HochschulpolitikWie teuer Studiengebühren und Studium auf Pump werden
Wissenschaftssenator Dräger hat schon seit Jahren Propaganda für "sein" Modell gemacht. Vor einigen Wochen hieß es dann, dass darüber auch mit der bundeseigenen KfW Bankengruppe gesprochen wurde und bald ein detaillierteres Modell präsentiert würde.
Worst Case
Am Wochenende meldete die Presseagentur dpa, dass "Modelle der staatlichen KfW-Bankengruppe und interne Berechnungen der Bundesregierung" ergeben, dass bei einem zehnsemestrigen Studium, dass voll durch Darlehen finanziert würde, bis zu 126000 Euro zurück zu zahlen seien. Dabei müsste 27 Jahre lang jeden Monat 350 Euro zurückgezahlt werden.
Das ganze ist ein Worst-Case-Szenario. Es wurde dabei wahrscheinlich davon ausgegangen, dass vom Staat keinerlei Bürgschaften übernommen und die Zinsen nicht ermäßigt werden. Selbst bei besseren Konditionen und Bürgschaften würde sich bei 10 Semester Studium laut dieser Quelle ein Schuldenberg von 65 000 bis 90 000 Euro anhäufen (abhängig u.a. noch von der Höhe der zu erwartenden Zinsen).
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wollte diese Zahlen weder bestätigen noch dementieren. Natürlichen seien im Ministerium Überlegungen im Gange. Aber: "Der Ball ist bei den Ländern", so ein Sprecher des BMBF zu Studis Online. Der Bund käme - so ja auch der Tenor des Urteils des Bundesverfassungsgerichts - erst wieder ins Spiel, wenn es zu sozialen Verwerfungen oder starken Wanderbewegungen der Studierenden komme.
Details möglicher Studiendarlehen noch unklar
Die KfW hat im Laufe des Tages bestätigt, dass sie an einem Kreditprogramm arbeite. Es solle - wenn möglich - sogar schon im kommenden WiSe 2005/2006 verfügbar sein. Das monatliche Darlehen könne bis zu 650 Euro betragen. Offenbar will die KfW sich noch mit Bund und Ländern verständigen. Solange sind alle vorgestellten Zahlen (u.a. bei der KfW einsehbar) reine Modelle mit diversen Annahmen zu Bürgschaften und Zuschüssen des Staates.
Einige bisher von Gebührenbefürwortern präsentierten Darlehens-Modelle - z.B. von Wissenschaftsminister Dräger oder dem BDI - konnten nur deswegen schönere Zahlen präsentieren, weil sie einige günstige Annahmen machten. So war die Höhe des Darlehens verglichen mit den Zahlen der Sozialerhebung des Studentenwerks nicht bedarfsdeckend - jedenfalls in teuren Städten. Desweiteren wurde von Bachelor-Studiengängen mit 6 Semester Studiendauer ausgegangen. In Wahrheit also könnten sich Menschen aus finanzschwachen Familien nur noch ein Bachelor-Studiengang leisten - oder müssten sich stark verschulden.
Nimmt man jedoch an, es gibt Kredite für die Dauer eines konsekutiven Bachelor-Master-Studiengangs (i.a. 10 Semester), bei denen Staat als Bürge einspringt und günstigere Zinsen ermöglicht, so sieht man am Worst Case-Szenario, dass es auch für den Staat nicht gerade günstig wird.
Und das heißt: So was wird es bei der aktuellen Finanzlage der Länder nicht geben. Dass die Länder bürgen müssen, ergibt sich allein daraus, dass diese die Gebühren einfürhen wollten - und laut Bundesverfassungsgericht durchaus auch für die soziale Ausgewogenheit sorgen müssen. Es bleibt abzuwarten, wie diese schließlich erreicht werden soll oder ob eher eine Umdefinition dessen stattfindet, was noch ausreichend ist. Vielleicht nur ein Kurzstudium?
Rückblick: Früher war auch CDU gegen reine Darlehensfinanzierung
Im Zusammenhang mit all den diskutierten Darlehensmodellen dürfte es interessant sein, daran zu erinnern, dass vor ungefähr 10 Jahren auch die CDU noch mehrheitlich gegen derartige Modelle war. Ex-Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) wollte das BAföG auf Volldarlehen umstellen und war schließlich am Widerstand der Länder gescheitert, da die Schuldenberge zu hoch erschienen. BAföG ist daher immer noch zur Hälfte ein Zuschuss, der Darlehensanteil zinsfrei und bei 10 000 Euro gedeckelt (selbst wenn man mehr bekommen hat, muss man höchstens 10 000 Euro zurückzahlen).
Worst Case
Am Wochenende meldete die Presseagentur dpa, dass "Modelle der staatlichen KfW-Bankengruppe und interne Berechnungen der Bundesregierung" ergeben, dass bei einem zehnsemestrigen Studium, dass voll durch Darlehen finanziert würde, bis zu 126000 Euro zurück zu zahlen seien. Dabei müsste 27 Jahre lang jeden Monat 350 Euro zurückgezahlt werden.
