Die passgenaue BerufswahlMit 50 Fragen den Traumberuf finden
Von Anja Schreiber
Ein Studium öffnet viele Möglichkeiten. Welche soll man wählen? Wer zum Beispiel einen Master in Politikwissenschaft und Germanistik macht, der kann Trainee bei einer Bank werden, aber auch in die Medien oder in den öffentlichen Dienst gehen. Diese Checkliste hilft dir bei der Entscheidung. Dabei geht es um deine ganz persönlichen Sehnsüchte, Wünsche und Träume. Viele glauben immer noch, dass HochschulabsolventInnen dort die größten Chancen haben, wo die meisten offenen Stellen zu finden sind, wo attraktive Gehälter und Arbeitsbedingungen locken. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Wer kein Interesse an seiner Arbeit hat, wird voraussichtlich auch weniger gute Leistungen erbringen und wird seine/ihre Berufstätigkeit ausschließlich als Belastung sehen. Die Gefahr zunehmender Unzufriedenheit ist groß. Keine verlockende Aussicht! Zweckmäßige Überlegungen allein führen also nicht zum Ziel. Deshalb ist die Frage nach den eigenen Wünschen und Träumen so entscheidend.Die Qual der Wahl?
Die Berufswahl als Projekt
Die Autorin dieses Artikels
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine und eine wissenschaftliche Publikation. Sie ist zudem die Autorin mehrerer Ratgeber. So hat sie zum Beispiel „Die Sehnsuchtsstrategie für Studierende und Hochschulabsolventen“ geschrieben. Das Buch hilft, den Berufseinstieg passgenau vorzubereiten.
Weitere Infos unter: anjaschreiber.de
Bei dieser Checkliste geht es um deine Sehnsüchte! Nimm dir für die Bearbeitung Zeit. Am Besten machst du dir Notizen. So kannst du deine Antworten später nochmals durchlesen. Das macht Sinn, denn die Suche nach dem passenden Beruf ist keine Aktion von wenigen Minuten, sondern ein langfristiges Projekt, das Monate oder sogar Jahre dauern kann.
Hier sind also die Fragen, die du dir in einer ruhigen Stunde selbst stellen solltest:
Die Vorstellung von der Zukunft
Die erste Frage fragt zunächst nach deinem großen Traum:
Was wünsche ich mir für die Zukunft?
Damit du alle Fragen in Ruhe beantworten kannst, haben wir sie auch gesammelt in einem PDF zum Download zusammengefasst.
(Werde bei der Antwort ganz konkret. Stell dir auch die Details wie Lifestyle, Wohnort und Beziehungen vor und frag dich zum Beispiel: Wie soll meine berufliche Tätigkeit aussehen? Will ich kreativ sein, organisieren oder verhandeln? In welchem Umfeld möchte ich arbeiten und leben? Im Großraumbüro, im Homeoffice, allein oder mit anderen? Möchte ich viel reisen, in der Stadt oder auf dem Land leben? Will ich selbstbestimmt handeln oder brauche ich Ansagen von oben? Sehne ich mich nach Wohneigentum oder danach, als digitaler Nomade um die Welt zu reisen?
Wenn dir noch nicht klar ist, nach welchen Tätigkeiten du dich sehnst, macht das gar nichts. Aber vielleicht hast du eine klare Vorstellung von den übrigen Lebensumständen. Beschreib diese so detailreich wie möglich.)
Fragen zur eigenen Person
Ein wichtiger Teil der Berufswahl ist die Selbstreflexion. Denn nur, wer sich selbst kennt, kann die richtige Entscheidung fällen:
Was sind meine wichtigsten Werte (zum Beispiel Freiheit, Selbstbestimmung, Loyalität)?
Wo erlebe ich Sinn? Erlebe ich ihn, wenn ich zum Beispiel Menschen helfe oder mich für die Umwelt engagiere?
Wer oder was begeistert und inspiriert mich? Sind es zum Beispiel Youtube-Stars oder der Apple-Gründer Steve Jobs?
Würde ich gerne das Gleiche machen wie meine Stars und Vorbilder?
Welche Hobbys und Interessen habe ich?
Womit verbringe ich meine Freizeit?
Bei welchen Aktivitäten komme ich in den Flow?
Wann bin ich bereit, morgens freiwillig eine Stunde früher aufzustehen?
Fragen zu Kompetenzen
Wenn du diese Fragen beantwortet hast, stehen auf deinem Notizzettel sicher schon ein paar Tätigkeiten. Sie sind der Ausgangspunkt für weitere Überlegungen:
Welche Fähigkeiten und Kompetenzen habe ich?
Was davon kann ich wirklich ausgezeichnet?
Was macht mir davon am meisten Spaß?
Was kann ich am wenigsten?
Welche Fähigkeiten hätte ich gerne?
Was möchte ich unbedingt noch lernen?
Fragen zu Privatleben und Studium
Wie zufrieden bin ich aktuell mit Studium und Privatleben?
Bin ich oft gestresst oder krank?
Woran könnte das liegen?
Macht mir mein Studium Spaß?
Bin ich erfolgreich?
Fühle ich mich an der Uni und unter meinen KommilitonInnen wohl?
Wie zufrieden bin ich heute mit meiner Studienentscheidung?
Würde ich am Liebsten noch einmal eine Richtungsänderung vornehmen?
In welche Richtung könnte diese gehen?
Fragen zu Praktika und Jobs
Welche Praxiserfahrungen habe ich bisher gesammelt?
Wie habe ich mich dabei gefühlt?
