Abhängig vom StudienfachWas wird aus HochschulabsolventInnen
Den durchschnittlichen Verdienst derjenigen AbsolventInnen, die Vollzeit arbeiten, hatten wir schon im Artikel So viel verdienen HochschulabsolventInnen beschrieben. In diesem Artikel soll es darum gehen, wie viele der AbsolventInnen (abhängig vom Studienfach) denn überhaupt Vollzeit arbeiten, was sie ansonsten tun, ob sie also bspw. Selbständig tätig sind, zwischendurch eine Doktorarbeit geschrieben haben, Eltern geworden sind etc.
Bilanz für AbsolventInnen nach 10 Jahren meist positiv
Grundsätzlich konnten in der HIS-Studie die Befragten mehrere aktuelle Tätigkeiten angeben, denkbar ist ja bspw. Erwerbstätigkeit und gleichzeitige Promotion. Ebenso lässt sich z.B. "Suche nach einer (neuen) Erwerbstätigkeit" mit verschiedenen anderen Tätigkeiten kombinieren.
Erwerbstätigkeit vs. Arbeitslosigkeit
Zehn Jahre nach erfolgreichem Abschluss des Studiums sind nur sehr wenige AbsolventInnen arbeitslos, über alle Fachrichtungen betrachtet nur um 1%. Bei vielen Fachrichtungen ist die Quote praktisch bei 0%, am höchsten liegt sie mit 4% noch bei AbsolventInnen der Biologie und allgemein den Magister-Studiengängen. 5 Jahren nach Examen lag die Arbeitslosigkeit über alle Fachrichtungen noch bei 3%, besonders hoch bei Architekur+Raumplanung (11% FH-AbsolventInnen, 8% Uni).
Erwerbstätig sind je nach Studienfach zwischen 73 und 98 Prozent. Die höchsten Quoten haben die Fachrichtungen, die vor allem von Männern bevorzugt werden (Elektrotechnik, Maschinenbau) – dort gibt es nur wenige, die beispielsweise wegen Elternzeit auf Erwerbstätigkeit verzichten müssen/wollen.
Auf der Suche nach einer Erwerbstätigkeit sind auch 10 Jahre nach Examen durchaus einige, je nach Fach zwischen 1 (Mathematik, Agrar-/Ernährungswissenschaften FH) und 14 Prozent (Magister-AbsolventInnen); im Durchschnitt zwischen 5 (Uni) und 6 (FH) Prozent. Wobei die Gründe verschiedenste sein können (nicht extra ausgewiesen). Zum einen sind dies natürlich wohl fast alle, die sich als Arbeitslos bezeichnet hatten. Aber natürlich auch diejenigen, die ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen hatten (Elternzeit/Erziehungsurlaub, aber evt. auch Forbilbildungen, Promotion) oder aus dem Job sich nach einem neuen umschauen.
Selbständigkeit / freiberuflich tätig
Die Hochschul Informations System GmbH (HIS) ist im Besitz von Bund (1/3) und Ländern (2/3). Sie fungiert einerseits als Softwarehaus für die Hochschulverwaltungen und ist andererseits in den Bereichen Hochschulentwicklung und Hochschulforschung aktiv. Im für die Öffentlichkeit sichtbarsten Bereich Hochschulforschung führt die HIS u.a. die Sozialerhebung der Studierendenschaft im Auftrag des Deutschen Studentenwerkes durch.
Befragt wurden vom HIS für die hier referierte Studie (veröffentlicht in: HIS:Forum Hochschule 2/2009) ein Jahr nach dem Hochschulabschluss 9582 AbsolventInnen (2577 FH, 7005 Uni), fünf Jahre danach noch 6220 (1655, 4565) und schließlich zehn Jahre später noch 5477 (1443, 4034).
Das viele Mediziner- oder JuristInnen selbständig (oder genauer: freiberuflich) tätig sind, ist keine Überraschung. Manchen mag vielleicht sogar überraschen, dass es nur knapp ein Drittel sind. 35% Selbständige gibt es dagegen bei Absolventen der Architektur/Raumplanung. Bei letzteren ist es sogar so, dass nur 42% der nach zehn Jahren befragten AbsolventInnen noch nie selbständig waren, über die Hälfte hat also Erfahrungen mit der Selbständigkeit gesammelt oder übt sie noch aus.