Das ganze ist ein Worst-Case-Szenario. Es wurde dabei wahrscheinlich davon ausgegangen, dass vom Staat keinerlei Bürgschaften übernommen und die Zinsen nicht ermäßigt werden. Selbst bei besseren Konditionen und Bürgschaften würde sich bei 10 Semester Studium laut dieser Quelle ein Schuldenberg von 65 000 bis 90 000 Euro anhäufen (abhängig u.a. noch von der Höhe der zu erwartenden Zinsen).
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wollte diese Zahlen weder bestätigen noch dementieren. Natürlichen seien im Ministerium Überlegungen im Gange. Aber: "Der Ball ist bei den Ländern", so ein Sprecher des BMBF zu Studis Online. Der Bund käme - so ja auch der Tenor des Urteils des Bundesverfassungsgerichts - erst wieder ins Spiel, wenn es zu sozialen Verwerfungen oder starken Wanderbewegungen der Studierenden komme.
Details möglicher Studiendarlehen noch unklar
Die KfW hat im Laufe des Tages bestätigt, dass sie an einem Kreditprogramm arbeite. Es solle - wenn möglich - sogar schon im kommenden WiSe 2005/2006 verfügbar sein. Das monatliche Darlehen könne bis zu 650 Euro betragen. Offenbar will die KfW sich noch mit Bund und Ländern verständigen. Solange sind alle vorgestellten Zahlen (u.a. bei der KfW einsehbar) reine Modelle mit diversen Annahmen zu Bürgschaften und Zuschüssen des Staates.
Einige bisher von Gebührenbefürwortern präsentierten Darlehens-Modelle - z.B. von Wissenschaftsminister Dräger oder dem BDI - konnten nur deswegen schönere Zahlen präsentieren, weil sie einige günstige Annahmen machten. So war die Höhe des Darlehens verglichen mit den Zahlen der Sozialerhebung des Studentenwerks nicht bedarfsdeckend - jedenfalls in teuren Städten. Desweiteren wurde von Bachelor-Studiengängen mit 6 Semester Studiendauer ausgegangen. In Wahrheit also könnten sich Menschen aus finanzschwachen Familien nur noch ein Bachelor-Studiengang leisten - oder müssten sich stark verschulden.
Nimmt man jedoch an, es gibt Kredite für die Dauer eines konsekutiven Bachelor-Master-Studiengangs (i.a. 10 Semester), bei denen Staat als Bürge einspringt und günstigere Zinsen ermöglicht, so sieht man am Worst Case-Szenario, dass es auch für den Staat nicht gerade günstig wird.
Und das heißt: So was wird es bei der aktuellen Finanzlage der Länder nicht geben. Dass die Länder bürgen müssen, ergibt sich allein daraus, dass diese die Gebühren einfürhen wollten - und laut Bundesverfassungsgericht durchaus auch für die soziale Ausgewogenheit sorgen müssen. Es bleibt abzuwarten, wie diese schließlich erreicht werden soll oder ob eher eine Umdefinition dessen stattfindet, was noch ausreichend ist. Vielleicht nur ein Kurzstudium?
Rückblick: Früher war auch CDU gegen reine Darlehensfinanzierung
Im Zusammenhang mit all den diskutierten Darlehensmodellen dürfte es interessant sein, daran zu erinnern, dass vor ungefähr 10 Jahren auch die CDU noch mehrheitlich gegen derartige Modelle war. Ex-Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) wollte das BAföG auf Volldarlehen umstellen und war schließlich am Widerstand der Länder gescheitert, da die Schuldenberge zu hoch erschienen. BAföG ist daher immer noch zur Hälfte ein Zuschuss, der Darlehensanteil zinsfrei und bei 10 000 Euro gedeckelt (selbst wenn man mehr bekommen hat, muss man höchstens 10 000 Euro zurückzahlen).
Eure Meinung? Was sagt Ihr allgemein zu Studiengebühren? Wie fandet Ihr die bisherigen Protestformen bei Euch und anderswo? In unserem Forum könnt Ihr das und andere Themen diskutieren. » Zum Forum Studium (allgemein) |
- Quellen
- KfW-Pressemitteilung zu Plänen (31.01.2005)
- KfW will Studiengebühren vorfinanzieren (ftd.de, 31.01.2005)
- Studieren auf Volldarlehen wird teuer (dpa-Meldung bei news.de, 30.01.2005)
- Mehr bei Studis Online
- Übersicht Studiengebühren in den einzelnen Bundesländern (ständig aktualisiert)
- Studiengebühren und soziale Gerechtigkeit (Diskussionsbeitrag)
- Politiker planen Gebühren - Studierende planen Proteste (29.01.2005)
- Bundesverfassungsgericht erlaubt Studiengebühren (26.01.2005)
- 500 Euro Studiengebühren "eine Hausnummer" (20.01.2005)
- Sollen Hochschulen über Studiengebühren entscheiden? Studierende kündigen Proteste an (17.01.2005)
- Bankkredite für Studiengebühren und Lebensunterhalt? (12.01.2005)
- "Die Auseinandersetzung um Studiengebühren ist primär eine politische, keine juristische" (Interview mit dem früheren ABS-Geschäftsführer Klemens Himpele, 15.11.2004)