Wie beurteile ich die Arbeitgeber und das Arbeitsumfeld?
Was hat mir dabei Spaß gemacht?
Kam ich bei einer Tätigkeit in den Flow?
Was fand ich problematisch?
Lag das Problem in der Branche oder im Unternehmen?
Sagten mir der konkrete Beruf oder die ausgeübten Tätigkeiten nicht zu?
Bin ich mit der Wahl meiner bisherigen Praktika zufrieden?
Haben mir meine Praktika und Jobs Klarheit in Sachen Berufswahl gebracht?
Könnte ich mir vorstellen, im Arbeitsbereich, in dem ich bisher Praxiserfahrung gesammelt habe, auch nach dem Studium tätig zu sein?
Würde ich mich lieber noch einmal umorientieren?
Vielleicht stellst du bei der Beantwortung dieser Fragen fest, dass du deinen Traumberuf noch nicht gefunden hast. Es könnte zum Beispiel sein, dass du aktuell lediglich weißt, was du nicht willst. Wenn dir das klar ist, bist du schon einen wichtigen Schritt weiter. Siehe also diese Erkenntnis nicht als Niederlage oder Misserfolg an, sondern als wertvolle Einsicht.
Wenn du bisher noch keine positiven Praxiserfahrungen in deinem Studium sammeln konntest, denk mal über deine Kindheit und Jugend nach. Vielleicht bringt dich das weiter:
Fragen zur Vergangenheit
Was wollte ich als Kind und Jugendlicher werden?
Wer waren meine Stars?
Bei welchen Projekten, Jobs oder anderen Aktivitäten bin ich aufgeblüht?
Wo und wann war ich ganz in meinem Element?
Es macht bei der Beantwortung dieser Fragen Sinn, deine einzelnen Lebensabschnitte genau zu betrachten. Vielleicht hast du manches schon fast vergessen. Nutze dafür deine Notizen aus längst vergangener Zeit und schau zum Beispiel in alte Tagebücher hinein. Lass dich einfach von deinem bisherigen Leben inspirieren.
Wenn du all diese Frage beantwortet hast, ist dir vielleicht deutlicher geworden, was du wirklich willst. Der Traumberuf deiner Kindheit und Jugend ist eventuell wieder lebendig geworden. Womöglich gibt es in deinem Alltag bereits viele verschiedene Hinweise auf deinen geheimen Berufswunsch, die du bisher nur noch nicht wahrgenommen hast.
Fragen zur Zukunft
Nachdem du über deine Wünsche und Träume nachgedacht hast, solltest du dich mit den Hindernissen auf dem Weg zum Berufsziel beschäftigen:
Halte ich meinen Traumberuf für realisierbar?
Was bin ich bereit, dafür zu tun? Bin ich bereit, zum Beispiel Weiterbildungen zu absolvieren?
Bin ich bereit, auf etwas zu verzichten, um meinen Berufswunsch umzusetzen?
Welche Schwierigkeiten erwarten mich, wenn ich diesen Beruf anstrebe? Muss ich zum Beispiel mit großer Konkurrenz oder finanzieller Unsicherheit rechnen?
Wie schaffe ich es, diese Hürden zu bewältigen?
Habe ich genug Motivation, meiner Sehnsucht zu folgen ... auch wenn Schwierigkeiten und Hürden auf mich zukommen?
Analyse und Bewertung
Am Ende dieser Checkliste solltest du noch einmal alle Fragen und Antworten durchlesen. Überlege dabei, wie wichtig dir das Thema Beruf überhaupt ist. Vielleicht will manch einer einfach nur einen sicheren Job. Seine/ihre Ambitionen liegen dafür mehr im privaten Bereich. Das ist völlig okay. Deshalb solltest du ehrlich sein und dir folgende Fragen beantworten:
Wie wichtig ist mir mein Traumberuf?
Welche Priorität hat dieser im Vergleich zu meinen anderen Wünschen?
Was muss ich tun, um meinen Sehnsuchtsberuf ausüben zu können?
Welche einzelnen Schritte sind dafür nötig?
Wenn du an dieser Stelle deiner Überlegungen bist, kommen neue Aufgaben auf dich zu. Vielleicht kennst du dich mit deinem Berufswunsch schon genau aus und weißt, was zu tun ist. Womöglich musst du dich aber auch erst einmal über die Einstiegsmöglichkeiten in deinem Traumberuf informieren.
Die nächsten Schritte
Und nun voller Motivation an die Realisation der nötigen Schritte zum Traumberuf machen – oder vielleicht mit neuen Erkenntnissen neue Ideen entwickeln!
Der nächste Schritt in Richtung Berufsziel kann also eine gründliche Recherche im Netz oder ein Beratungsgespräch beim Hochschulteam der Arbeitsagentur sein. Vielleicht bist du danach beflügelt oder entmutigt. Es macht auf jeden Fall anschließend Sinn, sich wieder mit dieser Checkliste und der Zusatzfrage zu befassen:
Wie beantworte ich nach der Recherche die oben aufgeführten Fragen?
Wenn deine Motivation immer noch groß genug ist, deiner Sehnsucht in Sachen Beruf zu folgen, solltest du jetzt die nächsten Schritte in Richtung Berufsziel festlegen!
Weiterführendes
Auf Studis Online
- Berufsfindung: Wie wird man eigentlich …
(z.B. Apotheker, Hauptkommissar, Lektor, Messemanager, Personaler, Schauspieler) - Die Qual der Berufswahl: Mit dem Inneren Team zum Traumjob
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