NC nicht gepackt?Studieren ohne NC: Oft im Ausland möglich
Von Janna Degener
Hinweis: Du interessierst dich für ein Medizin-Studium im Ausland? Dann findest du im Artikel Medizinstudium ohne NC was du suchst.
Überblick Studieren ohne NC – Ab ins Ausland ...
Einführung / Hintergrund
Kosten und Fördermöglichkeiten, Bewerbungs- und Anmeldeformalitäten
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Die Zahl der Studierenden im Ausland wächst
Ohne sehr gute Noten kann so manches Fach an staatlichen Unis in Deutschland nicht studiert werden. Das Studium im Ausland kann eine Alternative sein!
Wie viele NC-Flüchtlinge es genau gibt, das weiß leider keiner. Aber die Zahl der im Ausland eingeschriebenen deutschen Studierenden hat seit Beginn der 1990er Jahre kontinuierlich zugenommen. Erst mit der Corona-Pandemie kam es wieder zu einem deutlich Rückgang, vor allem was fernere Länder angeht.
Bei einem relevanten Anteil dieser Studierenden im Ausland handelt es sich wahrscheinlich um NC-Flüchtlinge. Es gibt aber natürlich auch andere Gründe für ein Auslandsstudium, die auch NC-Flüchtlingen zugute kommen können: Je nach Landes- und Unterrichtssprache im Zielland könnt Ihr Eure Fremdsprachenkenntnisse verbessern, der Aufenthalt in einem anderen Land fördert die Persönlichkeitsentwicklung und internationale Vernetzung und manchmal sind sogar die Studienbedingungen (Ausstattung der Unis und Betreuung durch die Dozenten) im Ausland besser als in Deutschland.
NC-Flucht: Eine echte Option auch für Euch?
Die Autorin dieses Artikels
Janna Degener studierte Germanistik und Ethnologie an der Freien Universität Berlin und verbrachte Auslandsaufenthalte in Costa Rica, Syrien, Frankreich und Tansania. Als freie Journalistin beschäftigt sie sich heute besonders mit Bildungs- und Verbraucherthemen. Mehr Infos zu ihr und ihrer Arbeit gibt’s unter jannadegener.wordpress.com
In bestimmten Situationen ist eine NC-Flucht sinnvoll: Wenn Ihr ein super Abi habt und in Deutschland aufgrund der hohen Nachfrage trotzdem keinen Studienplatz bekommt, ist das sicherlich der Fall. Und auch wenn Ihr Euch den Abischnitt zum Beispiel nur wegen bestimmter Fächer versaut habt, die Ihr im Studium und später im Beruf gar nicht braucht, ist ein Auslandsstudium möglicherweise eine gute Option. Aber es gibt auch Fälle, in denen die NC-Flucht keine gute Wahl ist: Wer zum Beispiel immer schlecht in Mathe war, ist in der Psychologie einfach schlecht aufgehoben – das gilt in Deutschland wie in den Niederlanden. Prüft deshalb unbedingt, welche Kenntnisse und Kompetenzen Ihr für das Studium braucht und fragt Euch selbstkritisch, ob Ihr das schaffen könnt. Eine Hilfe können auch Selbsttests sein, die viele Hochschulen im Internet zur Verfügung stellen (siehe unser Verzeichnis von Selbsttests zur Studienorientierung).
Darüber hinaus sollte Ihr natürlich auch prüfen, ob der angedachte Studiengang tatsächlich Euren Vorstellungen entspricht und ob es vielleicht auch andere Möglichkeiten gibt, den NC zu umgehen – etwa die Wahl eines ähnlichen Studiengangs, der nicht zulassungsbeschränkt ist. Vielleicht gibt es den Studiengang sogar in Deutschland auch ohne Zulassungsbeschränkungen (oder jedenfalls ohne fest an Notengrenzwerte gekoppelt zu sein) – z.B. als Fernstudium und/oder wenn man bspw. bereit ist, (höhere) Studiengebühren an einer privaten Hochschule zu zahlen. Wir haben auch ein Verzeichnis zulassungsfreier Studiengänge (bitte beachtet aber, dass praktisch kein Verzeichnis absolut vollständig und immer korrekt sein kann!).