Auch AbsolventInnen von Magister-Studiengängen suchen ihr Heil offenbar oft in einer Selbständigkeit. Auch sie haben mehrheitlich (51%) Erfahrungen mit der Selbständigkeit gemacht oder üben sie aktuell aus (27%).
Alle anderen Fachrichtungen haben weniger Selbständige unter ihren AbsolventInnen, besonders wenig (über 80% nie selbständig gewesen) sind bei Maschinenbau/Verfahrenstechnik, Mathematik, Chemie, Biologie, den Lehrämtern, Physik und Elektrotechnik zu finden.
Promotion
Dass bei einigen Fachrichtungen eine Doktorarbeit sehr üblich ist, zeigt sich natürlich auch in dieser Studie. 10 Jahre nach ihrem ersten Hochschulabschluss haben 87% der ChemieabsolventInnen eine Doktorarbeit abgeschlossen - sogar mehr als AbsolventInnen der Humanmedizin, bei denen es 75% sind. Bei letzteren sind aber noch 7% noch an der Arbeit oder haben sie zeitweilig unterbrochen, wollen sie aber noch abschließen. 14% der Humanmedizin-AbsolventInnen fangen eine Doktorarbeit an, aber haben sie abgebrochen.
Über 50% Promovierte haben nach 10 Jahren auch die Fachrichtungen Physik (54%) und Biologie (52%). Danach kommen mit nur noch 21% (was auch der Schnitt über allen Uni-AbsolventInnen ist) Maschinenbau/Verfahrenstechnik und Mathematik, knapp dahinter noch Rechtswisseschaft mit 20%.
Sehr wenig DoktorInnen gibt es dagegen bei Lehramt Realschule/Sek. I (0%), Lehramt Primarstufe/Sonderschule (1%) und Architektur+Raumplanung (1%). Im einstelligen Bereich sind auch noch Pädagogik (5%) und Wirtschaftswissenschaften (6%). Alle anderen aufgeführten Uni-Fachrichtungen haben 10 Jahre nach erstem Examen mind. 10% Promovierte.
Bei denen mit Fachhochschulabschluss sind Promovierende zwangsläufig selten, da mit dem FH-Diplom nur in Ausnahmefällen eine Promotion möglich war. Am häufigsten (3%) haben noch Informatik-AbsolventInnen ine Promotion hinter sich gebracht.
In der Tabelle weiter unten sind nicht die abgeschlossenen Promotionen aufgeführt, sondern angegeben, wie viele der Befragten jeweils gerade noch an einer Doktorarbeit sitzen. Wer dagegen die Quoten der promovierten AbsolventInnen im Detail einsehen will, findet sie in der HIS-Studie auf Seite 101 (Tabelle 8.1).
Elternzeit / Erziehungsurlaub / Hausmann / Hausfrau
Unabhängig von der Fachrichtung werden Elternzeit, Erziehungsurlaub, aber auch "Vollzeit-Hausmensch" werden nach wie vor sehr selten von Männern übernommen. Fachrichtungen mit hoher Quote in diesem Punkt in der Übersichts-Tabelle am Ende haben also einen höheren Anteil an Absolventinnen.
Nur bei den Fachrichtungen Lehramt, Pädagogik, Psychologie und Magister allgemein sind im Zeitverlauf gelegentlich auch einmal 5% der männlichen Absolventen relevant mit den genannten Tätigkeiten beschäftigt. Höhere Werte werden aber von Männern hier praktisch nie erreicht. Dagegen sind an bestimmten Zeitpunkten bis zu 40% der Absolventinnen mancher Fachrichtungen mit den genannten Tätigkeiten beschäftigt.
Die Daten im Detail
In der HIS-Studie selbst sind sogar noch mehr Untergruppen aufgelistet, wir haben einige seltenere weggelassen, dafür aber die Angaben zur Selbständigkeit aus einer anderen Tabelle der Studie hinzugefügt.
