StudienwahlWarum du dich nicht auf Unirankings verlassen solltest
1. Gibt's das überhaupt – die beste Hochschule?
Natürlich ist es möglich, sich bestimmte Kriterien und ihre Wertigkeit auszudenken und dann diese Werte für alle Hochschulen zu ermitteln. Am Ende können die Rankingmacher dann behaupten, die Hochschule X sei die beste. Aber eben nur in Bezug auf diese bestimmten Kriterien – über deren Sinnhaftigkeit und korrekte Messung man sich meist nochmal gesondert streiten müsste.
Geht es darum, mittels Ranking die richtige Hochschule für ein bestimmtes gewünschtes Studienfach zu finden, dann wird es schon fragwürdiger, ob ein Ranking dabei wirklich helfen kann. Einleuchtend dürfte sein, dass Rankings, die Hochschulen als ganzes bewerten, wenig dabei helfen. Denn über die Qualität eines bestimmten Studienfaches sagen sie wenig aus. Praktisch jede Hochschule hat ihre Stärken – aber auch ihre Schwächen.
Grundsätzlich nutzt der (sozusagen „allgemeine“) Ruf einer Hochschule wenig für deren „Exotenfächer“, meist bezieht sich der „Ruf“ nur auf die „großen“ Fächer. Auch bei Rankings, die sich explizit auf bestimmte Studienfächer konzentrieren, solltest du daher immer im Auge behalten, dass es von Hochschule zu Hochschule unterschiedliche Schwerpunkte in diesem Fach gibt und dir diese auch zusagen sollten.
Schaut man sich ein Ranking noch genauer an, können weitere Punkte dafür sprechen, das Ranking nicht so stark zu werten: Wenn bspw. nur wenige Studierende aus einem Fach befragt werden und diese alle aus fast dem selben Semester kommen, dann kann das Ergebnis kaum allgemeingültig sein. Bedenken solltest du, dass es in Deutschland insgesamt über 500 Hochschulen gibt – und viele, viele Tausend Studienfächer. Schwierig also, von allen aktuelle und korrekte Rankingwerte zu ermitteln.
Nicht vergessen darfst du auch die große Zeitverzögerung: Eine angeblich gute Hochschule kann nach Verlust ihrer guten Profs und Mitarbeiter (warum auch immer) inzwischen gar nicht mehr so gut sein und umgekehrt. Schließlich dauert die Erhebung und Auswertung solcher Rankings seine Zeit.
2. Rankings als die Stimme der Studierenden?
Grundsätzlich ist es sinnvoll, dass die Stimme der Studierenden berücksichtigt wird. Zwar haben Studierende oft wenig Vergleichsmöglichkeiten – im Gegensatz zu ProfessorInnen oder Personalverantwortlichen in Unternehmen, die wahrscheinlich mehr Hochschulen bzw. ihre AbsolventInnen kennen. Aber wenn Studierenden insgesamt ein schlechtes Urteil abgeben (oder ein sehr gutes), sagt das schon etwas über die „Stimmung“ an einem Fachbereich. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass dem einzelnen Studieninteressierte das zusagt. Das bleibt eine Frage, die individuell zu klären ist.
Die „Stimme der Studierenden“ ist allerdings nicht einfach zu ermitteln, jedenfalls in großer Zahl. Und sie kann durchaus fehlerhaft sein. So sind Studierende auf die Idee gekommen, ihre Hochschule besonders zu loben, damit sie in den Rankings gut abschneidet. Später können sie dann sagen, sie waren auf einer besonders guten Hochschule. Umgekehrt könnte es auch passieren, dass an einer „guten“ Hochschule die Studierenden besonders kritisch oder auch nur anspruchsvoll sind und die eigene Hochschule strenger bewerten als Studierende an einer anderen Hochschule das tun. Das ist keineswegs konstruiert: Aufrufe in beide Richtungen gab es schon an verschiedenen Fachbereichen.
Um daher eine Alternative zu klassischen Rankings zu bieten, gibt es auf unserer Seite eine Rubrik Erfahrungsberichte. Dort können durch die Schreibenden zwar verschiedenen Kategorien mit Emojis „bewertet“ werden – es wird jedoch bewusst kein abstrakter und wenig aussagekräftiger Wert ermittelt. Im Zentrum stehen bei uns die individuellen Erfahrungen.