Im Zweifelsfall könnt Ihr Informationen bei Berufsverbänden einholen und auch Studieneignungstests machen, die zum Teil online verfügbar sind (siehe ebenfalls unser Verzeichnis). Auch eine Beratung kann weiterhelfen (siehe unten Informationsquellen und Ansprechpartner). Außerdem solltet Ihr Euch fragen, ob ein Auslandsstudium für Euch wirklich in Frage kommt: Könnt Ihr euch vorstellen, für ein paar Monate oder sogar Jahre in einem fremden Umfeld zu leben, weit weg von Zuhause?
Vorab klären: Anerkennungsfragen
Vor einer NC-Flucht solltet ihr klären, ob Ihr im Ausland den gleichen fachlichen Anspruch erwarten könnt und ob euch die Leistungen oder der Abschluss aus dem Ausland in Deutschland anerkannt werden. Denn laut Experten wie Fredi Lang vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. und Carsten Roller vom Verband Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin in Deutschland gibt es durchaus schwarze Schafe: Private Anbieter, die ansprechende Werbung betreiben und sich auf angeblich repräsentative Dachorganisationen stützen, durch die sie angeblich anerkannt sind. Manchmal bescheinigt auch eine private Institution einer anderen, dass sie gut ist. Und es gibt auch Institutionen, bei denen man Titel kaufen kann.
Schließlich gibt es eine Art von nicht-akkreditierte Fernuniversitäten, die einen virtuellen Campus bilden und als deutsche Dependance ausländischer Hochschulen auftreten. Wenn Ihr nicht aufpasst, investiert Ihr also Geld, Zeit und Hoffnung in eine Ausbildung, die überhaupt nicht oder nur inoffiziell anerkannt ist und auf der Ihr nur schwer eine berufliche Tätigkeit aufbauen könnt. Deshalb solltet Ihr euch im Vorfeld sehr gut über den Studiengang im Ausland informieren und auch darauf achten, welche Hochschule das Programm offiziell verantwortet. Auch den Status der Institutionen, die für die Anerkennung zuständig sind, müsst ihr prüfen.
Eine wichtige Hilfe dabei ist die Datenbank zur Anerkennung und Bewertung ausländischer Bildungsnachweise, kurz anabin. Hier sind viele seriöse Hochschulen weltweit aufgelistet und Ihr findet eine Bewertung dazu, ob sie äquivalent zu deutschen Hochschulen sind oder nicht. Außerdem findet ihr hier Informationen über Hochschulsysteme, so dass Ihr euch eine Vorstellung von der Hochschullandschaft im jeweiligen Land und auch von der Art der Hochschule verschaffen könnt. Schließlich sind auch einige Studiengänge gelistet: Denn selbst wenn die einzelne Hochschule anerkannt ist, bedeutet das nicht unbedingt, dass auch jeder ihrer Studiengänge anerkannt ist. Generell gilt: Bei einem mit „H+“ bewerteten Studiengang macht ihr erstmal nichts falsch. Ob das für Euch persönlich der perfekte Studiengang mit der richtigen Schwerpunktsetzung ist, das müsst ihr aber natürlich selbst prüfen. Wenn Ihr euch für eine Hochschule interessiert, die nicht in der anabin-Datenbank gelistet ist, solltet ihr andere Möglichkeiten der Recherche nutzen: Macht euch ein Bild von der Website der jeweiligen Hochschule und prüft, ob die Institution im jeweiligen Land offiziell anerkannt ist, ob die Studiengänge akkreditiert sind, welche Regelungen zur Akkreditierung in dem jeweiligen Land gelten. Diese Angaben könnt Ihr auch mit den allgemeinen Informationen auf auf anabin.kmk.org abgleichen. Und im Zweifelsfall können Euch vielleicht auch die Bildungsministerien der jeweiligen Länder weiterhelfen.
a) Anerkennung reglementierter Berufe
Noch mehr Recherche zur Anerkennung ist nötig, wenn Ihr einen reglementierten Beruf ergreifen möchtet, also zum Beispiel Ingenieur, Architekt, Apotheker, Zahnarzt, Psychotherapeut, Sozialarbeiter oder Lehrer werden möchtet. Bei diesen Berufen gilt nämlich: Wer im Ausland studieren und dann in Deutschland arbeiten möchte, muss seinen Abschluss erst anerkennen lassen. Informationen dazu findet ihr auf der Website www.anerkennung-in-deutschland.de vom Bundesinstitut für Berufsbildung. Außerdem könnt ihr euch schon vor Eurem geplanten Auslandsstudium bei den zuständigen Anerkennungsstellen erkundigen. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt euch das zwar nicht, weil sich die rechtlichen Grundlagen während Eures Studiums ändern können. Insgesamt ist die Anerkennung innerhalb der EU für die meisten Berufe aber eh ganz gut: Die EU-Anerkennungsrichtlinie aus dem Jahr 2005 sieht vor, dass die Mitgliedsstaaten der EU die jeweiligen Berufsabschlüsse grundsätzlich als gleichwertig anerkennen und den Berufsangehörigen freien Zugang zum heimischen Arbeitsmarkt gewähren, wenn keine wesentliche Untschiede zwischen den Qualifikationen vorliegen. Wenn das Zielland zu Beginn Eures Studiums EU-Mitglied ist und Ihr im Anschluss auch in einem EU-Land wie Deutschland arbeitet wollt, braucht Ihr Euch in der Regel weniger Sorgen zu machen: Viele Berufe werden innerhalb Europas anerkannt. Wenn Unterschiede da sind, müssen sie ausgeglichen werden. Bei einem reglementierten Beruf wie dem Lehrer ist es zum Beispiel so, dass man häufig einen Anpassungslehrgang machen muss.
b) Anerkennung durch die Arbeitgeber
Ob Ihr einen reglementierten oder einen nicht-reglementierten Beruf anstrebt: In jedem Fall solltet ihr Euch vorab auch darüber informieren, welches Image ein Auslandsstudium in der jeweiligen Branche hat. Informationsquellen und Ansprechpartner zu den einzelnen Fächern findet ihr unten bei den fachspezifischen Informationen. Auf anabin.kmk.org könnt ihr euch auch einen Überblick über die verschiedenen Abschlüsse verschaffen, die dort in der jeweiligen Landessprache in drei Kategorien aufgeteilt sind: Wenn der Abschluss als „bedingt vergleichbar“ gilt, solltet Ihr vorsichtig sein. Außerdem könnt Ihr auf die so genannten Zeugnisbewertungen der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) zurückgreifen: Mit diesen Bescheinigungen kann man sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt bewerben. Sie sagen aus, welches Fach studiert wurde und welchem deutschen Abschluss ein ausländischer Abschluss entspricht. Die Nachfrage an solchen Bescheinigungen ist laut Simone El Bahi von der ZAB sehr groß. Generell werde Auslandserfahrung aber häufig gerne gesehen.
c) Studienbeginn im Ausland mit Wechsel nach Deutschland
Prinzipiell gibt es auch die Möglichkeit, ein Studium im Ausland zu beginnen und dann nach einem oder mehreren Semestern an eine deutsche Hochschule zu wechseln. Allerdings sind viele deutsche Studiengänge nicht nur im ersten Semester, sondern auch in höheren Semestern zulassungsbeschränkt, so dass Ihr auf diesem Weg nicht unbedingt um den NC herum kommt. Im Zweifelsfall könnt Ihr Euch schon im Vorfeld bei den deutschen Hochschulen, die für einen Wechsel in Frage kommen, darüber informieren, ob Euer Studiengang in höheren Semestern zulassungsbeschränkt ist.
In jedem Fall müsst Ihr Euch bei einem Wechsel die ausländischen Leistungen an der deutschen Hochschule anerkennen lassen. Die Anerkennung basiert auf der Lissabon-Konvention aus dem Jahre 1997. Darin wurde festgelegt, dass Studienleistungen anerkannt werden sollen, soweit keine wesentlichen Unterschiede zu den Leistungen festgestellt werden können, die im deutschen Studiengang angeboten werden. Doch wie lässt sich das im Einzelfall entscheiden? Dafür hat die Hochschulrektorenkonferenz in ihrem Nexus-Projekt einen Leitfaden mit Kriterien entwickelt (verlinkt ist die Kurzfassung, die sehr große Langfassung hier), auf den die Hochschulen zugreifen können. Auch Ihr selbst könnt den Leitfaden einsehen: Das gibt Euch schon im Vorfeld eine Orientierung darüber, ob ein Studiengang im Ausland eine gute Vorbereitung auf einen bestimmten Studiengang in Deutschland ist oder nicht. Und wenn es dann später wirklich um die Anerkennung geht, ist Euch der Leitfaden eine gute Argumentationshilfe. Denn im Zweifelsfall muss die Hochschule nachweisen, warum sie euch bestimmte Leistungen nicht anerkenn. Für das Nicht-EU-Ausland gibt es solche Empfehlungen leider nicht: Die Hochschulen entscheiden von Fall zu Fall, so dass Ihr noch weniger Planungssicherheit habt. Je nachdem, welche Leistungen anerkannt werden, richtet sich dann, in welches Fachsemester Ihr eingestuft werdet.
Wenn der Studiengang im höheren Semester zulassungsfrei ist, könnt Ihr Euch einfach einschreiben. Wenn der Studiengang im höheren Semester zulassungsbeschränkt ist, kommt es darauf an, ob es freie Plätze gibt. Das kann zum Beispiel passieren, wenn Studenten das Studium abbrechen oder etwa an eine andere Hochschule wechseln. Die Zulassung zu diesen Plätzen erfolgt aber nach einem klaren Kriterienkatalog, der in den Zulassungsgesetzen und Vergabeverordnungen der Bundesländer niedergeschrieben ist: Erste Präferenz haben Studierende der gleichen Hochschule, die im ersten Semester studieren, aber schon Leistungen erworben haben, mit denen sie sich hochstufen lassen wollen. Zweite Präferenz haben Studierende, die an deutschen Hochschulen oder Hochschulen im EU-Ausland die gleiche Fachrichtung studieren. Und dritte Präferenz haben schließlich Quereinsteiger aus Deutschland, die ein anderes Fach studiert haben und sich Leistungen anerkennen lassen können, oder Studierende, die von einer Hochschule im Nicht-EU-Land kommen. Gibt es innerhalb dieser Gruppen mehr Bewerber als Plätze, dann werden die Studierenden nach erbrachter Studienleistung ausgewählt. Auf den Websites der Hochschulen erfahrt Ihr, wie Ihr Euch auf einen Studienplatz im höheren Semester bewerbt und welche Nachweise Ihr dafür erbringen müsst. In der Regel müsst Ihr einen Nachweis darüber erbringen, in welche der genannten Kategorien Ihr fallt und welche Leistungen Ihr an der ausländischen Hochschule erbracht habt.
