Gewünschte Schwerpunktsetzung?Exzellente Lehre: 10 Mio. Euro – Exzellente Forschung: 1900 Mio. Euro
Insgesamt ist der aktuelle Wettbewerb mit 10 Millionen Euro dotiert. Davon sollen 40% an Fachhochschulen, 60% an Universitäten vergeben werden. Für diese beiden "Linien" wird jeweils eine Vergabekommission mit 14 Mitgliedern eingerichtet, lediglich zwei davon sind Studierende. Bianka Hilfrich vom studentischen Dachverband fzs merkt dazu an: "Solange die Akteure in der Hochschulpolitik Angst vor der Kritik der StudentInnen haben, anstatt sie konstruktiv aufzunehmen, wird sich in der Lehre nicht viel ändern!"
KMK und Stifterverband arbeiten zusammen – reicht das?
Mindestens 10 Hochschulen sollen prämiert werden, mehr als 1 Million pro Hochschule ist nicht möglich. Die Mittel sollen dabei auf drei Jahre verteilt genutzt werden. Bei der Exzellenzinitiative dagegen stehen insgesamt 1,9 Mrd. (also 190-mal mehr) Euro zur Verfügung, eine einzelne Hochschule kann allein mehr als 10 Mio. Euro erhalten.
Dr. Oetker - kein Rezept für gute Lehre
Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisiert, dass sich die Kultusministerkonferenz für die Förderung der Lehre ausschließlich auf die Zusammenarbeit mit dem arbeitgebernahen Stifterverband stützt. "Dem Verbands-Vorstand gehören die Chefs aller großen Unternehmen - von Ackermann bis Zetsche - und 'ex officio'-Vertreter von BDA, BDI und DIHT an. Die KMK darf die Förderung guter Lehre nicht den Arbeitgebern überlassen. Sie muss Gewerkschaften, Hochschulen und Studierende auf gleicher Augenhöhe beteiligen. Ein Rezept für gute Lehre kann nicht bei Dr. Oetker gekauft werden", sagte Keller mit Blick auf die Präsentation des Wettbewerbs in Saarbrücken durch den Präsidenten des Stifterverbands, Dr. Arend Oetker.
Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und Wissenschaftsrat (WR) hatten vor einiger Zeit – auch in Hinblick auf die eigentlich gewünschten steigenden Studierendenzahlen – den zusätzlichen Bedarf für den Ausbau der Hochschulen und die Verbesserung der Lehre auf 3,7 Mrd. Euro pro Jahr beziffert. Da sind 10 Millionen noch nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Nebenbei bedeutet ein weiterer Wettbewerb ersteinmal nur mehr Arbeit (die am Ende vielleicht gerade bei der Lehre fehlt?): Schon heute klagen viele WissenschaftlerInnen über die Zahl von Bewerbungen und Anträgen, die sie zur Finanzierung ihrer Arbeit stellen müssen.
Gute Lehre für alle!
Grundsätzlich sind Anreize für eine Verbesserung der Lehre sicher notwendig. In Anbetracht der Zahlen-Verhältnisse kann man aber wohl mit Recht fragen, ob der aktuelle Ansatz nicht viel zu kurz greift. Vor allem die Grundfinanzierung der Hochschulen müsste endlich auf eine bessere Basis gestellt werden. Gute Lehre muss in der Breite gefördert werden und nicht nur an einigen "Leuchtturm"-Hochschulen (was als Ausdruck im Rahmen der Exzellenzinitiative geprägt wurde).
Die GEW schlägt dazu – angelehnt an die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – eine "Deutsche Lehrgemeinschaft" vor, die Innovationen in Lehre und Studium durch die Vergabe von Drittmitteln fördern solle.
Kai Gehring, hochschulpolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion, schlägt vor, dass bei einer möglichen Neuauflage der (Forschungs-)Exzellenzinitiative auch die Lehre Kriterium sein solle: "Nur wer exzellente Leistungen in Forschung und Lehre erbringt, kann das Prädikat "Spitzen-Uni" erhalten."
Quellen und weiteres zum Thema
- Webseite zum Wettbewerb "Exzellente Lehre"
- Stifterverbandspräsident Arend Oetker zur Initiative (11.11.2008)
- "Dr. Oetker - kein Rezept für gute Lehre" (Pressemitteilung der GEW, 11.11.2008)
- Exzellente Lehre gibt es nicht für lau - Studentischer Dachverband kritisiert den Wettbewerb "Exzellenz in der Lehre" und die Unterfinanzierung der Lehre. (Pressemitteilung des fzs, 11.11.2008)