AuslandsstudiumStudieren in Belgien
Eine Spezialität: Belgische Waffeln... yummie!
1. Kurz + knapp
In Belgien gibt es zwei Arten von Hochschulen. Es gibt Universitäten, die für wissenschaftliche Ausbildungen zuständig sind und es gibt Hochschulen die den deutschen Fachhochschulen ähneln. Sie vermitteln besonders angewandte Kenntnisse. Mehr findest du hier.
Das kommt auf Hochschule und Gebiet an. Im französischen Teil wird das Studienjahr häufig in drei „quadrimestres“ aufgeteilt, in Flandern ist es, wie in Deutschland auch, in zwei Semestern geteilt. Genaueres findest du hier.
Ja, bei den meisten belgischen Hochschulen brauchst du einen Sprachnachweis. Meist entweder Französisch oder Flämisch, das kommt ganz auf den Landesteil an, in dem sich deine Hochschule befindet. Mehr über Zulassungsvoraussetzungen kannst du hier lesen.
2. Gründe für ein Studium in Belgien
Mittendrin im Herzen Europas: Belgiens Lage, Geschichte und natürlich auch Bedeutung im europäischen Kontext garantieren dem kleinen Königreich Sonderstatus. An insgesamt elf Universitäten kannst du in Belgien studieren, dazu kommen einige wenige den Universitäten gleichgestellte Einzelfakultäten, zahlreiche Hochschulen (Hautes Ecoles/Hogescholen) und mehrere Kunsthochschulen.
Interessant oder abschreckend? Der Konflikt zwischen den Sprachgemeinschaften
Belgien ist durch die Flämische (niederländischsprachig / Region Flandern) und Französischsprachige (Region Wallonien / im Süden Belgiens) Gemeinschaft geprägt. Daneben gibt es auch noch eine kleine deutschsprachige Gemeinschaft im Osten des Landes. Die Rivalität zwischen den beiden großen Regionen existiert bereits seit dem 19. Jahrhundert und durchzieht das gesamte öffentliche Leben.
Zahlreiche Staatsreformen haben aus Belgien einen föderalen Staat gemacht, bei dem sehr viele Kompetenzen auf die Ebene der Sprachgemeinschaften (bzw. Regionen, was teilweise zusammenfällt) transferiert wurden. Einen Sonderstatus hat die Region Brüssel-Hauptstadt, dort sind sowohl Französisch als auch Niederländisch Amtssprache, die Sprachgemeinschaften teilen sich ihre Kompetenzen.
Auch auf Hochschulebene wirkt(e) sich der Konflikt aus, besonders deutlich zu sehen an der Universität in Löwen (im flämischen Gebiet). Diese hatte bis Ende der 1960er Jahre eine französisch- und eine niederländischsprachige Abteilung. Im Rahmen der Studentenrevolten 1968 eskalierte der schon bestehende Konflikt derart, dass er nur dadurch gelöst werden konnte, dass der französischsprachige Teil als eigenständige Uni nach Wallonien in eine eine hierfür neu gegründete Retortenstadt (Louvain-la-Neuve; dt. Neu-Löwen) verlegt wurde.
Die Konflikte zwischen den Sprachgruppen mögen einige abschrecken – könnten aber auch als ein interessantes Studienobjekt verstanden oder einfach nur nebenbei beobachtet werden.
3. Studiensystem in Belgien
In Belgien existieren zwei Hochschultypen: der universitäre Bereich ist für die wissenschaftliche Ausbildung zuständig, während an den außeruniversitären Einrichtungen vor allem angewandte Kenntnisse vermittelt werden (ganz grob kann letzteres also mit den deutschen Fachhochschulen verglichen werden. Daneben zieht sich natürlich auch im Hochschulsystem die Trennung der Sprachgemeinschaften durch.
Universitäten findest du in Belgien nur in der französischen und der flämischen Gemeinschaft. In der deutschsprachigen Sprachregion ist die Autonome Hochschule Ostbelgiens allein auf kleiner Flur und ist mit einer Fachhochschule in Deutschland vergleichbar. Dies ist der einzige Ort in Belgien, wo ein Studium auf Deutsch stattfindet – das Studienangebot ist jedoch sehr überschaubar und beschränkt sich auf Bildungswissenschaften, Krankenpflege und Verwaltung. Wer sich für ein universitäres Studium interessiert: im wallonischen Teil Belgiens ist Französisch Voraussetzung für die Zulassung an einer Hochschule, im flämischen Teil Niederländisch.
Bei den vorhandenen englischsprachigen Studiengängen – meistens Master – ist dagegen in der Regel nur Englisch Voraussetzung, was durch entsprechende Testergebnisse nachgewiesen werden muss. Erkundigt euch bei den Unis direkt, welche Tests und Mindestpunktzahl vorausgesetzt werden.
Außeruniversitärer Bereich: Professional und Advanced Bachelor
An den nicht-universitären Hochschulen besteht ein entscheidender Unterschied zum deutschen System: Die Hochschulen bieten meist den Abschluss „Professional Bachelor". Dieser umfasst zwar wie die universitären Bachelor auch drei Studienjahre und 180 Credits, ermöglicht aber dennoch in der Regel keinen direkten Übergang zu einem Master-Studiengang. Stattdessen müssen erst noch Brückenkurse bestanden werden. Teilweise werden aufbauend auf dem „Professional Bachelor“ sogenannte „Advanced Bachelor“ angeboten, in selten Fällen gibt es auch dazu passende Master, die ohne Brückenkurse zugänglich sind.
Dagegen bietet der „Academic Bachelor“ grundsätzlich die Möglichkeit zu einem direkt anschließenden Masterstudium. Dieser wird aber in der Regel an Hochschulen nur im künstlerischen Bereich angeboten.
Im französischsprachigen Teil werden die unterschiedlichen Bachelor-Bezeichnungen nicht verwendet, es gibt aber auch dort die Erfordernis von Brückenkursen, wenn du nach einem Bachelor an einer nicht-universitären Hochschule zu einem Master an einer Universität wechseln möchtest.
4. Das Studium
Auch Belgien hat die Umstellung auf das Bachelor-Master-System hinter sich gebracht, an Universitäten ist das System ähnlich dem, wie man es auch aus Deutschland kennt. Allerdings muss auch hier von Region zu Region genau hingeschaut werden.
Im französischsprachigen Gebiet an den Universitäten, der Haute École, der École supérieure des Arts oder dem Institut supérieur d'Architecture ist das Studienjahr in drei Abschnitte geteilt. Die sogenannten quadrimestres dauern von September bis Januar, Februar bis Juni und von Juli bis Mitte September. Im letzten Abschnitt finden keine Vorlesungen und Seminare statt.
In Flandern hingegen ist das Studienjahr wie in Deutschland in zwei Semestern an der Universiteit oder der Hogeschool unterteilt.
Das Studium in Belgien ist sehr straff geregelt, was dazu beiträgt, dass das Studium auch problemlos in der Regelstudienzeit abgeschlossen werden kann, wenn du dein ganzes Studium in Belgien machen möchte.
5. Bewerbung und Zulassung
Grundsätzlich berechtigt das deutsche Abitur zur Aufnahme eines Studiums an einer belgischen Hochschule. Eine Sprachprüfung ist – außer bei den sehr wenigen deutschsprachigen Studiengängen – obligatorisch, je nach Landesteil in Niederländisch oder Französisch.
Studierst du einen englischsprachigen Studiengang kommst du um einen Test in Niederländisch bzw. Französisch herum, musst aber natürlich ausreichende Englischkenntnisse vorweisen. Bei Medizin und Zahnmedizin existieren Aufnahmeprüfungen, ebenso bei künstlerischen Studiengängen. InhaberInnen der Fachhochschulreife sollten im Einzelfall klären, ob ihre Qualifikation ausreicht. Die Anlaufstelle bildet in jedem Fall die ausgesuchte Hochschule selbst.
In Wallonien muss neben dem Abiturzeugnis (als beglaubigte Kopie) und einem Auszug der Geburtsurkunde im Original aus noch ein selbst verfasstes Motivationsschreiben der Bewerbung beigefügt werden.
Die meisten Studiengänge sind nicht zulassungsbeschränkt, einige Fakultäten haben allerdings erschwerte Zulassungsbedingungen eingeführt, um eine Überfüllung des Studiengangs zu vermeiden.
6. Leben in Belgien
Nach anfänglicher Zurückhaltung sind die Menschen in Belgien sehr offen, aber auch die Vielfalt von Kulturen ist in Belgien sichtbar.
In Belgien sind die Lebenshaltungskosten etwas höher als in Deutschland, was an den höheren Lebensmittelpreisen liegt, obwohl die Mieten in Belgien im Schnitt etwas niedriger sind als in Deutschland. Außerdem sind die Energiepreise in Belgien recht hoch. Auf der Webseite studyinbelgium.be wird empfohlen, 700 bis 1.000 Euro im Monat für das Leben im Nachbarland einzuplanen.