3. Vorsicht: Neutrale Rankings gibt es nicht
Jedes Ranking hat durch die Auswahl und Gewichtung der vielen möglichen Kriterien schon eine Wahl getroffen, die nur eine von vielen möglichen ist. Lehre und Forschung umfasst aber so viele Facetten, dass diese eigentlich nicht zu einem Wert für eine Institution verdichtet werden können. Dazu kommt, dass je nach Ranking die Macher möglicherweise weitere Interessen verfolgen, ohne diese wirklich transparent zu machen.
Einige KritikerInnen meinen, das Rankings an sich eher negative Effekte hervorrufen. Beispielsweise, dass einzelne Fachbereiche auf die Idee kommen können, sich einseitig darauf zu konzentrieren, ihr Standing in Rankings zu verbessern. Auch das ist nicht fiktiv: Es ist bekannt, dass einige Fachbereiche und Hochschulen die Menge ihrer Publikationen bewusst gesteigert haben. Erreicht wurde das vor allem dadurch, dass Erkenntnisse in möglichst viele Artikel / Beiträge gesplittet werden. Wo früher also alles in einem Artikel stand, werden nun gleich drei veröffentlicht. Ausführliche Hintergründe dazu und zu vielen weiteren Problemen von Rankings findest du im Artikel Hochschulrankings – Rolle, Bedeutung und Alternativen.
4. Was also anfangen mit Unirankings?
Die vorhandenen Rankings solltest du nur als einen Anhaltspunkt nehmen. Dabei solltest du genau hinschauen, wie sich das Ergebnis zusammensetzt und dir überlegen, welche Schwerpunkte du selbst bei der Bewertung setzen würdest. Da manche Fachbereiche an bestimmten Rankings nicht teilnehmen, kann es vorkommen, dass einzelne Hochschulen gar nicht vorkommen – obwohl sie das Fach deiner Wahl durchaus anbieten. Schon deshalb solltest immer auch eine allgemeine Studienfachsuche bemühen. Und so herausfinden, an welchen Hochschulen das gewünschte Studienfach überhaupt angeboten wird.
Das bei informierten Studierenden nicht gerade beliebte CHE hat sich in den letzten Jahren bei Rankings besonders hervorgetan. Die Ergebnisse des Hochschul-Rankings werden online und seit 2005 im ZEIT Studienführer veröffentlicht, davor in STERN-Sonderheften. Das erste CHE-Ranking 1998 erschien übrigens in einem Heft der Stiftung Warentest, was aber eine einmalige Sache blieb. Das CHE-Ranking hat sehr viel Kritik auf sich gezogen, eine ausführliche Zusammenfassung dazu findet sich u.a. in unserem Artikel CHE-Hochschulranking im Kreuzfeuer der Kritik.
Auf keinen Fall solltest du dich darauf versteifen, unbedingt an der besten Hochschule eines Rankings studieren zu wollen. Wie schon erwähnt, kann ein Ranking nur eine Momentaufnahme sein und auch die jeweiligen Kriterien sind nie endgültig. Am besten schaust du vor Ort vorbei und um selbst einen Vergleich zu haben, am besten an mehreren Hochschulen. Schwerpunkt sollte an den Hochschulen der Fachbereich sein, der „dein Fach“ anbietet.
5. Berichte und allgemeine Artikel zu Rankings bei Studis Online
Wo die Namen des Rankings fett erscheinen, handelt es sich um den letzten Bericht zu diesem Ranking, teilweise mit Ausschnitten aus den Bewertungen.
- Immer wieder alt: Uni-Ranking 2024 der WirtschaftsWoche (25.06.2024)
- Mehr deutsche Unis dabei: TIMES-Uniranking 2018-19 (26.09.2018)
- DFG-Förderatlas 2018 (früher als „Förderranking“ bezeichnet) (04.09.2018)
- Was alles fehlt: CHE-Hochschulranking im ZEIT Studienführer 2018/19 (11.05.2018)
- EU-gefördertes Hochschulranking: U-Multirank Ausgabe 2016/17 (05.04.2016)
- Hintergrund: Hochschulrankings – Rolle, Bedeutung und Alternativen (14.07.2014)
- Viel Altes und wenig Neues: Zweiter Hochschulranking-Report der europäischen Rektorenkonferenz (30.04.2013)
- Rankings und Wissenschaftsmessungen: CHE-Hochschulranking im Kreuzfeuer der Kritik (14.01.2013)
Und eine mögliche Alternative: