Berufseinstieg für HochschulabsolventenDie ersten Tage im Job
Von Anja Schreiber
Zwar ist das Bewerbungsverfahren abgeschlossen. Dennoch stellen sich beim ersten Arbeitstag oft ähnliche Gedanken wie beim Vorstellungsgespräch ein: Was soll ich nur sagen? Was anziehen? Welches Verhalten kommt an? Was geht gar nicht? Um diesem Gedankenkarussell zu entfliehen, hilft eine gründliche Vorbereitung.
Dabei solltest du ganz unterschiedliche Aspekte berücksichtigen: So ist es nicht nur ratsam, sich inhaltlich einzuarbeiten, sondern auch auf die Frage nach der passenden Kleidung oder dem Auftreten eine Antwort zu finden. Wenn du dich zudem mental auf die kommende Situation einstellst und selbst auf eine gute Einarbeitung von Beginn an achtest, wirst du sicherlich optimal in den Beruf starten.
1. Was ziehe ich an? Lieber zu schick als zu lässig!
Idealerweise hast du schon bei vorherigen Praktika, Jobinterviews oder anderen Kontakten beobachtet, wie sich die MitarbeiterInnen des Unternehmens kleiden. Diese Infos helfen dir jetzt bei der Wahl der passenden Kleidung. Natürlich ist es auch wichtig, dass du dich wohlfühlt und die Kleidung gut sitzt. Denn wenn du dir verkleidet vorkommst, merken das die Anderen. Auch wenn dein Beruf keinen Dresscode vorschreibt, sollte dein Outfit am ersten Arbeitstag lieber etwas zu schick als zu lässig ausfallen.
Wenn du zum Beispiel im T-Shirt auftauchst, darf dieses ruhig einen neuwertigen Eindruck machen. Das ist auf jeden Fall besser, als wenn es schon etwas abgetragen aussieht. Bist du wirklich overdressed, kannst du deinen Kleidungsstil immer noch anpassen.
Was anziehen? Lieber ein wenig zu schick …
Gerade in Branchen, in denen das klassische Businessoutfit verlangt wird, gibt es häufig ein Problem: Nicht jeder hat im Kleiderschrank schon eine größere Auswahl an Anzügen oder Kostümen. Um so wichtiger ist es, dass du dich rechtzeitig Gedanken um dein Äußeres machst: Was habe ich im Schrank? Was muss ich kaufen? Denk dabei auch an die Accessoires. Geh am Besten nicht auf den letzten Drücker auf Shoppingtour. Denn das kann in Stress ausarten. Dabei solltest du doch ausgeruht in den neuen Lebensabschnitt starten!
Alle SicherheitsfanatikerInnen können außerdem etwas zum Wechseln mitnehmen. Denn eine Laufmasche in der Strumpfhose oder ein Soßenfleck auf dem Oberhemd ist peinlich, wenn man damit einen ganzen Arbeitstag lang herumlaufen muss. Im Zweifelsfall gehört ein Schirm ebenfalls zur Notfall-Ausstattung. Stell dir vor, du kommst in einen Platzregen und musst dich dann pitschnass präsentieren!
2. Auf die Vorbereitung kommt es an
Auch inhaltlich sollten sich BerufseinsteigerInnen gründlich vorbereiten. Das hat gleich mehrere Vorteile: Du brauchst nicht so viel nachzufragen und machst einen kompetenten Eindruck. Außerdem verleiht dir so ein Vorgehen eine gewisse Sicherheit und stimmt mental auf die kommenden Aufgaben ein. Wie schon vor dem Jobinterview ist es ratsam, sich über aktuelle Entwicklungen im Unternehmen und in der Branche zu informieren. Außerdem kannst du im Vorfeld um Material zur Einarbeitung bitten, das du natürlich durcharbeiten solltest.
Es ist auch sinnvoll, andere Unterlagen wie den bisherigen Briefwechsel mit dem / der ArbeitgeberIn noch einmal anzuschauen. Gerade die kleinen Details entfallen einem oft. Aber auf die kommt es im Zweifelsfall an! Notier dir zum Beispiel Uhrzeit, AnsprechpartnerIn oder den genauen Treffpunkt noch einmal gesondert … vielleicht im Smartphone. Denn gerade diese Infos entscheiden darüber, ob du pünktlich und entspannt erscheinst oder außer Atem ankommst.
Genauso wichtig ist die mentale Einstellung: Wenn du sehr aufgeregt bist, könntest du zum Beispiel bewusst vorher Entspannungsübungen machen. Auf jeden Fall solltest du ausgeruht in die ersten Arbeitstage starten. Musst du extra wegen des neuen Jobs umziehen, ist ein zu später Umzugstermin auf jeden Fall eine Stressquelle. Idealerweise planst du so, dass du dich vorher einleben kannst.
Auch ein Clubbesuch bis tief in die Nacht ist vor so einem entscheidenden Tag nicht die beste Idee … genauso wenig, wie sich Horrorszenarien auszumalen. Mach dir bewusst, dass du mit deinen Kompetenzen bereits überzeugt habt. Du stehst am ersten Arbeitstag keinen RichterInnen gegenüber, die dich verurteilen wollen. Entwickle deshalb eine positive Einstellung!
Ist der erste Arbeitstag gekommen, zählt der erste Eindruck. Dass du pünktlich sein solltest, ist eine pure Selbstverständlichkeit. Das heißt aber nicht, dass du schon eine halbe Stunde vor dem verabredeten Termin auf der Matte stehen musst. Das würde nur zeigen, dass du scheinbar Probleme mit deinem Zeitmanagement hast. Wenn du dich aber zuvor mit der Fahrt zum Unternehmen beschäftigt hast, bist du jetzt klar im Vorteil. Denn du weißt, wie lange du für den Weg brauchst.
3. Höflich und freundlich auftreten
Zum richtigen Auftritt gehört aber nicht nur Pünktlichkeit, sondern auch Höflichkeit und Freundlichkeit. Gegenüber der Führungskraft beherrscht diese Tugenden fast jeder. Doch manche BerufseinsteigerInnnen vergessen, auch alle anderen MitarbeiterInnen so zu behandeln. Und genau das ist ein Fehler! Schließlich wirst du sehr viel Zeit mit den neuen KollegInnen verbringen. Deshalb solltest du dir von Anfang an um einen guten Draht zu ihnen bemühen. Eine freundliche und entspannte Ausstrahlung kommt meist besser an als ein miesepetriges Gesicht … egal, in welche Branche du einsteigst.
Zum Jobeinstieg gehört auch das Eintauchen in die gelebte Alltagskultur des neuen Berufsumfelds
Außerdem hat ein unfreundliches Verhalten auch strategische Nachteile: Es wird nämlich oft als Charakterschwäche interpretiert. Zudem können gerade Menschen, die nicht so hoch in der Hierarchie stehen, dir beim Einleben in das Unternehmen helfen. Wer höflich zur Sekretärin ist, den wird diese sicher gerne über die ungeschriebenen „Gesetze“ der Firma informieren.
Ob BerufseinsteigerInnen als höflich wahrgenommen werden, entscheidet sich meist bei Kleinigkeiten. So sind die Worte „Danke“ und „Bitte“ genauso wichtig wie die Formalien bei beruflichen Mails. Auch wenn Facebook-Nachrichten ohne Anrede und Abschlussgruß auskommen, ist das bei geschäftlicher Korrespondenz ein No-Go. Natürlich sollte auch niemand auf die Idee kommen, mit seinem Smartphone zu spielen oder gar privat zu telefonieren.
In Wortwahl und Umgangsformen passt du dich am Besten deiner Umgebung an. Da du dich hoffentlich ganz bewusst für eine Firma und ihre Kultur entschieden hast, sollte dir das nicht allzu schwerfallen. Je nach Branche und Unternehmen kann das natürlich extrem variieren: Während sich manche keine Gedanken um ihre Sprache machen müssen, entsteht für andere ein gewisser Anpassungsdruck.
