Praktikum während der Corona-KriseDas virtuelle Praktikum als Lösung
Von Marlene Schimanski
Warum nicht auch ein Praktikum online absolvieren?
Viele Namen stecken hinter ein und derselben Sache: virtuelles Praktikum, Remote Praktikum, Homeoffice Praktikum oder Fernarbeits-Praktikum. Das Konzept bleibt allerdings das gleiche: Gearbeitet wird am eigenen Laptop, ohne zur Arbeitsstelle pendeln zu müssen. Mittels E-Mail, Instant-Chat, Telefon und auch Video-Meetings kommuniziert der/die Praktikant/in mit seinem Arbeitgeber. Hierbei ist es absolut irrelevant, wo sich beide Parteien befinden. Als Praktikant/in kannst du bequem von Zuhause aus arbeiten, während der Praktikumsbetreuer oder Vorgesetzte im Büro sitzt. Natürlich kannst du auch dann bei einem Arbeitgeber ein Praktikum machen, wenn du nicht in derselben Stadt wie dieser lebst.1. Was steckt hinter einem virtuellen Praktikum?
2. Wie finde ich virtuelle Praktika?
Hand aufs Herz: Virtuelle Praktika stecken in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Dies bedeutet aber nicht, dass man sie nicht finden kann. In den USA ist man hier schon ein ganzes Stück weiter. Besonders Unternehmen im Finanz- und Bankwesen sowie in der IT schreiben mehr und mehr virtuelle Praktika in den Jobbörsen aus. Die Financial Times hat im ersten Pandemiejahr bereits berichtet, dass die Praktika bei JPMorgan Chase, Goldman Sachs, UBS und Citigroup wegen der Corona-Krise auf virtueller Basis vorerst stattfinden. Munkeln kann man, dass diese Unternehmen nach einem erfolgreichen US-Start vielleicht hier ebenso virtuelle Praktika implementieren.
Viele kleinere Unternehmen sind schneller bei der Anpassung vom Office ins virtuelle Netz. Eins der ersten größeren Unternehmen, die sich jetzt schon an das Konzept rantasten ist Deloitte. Das „Online-Praktikum“ besteht allerdings aus Videos und virtuellen Aufgaben, die man im Bereich Steuern oder Wirtschaftsprüfung lösen kann. Dies eignet sich super, wenn man in diesen Bereich reinschnuppern möchte. Echte Berufserfahrung oder ECTS kann man hiermit leider nicht erhalten.
Ein Stuttgarter Startup schreibt aktuell ein „Remote Praktikum“ im Bereich Prozessmanagement im Customer Success aus und viele Unternehmen suchen Remote Praktikanten im Online Marketing oder im Vertrieb. Auf auslandskarriere.de findet man sogar virtuelle Praktika im Ausland. Das Auslandspraktikum muss wegen Corona also nicht ins Wasser fallen und kann virtuell mit einem Team in Spanien oder Griechenland stattfinden.
Idealerweise durchsucht man Jobbörsen nach den Begriffen „virtuell“, „remote“ oder „home (office)". Ein einheitlicher Name hat sich noch nicht durchgesetzt.
Wer keine Lust auf die Suche hat, kann auch Unternehmen von sich aus per Initiativbewerbung anschreiben und sie für ein virtuelles Praktikum gewinnen. Die Konkurrenz sticht man somit gleich von selbst aus. Besonders Startups lieben es, wenn man Eigeninitiative zeigt. Trau dich nur!
3. In welchen Bereichen eignen sich Remote-Praktika?
Praktikanten/innen unterstützen eine Vielfalt an verschiedenen Projekten – auch remote vom heimischen Schreibtisch. Im Grunde gilt: Alles, was man von einem Computer aus erledigen kann, eignet sich in der Regel ebenso für ein virtuelles Praktikum.
Insbesondere werden virtuelle Praktika aber für die folgenden Bereiche angeboten:
Recherche-Arbeiten
Social Media
Grafikdesign
Journalismus und Content Erstellung
Informationstechnologie
Customer Support
4. Was sollte man vor einem virtuellen Praktikum klären?
Marlene Schimanski ist Karriere-Coach und zudem die Gründerin des Online-Magazins und der Jobbörse von Auslandskarriere.
Virtuelle Praktika gibt es noch nicht so lange wie die Präsenz-Praktika vor Ort. Hinzukommt, dass virtuelle Praktika gerne flexibler angeboten werden und der Praktikant oftmals ein größeres Mitspracherecht bei der Ausführung erhält.