Die teuerste Stadt ist wenig überraschend: Brüssel. In den anderen Städten sind die Preise moderater. Von Vorteil ist auch ein internationaler Studierendenausweis, mit dem du einige Vorteile bekommst.
Wie unterscheiden sich die Preise in Belgien zu denen in Deutschland? | |
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Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: März 2024. Die Tabelle zeigt den Unterschied der Preise in Belgien im Vergleich zu Deutschland. Nicht im Vergleich enthalten sind die Mieten. | |
Gesamt | +4 % |
Lebensmittel & Getränke | +1 % |
Brot, Reis, Müsli, Nudeln, Backwaren | -4 % |
Obst, Gemüse & Kartoffeln | -5 % |
Milchprodukte & Eier | +1 % |
Fleisch | +2 % |
Fisch | -12 % |
Alkoholische Getränke | +29 % |
Anderes | |
Kleidung & Schuhe | +8 % |
Energie | -16 % |
Bus, Bahn, Schiff & Flugzeug | -1 % |
Telefon, Internet & Post | +34 % |
Freizeit, Zeitungen & Bücher | +1 % |
Restaurants & Hotels | +10 % |
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke: Brot und Nährmittel, Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier, Öle und Fette, Früchte und Gemüse, Kartoffeln, andere Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke.
Brot und Nährmittel: Reis, Müsli, Mehl, Brot, andere Backwaren, Nudeln
Fleisch: Rind- und Kalbfleisch, Lamm, Geflügel, Wurstwaren
Fisch: Frischfisch, gefrorener Fisch und Meeresfrüchte, verarbeitete Fisch- und Meeresfrüchte
Milchprodukte und Eier: Frischmilch, haltbare Milch, andere Milchprodukte, Käse, Eier
Obst, Gemüse und Kartoffeln: frisches, gefrorenes und konserviertes Obst bzw. Gemüse und Kartoffeln
Alkoholische Getränke: Wein, Bier, Spirituosen
Bekleidung und Schuhe: ohne Dienstleistungen wie Reinigung
Energie: Strom, Gas und andere Brennstoffe
Transportdienstleistungen: Personenbeförderung im Schienenverkehr, Straßenverkehr, Schiff und Luftverkehr
Kommunikation: Postdienstleistungen, Telefone und Dienstleistungen Telekommunikation
Freizeit, Unterhaltung und Kultur: Audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitende Geräte, Dienstleistungen für Erholung und Kultur, Garten- und Tierbedarf, Zeitungen und Bücher
Restaurants und Hotels: Restaurants, Cafés, Pubs, Bars, Kantinen, Hotels, Jugendherbergen usw.
Visum und Krankenversicherung für Belgien
Als EU-BürgerIn benötigst du lediglich einen gültigen Personalausweis, um nach Belgien einreisen zu können. Allerdings musst du dich im Falle eines längeren Aufenthaltes bei der Kommunalverwaltung melden, bei der ein Eintrag ins Ausländerregister erfolgt.
Wie in Deutschland auch müssen Studierende in Belgien krankenversichert sein. Ein Krankenversicherungsabkommen zwischen Belgien und Deutschland garantiert, dass Studierende, die einer gesetzlichen deutschen Krankenversicherung angehören, nach Vorlage der notwendigen Dokumente (in der Regel Europäische Krankenversicherungskarte) auch Leistungen des belgischen Gesundheitswesens in Anspruch nehmen können. Nichtsdestotrotz ist es äußerst empfehlenswert, dich vor der Abreise mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen und über die Details des Versicherungsschutzes zu informieren.
7. Finanzierungen
In Belgien werden Studiengebühren erhoben, die mit 570 € (Flandern/niederländischsprachige Hochschulen) bzw. 835 € pro Studienjahr im universitären Bachelor (im Master kann es auch mehr sein; an nichtuniversitären Hochschulen in Wallonien weniger) im Vergleich zu anderen Ländern durchaus moderat sind. Wer kein:e EU-Bürger:in ist, muss jedoch deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Es existieren viele Möglichkeiten, mit denen man den Auslandsaufenthalt zumindest teilfinanzieren kann: Finanzierungsmöglichkeiten sind beispielsweise universitäre Austauschprogramme wie Erasmus, die Teilstipendien zur Verfügung stellen. Aber auch Organisationen wie der DAAD, Stiftungsgelder oder Bildungskredite können beim Auslandsaufenthalt finanzielle Hilfestellung leisten.
Außerdem ist das Auslands-BAföG eine gute Möglichkeit, das Studium in Belgien zu finanzieren, wir haben alles wesentliche dazu in einem Artikel zusammengefasst.