In der Regel kommt es aber überall gut an, wenn du dich den KollegInnen deiner Abteilung persönlich vorstellst … es sei denn, das übernimmt die Führungskraft. Wie formal es dabei zugeht, bestimmt wieder das Umfeld. Doch ein Tipp aus der klassischen Businessetikette kann einem überall helfen: Beim Vorstellen entscheidet dein Gegenüber, ob es dir die Hand geben möchte. Die Initiative zum Handschlag und zu näheren Kontaktaufnahme geht also von KollegInnen oder der BüronachbarInnen aus. Ignoriert diese dein „Kommunikationsangebot“, hast du trotzdem alles richtig gemacht.
4. Bescheiden und interessiert
Eine Vorstellung im KollegInnenkreis ist kein Bewerbungsgespräch. Wenn du in dieser Situation über deinen glänzenden Hochschulabschluss und deine zahlreichen Fremdsprachenkenntnisse schwadronierst, wirkst du schnell arrogant. Bescheidenes Auftreten in den ersten Tagen ist viel hilfreicher. Denn das macht sympathisch. Besonders problematisch ist jede Besserwisserei. Nimm deshalb Sätze wie „Bei uns an der Uni“ oder „Das habe ich so gelernt“ lieber erst gar nicht in den Mund.
Bevor du mit ersten Verbesserungsvorschlägen kommst, solltest du dich schon eingearbeitet haben. Dann kannst du dein Wissen auch anbringen. Doch Vorsicht ist geboten: Neue MitarbeiterInnen werden oft als Bedrohung wahrgenommen. Überleg also genau, was du sagst und welche Signale du aussendest. Das heißt natürlich nicht, dass du einfach verstummen sollst. Denn das lässt sich als Desinteresse interpretieren. Die beste Kombination ist sicher eine interessierte Zurückhaltung. Frag also fachliche Dinge nach und informiere dich über geschriebene und ungeschriebene Richtlinien wie etwa die Pausenregelung.
Nutze die Pausen, um mit den KollegInnen ins Gespräch zukommen. Aber plaudere nicht unkontrolliert über Privates. Denn selbst wenn sich alle im Unternehmen duzen, handelt es sich hier um keinen Freundeskreis. Deshalb halte dich bedeckt und reagiere im Zweifelsfall ausweichend. Deine neue Kollegin muss nicht wissen, dass du dich gerade von deinem / deiner PartnerIn getrennt hast. Erst wenn der Andere auch Privates erzählt, kannst du nachziehen. Tratsch und Klatsch sollte für dich aber auf jeden Fall tabu sein.
Wer neu im Unternehmen ist, braucht eine Einarbeitungszeit. Denn du kannst nicht alles wissen. Das wird auch keiner von dir verlangen. Doch du darfst daraus nicht das Fazit ziehen, dass die Anderen dir schon helfen werden, ohne darum bitten zu müssen. Stattdessen solltest du aktiv fragen, wenn du einen Vorgang oder ein Computerprogramm nicht verstehst. Am Besten bittest du um Hilfe, bevor es zu Problemen kommt.
Hast du dich schon vorab darüber informiert, wie die Einarbeitungsphase verläuft, bist du klar im Vorteil. In manchen Unternehmen gibt es einen Zeitplan, in dem Schulungen und Arbeitseinsätze genau geregelt sind. Doch bei kleinen oder mittelständischen Betrieben wird oft längst nicht alles strukturiert und voraus geplant sein. In diesem Falle kommt es auf deine Initiative an. Deshalb solltest du gleich am Anfang gezielte Fragen stellen und mit deinem / deiner ChefIn einen möglichst konkreten Zeitplan absprechen.
5. Selbst nach Feedback fragen
Wer fachlich geeignet und engagiert ist sowie sich angemessen verhält, braucht in der Regel keine allzu große Angst vor der Probezeit zu haben. Dennoch ist Feedback natürlich wichtig. Denn du willst schließlich erfahren, wie deine Leistung ankommt. Aber nicht in jedem Unternehmen sind regelmäßige Feedbackgespräche vorgesehen. Deshalb ist es sinnvoll, dass du selbst aktiv wirst und darum bittest. Das wird in der Regel als Zeichen von Motivation gedeutet.
