BlaBlaCar und FlixbusZwei Riesen beherrschen den Markt
1. Kurz + knapp
Bei den meisten Anbietern ist die Nutzung der jeweiligen Börse für beide Seiten kostenfrei. Bei BlaBlaCar kostet es für Fahrer nichts, Mitfahrer:innen jedoch müssen ein Nutzungspaket bezahlen (als Abo günstiger).
Angebote für 5 Euro sind sehr selten geworden. Berlin - Hamburg kostet Ende 2024 in der Regel mind. knapp 10 €, wenn frühzeitig gebucht wird. Und eine Langstrecke wie Hamburg - München (Dauer mind. 12, gern auch 16 Stunden) ist unter 30 € ebenfalls nur frühzeitig zu bekommen.
2. Hintergrund: Von der Vielfalt zu Quasi-Monopolen bei Fernbussen und Mitfahrgelegenheiten
Das Reisen mit Fernbussen oder Mitfahrgelegenheiten ist eine billige Alternative zu den – leider oft – teureren Bahnfahrten oder dem (dazu noch besonders klimaschädlichen) Fliegen, wenn es um Kurz- oder Mittelstrecken geht.
Sowohl das Angebot der Fernbusanbieter, als auch der Mitfahrgelegenheiten ist mit einer gewissen Vielfalt gestartet, hat sich in den letzten Jahren aber zusehends zu einem Quasi-Monopol zweier Anbieter entwickelt: BlaBlaCar und FlixMobility (FlixBus und FlixTrain). Wie es dazu kam, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der letzten 20 Jahre.
Das ewige (?) Kommen und Gehen der Mitfahrbörsen
„Die Tramper-Tradition der kleinen Budgets und der Gratis-Kultur will gepflegt werden, wenn man seine Kunden nicht verlieren will.“ So fasste der Tagesspiegel die Entwicklungen auf dem Markt der Online-Mitfahrzentralen zusammen. Anlass war 2016 die Einführung des Online-Bezahl-Systems und die Reservierungsgebühr von BlaBlaCar, dem derzeitigen Marktführer im Geschäft der 2.0-Daumenhochhalter.
2018 hat BlaBlaCar sein System wieder umgestellt. Zum Einen ist es nun wieder möglich den Fahrer bar zu bezahlen, nachdem BlaBlaCar dies 2016 eigentlich eingestellt hatte. Außerdem hat BlaBlaCar nun die sogenannten Nutzungspakete eingeführt.
Es gibt diese Nutzungspakete in zwei verschiedenen Varianten, entweder man bezahlt einmalig 3,99 Euro für eine Woche oder 5,99 Euro für einen Monat (Abo). Wer nur selten eine Mitfahrgelegenheit sucht, zahlt mehr; alle anderen weniger.
Vor BlaBlaCar hatte im März 2013 Mitfahrgelegenheit.de Gebühren für die Fahrer eingeführt. Der Effekt: ein scharenweiser Exodus auf kostenlose Alternativen.
Mitfahrgelegenheit.de wurde gar nicht lange nach dem Einführen von Gebühren 2013 vom damaligen noch unkomplizierten und kostenfreien Angebot von BlaBlaCar zuerst „überholt“ – und schlussendlich vom französischem Konzern 2015 komplett übernommen.
Mitfahrgelegenheit.de wiederum war über ein Jahrzehnt kostenfrei und hatte damit Mitfahrzentrale.de ausgestochen, welche es bereits 2003 mit Gebühren versucht hatten – und nach dem Scheitern von Mitfahrgelegenheit.de abgelöst wurden.
Anscheinend wiederholt sich diese Geschichte nicht, obwohl kostenfreie Anbieter – z.B. BesserMitfahren und Fahrgemeinschaft.de – als Alternative bereit stehen. Dass es auf dem deutschen Markt nicht ganz so einfach ist, zeigt sich aber dadurch, dass BlaBlaCar sein ursprünglich angedachten Bezahlsystem doch deutlich ändern musste.
Aus dem zwischenzeitlich (2019/2020) geplante Angriff durch FlixMobility mit einem Angebot FlixCar wurde – wohl auch wegen Corona – nicht wirklich etwas. Wie t3n und Die Wirtschaftswoche berichteten, wollte FlixMobility, Mutterkonzern von FlixBus und FlixTrain, ab 2020 auch FlixCar anbieten. Und zwar kostenlos. Es sollten keinerlei Gebühren anfallen – so wie auch am Anfang von BlaBlaCar in Deutschland. Doch wie gesagt: Daraus wurde dann schließlich nichts und das ganze eingestellt.
Von der Öffnung des Fernbusmarktes bis zu FlixMobility
Ende 2012, Anfang 2013 wurde der Markt für Fernbusse weitestgehend geöffnet und machte der Deutschen Bahn Konkurrenz. Durch die vielen verschiedenen Anbieter eröffnete sich ein Preiskampf um die günstigsten Tickets. Den Anfang machten DeinBus und MeinFernbus. Auch der ADAC stieg zunächst zusammen mit der Deutschen Post in das Fernbus-Geschäft mit ein. Erst im Frühjahr 2013 stieß FlixBus dazu.