Ihr seht, es gibt verschiedene Fallstricke. Verlasst Euch also nicht auf die Möglichkeit, dass Ihr nach ein paar Semestern Auslandsstudium an eine deutsche Hochschule wechseln könnt! Wenn Ihr Euch für eine NC-Flucht entscheidet, dann solltet Ihr euch auch vorstellen können, zur Not das komplette Studium im Ausland zu verbringen.
d) Bachelor im Ausland, Master in Deutschland
Leichter ist es dagegen, nach dem kompletten Bachelor an eine deutsche Uni zu wechseln: Wenn es sich um einen anerkannten Abschluss handelt (s.o.), wird einfach nur die Note umgerechnet und Ihr nehmt am normalen Auswahlprozess für die Masterstudiengänge teil. Die Note des Bachelors spielt dabei meist eine große Rolle, häufig auch die studierten Schwerpunkte, die mit Leistungspunkten nachgewiesen werden müssen. Bei manchen Studiengängen muss man auch Motivationsschreiben verfassen, Vorstellungsgespräche führen oder an Auswahltests teilnehmen. Infos dazu gibt es bei den einzelnen Hochschulen.
Kosten und Fördermöglichkeiten, Bewerbungs- und Anmeldeformalitäten
Neben der Anerkennung ist die Finanzierung die wichtigste Frage bei der Planung und Vorbereitung einer NC-Flucht. Was die Studiengebühren, die Lebenshaltungskosten und die Fördermöglichkeiten angeht, gibt es sehr große Unterschiede von Zielland zu Zielland und Hochschule zu Hochschule (siehe die länderspezifische Informationen unten). Im Einzelfall solltet Ihr Euch dazu direkt bei der Hochschule im Ausland informieren. Wenn es um den Aufenthalt in einem europäischen Land geht, kann das Auslands-BAföG eine gute Option sein. Auch über die Einzelheiten der Bewerbungs- und Anmeldeformalitäten müsst Ihr Euch bei den jeweiligen Hochschulen informieren. Wichtig ist übrigens auch, dass Ihr Euch über die Möglichkeit der Krankenversicherung in den verschiedenen Ländern informiert.
Informationsquellen und Ansprechpartner
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) informiert auf seiner Website über Auslandsaufenthalte und Fördermöglichkeiten, richtet seinen Fokus aber nicht auf das Vollstudium im Ausland. Institutionen wie die IEC Online GmbH oder College Contact vermitteln Studierende an ihre Partnerhochschulen im Ausland. Daran ist eine umfassende Beratung und Unterstützung geknüpft, die für die Studierenden unverbindlich und kostenlos ist. Umfangreiche Informationen rund um das Auslandsstudium gibt es auch auf der Berufsberater-Website der EDU-CON Strategic Education Consulting GmbH.
Welches Land? / Länderspezifische Informationen
Grundsätzliche Überlegungen
Generell gilt: Manche Länder wie beispielsweise die USA, Kanada, Australien und Neuseeland sind für Auslandsstudien besonders beliebt. Viele Studierende denken, dass es für die Karriere hilfreich sei, hier studiert zu haben. Doch in diesen Ländern sind die Studiengebühren sehr hoch und es gibt nur wenige Fördermöglichkeiten. Auf der anderen Seite gibt es Länder wie die Niederlande oder Dänemark, die in den Rangliste vieler Studenten nicht ganz vorne stehen, aber bei genauerem Blick sehr interessant sind, weil man dort für wenig Geld unter sehr guten Bedingungen studieren kann, zum Teil auch auf Englisch. Auch Großbritannien, Österreich und die Schweiz sind interessante Ziele für NC-Flüchtlinge.
Bei der Wahl des Ziellandes spielt auch die Frage der Unterrichts- und Landessprache eine wichtige Rolle: Es bringt euch sicherlich persönlich weiter und gefällt auch manchem potentiellen Arbeitgeber, wenn Ihr nach dem Studium gute Kenntnisse in einer oder mehreren Fremdsprachen nachweisen könnt. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass Ihr entsprechende Grundkenntnisse und/oder das entsprechende Sprachtalent mitbringt, um das Studium und den Alltag im Ausland überhaupt zu meistern. Inwieweit Euch Sprachkenntnisse im Beruf später von Nutze sein können, hängt übrigens auch vom Fach und von der Spezialisierung ab: In manchen Fächern spielt die Sprache eine große Rolle, in anderen ist die Fachterminologie sowieso Lateinisch oder Englisch. Und wer als Wirtschaftspychologe in einem internationalen Pharmakonzern arbeitet, braucht vielleicht eher Englischkenntnisse als ein Apotheker oder ein Therapeut in einer Praxis auf dem bayrischen Land.
