Mehr Zeit, gleiche LeistungStudieren in Teilzeit
1. Teilzeitstudium kurz + knapp
Bei einem Teilzeitstudium hast du die Möglichkeit ein Vollzeitsemester (meist 30 CP) auf mehrere Semester aufzuteilen (zum Beispiel auf zwei à 15 CP je Semester). Das bedeutet du musst pro Semester weniger Leistung erbringen, studierst dafür aber länger.
Du musst meist bei deiner Hochschule einen Antrag einreichen, um in Teilzeit studieren zu können. In diesem Antrag musst du häufig eine Begründung darlegen, weswegen du nicht Vollzeit studieren kannst. In manchen Fällen kannst du dich auch direkt bei der Studienbewerbung auf ein Teilzeitstudium bewerben.
Du kannst in Teilzeit studieren wenn du eine der Voraussetzungen erfüllst: Du gehst arbeiten, pflegst Angehörige, betreibst Hochleistungssport oder ziehst deine Kinder auf.
Während eines Teilzeitstudiums bist du nicht BAföG berechtigt. In bestimmten Fällen kannst du jedoch andere Sozialleistungen beantragen, wie beispielsweise Bürgergeld oder Wohngeld.
2. Was ist ein Teilzeitstudium? 🕞
Teilzeit- vs. berufsbegleitendes Studium?
Das Teilzeit-Studium wird oft mit einem berufsbegleitenden Studium gleichgesetzt. Eigentlich sind es aber zwei unterschiedliche Studienmodelle. Beim Teilzeit-Studium sitzt du meist in denselben Veranstaltungen wie die Vollzeit-Studis. Ein berufsbegleitendes Studium hingegen richtet sich an Erwerbstätige, die vor allem abends Zeit haben, weshalb Veranstaltungen meist abends stattfinden. Es gibt aber auch berufsbegleitende Studiengänge, die gleichzeitig die Studieninhalte auf mehr Zeit strecken, also explizit auf ein Teilzeitstudium ausgerichtet sind. Ob die Hochschule dann eher den Aspekt „berufsbegleitend“ oder „Teilzeit“ betont, ist unterschiedlich.
Eine einfache Definition: In Teilzeit studieren bedeutet in einem Semester weniger Leistungen zu erbringen, als in dem Studiengang in Vollzeit üblich. Die insgesamt zu erreichenden Credit Points verändern sich aber selbstverständlich nicht, schließlich strebt man auch im Teilzeitstudium einen vollwertigen Studienabschluss an. Im Umkehrschluss heißt das: Du brauchst insgesamt länger für dein Studium, weil du pro Semester weniger Aufwand hast.
➔ Oft entsprechen zwei Semester im Teilzeitstudium einem Vollzeit-Semester. Wie umfangreich das Studium in Teilzeit pro Semester ist, hängt übrigens immer von dem spezifischen Teilzeitstudienplan ab.
Von den regulären Student*innen unterscheidet sich der Teilzeitstudierende vor allem dadurch, dass er ganz offiziell in Teilzeit eingeschrieben ist, sich seine Regelstudienzeit also verdoppelt. Oder um andere Zeiträume verlängert.
Nicht alle Hochschulen bieten die Möglichkeit eines Teilzeitstudiums an – die Regelungen sind sowohl von Bundesland zu Bundesland als auch von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. Etwa 223.300 Menschen in Deutschland studieren in Teilzeit, das entspricht 7,6 aller Studierenden. In den beiden Jahren davor war die Quote – wohl wegen Corona – leicht höher (7,8%), 2012 aber mit 6,2% noch deutlich niedriger (Quelle: CHE „CHECK – Teilzeitstudium in Deutschland 2023“)
Kann ich vom Vollzeitstudium zum Teilzeitstudium wechseln?
Es gibt zwei Wege in Teilzeit zu studieren: 1. Du beginnst das Studium von vorne herein in Teilzeit, angenommen weil du neben dem Studium arbeitest. 2. Du wechselst von einem Vollzeit-Studium ins Teilzeit-Studium, weil du dich z.B plötzlich um eine*n pflegenbedürftige*n Verwandte*n kümmern musst. In jedem Fall musst du vorher einen Antrag auf ein Studium in Teilzeit stellen! Eventuell musst du diesen sogar jährlich erneuern.
3. Vorraussetzungen für das Teilzeitstudium & Studierendenstatus☝️
Studierst du in Teilzeit, hast du in der Regel nicht die Möglichkeit, Vollzeit zu studieren. Die üblichen Gründe (und meistens auch Voraussetzungen) für ein Studium in Teilzeit sind:
Betreuung eines Kindes oder einer pflegebedürftigen Person
Arbeitspensum von mindestens 15 Stunden pro Woche
Ausübung von Hochleistungssport
Ein anderer schwerwiegender Grund
Studierendenstatus
Als Teilzeitstudent*in wirst du in manchen Dingen wie ein*e Student*in behandelt, in anderen jedoch nicht. Viele Vorteile des Studierenden-Daseins bleiben dennoch erhalten. Viele Teilzeit-Studis bekommen ganz normal das Semesterticket. Damit kannst du i.d.R. den regionalen Verkehrsbund nutzen. Dein Studierendenausweis bietet dir zudem diverse Vergünstigungen, zum Beispiel günstiges Essen in der Mensa. Was sich jedoch nicht ganz so pauschal beantworten lässt, ist die Frage zur Krankenkasse.
4. Die Krankenversicherung beim Teilzeitstudium 🚑
➔ Wichtige Hinweise
Wenn du unter 25 bist und maximal einen Minijob ausübst, bist du i.d.R. ohnehin familienversichert.
Studentisch krankenversichert kannst du nur bis zum 30. Geburtstag sein (Ausnahmen gibt es nur in speziellen Fällen). Ggf. musst du dich ansonsten freiwillig versichern.
Kann ich überhaupt studentisch krankenversichert sein, wenn ich in Teilzeit studiere?
Ja, aber nur wenn…
...das Teilzeitstudium mehr als die Hälfte des Arbeitsumfangs eines Vollzeitstudiums beträgt. Dann darfst du zudem bis zu 20 Stunden pro Woche nebenbei arbeiten, z.B als Werkstudent*in.
...das Teilzeitstudium weniger als die Hälfte des Arbeitsumfangs eines Vollzeitstudiums beträgt und du nebenbei maximal auf Minijob-Basis arbeitest.
Nein, wenn…
...du mehr als 20 Stunden pro Woche arbeitest. Dann wird davon ausgegangen, dass du den Großteil deiner Arbeitskraft nicht für das Studium aufwendest.
...das Teilzeit-Studium genau die Hälfte oder weniger des Arbeitsumfangs eines Vollzeitstudiums ausmacht und du nebenbei mehr als auf Minjob-Basis arbeitest. Es wird davon ausgegangen, dass die meiste Zeit nicht studiert wird. Solltest du in einem Semester mehr Leistungen erbringen als vorgesehen, kannst du trotzdem nicht die studentische KV in Anspruch nehmen.
Beispiel: Die Regelungen deiner Hochschule besagen, dass für ein Vollzeitstudium pro Jahr 60 CP erworben werden sollen. Das wären 30 CP im Jahr bei einem Teilzeitstudium. Nun bist du offiziell in Teilzeit eingeschrieben und erwirbst dennoch deutlich mehr als 30 CP und möchtest dich daher studentisch krankenversichern. Doch die Krankenkasse interessiert sich nur für das, was der Teilzeit-Studienplan vorsieht. Die zusätzlichen CP sind für sie nicht von Bedeutung.
5. Finanzierung des Teilzeitstudiums 💰
Habe ich beim Teilzeit-Studium einen Anspruch auf BAföG?
Nein. Das ist tatsächlich der Casus Knacksus der ganzen Teilzeit-Sache: Das BAföG ist nur für Vollzeitausbildungen vorgesehen. Daher bist du vom Studierenden-BAföG ausgeschlossen. Auch einen Bildungskredit kannst du für ein Teilzeitstudium nicht erhalten.
Kann ich mein Teilzeitstudium anderweitig finanzieren?
Ja, du kannst andere Sozialleistungen beanspruchen. Unter bestimmten Voraussetzungen kannst du Bürgergeld oder Wohngeld beantragen. Beachte aber, dass jeweils diverse Rahmenbedingungen zu erfüllen sind.
Das Teilzeitstudium & Sozialabgaben
Ein wesentlicher Nachteil des Studiums in Teilzeit. Wenn du mehr als 20 Stunden in der Woche arbeitest oder mehr als einen Minijob und das Teilzeitstudium doppelt so lang oder länger als ein Vollzeitstudium dauert, musst du die vollen Sozialabgaben zahlen. Du musst dann nicht nur die Rentenversicherung, sondern auch Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung – abhängig von deinem Gehalt – zahlen.
6. Vor- und Nachteile des Teilzeitstudiums
Vorteile 🙂
Jetzt fragst du dich vielleicht, warum du überhaupt in Teilzeit studieren solltest, wenn du doch auch ein Vollzeitstudium in der Schmalspurvariante ablegen kannst. Ganz einfach: Du kannst Anwesenheitspflichten und die Regelstudienzeit besser einhalten. Vor allem, wenn deine Hochschule nach Überschreitung letzterer eine Zwangsexmatrikulation vorsieht, ist das ein entschiedener Vorteil.
Bei Fernstudiengängen bist du zudem nicht ortsgebunden und zeitlich flexibel.
Auch als Zweitstudium kann es sinnvoll sein, in Teilzeit zu studieren. Wenn du z.B bereits finanziell abgesichert bist und dich nochmal in den Hörsaal stürzen möchtest, kann diese Studienvariante eine gute Chance sein ohne dabei das Berufsleben komplett verlassen zu müssen. Natürlich muss es sich zeitlich & finanziell mit deiner Erwerbstätigkeit vereinbaren lassen.
Nachteile ☹️
Du bist weder BAföG berechtigt noch automatisch studentisch krankenversichert. Leider kannst du auch keinen Bildungskredit erhalten. Und dennoch muss der Semesterbeitrag in voller Höhe gezahlt werden.
Außerdem kann es mitunter sehr strapaziös sein, das Teilzeit-Studium mit anderen Verpflichtungen zu vereinbaren, denn die Veranstaltungen finden meistens tagsüber statt (abgesehen vom Fernstudium). Unterschätze auch nicht den Zeitaufwand, den du neben den Präsenzveranstaltungen hast (Vorbereitung auf Klausuren, Referate etc.). Außerdem ist ein Teilzeitstudium unter Umständen an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Sofern du diese erfüllst, musst du einen Antrag bei der Hochschule stellen, um in Teilzeit studieren zu können.
Pro und Contra im Kurzüberblick
Pro
Studieren trotz anderweitiger Verpflichtungen
Studieren in Regelstudienzeit möglich
oftmals Vergünstigungen (z.B. Mensa, Verkehrsbund, Kino oder Theater)
studentisch krankenversichert, sofern du nachweislich den Großteil deiner Arbeitskraft für das Studium aufwendest
Sozialleistungen wie Hartz 4 können möglich sein
oft als Fernstudium möglich
Contra
kein BAföG oder Bildungskredit
nicht automatisch studentisch krankenversichert
Sozialabgabenpflicht (es gibt aber Ausnahmen)
zeitliche Vereinbarung
an Bedingungen gebunden + Antrag notwendig
Semesterbeitrag muss voll gezahlt werden
Wie du siehst, es kommt auf deine individuelle Situation an, ob ein Teilzeit-Studium für dich ein geeignetes Studienmodell ist. Auch wenn es einige Nachteile gibt, heißt das nicht, dass wir von einem Teilzeitstudium generell abraten. Für finanziell Abgesicherte mag es die ideale Lösung sein, um trotz anderer Verpflichtungen ein ganz normales Hochschulstudium zu absolvieren. An einer Fernhochschule bist du zudem örtlich und zeitlich flexibel, dafür ist hier viel Eigeninitiative notwendig.