Fachrichtung | 5 Jahre nach Examen 10 Jahre nach Examen | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Fachhochschulabschluss | |||||||
Agrar-, Ernährungswissenschaften | 89 90 | 2 1 | 0 3 | 9 10 | 4 1 | 1 0 | 19 20 |
Architektur, Raumplanung | 76 87 | 4 0 | 0 0 | 10 10 | 6 5 | 11 1 | 19 24 |
Bauingenieur-, Vermessungswesen | 91 95 | 4 1 | 0 1 | 4 6 | 3 4 | 2 1 | 7 13 |
Elektrotechnik | 97 98 | 4 1 | 1 1 | 2 3 | 4 7 | 2 1 | 4 2 |
Maschinenbau,Verfahrenstechnik | 96 96 | 4 5 | 1 1 | 2 4 | 5 6 | 1 0 | 5 9 |
Wirtschaftsingenieurwesen | 90 - | 2 - | 0 - | 5 - | 3 - | 3 - | 5 - |
Informatik | 98 94 | 1 3 | 5 1 | 0 4 | 1 4 | 1 1 | 12 18 |
Wirtschaftswissenschaften | 88 88 | 5 4 | 1 0 | 11 14 | 3 4 | 3 0 | 12 13 |
Sozialwesen | 79 83 | 17 8 | 0 1 | 12 12 | 10 11 | 3 1 | 7 12 |
Fachhochschulabschluss insg. | 89 91 | 6 4 | 1 1 | 7 8 | 5 6 | 3 1 | 10 13 |
Universitätsabschluss | |||||||
Agrar-,Ernährungswissenschaften | 73 85 | 9 0 | 10 3 | 12 9 | 8 6 | 4 3 | 12 17 |
Architektur,Raumplanung | 76 87 | 10 4 | 3 0 | 11 12 | 7 7 | 8 2 | 33 35 |
Bauingenieur-,Vermessungswesen | 89 92 | 6 4 | 5 0 | 6 8 | 10 5 | 5 3 | 17 20 |
Elektrotechnik | 98 97 | 3 2 | 9 1 | 1 1 | 3 3 | 1 1 | 11 13 |
Maschinenbau,Verfahrenstechnik | 94 98 | 5 1 | 15 1 | 2 2 | 4 4 | 1 0 | 4 7 |
Wirtschaftsingenieurwesen | 95 95 | 2 1 | 5 0 | 3 5 | 8 5 | 3 0 | 7 17 |
Physik | 91 97 | 3 1 | 11 2 | 1 4 | 6 3 | 3 0 | 6 9 |
Biologie | 79 76 | 10 6 | 17 1 | 16 19 | 7 10 | 3 4 | 0 4 |
Chemie | 89 91 | 4 2 | 6 0 | 2 7 | 9 4 | 3 0 | 0 3 |
Pharmazie,Lebensmittelchemie | 82 89 | 2 5 | 4 0 | 19 11 | 2 2 | 0 0 | 21 22 |
Mathematik | 90 89 | 3 3 | 7 1 | 6 7 | 4 1 | 3 2 | 5 8 |
Informatik | 92 96 | 1 2 | 8 1 | 7 6 | 4 7 | 1 0 | 6 12 |
Humanmedizin | 86 92 | 19 9 | 12 2 | 11 7 | 4 3 | 4 1 | 6 31 |
Psychologie | 86 88 | 21 16 | 10 5 | 11 12 | 6 4 | 1 1 | 15 31 |
Pädagogik | 81 87 | 12 5 | 7 2 | 10 12 | 8 4 | 2 3 | 6 17 |
Sprach-und Kulturwissenschaften | 86 88 | 18 5 | 9 1 | 7 12 | 4 3 | 1 1 | 11 17 |
Rechtswissenschaft | 88 90 | 8 2 | 10 1 | 5 10 | 7 2 | 4 1 | 22 28 |
Wirtschaftswissenschaften | 91 92 | 3 1 | 4 0 | 7 9 | 5 4 | 2 0 | 7 12 |
Lehramt Primarstufe,Sonderschule | 83 79 | 6 3 | 2 1 | 14 25 | 3 2 | 2 0 | 2 4 |
Lehramt Realschule,Sek.I | 87 88 | 2 3 | 1 3 | 9 17 | 5 4 | 1 2 | 2 3 |
Lehramt Gymnasium,Berufsschule | 86 88 | 8 3 | 8 2 | 10 11 | 3 2 | 2 1 | 5 4 |
Magister | 77 81 | 6 3 | 15 3 | 7 10 | 13 14 | 6 4 | 16 27 |
Universitätsabschluss insg.1 | 86 89 | 7 3 | 9 1 | 8 10 | 6 5 | 3 1 | 11 17 |
Quelle: Tabellen aus HIS:Forum Hochschule 2/2009; S. 4f. + S. 78