Die Fernbusse sind eine Alternative zur Deutschen Bahn, wenn auch auf vielen Strecken langsamer und meist etwas unbequemer. Bis 2016 stiegen die Zahlen der Kunden kontinuierlich an. Durch die vielen Anbieter lohnte es sich, die Preise zu vergleichen.
Aber schon 2013 konnte man in einem handelsblatt.com-Artikel lesen: „Um profitabel zu sein, müssen Busfahrten je nach Auslastung 60 bis 70 Prozent des Bahnpreises kosten, haben Experten der TU Dresden ausgerechnet. Darunter gehe es nur, wenn die Busse randvoll sind oder die Konzerne ihren Gewinn opfern.“
Nach den ersten Jahren: Übrig bleibt fast nur FlixBus
Nach dem Boom und den vielen Anbietern konnten sich durch den harten Preiskampf die meisten nicht dauerhaft halten. Der ADAC hat sich schon 2014 aus der Partnerschaft mit der Deutschen Post herausgezogen und schließlich wurde der Postbus ebenso wie MeinFernbus von FlixBus übernommen. Eine richtige Auswahl der verschiedenen Fernbusanbieter herrscht nun nicht mehr. Auf den Straßen fahren überwiegend nur noch die grünen Fernbusse von FlixBus.
Schließlich expandierte FlixBus auch auf den Schienen. Im März 2018 hat FlixTrain zunächst auf der Strecke Köln-Hamburg gestartet, inzwischen ist das Netz deutlich größer.
Das Unternehmen hat sich in FlixMobility umbenannt und ist 2018 auch in den Fernbusmarkt in den USA eingestiegen. Dort bot FlixBus zunächst Fahrten zwischen Las Vegas und Los Angeles an. Inzwischen kann man viele große Städte in der ganzen USA mit FlixBus erreichen.
Der „letzte“ Konkurrent
BlaBlaCar war seine Mitfahrbörse nicht mehr genug – Ende 2018 übernahmen sie Ouibus (eine Tochter der französischen Bahn SNCF). Die bisherige Marke wurde aufgegeben, in Deutschland wurde Mitte 2019 gleich unter dem Namen BlaBlaBus gestartet, was für die Bussparte des Unternehmens stehen soll.
Doch nicht nur BlaBlaBus startete 2019 in Deutschland, mit PinkBus versuchte sich seit 2019 noch ein StartUp am Fernbusmarkt. Nach Corona ist BlaBlaBus noch da (als BlaBlaCar Bus), PinkBus musste als Fernbusanbieter aufgeben.
FlixBus reagierte – wie oben schon erwähnt – mit der Mitfahrzentrale FlixCar, die allerdings nur in Frankreich aktiv war. Offenbar wurde diese aber doch recht bald wieder aufgegeben. Und wirklich gefährlich ist BlaBlaCar Bus für FlixBus ja auch nicht geworden.
Die Schattenseite des Fernbusmarktes: Die Arbeitsbedingungen der Fahrer
Die Löhne für die Busfahrer steigen trotz Quasi-Monopol von FlixBus nicht. Es ist eher das Gegenteil der Fall. FlixBus selbst besitzt so gut wie gar keine eigene Busflotte, sondern lässt Subunternehmen für sich fahren und kümmert sich lediglich um den Vertrieb, Marketing und Ticketverkauf.
Auch osteuropäische Unternehmen fahren für FlixBus. Größtenteils zwar in ihren Stammländern, aber teilweise auch grenzüberschreitend nach Deutschland. Sie müssen sich nur an den Mindestlohn ihres Ursprungslandes halten, was in Tschechien 4,69 €, in Polen 6,10 € in der Stunde wären (in Bulgarien übrigens nur 2,85 € – Quelle).
Außerdem sind die Regeln für die Schlaf- und Ruhepausen und Arbeitszeiten aufgeweicht, wenn die Busfahrer eine Landesgrenze überfahren.
Weitere Infos: „Das Risiko fährt mit“ (ver.di publik 7/2018, Seite 16)
3. Metasuchmaschinen: Tja …
Lohnt sich nicht mehr so wirklich. Da FlixBus fast überall der Anbieter mit den meisten Verbindungen (und auch vom Preis meist vergleichbar mit dem Rest) ist, lohnt eine Metasuchmaschine fast nicht, sie zeigt ja doch (fast) nur FlixBus an … Die paar Anbieter, die es gibt, scheinen sich auch seit längerem nicht mehr um ihre Suchmaschinen gekümmert zu haben, etwa vorhandene Blogbeiträge sind ziemlich veraltet. Wir verzichten daher darauf, überhaupt welche anzugeben.