Damit Praktikant/in und Arbeitgeber auf einen Nenner kommen, sollte man als Praktikant/in selbst darauf achten, dass alle wichtigen Aspekte vor dem Praktikums-Vertrag und natürlich vor dem eigentlichen Praktikum geklärt werden.
Folgende Fragen können dir dabei helfen:
Welche technischen Anforderungen muss ich erfüllen? (z.B. eigener Laptop, bestimmte Software-Programme usw.)
Zu welchen Zeiten muss ich arbeiten? Gibt es flexiblere Regelungen?
Wie viele Stunden pro Woche soll das Praktikum dauern?
Was gehört zu meinem Aufgabengebiet?
Erhalte ich Training zu Beginn und im Laufe des Praktikums?
Wird das Praktikum bezahlt?
Wie läuft die Kommunikation während des Praktikums ab?
Steht mir bei Fragen ein Mentor oder Vorgesetzter zur Verfügung?
Erhalte ich nach Beendigung ein Empfehlungsschreiben?
5. Für wen lohnt sich ein virtuelles Praktikum?
Die Flexibilität und die größere Auswahl an potenziellen Arbeitgebern sind bei einem virtuellen Praktikum besonders verlockend. Studierende, die knapp bei Kasse sind und sich einen Umzug nur für ein Praktikum nicht leisten können, bietet das virtuelle Praktikum eine super Alternative. Der Wegfall an Pendel- und zusätzlichen Mietkosten halten nämlich die laufenden Kosten während dem Praktikum niedrig.
Personengruppen, die zeitlich eingespannt sind, wie junge Mütter, können durch die Flexibilität eines virtuellen Praktikums sich ihre Zeit besser einteilen. Bei einem virtuellen Praktikum geht es mehr darum, dass die täglichen Aufgaben gemacht werden, anstatt zu einer bestimmten Zeit zu einem bestimmten Ort im Büro zu sein und alles abzuarbeiten.
Introvertierte und hochsensible Menschen können ebenso von einem virtuellen Praktikum profitieren. In den eigenen vier Wänden fühlt man sich nämlich nicht nur sicherer, sondern kann sich zudem auch noch besser konzentrieren. Dies wirkt sich natürlich ebenfalls auf die Produktivität aus.
6. Welche Vorteile hat ein virtuelles Praktikum gegenüber einem traditionellen Praktikum im Büro?
Einfach mal so bei den neunen Kollegen über die Schulter schauen und alles haargenau miterleben, fällt bei einem virtuellen Praktikum weg. Ein virtuelles Praktikum ist aber nicht schlechter – nur anders.
Studierende, die ein Praktikum aus der Ferne absolvieren, müssen lernen sich selbst zu motivieren. Im Homeoffice ist man nämlich sein eigener Boss. Die einen lieben es, den anderen fehlt eine gewisse Struktur und dass man gesagt bekommt, was jetzt zu tun ist.
Während man bei einem traditionelleren Praktikum in vielen Fällen leider oftmals zum Kopieren, Sortieren oder Kaffee kochen geschickt wird, fallen solche banalen Aufgaben bei einem virtuellen Praktikum weg.
Dagegen lernt man so einiges im Hinblick auf professionelle Geschäftskommunikation. Die meisten Aufgaben werden nämlich schriftlich gestellt und die Antworten und Ergebnisse müssen demnach ebenso schriftlich präsentiert werden.
Weitere Infos rund um das Thema Praktikum
- Unsere Praktika-Börse – mit Suchbegriff „remote“
- Praktikum & Geld: BAföG, Sozialversicherung, Mindestlohn, Kindergeld
- Bewerbungsschreiben fürs Praktikum im Studium
- Per Praktikum zum Job: Für wen sich ein Praktikum im Studium lohnt
Sonderreihe Studium in Zeiten der Corona-Pandemie
- Auslandsstudium & Erasmus-Stipendien zu Zeiten des Corona-Virus
- Studienfinanzierung: Überblick über alle Finanzquellen in der Corona-Flaute
- Regelungen für Notfälle: BAföG & Corona
- Cash & Corona? Jobben für Studierende in der Corona-Krise
- Digitales Lernen & Corona – Wie du im Home Office gut lernst
- Virtuelles Praktikum als Alternative
- Studieren in Zeiten von Corona: Wie du die Zeit sinnvoll nutzen kannst
- Mit Resilienz dein Studium in der Corona-Krise bewältigen
Hinweis der Redaktion:
Der Artikel wurde erstmalig am 22.04.2020 auf Studis Online veröffentlicht und wird seitdem von der Redaktion aktualisiert, zuletzt am oben genannten Datum.