Gewinner und VerliererEliteunis, Teil 2
Eliteunis und Dass in der zweiten Runde nun sogar noch sechs Universitäten als "Eliteuni" gekürt wurden, dürfte auch regionalpolitische Gründe haben. Trotzdem bleibt es dabei, dass Zweidrittel der "Eliteunis" aus Baden-Württemberg und Bayern kommen. Nach den in der ersten Runde gekürten Unis aus München (TU und LMU) und der Uni Karlsruhe (TH) sind nun noch die Unis aus Heidelberg, Freiburg und Konstanz dazugekommen. Nicht aus diesen Bundesländern sind lediglich die RWTH Aachen, die FU Berlin sowie die Uni Göttingen.
Ausgeschüttet werden im Rahmen der Exzellenzinitiative insgesamt 1,9 Mrd. Euro - über fünf Jahre verteilt und auf drei Fördertöpfe verteilt (neben der Förderung von "Eliteunis" gibt es noch zwei andere, dazu mehr weiter unten).
Was wird aus den Hochschulen, die ihren Ruf nicht vergolden können? (Bild © Scott Maxwell - Fotolia.com)
Übrigens wäre der Gedanke verfehlt, die anderen Hochschulen seien "schlecht". In Deutschland ist der Unterschied der Universitäten trotz allem noch weit geringer als bspw. in den USA. Gerade die Exzellenzinitiative könnte das langfristig zwar ändern. Weniger noch wegen des Geldes (die vergebenen Summen bleiben im internationalen Vergleich relativ bescheiden), als wegen des Marketing-Effektes für die gekürten Hochschulen.
Als "einfacher" Student hat man nur begrenzt etwas vom Etikett "Eliteuni". Die Förderung bezieht sich auf die Forschung. Die Lehre kann trotzdem relativ schlecht sein. Überhaupt sollte man den "Ruf" einer Hochschule nicht überbewerten. Es kommt vor allem auf die eigenen Interessen und Schwerpunkte an, welche Hochschule am Ende wirklich die beste für den/die individuelle StudentIn ist.
Oder wie es der Soziologe Münch in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE ausdrückt: "Die Masse der Studenten hat aber [von der Exzellenzinitiative] eher Nachteile, weil ihre Professoren durch den erheblichen Aufwand ja zunehmend von der Exzellenzinitiative absorbiert werden: Sie müssen noch mehr Anträge schreiben als bisher, sich vor Hochschulgremien rechtfertigen und die Forschungsarbeit evaluieren. Umso weniger Zeit haben die Dozenten für ihre Studenten."
Förderung nicht nur für Eliteunis
Neben der Förderung der "Zukunftskonzepte zur universitären Spitzenforschung" (="Elite-Uni") mit jeweils 21 Millionen pro Uni und Jahr (für fünf Jahre) gibt es zwei weitere Förderlinien: Den für "Exzellenzcluster" (6,5 Mio. pro Jahr und Cluster) und den für Graduiertenschulen (1 Mio. pro Jahr und Schule). Von diesen Mitteln geht auch einiges an die "Eliteunis", die (mit extra Anträgen) auch hier Gelder abgreifen konnten.
Im folgenden die Liste der Hochschulen, die für Exzellenzcluster (erste Zahl in der Klammer) und Graduiertenschulen (zweite Zahl) Förderung erhalten sollen. Die Liste ist alphabetisch nach dem Namen der Stadt geordnet, in dem sich jeweilige Universität angesiedelt ist:
Uni Bayreuth (- / 1)
FU Berlin (2 / 2)
HU Berlin (1 / 2)
TU Berlin (1 / -)
Uni Bielefeld (1 / 1)
Uni Bonn (0 / 1)
Uni Bremen (1 / 1)
TU Darmstadt (1 / 1)
Uni Erlangen-Nürnberg (1 / -)
Uni Frankfurt/Main (1 / -)
Uni Hamburg (1 / -)
Uni Hannover (1 / -)
Uni Jena (- / 1)
Uni Kiel (1 / 1)
Uni Köln (1 / -)
Uni Leipzig (- / 1)
Uni Lübeck (- / 1)
Uni Mainz (- / 1)
Uni Münster (1 / -)
Uni des Saarlandes (1 / 1)
Uni Stuttgart (1 / 1)
Uni Tübingen (1 / -)
Uni Ulm (- / 1)
Ergänzend sollte man sich die entsprechenden Listen aus der ersten Runde anschauen, komplett gibt es diese beim BMBF.
Unterschiedliche Reaktionen
Bundesforschungsministerin Schavan fand erwartungsgemäß lobende Worte: "Die Exzellenzinitiative schreibt Wissenschaftsgeschichte. Die Forschung an den deutschen Universitäten befindet sich auf einem internationalen Erfolgskurs. Ich bin davon überzeugt, dass mit diesen beiden Runden der Exzellenzinitiative ein großer Schritt in der Weiterentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems ermöglicht wurde."
Ganz anders äußert sich der studentische Dachverbande fzs. Kritisiert wird, dass die Hochschulen, die seit Jahren viele Drittmittel für die Forschung erhielten, so noch mehr Gelder bekämen, der Rest jedoch abgehängt werde. Gefordert werden stattdessen mehr Investitionen in die Lehre. "Wenn man einmal hochrechnet, sind diese 1,9 Milliarden Euro soviel Geld, wie 100.000 Studierende den Staat für ihr ganzes Studium kosten. Gerade vor dem Hintergrund knapper Studienplätze und den zu erwartenden staken Abiturjahrgängen der nächsten Jahre wäre das Geld hier weitaus besser angelegt als in der Konstruktion von Leuchttürmen in der Hochschullandschaft", verurteilt fzs-Vorstand Florian Hillebrand die Fehlinvestitionen scharf.
Weitere Berichte zu den Themen "Eliteuni" und "Exzellenz" bei Studis Online
- Exzellenzinitiative: Elite-Unis konzentrieren sich auf wenige Regionen (12.01.2007, Ergebnisse der Vorauswahl der zweiten Runde)
- Exzellenzinitiative: Noch mehr Eliteunis gesucht (12.01.2007, Bewerber für die zweiten Runde)
- Exzellenzwettbewerb: Sinn und Unsinn Eliteuni (14.10.2006, Bekanntgabe der Gewinner der ersten Runde)
- Eliteunis: Expertenkommission legt erste Vorauswahl vor (21.01.2006)
Berichte bei anderen und Quellen
- Das Bundesministerium für Bildung und Foschung informiert zur Exzellenzinitiative (mit Liste aller "Gewinner")
- "Der Elite-Wettbewerb schwächt die Hochschulen" (SPIEGEL ONLINE, 19.10.2007)
- "Unsere Stärke ist die Breite" - Eliteforscher Hartmann prophezeit eine zweigeteilte Universitätslandschaft mit einem ungleichen Wettbewerb (taz-Interview, 14.10.2006)