Die Autorin dieses Artikels
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine und eine wissenschaftliche Publikation. Sie ist zudem die Autorin mehrerer Ratgeber. So hat sie zum Beispiel „Die Sehnsuchtsstrategie für Studierende und Hochschulabsolventen“ geschrieben. Das Buch hilft, den Berufseinstieg passgenau vorzubereiten.
Weitere Infos unter: anjaschreiber.de
Wenn du bereits im Vorstellungsgespräch gefragt hast, ob und wie Feedbackgespräche stattfinden, ist das natürlich optimal. Denn dann hast du auch schon Informationen über den zeitlichen Rahmen. Ist das nicht der Fall, solltest du rechtzeitig vor Ende der Probezeit um ein Gespräch bitten. So kannst du eventuell geäußerte Kritik noch beherzigen. Etwa die Mitte der Probezeit ist ein guter Zeitpunkt.
Aber auch andere Termine kommen infrage, zum Beispiel wenn du das erste Projekt erfolgreich abgeschlossen hast. Bei Konflikten und Problemen solltest du ebenfalls das Gespräch suchen. Natürlich macht auch hier der Ton die Musik. Eine sachliche Beschreibung des Problems ist das Mittel der Wahl … nicht Klagen oder Beschuldigungen Anderer. Statt zu kritisieren solltest du lieber Wünsche äußern.
Bei der Anbahnung eines solchen Termins ist es hilfreich, auf die Rahmenbedingungen zu achten. Steht deinE ChefIn gerade unter Druck oder ist er / sie gut gelaunt? Ein passender Zeitpunkt ist natürlich, wenn die Führungskraft gut drauf ist. Steht der Termin fest, ist es deine Aufgabe, diesen vorzubereiten. Mach dir vorher Gedanken, was du bisher geleistet hast und wie deine Pläne für die Zukunft sind.
Denn so kannst du das Gespräch im positiven Sinne beeinflussen. Wirst du kritisiert, ist es empfehlenswert, ruhig zuzuhören. Nimm die Kritik an und weise nicht gleich alles von dir. Oft lohnt es sich nachzufragen, um mehr Hintergrundinformationen über die Kritikpunkte zu erhalten. Am Ende des Termins solltest du mit der Führungskraft Ziele vereinbaren. Am Besten schreibst du die Gesprächsergebnisse auf und setzt das Vereinbarte wie besprochen um.
6. Und nicht vergessen: Authentisch bleiben
Ein gelungener Berufseinstieg ist keine Geheimwissenschaft. Mit der richtigen Mischung aus Empathie und Lernbereitschaft sowie der Fähigkeit, aktiv nachzufragen, lassen sich die ersten Tage und Wochen gut überstehen. Meist verzeihen berufserfahrene KollegInnen AnfängerInnen den einen oder anderen Fehler.
Was aber im Allgemeinen nicht gut ankommt, ist gekünsteltes, unaufrichtig wirkendes Verhalten! Deshalb ist es wichtig, dass du authentisch bleibst. Ist das in deinem Betrieb nicht möglich, solltet du dich fragen, ob du dort richtig bist.
7. Kurz + knapp
Das kommt natürlich auf die Berufssparte und das Unternehmen an. Pauschal gilt aber: Lieber etwas zu schick als zu lässig.
Du musst zwar nicht, dem guten Eindruck schadet es aber definitiv nicht! Schau dir deinen Arbeitsweg und dessen Dauer an, lies dich über das Unternehmen ein und schlaf in der vorherigen Nacht genug. Diese und weitere Tipps findest du hier!
Normalerweise gibt es in Unternehmen regelmäßig Feedbackgespräche. Wenn du darüber allerdings nicht informiert bist, frag gerne nach. Ein guter Zeitpunkt für ein solches Gespräch wäre beispielsweise nach der Hälfte deiner Probezeit.
8. Weiterführendes
Literaturtipp:
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Anmerkung der Redaktion: Das oben genannte Datum zeigt den Zeitpunkt der letzten Aktualisierung an.