Informationen zu den Hochschulsystemen der verschiedenen Länder findet Ihr auf anabin.kmk.org und auf daad.de.
Für die medizinischen Studiengänge, zum Teil aber auch für Psychologie und Pharmazie, sind auch osteuropäische Länder wie Ungarn interessant, wo das Studium aber in der Regel mit hohen Kosten verbunden ist.
Österreich
Österreich ist immer wieder das beliebteste Zielland deutscher Studierender im Ausland, weshalb manchmal schon von einer „Deutschophobie“ an österreichischen Hochschulen gesprochen wird. Hier findet fast alles auf Deutsch statt und es gibt keine Studiengebühren. Allerdings sind die Lebenshaltungskosten relativ hoch und es gibt zum Teil Studieneingangstests. Außerdem hört man immer mal wieder von überfüllten Hörsälen und erschwerten Zugängen zu den Seminaren. Erste Informationen bietet unser Artikel Studieren in Österreich. Noch mehr Informationen und Suchmöglichkeiten nach Studiengängen bietet die Studienplattform der Österreichischen HochschülerInnenschaft.
Niederlande
Die Niederlande belegen immer wieder den zweiten Platz auf der Beliebtheitsskala. Die Studienlandschaft gilt als sehr attraktiv. Es gibt zwar Studiengebühren, aber auch günstige Möglichkeiten einer Studienfinanzierung. Es gibt Studienprogramme auf Englisch und Deutsch, aber auch Niederländisch können deutsche Muttersprachler sehr schnell lernen. Einige Studierende wohnen auf der deutschen Seite der Grenze und pendeln zur niederländischen Uni. Mehr Infos gibt’s im Artigel Studieren in den Niederlanden.
Dänemark
Bisher gibt es noch relativ wenige deutsche Studierende an dänischen Hochschulen, doch das Studiensystem ist laut Peter Stegelmann von EDU-CON sehr attraktiv: Es gibt keine Studiengebühren und eine Möglichkeit, die Lebenshaltungskosten durch eine Finanzierung zu decken. Die Betreuung durch die Dozenten ist sehr gut und auch Absolventen von Fachhochschulen können problemlos an dänische Hochschulen wechseln. Mehr im Artikel Studieren in Dänemark.
Fachspezifische Informationen
Generell ist eine NC-Flucht natürlich vor allem in den Fächern beliebt, wo sich deutschlandweit besonders viele Studienbewerber für eine begrenzte Anzahl von Plätzen interessieren. Dazu zählen neben den medizinischen Fächern (siehe dazu ausführlich den Artikel Medizinstudium ohne NC) zum Beispiel die Psychologie, die Pharmazie, die Biologie und die Kommunikationswissenschaften.
Bei manchen Fächern ist ein Auslandsstudium in der Regel jedoch nicht sinnvoll. Ein klassisches Beispiel dafür ist Jura, denn wer als Anwalt oder Richter in Deutschland arbeiten will, sollte mit dem deutschen Rechtssystem vertraut sein. Richter brauchen auch das deutsche 2. Juristische Staatsexamen, Anwälte mit einem EU-Abschluss können in Deutschland unter der Berufsbezeichnung des Herkunftsstaats praktizieren, nach dreijähriger Tätigkeit auch unter der Berufsbezeichnung Rechtsanwalt. Wer Psychologie studieren möchte, sollte auch aufpassen, denn Absolventen ausländischer Abschlüsse werden unter Umständen nicht für die Ausbildung zum Psychotherapeuten zugelassen. Auch angehende Lehrer sollten unbedingt genau prüfen, inwieweit ausländische Abschlüsse anerkannt werden (s.o.).
Psychologie
Eine große Zahl deutscher Psychologiestudenten dürfte im Ausland eingeschrieben sein. Vor einigen Jahren wurde vermutet, dass es fast ein Viertel aller deutschen Psychologiestudierenden sein könnten, aktuelle Zahlen kennen wir leider nicht.
Vorab sollte aber einmal auf die NC-Werte für Psychologie geschaut werden. Übrigens gibt es auch eine zulassungsfreie Alternative mit geringen Gebühren – allerdings nur als Fernstudium: Psychologie an der FernUni Hagen. An privaten Hochschulen gibt es – gegen entsprechende Studiengebühren – inzwischen diverse Studienangebote ohne Zulassungsbeschränkungen.
Pharmazie
Früher konnten mit Wartesemestern die meisten Abiturienten einen Platz in den deutschen pharmazeutischen Studiengängen ergattern, so dass die NC-Flucht hier nicht so häufig ist. Inzwischen ist das so nicht mehr möglich, so bleiben also Österreich, die Schweiz und Ungarn beliebte Zielländer. Für Studierende mit guten Französischkenntnissen kann auch Frankreich interessant sein. Wichtig ist es, auf die Schwerpunktsetzung der Studiengänge zu achten, weil es hier zum Teil erhebliche Unterschiede gibt. Die Anerkennung nicht-europäischer Abschlüsse kann mit einem langwierigen Verfahren verbunden sein. Für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse sind die Landesprüfungsämter und die Landesregierungen zuständig. Infos gibt’s beim Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e.V., bei der International Pharmaceutical Students‘ Federation, bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und bei den Apothekerkammern. Die ABDA bietet auf Ihrer Website auch eine Übersicht über die Anerkennung der Apothekerdiplome.
Biologie
In der Biologie ist die NC-Flucht laut Carsten Roller vom Verband Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin in Deutschland nicht sehr verbreitet, da es einen bunten Strauß an verwandten Studiengängen gibt und nicht alle dieser Studiengänge überall in Deutschland einen hohen NC haben. Allerdings gibt es bestimmte Fächer, die überlaufen sind. Einen Überblick über alle biowissenschaftlichen Studiengänge in Deutschland bieten die Studis Online-Studienfachdatenbank (teilweise gleich mit NCs) – Einstieg über die Auflistung der Studienfächer im Bereich Biologie. Laut Roller ist Österreich bei NC-Flüchtlingen beliebt. In bestimmten Ländern – z.B. Großbritanien und Frankreich – sind die Studiengänge traditionell weniger praxisorientiert, was Nachteile beim Wechsel nach Deutschland mit sich bringen kann. Aufgrund der Vielzahl an Masterstudiengängen und Promotionsprogrammen sei Deutschland ein Einwanderungsland für NC-Flüchtlinge und Bildungsausländer in höheren biowissenschaftlichen Semestern.
Kommunikationswissenschaft
Laut Alexandra Michel von der College Contact GmbH übersteigt das Interesse von Abiturientinnen an der Kommunikationswissenschaft seit einigen Jahren bei Weitem das Angebot an Studienplätzen, so dass die NCs sehr hoch sind. Es komme allerdings gerade hier häufig vor, dass die Studierenden falsche Erwartungen an das Fach haben: die Kommunikationswissenschaft ist oft theoretischer als etwa Studiengänge im Bereich Journalismus oder Medienproduktion. Erste Informationen zu diesen Studiengängen und was sie unterscheidet, finden sich im Artikel Irgendwas mit Medien? Medien- und Journalismus-Studiengänge. Klaus-Dieter Altmeppen von der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft e.V. (DGPuK) hat zum Thema NC-Flucht kaum Informationen, beobachtet aber, dass gerade österreichische Studiengänge bei deutschen Studierenden sehr beliebt sind: Deutsche in den Kommunikationswissenschaften der Uni Salzburg beispielsweise machen offenbar bereits die Hälfte der Studierenden aus.