Die perfekte WG findenTipps für die WG-Suche und das „WG-Casting“
Nicht nur in Berlin, Hamburg oder München, sondern auch in kleinen Uni-Städten wie Freiburg, Marburg oder Göttingen kann es sehr schwierig sein, eine günstige Wohnung zu finden. Seit langem berichtet Studis Online über die studentische Wohnungsnot – die seit Jahren andauert: z.B. schon 2017 als fiktives Tagebuch eines wohnungslosen Studis oder erst kürzlich über ein Wohnklo für 360 Euro.
Das heißt nicht, dass es unmöglich ist, eine Wohnung zu finden. Aber stell dich darauf ein, dass es dauern kann – und du vielleicht deine Ansprüche herunterschrauben oder deinen Geldbeutel leeren musst …
Viele Studierende wohnen während des Studiums in einer Wohngemeinschaft (WG). Manche aus rein finanziellen Gründen, andere genießen aber auch einfach die Vorzüge der Gemeinschaft in einer womöglich noch neuen und unbekannten Stadt.
Wer in einer Stadt studieren möchte, in der der Wohnungsmarkt „angespannt“ ist, sollte sich – wenn irgend möglich – frühzeitig um eine Bleibe kümmern und genug Zeit für die Suche einplanen. Doch die folgenden Tipps helfen dir natürlich auch, wenn das nicht möglich ist – zum Beispiel weil die Zulassung zum Studium erst in letzter Minute kam.
Häufige Fragen zur WG-Suche
Am besten sucht man noch immer mit Vitamin B – höre dich in deinem Freundes- und Bekanntenkreis um, ob jemand eine WG in der entsprechenden Stadt kennt, in der ein Zimmer frei ist. Nutze dazu auch soziale Netzwerke und poste, dass du in Stadt X eine Unterkunft suchst. Daneben kannst du vor allem auf Online-Portalen nach WGs suchen, alternativ auch in Zeitungen oder an Schwarzen Brettern.
Achte im Voraus des WG-Castings darauf, dass du weißt, wann du wo genau sein sollst. Du kannst im Vorhinein u.U. auch fragen, ob ein Video-Casting in Ordnung ist. Da du nie wissen kannst, welches Verhalten die Bewohner*innen mögen und welches nicht, sei während des Castings einfach du selbst. Hab zudem am besten nicht gerade schlechte Laune und gib den Anderen eine Chance, dich kennenzulernen.
Ob du schon im ersten Anschreiben ausführliche Informationen dazu geben möchtest, wie du dich gerne ernährst, was deine Hobbys sind und wie du dir das Leben in der WG vorstellst, das musst du im Zweifelsfall selbst entscheiden – vor allem basierend darauf, was in der Anzeige steht. Drei, vier Sätze zu Persönlichkeit, Hobbys und Vorstellung des WG-Lebens werden jedoch sicher nicht schaden.
Schritt für Schritt …
☑️ Checkliste für‘s Zusammenleben
#1 – Überlege, was du willst
Soll es wirklich eine WG sein?
An erster Stelle steht die Entscheidung: Möchte ich in einer WG leben oder sind (für die Übergangszeit oder auch dauerhaft) auch andere Optionen denkbar? Wenn du (zunächst) einfach nur ein Dach über dem Kopf suchst, solltest du auf jeden Fall nicht nur WGs, sondern auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. So hast du eine größere Auswahl an Möglichkeiten und ersparst dir unter Umständen einen Marathon an WG-„Bewerbungen“.
Was ist mir wirklich wichtig in einer WG?
Du möchtest tatsächlich nach einem WG-Zimmer suchen? Dann solltest du dir auf jeden Fall ein paar Minuten Zeit für einige Grundsatzüberlegungen nehmen: Wie groß sollte das Zimmer sein? Was darf es kosten? Was ist dir in Bezug auf die Lage wichtig? Wünscht du dir eine Badewanne, einen Balkon, einen Stellplatz o.ä.? Wie stellst du dir das Leben in der WG vor (siehe Checkliste fürs Zusammenleben)? Welche Punkte sind ein absolutes Muss, welche sind verhandelbar und welche ein No-Go?
Wie weit passe ich mich an?
Auch eine wichtige Frage, die sich jetzt stellt und die im Laufe der Zimmersuche vielleicht wieder auftauchen wird: Inwieweit bist du bereit dazu, dich auf die Wünsche deiner zukünftigen Mitbewohner*innen einzustellen? Wäre es zum Beispiel okay für dich, aus Rücksichtnahme aufs Rauchen zu verzichten, strikte Putzpläne einzuhalten oder ähnliches?
