nach diesem dreijährigen Kurs in einem bestimmten Fachgebiet ebenso wie nach dem zweijährigen interdisziplinären Grundstudium an den Universitätszentren ein zweijähriger Kurs weiter. Dieser wird mit dem Grad des Candidatus (kandidateneksam) bzw. einem Master abgeschlossen, der Voraussetzung für das dreijährige Ph.D.-Studium ist, in dessen Rahmen die Dissertation geschrieben, verteidigt und veröffentlicht wird.
Grafik: Das dänische Bildungssystem
4. Studieren in Dänemark
Das akademische Jahr ist in zwei Semester eingeteilt. Das dänische Frühlingssemester beginnt und endet zeitiger als das deutsche Sommersemester. Das dänische Herbstsemester fängt schon im September an und mit ihm beginnt auch das Studienjahr. Vielfach kann das Studium nur mit dem Herbstsemester aufgenommen werden.
Natürlich solltest du vor lauter Lernerei nicht die Gelegenheit verpassen, an einem schönen Wochenende einen Trip an die Nord- oder Ostsee zu machen!
Die Zulassung zu den Studiengängen ist beschränkt und muss bei der jeweiligen Hochschule mit dem Nachweis der Hochschulreife beantragt werden, es sei denn, man nimmt an einem Austauschprogramm teil.
„Erasmus“-Studierende bekommen einen Studienplatz für das Partnerinstitut über die jeweils eigenen KoordinatorInnen vor Ort.
Es lohnt sich, auch bei anderen Fachbereichen nach „Erasmus-Restplätzen“ zu fragen und zu klären, ob man an der jeweiligen dänischen Hochschule auch Lehrveranstaltungen anderer Fächer besuchen kann. Für Gaststudierende ist die Teilnahme an Veranstaltungen anderer Fakultäten allgemein bereichernd. Meist wird man freundlich und unbürokratisch in allen Kursen aufgenommen.
Informationen und Hilfe zu jeglichen studentischen Problemen kann man in Dänemark sowohl bei den sieben regionalen Beratungszentren (studievalg-centre) suchen als auch, im Falle von organisatorischen Fragen, bei der Studienberatung (Studievejlederne), bei sozialen und psychischen Problemen auch bei der Studierendenberatung (studievejledningen) der jeweiligen Hochschule. AnsprechpartnerInnen können auch die jeweilige Studierendenschaft des Faches sowie der Allgemeine Studierendenausschuss (studenterråd) sein.
5. Leben in Dänemark
Sprachkenntnisse
Der Rathausplatz in Kopenhagen im Winter; statt mit Touristen voll mit Tauben.
In einem Land mit gerade einmal 5,9 Millionen EinwohnerInnen weiß man um die Grenzen der Muttersprache. Daher wird im akademischen Leben und in der Alltagswelt Englisch und auch teilweise Deutsch gesprochen. Die Dänen verstehen besonders im Süden und in den Tourismusgebieten Deutsch. Englisch ist weit verbreitet, insbesondere im Großraum Kopenhagen.
Dennoch sollte man keinesfalls die Mühe scheuen, sich die dänische Sprache anzueignen. Denn nicht nur, um zu einzelnen Studienfächern zugelassen zu werden und um an dänischen Lehrveranstaltungen teilnehmen zu können, sondern auch um in den Alltag „einzutauchen“, muss man Dänisch lernen. Selbst wenn an den Universitäten Englisch geschrieben und gelehrt wird, diskutiert man vor allem doch in der dänischen Muttersprache.
Es erschließen sich bereits nach einem Jahr intensiven Dänischlernens zahlreiche Informationsquellen. Dafür werden an den Universitäten Intensiv- und Semesterkurse angeboten.
Mit Radio, Zeitung und Fernsehbeiträgen via Internet kann man sich der dänischen Sprache schon vor dem Aufenthalt im Land annähern.
Aufenthaltsgenehmigung und Gesundheitsversorgung
EU-BürgerInnen dürfen ohne Visum nach Dänemark. Bei einem Aufenthalt von mehr als drei Monaten ist jedoch eine „Registrierung“ notwendig.
Man beantragt seine „Aufenthaltsgenehmigung“ bei der lokalen Ausländerbehörde (folkeregisteret) und meldet sich damit dann in der eigenen Kommune (kommune) an. Dort erhält man die CPR-Nummer (einen Chipkartenausweis), den man für Arztbesuch, Kontoeröffnung und andere Verwaltungsdinge benötigt. Nicht selten sind die AnsprechpartnerInnen der Kommune im örtlichen Rathaus (rĺdhus) zu finden.
Die Kommune ist grundsätzlich ein guter Anlaufpunkt, denn diese nimmt in der dänischen Verwaltungsstruktur eine wichtige Rolle ein.
Die ärztliche Notversorgung ist stets gewährleistet. Auch die Gesundheitsversorgung läuft über die dänische Kommune, wo man sich für einen (Haus-)Arzt oder eine Gemeinschaftspraxis entscheiden muss. Wenn man registriert ist und eine CPR-Nummer vorweisen kann, werden die Behandlungskosten teilweise vom dänischen Staat bezahlt, sonst greift die Auslandsversicherung der deutschen Krankenkasse. Diese erstattet teilweise die Ausgaben und anteilmäßig Zahlungen bspw. für Zahnbehandlung und Medikamente nachträglich zurück.
Wohnen
Die durchschnittliche Miete für ein Zimmer liegt umgerechnet bei um die 300 € – in Städten wie Kopenhagen, einer der teuersten Städte der Welt, liegen die Kosten logischerweise deutlich darüber. Internetzugang, Energie- und Wasserversorgung sind oft inbegriffen. Am günstigsten lässt es sich in staatlichen Wohnheimen (ungdomsboliger) leben. In einigen Universitätsstädten helfen Wohnungsvermittlungen (bolig-formidling) – oder man sucht im Internet, sofern man nicht durch sein Austauschprogramm bereits ein Wohnangebot bekommt.
Wohngemeinschaften (faellesskab) von Studierenden sind üblich und lassen sich ebenfalls über das Internet oder durch Aushänge vor Ort finden. Unter anderem in Kopenhagen ist der Wohnungsmarkt angespannt, daher sollte rechtzeitig nach dem eigenen Zimmer gesucht werden.
Gesellschaft, Politik und Kultur
Die dänische Gesellschaft ist einerseits durch die Tradition des Wohlfahrtsstaates sowie des Konsensmodells geprägt, zum anderen durch die konservative Politik der letzten Jahre. Jedoch gab es nach Jahren konservativer Regierungen von 2019 bis 2022 zunächst eine sozialdemokratische Minderheitsregierung und seit 2022 eine sozialdemokratisch geführte Koalition mit Venstre und Moderaten.
Das Parlament heißt „Folketing“. Ihm gehören neben der Regierungspartei „Socialdemokraterne“ noch zehn andere Parteien an, u.a. die liberalkonservative „Venstre“ (übersetzt heißt das „Linke“, was jedoch nicht viel mit ihrer politischen Ausrichtung zu tun hat), die "Moderaterne" (liberal-zentristisch), die Dansk Folkeparti (rechtspopulistisch), Radikale Venstre, die Socialistisk Folkeparti und Enhedslisten (rot-grün).
Religion meint vor allem die protestantische Kirche in Dänemark. Die so genannte Folkekirche ist in allen Orten zu finden und mit den Feiertage sehr gegenwärtig. So spielt bspw. Weihnachten eine große Rolle. Dänemark ist stark vom protestantischen Christentum geprägt.
Die regionalen politischen, religiösen und kulturellen Vereine und Gruppen bieten gute Möglichkeiten, um Einblick in die dänische Gesellschaft zu bekommen und Kontakte zu knüpfen. Die Adressen und AnsprechpartnerInnen lassen sich über das Internet oder die Kommune herausfinden.
Die wichtigsten dänischen Medien sind neben dem staatlichen Fernsehen und Radio die Zeitungen, besonders „Politiken“, „Berlingske“ und „Jyllands-Posten“ – an öffentlichen Plätzen wird die „Metroxpress“ kostenlos verteilt. Englischsprachige Medien sind die „Copenhagen News“ oder die „Post“ und natürlich internationale Fernsehsender, die sich problemlos empfangen lassen.
Das riesige und populäre Rockfestival in Roskilde, einer Stadt westlich von Kopenhagen, findet jedes Jahr im Sommer statt. Das gesamte Festival wird von ehrenamtlichen Helfern organisiert.
Es gibt ein breites Freizeit- und Kulturangebot, besonders während der Sommermonate. Ob Museen, Kneipen, Konzerte oder Jugend-/Studierendenclubs – was immer man sucht, man bekommt durch die Tourismusinformation und das Informationsmaterial der Kommunen schnell einen Überblick.
Mit dem Studierendenausweis der dänischen Universität kann der Preisnachlass bei Museen größer sein als beim Verwenden des Internationalen Studentenausweises (ISIC).
Die öffentlichen Stadtbibliotheken sind kostenlos zu nutzen und sehr gut auch mit Fachbüchern und internationalen Zeitungen ausgestattet. Außerdem sind sie Orte, an denen die regionalen Kulturveranstaltungen angekündigt werden.
6. Kosten und Finanzierung des Auslandsstudiums in Dänemark
Lebenskosten für Studierende
Die Preise für Lebensmittel sind etwa ein Viertel höher als in Deutschland. Für Alkohol, Kosmetikartikel, Kinoeintritt und ähnliches muss man jedoch durch die höheren Steuern (moms) mit einem noch größeren Preisunterschied rechnen.
Wie unterscheiden sich die Preise in Dänemark zu denen in Deutschland? | |
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Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: März 2024. Die Tabelle zeigt den Unterschied der Preise in Dänemark im Vergleich zu Deutschland. Nicht im Vergleich enthalten sind die Mieten. | |
Gesamt | +31 % |
Lebensmittel & Getränke | +7 % |
Brot, Reis, Müsli, Nudeln, Backwaren | +25 % |
Obst, Gemüse & Kartoffeln | -1 % |
Milchprodukte & Eier | +11 % |
Fleisch | -26 % |
Fisch | -6 % |
Alkoholische Getränke | +57 % |
Anderes | |
Kleidung & Schuhe | +30 % |
Energie | +16 % |
Bus, Bahn, Schiff & Flugzeug | +41 % |
Telefon, Internet & Post | -18 % |
Freizeit, Zeitungen & Bücher | +35 % |
Restaurants & Hotels | +32 % |
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke: Brot und Nährmittel, Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier, Öle und Fette, Früchte und Gemüse, Kartoffeln, andere Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke.
Brot und Nährmittel: Reis, Müsli, Mehl, Brot, andere Backwaren, Nudeln
Fleisch: Rind- und Kalbfleisch, Lamm, Geflügel, Wurstwaren
Fisch: Frischfisch, gefrorener Fisch und Meeresfrüchte, verarbeitete Fisch- und Meeresfrüchte
Milchprodukte und Eier: Frischmilch, haltbare Milch, andere Milchprodukte, Käse, Eier
Obst, Gemüse und Kartoffeln: frisches, gefrorenes und konserviertes Obst bzw. Gemüse und Kartoffeln
Alkoholische Getränke: Wein, Bier, Spirituosen
Bekleidung und Schuhe: ohne Dienstleistungen wie Reinigung
Energie: Strom, Gas und andere Brennstoffe
Transportdienstleistungen: Personenbeförderung im Schienenverkehr, Straßenverkehr, Schiff und Luftverkehr
Kommunikation: Postdienstleistungen, Telefone und Dienstleistungen Telekommunikation
Freizeit, Unterhaltung und Kultur: Audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitende Geräte, Dienstleistungen für Erholung und Kultur, Garten- und Tierbedarf, Zeitungen und Bücher
Restaurants und Hotels: Restaurants, Cafés, Pubs, Bars, Kantinen, Hotels, Jugendherbergen usw.
Bankgeschäfte, Geldauszahlungen und ähnliches sin vergleichbar mit jenen in Deutschland. Wichtig ist, dass man zur Eröffnung eines Kontos, fast immer die CPR-Nummer benötigt, die man zusammen mit der Aufenthaltsgenehmigung erhält. Einige Banken akzeptieren auch einen Pass.
Für Studierende fallen normalerweise keine Kontoführungsgebühren an. Die Dänen bezahlen meist mit der Kreditkarte, aber das Leben lässt sich auch noch ohne meistern.
Das Rad ist das Verkehrsmittel schlechthin in Dänemark.
Im Öffentlichen Nahverkehr sind die Fahrkarten teuer. Im Großraum Kopenhagen findet man das „Klipkartensystem“. Wer viel mit dem Zug unterwegs sein möchte, sollte über eine dänische Bahnkarte nachdenken. Informationen hierzu wie auch zu Reiseverbindungen finden sich auf den Internetseiten der dänischen Bahn, jedoch müssen die Preise häufig direkt am Bahnhof erfragt werden. Die Züge können schon mal einige Minuten Verspätung haben.
Ein Fahrrad gebraucht in Dänemark kaufen oder mitnehmen spart Geld beim Unterwegssein.
Bei den Fortbewegungsmitteln ist das Fahrrad unersetzlich. In diesem flachen Land mit seinem sehr guten Radwegesystem nebst prima Ausschilderungen gibt es keine Hindernisse, solange für Regenwetter passende Kleidung bereit ist.
Finanzierung des Auslandsstudiums
Da keine Studiengebühren und Versicherungskosten anfallen, gilt es, „nur“ die Reise- und Lebenskosten zu finanzieren. Als BAföG-EmpfängerIn oder StipendiatIn eines Förderungswerkes gibt es sogar eine Pauschale für Fahrtkosten.
Im Erasmus-Programm erhält man ebenfalls finanzielle Unterstützung. Für Informationen zu weiteren Austauschprogrammen und Stipendien kann auch der Blick auf die Internetseiten anderer Länder hilfreich sein.
7. Links zu weiteren Informationen
Auf Studis Online zum Thema Auslandsstudium
Die Autorin
Angela Strauß, Jahrgang 1980, war Studentin der Geschichte, Kunstgeschichte und Religionswissenschaft an der Universität Potsdam und der Freien Univesität Berlin. Auslandsstudium in Roskilde 2003-2004.
Der Artikel wird regelmäßig von der Studis Online-Redaktion ergänzt und aktualisiert, zuletzt am oben rechts angegebenem Datum.