4. Die einzelnen Mitfahr-Börsen und Fernbus-Anbieter
Hinweis: Wir haben im folgenden nicht alle uns bekannten Börsen aufgezählt, sondern nur die, bei denen noch wenigstens ein paar aktuelle Angebote zu finden waren. Sollten wir dennoch relevante Anbieter übersehen haben, melde sie uns gerne per Mailformular.
Mitfahrgelegenheits-Börsen
Mit Reserverungsgebühr
BlaBlaCar
In inzwischen 22 Ländern vertreten, ist dieser Anbieter seit April 2013 auch in Deutschland dabei. Registrierungspflicht mit Überprüfung von Mail+Handynummer, Servicegebühr muss von Mitfahrenden bezahlt werden. Apps für Android und iOS vorhanden.
Ohne Reservierungsgebühr
fahrgemeinschaft.de
Ein ebenfalls seit 2013 aktiver Anbieter, der seine Dienste kostenfrei anbietet. Zum Aufgeben von Anzeigen ist eine Registrierung notwendig. Bietet auch Apps für iPhone und Android.
BesserMitfahren.de
Dieser Anbieter ist auch seit April 2013 dabei und möchte seine Dienste auf Dauer kostenfrei, ohne Registrierungszwang (auch wenn optional diese möglich ist) und sogar werbefrei anbieten. Das haben sie bisher auch absolut eingehalten.
Fernbusanbieter
War am Anfang der Fernbusmarkt noch durch Vielfalt der Anbieter und Strecken belebt, sieht es mittlerweile anders aus. Außer FlixBus gibt es kaum noch etwas – im wesentlichen ist es tatsächlich noch BlaBlaCar Bus, die sich vor allem auf Verbindungen zwischen wenigen Städten in Deutschland und ansonsten zwischen Deutschland und Frankreich und teilweise noch Norditalien beschränken.
Es gibt immer noch Aktionen mit extrem günstigen Angeboten. Aber man muss mehr darauf achten als in den Anfängen.
5. Alternativen
Bahnfahren kann auch billig sein
Die Bahn hat ob des großen Erfolges vor allem der Fernbus reagiert und bietet diverse günstige Tickets an. Am günstigsten für Studis unter 27: Der Super Sparpreis Young ab 12,99 € (weiterer Rabatt von 25% mit BahnCard 25 oder 50).
Sonst gibt es noch den Super Sparpreis ab 17,99 € (auch hier: weiterer Rabatt von 25% mit BahnCard) und Sparpreise ab 21,99 €.
Wer früh bucht und eher an Tagesrandzeiten fährt, kommt da immer ran. Oder wenigstens an günstigere Preise – alle können Sparpreisfinder der Bahn gefunden werden.
Und es gibt ja auch Konkurrenz für die Bahn – durch FlixTrain! FlixTrain-Verbindungen gibt es inzwischen doch einige und sogar noch Kooperationen mit einigen Zubringer-Bahnen. Direkt von FlixTrain werden u.a. (von Norden nach Süden) Hamburg, Bremen, Berlin, Hannover, Leipzig, Dresden, Essen, Düsseldorf, Köln, Aachen, Wiesbaden, Frankfurt, Mannheim, Stuttgart, Freiburg und Basel angefahren.
Altmodisches Ridesharing ohne Termin: Trampen
Das klassische Trampen – mittels richtigem „Daumen hoch“ – wurde erst durch die lokale Mitfahrzentralen und später durch die ersten kostenlosen Online-Angebote Anfang der 2000er zurückgedrängt. Schlussendlich scheint die Praxis des Auto-Teilens mit BlaBlaCar komplett durch-kommerzialisiert.
Klar – eine Verabredung zur gemeinsamen Fahrt schafft relative Sicherheit. Wer jedoch Lust auf spontane Begegnungen hat oder mal trainieren möchte, auf fremde Menschen zuzugehen (und Small Talk zu üben), sollte es mal ausprobieren. Viele werden dabei sicherlich überrascht sein, dass Trampen immer noch funktionieren kann.
Natürlich gibt es Sachen, die jede/r beim Trampen beachten sollt: Wie funktioniert es am besten? Und was sollte aus Sicherheitsgründen beachtet werden? Einige Tipps finden sich bspw. bei utopia.de im Artikel Trampen: Tipps rund um das Reisen per Anhalter.
Hinweis: Die Angabe, dass ein Dienst kostenfrei / kostenpflichtig ist, ist unverbindlich. Bitte immer selbst vergewissern, dass dies wirklich (noch) so der Fall ist. Falls Änderungen bekannt werden, könnt Ihr uns gerne per Mailformular informieren, damit wir die Information hier aktualisieren (zuletzt ist das am oben angegebenen Datum geschehen, der Artikel existiert ansonsten – ursprünglich sogar als zwei Artikel getrennt nach Fernbussen und Mitfahrgelegenheiten schon seit vielen Jahren).