Würdest du potentielle Mitbewohner*innen anlügen oder dich verstellen, um ein Zimmer zu bekommen – auf die Gefahr hin, dass es später zu Konflikten kommt? Würdest du zur Not auch bei unsympathischen Mitbewohner*innen einziehen?
Welche Alternativen hast du, wenn all das für dich nicht in Frage kommt und wenn die Zimmersuche sich deshalb oder auch aus anderen Gründen sehr schwierig gestaltet? Kommen zur Not andere (Übergangs-)Lösungen in Frage? Oder hast du die Möglichkeit, zu pendeln?
Wenn irgendwie möglich, solltest du dich natürlich authentisch präsentieren: Denn wer sich verstellt, fühlt sich in der Regel nicht wohl und kommt auch unsympathisch rüber, so dass du damit bei den potentiellen Mitbewohner*innen wahrscheinlich eher nicht punkten wirst. Zudem ist Ehrlichkeit für alle Beteiligten eine Frage der Fairness, um zukünftige Unzufriedenheiten auf allen Seiten von Anfang an zu vermeiden und ein langfristiges und gemeinschaftliches Wohnverhältnis zu schaffen.
#2 – Suche nach Angeboten
Die meisten WG-Anzeigen findest du wahrscheinlich im Netz. Trotzdem kann es immer sinnvoll sein, auch die Schwarzen Bretter und Zeitungen im Blick zu behalten!
Es gibt viele Möglichkeiten, nach freien Zimmern zu suchen:
Wenn du am Studienort schon Leute kennst, hör dich auf jeden Fall im Bekanntenkreis um, ob Freund*innen von Freund*innen eine Mitbewohnerin bzw. einen Mitbewohner suchen: Das könnte dir die nächsten Schritte ersparen!
Viele finden eine Bleibe auch über soziale Medien – poste in den Netzwerken, in denen du unterwegs bist (Instagram, Facebook, etc.), dass du eine WG suchst. Durch Freund*innen, die deinen Beitrag liken, die Story screenshoten und reposten o.ä. erfährt im besten Fall eine große Menge an Menschen von deiner WG-Suche.
Und/oder du trittst bei Facebook der passenden Gruppe zur lokalen Wohnungs-Suche oder der Hochschule bei, falls eine vorhanden ist.
Erkundige dich auch, ob es in deiner Stadt spezielle Angebote zur WG-Suche gibt und ob sie für dich in Frage kommen: In einigen Städten finden zum Beispiel so genannte WG-Speed-Datings statt, die die Suche erleichtern sollen.
Nutze verschiedene Möglichkeiten wie Online-Portale, Mailinglisten, Schwarze Bretter oder auch Zeitungen, um dein Gesuch zu platzieren und nach Angeboten zu forschen. Auf klassischen Portalen wie wg-gesucht.de findest du etliche Angebote, dafür ist auch die Konkurrenz größer.
Gerade bei den großen Plattformen ist es wichtig, dass du die Anzeigen regelmäßig – also mehrmals täglich – liest, und auch schnell darauf antwortest. Denn wenn der Andrang sehr groß ist, nimmt das Interesse der Mitbewohner*innen wahrscheinlich nach relativ kurzer Zeit ab. Um allen Beteiligten unnötigen Aufwand zu ersparen, solltest du die Anzeigen aber genau durchlesen und Angebote, die ohnehin nicht zu dir passen, von vornherein aussortieren.
#3 – Kontaktiere die WGs
Wenn du zum Beispiel über ein Online-Portal, ein Schwarzes Brett oder eine Zeitung eine passende Möglichkeit gefunden hast, solltest du die potentiellen Mitbewohner oder Mitbewohnerinnen schnellstmöglich kontaktieren. Ob du dich lieber per Anruf, WhatsApp-Nachricht oder Mail melden solltest, wie umfangreich die erste Nachricht sein und welche Informationen sie enthalten sollte, das hängt natürlich von den individuellen Wünschen der potentiellen Mitbewohner*innen ab.
So gerne wir dir also ein Musterschreiben präsentieren würden – das würde an dieser Stelle bestimmt nicht weiterhelfen! Wenn die Anzeige Tipps zur Kontaktaufnahme enthält (zum Beispiel „Bitte nicht vor 18 Uhr anrufen“), solltest du diese selbstverständlich berücksichtigen.
In jedem Fall empfiehlt es sich, dass du dich in die Lage der potentiellen Mitbewohner*innen hineinversetzt und auch deine eigenen Wünsche nicht außer Acht lässt: Praktisch ist es sicherlich, wenn du in einer Mail die wichtigsten Daten wie Name, Alter, Studiengang, Emailadresse und Telefonnummer nennst.
Ob du schon jetzt ausführliche Informationen dazu geben möchtest, wie du dich gerne ernährst, was deine Hobbys sind und wie du dir das Leben in der WG vorstellst (siehe Checkliste fürs Zusammenleben), das musst du im Zweifelsfall selbst entscheiden – vor allem basierend darauf, was in der Anzeige steht. Drei, vier Sätze zu Persönlichkeit, Hobbys und Vorstellung des WG-Lebens werden jedoch sicher nicht schaden.
Auch bei der Frage, wie du die Bewerbung gestaltest, kommt es vor allem auf deine eigenen Vorlieben an: Denn ob die WG es toll findet, wenn jemand sich durch ein richtiges „Bewerbungsschreiben“, eine Fotolovestory, einen Comic oder eine Collage als besonders engagiert und interessant präsentiert oder ob sie so etwas als lächerlich abtut, das kannst du vorab nicht wissen.
#4 – Sieh dir die WG persönlich an
Manche sprechen von der Besichtigung oder vom ersten Kennenlernen, andere vom Auswahlprozess oder WG-Casting – in jedem Fall entscheidet sich meist hier, ob du ein Zimmer bekommst (und ob du dort auch wohnen willst). Du solltest schon wissen, wann du wo erscheinen und wo du klingeln sollst.
Ansonsten gilt hier wie schon bei der Kontaktaufnahme: Allgemeingültige Regeln für einen erfolgreichen Auftritt kann es nicht geben. Denn bei manchen WGs kommt es zum Beispiel schlecht an, wenn du zu spät kommst, nach Schweiß riechst, deine Eltern dabei hast, ein Geschenk „zur Bestechung“ mitbringst, andere Bewerber*innen anzickst, das Zimmer ausmisst, fragst, ob heute extra geputzt wurde, Fleisch im Kühlschrank verdammst, im Stehen pinkelst und ohne Punkt und Komma redest, während andere genau das vielleicht „normal“ oder sogar „total sympathisch“ finden.
Deshalb hast du wahrscheinlich die besten Chancen, wenn du einfach du selbst bist, nicht gerade schlechte Laune hast und den Anderen eine Chance gibst, dich kennenzulernen.
Alternativ: Video-Casting
Let's be real: nicht jeder junge Mensch hat genügend Geld, um von seinem/ ihrem derzeitigen Wohnort im Kaff an der Nordsee zum WG-Casting an den zukünftigen Studienort in München zu fahren. Manchmal hapert‘s auch an der nötigen Zeit, an der Motivation oder am Unwillen, unnötig CO² zu verbrauchen.
Ebenfalls realistisch gedacht: deine Chancen, ein WG-Zimmer zu bekommen, sind häufig besser, wenn du in Präsenz erscheinst. Dennoch gibt es heutzutage etliche WGs, die ein sogenanntes Video-Casting in Ordnung finden. Schließlich leben in WGs meist selber junge Menschen, die in ihrem Alltag mit finanziellen und terminlichen Schwierigkeiten klarkommen müssen.
Frag also einfach nach und gib eine ehrliche (aber am besten gute) Begründung an, warum du nicht in Präsenz erscheinen kannst oder willst. Oftmals werden Video-Castings auch von den Bewohner*innen selbst als entspannter wahrgenommen.
Gerade wenn es um Zwischenmieten geht, sind Video-Castings mittlerweile etabliert. Dies liegt daran, dass die meisten Menschen, die sich für Zwischenmieten bewerben, nicht am gleichen Ort wohnen und daher ein Großteil der Bewerber*innen eine potenziell lange Fahrt auf sich nehmen müsste. Zudem ist es den Bewohner*innen mutmaßlich unwichtiger als bei einer „normalen“ langfristigen Miete, ein möglichst realitätsgetreues Bild des Charakters der Bewerber*innen zu bekommen.
Achte beim Video-Casting auf eine stabile Internetverbindung, teste sie am besten im Vorhinein. Trage die Klamotten, die du auch bei einem Präsenz-WG-Casting tragen würdest und vermeide am besten einen unvorteilhaften Videoausschnitt: bspw. eine Betrachtung von unten, sodass man dir in die Nasenlöcher gucken kann, einen zu großen oder zu kleinen Videoausschnitt. Sorge für genug Licht, damit man dich erkennen kann.
Und ansonsten verhalte dich einfach so, wie du dich auch bei einem WG-Casting in Präsenz verhalten würdest.
Es kann passieren, dass die potentiellen Mitbewohner*innen sich irgendwelche Spielchen für dich ausgedacht haben. Auch dabei ist es wahrscheinlich die beste Idee, einfach authentisch zu bleiben: Wenn du das cool findest, habe Spaß daran. Wenn du das für das Zimmer mitmachen willst, versuche, dich gut zu präsentieren.
Und wenn du das einfach total blöd findest und mit solchen Leuten sowieso nicht zusammenwohnen willst, brich die Sache eben ab – ohne dir und den Anderen zusätzliche Zeit zu rauben. Empfohlen werden zum Beispiel Ausreden wie „Sorry, ich koche nur mit Gas“, aber vielleicht fällt dir ja auch etwas Besseres ein.
#5 – Melde dich vielleicht nochmal
Wenn es dir super gefallen hat und du das Gefühl hast, ein kurzer Anruf, eine WhatsApp-Nachricht oder eine Mail könnte deine Chancen verbessern – dann lass dich nicht davon abhalten! Leider kommt es auch vor, dass du von der WG gar nichts mehr hörst: Ist natürlich kein gutes Zeichen, aber nachfragen schadet sicher nicht.
#6 – Lass dich nicht unterkriegen
Ganz klar: In vielen Städten ist die WG-Suche wirklich nervig und es kann passieren, dass du schier verzweifelst. Nach den ersten Versuchen solltest du dich auf keinen Fall unterkriegen lassen und einfach weitersuchen: Immerhin lernst du so die Stadt ein bisschen besser kennen. Wenn du bei dem ganzen Frust noch ein bisschen Humor aufbringen kannst, kannst du dir zur Aufmunterung mal die folgenden Artikel durchlesen:
Ansonsten kannst du dich zumindest für die Übergangszeit nach Alternativen umsehen – zum Beispiel am Stadtrand, wo der Andrang oft weniger groß ist (siehe auch die Tipps zur Wohnungssuche und die Wohnungsbörse). Und im allerschlimmsten Fall kann es vielleicht sogar eine Option sein, zum nächsten Semester den Studienstandort zu wechseln. Denn es gibt in Deutschland zum Glück ja auch Städte mit wunderschönen, preisgünstigen Zimmern in netten WGs, die leichter zu haben sind. Schau doch zum Beispiel mal, wie die Situation in kleineren Städten Ostdeutschlands ist.
Passt der Topf zum Deckel?
☑️ Checkliste für‘s Zusammenleben
Wie viel Geld kannst du aufbringen?
Wie groß sollten Zimmer und Wohnung sein, welche Ausstattung brauchst du?
Wo möchtest du gerne wohnen?
Bist du WG-erfahren?
Mit wie vielen Leuten willst du zusammenleben?
Wie alt sollten deine Mitbewohner*innen sein?
Welches Geschlecht sollten deine Mitbewohner*innen haben?
Sollten deine Mitbewohner*innen Studierende sein? Spielt das Fach eine Rolle?
Welche Hobbys und Interessen pflegst du? Ist es dir wichtig, dass deine Mitbewohner*innen ähnliche Hobbys und Interessen pflegen?
Bist du Raucher*in? Würdest du mit Rauchern zusammen leben wollen? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
Hast du Kinder? Oder kannst du damit leben, wenn in der WG Kinder sind – oder hineingeboren werden?
Hast du Haustiere?
Kannst du damit leben, wenn es in der WG Haustiere gibt? Oder hast du zum Beispiel Allergien?
Wie viel Zeit willst du mit den Mitbewohner*innen verbringen? Wie willst du die Zeit gestalten?
Wie werden aktuelle Anliegen oder gar Probleme in der WG besprochen? Mit 'nem Zettel an der Korkwand oder persönlich in einem „WG-Plenum“?
Wie viel Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten brauchst du?
Welche Einkaufs-, Koch- und Essgewohnheiten hast du? Auf welche Gewohnheiten legst du bei deinen Mitbewohner*innen Wert?
Wie viel Wert legst du auf Reinlichkeit? Welche Regelungen wünscht du dir fürs Putzen?
Wie partytauglich bist du? Wie viel Wert legst du auf Partytauglichkeit deiner Mitbewohner*innen? Oder ist eine „Party-WG“ eigentlich gar nicht dein Ding?
Kannst du kochen, Regale aufbauen o.ä.? Suchst du Mitbewohner*innen, die sowas können?
Welche Sprachen beherrscht du? Welche Sprache(n) möchtest du in der WG sprechen?
Hast du eine Kaffeemaschine, einen Beamer, eine Gitarre oder ähnliche Dinge, die du mitbringen kannst? Oft auch beliebt: Die Waschmaschine!
Hast du dir mit den potentiellen Mitbewohner*innen was zu sagen? Sind sie dir sympathisch? Stimmt die Chemie? Was sagt dein Bauchgefühl?